Die Geschichte der spanischen Stadtentwicklung sowie die Bauformen, Grundrisse und Stadtstrukturen sind durch drastische Herrschaftswechsel, einhergehend mit vielfältigen Stilen von Religionen und Kulturen, geprägt. Diese Hausarbeit behandelt, im Rahmen des regionalgeographischen Seminars "Spanien" die spanische Stadtentwicklung, beginnend in der Zeit der Römer, bis hin in die Postmoderne. Auf eine rein deskriptive Reproduktion der Stadtentwicklung wird hierbei verzichtet. Stattdessen wird die Stadtentwicklung in den kulturraumspezifischen und historischen Kontext eingebettet. Weiterhin fließen politische und bevölkerungsrelevante Entwicklungen ein.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Stadtentwicklung in der Römerzeit
3 Die Stadtentwicklung im Mittelalter
3.1 Die islamisch-maurische Stadt
3.2 Die Kastilische Stadt
4 Die Stadtentwicklung in der frühen Neuzeit
5 Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert
6 Die Verstädterung und Suburbanisierung
7 Postmoderne Entwicklungen im Städtebau
8 Die Stadtentwicklung in Spanien
9 Literaturverzeichnis
10 Anhang
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Römer. (Cuncliff & Keay, 1994, S. 25)
Abbildung 2: Der Grundriss der römischen Stadt (Cuncliff & Keay, 1994, S. 378)
Abbildung 3: Bebauungsplan der Ensanches von Barcelona 1859-1975. (Breuer, 2008, S. 180)
Abbildung 4: Das Römische Reich im Jahr 395 n. Chr. (Bengtson & Milojcic, 1954)
Abbildung 5: Die maurische Eroberung von 750-1037. (Bischoff, 2009: 158)
Abbildung 6: Römisches Aquädukt von Segovia (Vilar, 2005, S. 13)
Abbildung 7: Aufbau der islamisch-orientalischen Stadt. (Diercke & Thomas, 2015)
Abbildung 8: Die Stadtentwicklung in Madrid (Breuer, 2008, S. 190)
Abbildung 9: Grad der Urbanisierung 1960-2019 (Eigene Darstellung, Daten: United Nation Population Division)
II. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die Stadtentwicklung in Spanien. Eigene Darstellung
1 Einleitung
Die Geschichte der spanischen Stadtentwicklung sowie die Bauformen, Grundrisse und Stadtstrukturen sind durch drastische Herrschaftswechsel, einhergehend mit vielfältigen Stilen von Religionen und Kulturen, geprägt. Diese Hausarbeit behandelt, im Rahmen des regionalgeographischen Seminars „Spanien“ die spanische Stadtentwicklung, beginnend in der Zeit der Römer, bis hin in die Postmoderne. Auf eine rein deskriptive Reproduktion der Stadtentwicklung wird hierbei verzichtet. Stattdessen wird die Stadtentwicklung in den kulturraumspezifischen und historischen Kontext eingebettet. Weiterhin fließen politische und bevölkerungsrelevante Entwicklungen ein.
2 Die Stadtentwicklung in der Römerzeit
Spanien wurde bereits sehr früh in der Altsteinzeit besiedelt. (Vilar , 2005, S. 12) Der Beginn der eigenständigen iberischen Kultur und somit des Städtebaus wird jedoch auf die Römerzeit datiert. Die Ausbreitung des römischen Reichs ist auf Abb.5 zu erkennen. Ende des 3. Jhd. v. Chr. erobern sie vornehmlich den Osten, den Süden und die Mitte Spaniens, demzufolge Gebiete im Süden der horizontal verlaufenden Grenze, entlang Zaragoza, Toledo, und Merida. Siehe Abb.1 (Meyer, 2001, S. 33). Grund für die römische Besiedlung des heutigen Spaniens war das Erz- und Kohlevorkommen, das das römische Reich versorgte. (Vilar , 2005, S. 14) Infolgedessen entstanden, als Sitz der Verwaltungsorgane der römischen Besatzung, eine Vielzahl von Städten und Bauten, die bis heute erhalten sind. Zu den bekanntesten Städten zählen unter anderem: Zaragoza (Caesare Augusta), Mérida (Emerita Augusta), Tarragona (Tarraco), Braga (Bracara Augusta) und Léon (Legio). Infrastrukturell wurde die Halbinsel daher mit Straßen, Kanalisation und Trassen ausgestattet, die nachhaltig die Grundlage großer Fernstraßen bildeten. (Breuer, 2008, S. 25)
Inspiriert durch das Muster der antiken, griechischen Stadt Polis und basierend auf dem Hippodamischen Schema, bildete das orthogonale Straßennetz mit Cardo - der Nord-Süd- und Decumanus- der Ost-West-Hauptverkehrsachse - das städtebauliche Raster der Stadt. Das Zentrum der Stadt stellte der Marktplatz ( forum ) dar, der meist von Tempeln, Thermen und öffentlichen Gebäuden umgeben war. Die typischen, schachbrettartig angeordneten Wohnblocks ( insulae ), sowie die, zu den Straßenachsen parallel verlaufenden Stadtmauern, entsprachen dem Standard der römischen Stadt. (Zanker, 2014, S. 101) Siehe Abb.2. Die Versorgung mit Trinkwasser wurde über Aquädukte sichergestellt, die heute beispielsweise noch bei Merida in Segovia als Ruinen erkennbar sind. Siehe Abb.7. Nachvollziehbar sind diese Strukturen heute in Stadtfundamenten, Ruinen römischer Bauten, Städtenamen und -systemen. (Böhme, 2008, S. 68)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung2: Der Grundriss der römischen Stadt (Cuncliff & Keay, 1994, S. 378)
Mit dem Zusammenbruch des Weströmische Reichs im 5. Jahrhundert, eroberten die Westgoten das Land. (Böhme, 2008, S. 68) Städtebaulich fanden in dieser Zeit jedoch keine nennenswerten Umstrukturierungen oder Innovationen statt. (Meyer, 2001, S. 33)
3 Die Stadtentwicklung im Mittelalter
Das spanische Mittelalter war von Machtkämpfen des Religionskriegs, zwischen islamischen Mauren und Christen geprägt. Daher differenziert man zwischen zwei mittelalterlichen Städten – der islamisch-maurischen und der kastilischen Stadt - auf die im Folgenden eingegangen wird. (Breuer, 2008, S. 177) Die kaum besiedelte Zone, zwischen maurischem und kastilischem Gebiet, auch als Nordmeseta bekannt, umfasste das Land von Altkastilien und Leòn. (Meyer, 2001, S. 33)
In dieser mittelalterlichen Epoche, zwischen dem 11. Und 16. Jahrhundert, entstand zudem der weit verbreitete, islamisch-christliche Mischstil Mudèjar, mit architektonischen Bauelementen beider Kulturen.
3.1 Die islamisch-maurische Stadt
Das Ende des Westgotenreichs wurde im Jahr 711 besiegelt, als die arabische Invasion von Nordafrika über die Meerenge von Gibraltar vorstieß und den Großteil der iberischen Halbinsel eroberte (Bernecker, 2012, S. 10). Siehe Abb.6. Lediglich im Norden des Landes konnten kleinere Bergstämme in unzugänglichen Gebirgsregionen von Galicien bis zu den Pyrenäen Wiederstand leisten. Durch die schwere Zugänglichkeit dieser Gebiete, lassen sich in diesen Regionen insgesamt kaum Fremdeinflüsse feststellen. (Breuer, 2008, S. 26)
Bau- und Nutzungsweisen der Stadt waren detailliert in einem religiösen Gesetzeswerk geregelt. Eine Besonderheit der islamisch-spanischen Stadt, stellten Unregelmäßigkeiten im Grundriss dar, die auf nachträgliche Wachstumsprozesse der Stadt schließen lassen. (Rother, 1993, S. 127) Grundsätzlich war das typische islamische Grundrissmodell der Altstadt konzentrisch angelegt. Der Aufbau der Kernstadt (medina) war vom starken Bedürfnis nach Schutz- und Privatheit geprägt.(Lichtenberger, 1998, S. 62)Stadtmauern (sur) umgaben die Altstadt und die Hauptachsen führten durch das Zentrum und verbanden weitmaschig die beiden Stadttore. Von ihnen gingen zweigartig Sackgassen aus, die Wohnraum erschlossen und durch ihre Abgegrenztheit, das Schutzbedürfnis unterstrichen. Vor der Stadtmauer lagen die Vororte (Arrabales).
Typisch für diesen Stadttyp ist die strenge Unterteilung in Wohnviertel, die durch Eingangstore abgegrenzt waren. Siehe Abb.8. Diese wurden grundsätzlich nach Religion und Nationalität der Bewohner unterteilt und verfügten jeweils über ein kleines Subzentrum mit einer Moschee, lokalem Markt und einen Friedhof. In jedem dieser Viertel war das gesamte Spektrum sozialer Schichtung vertreten.(Heineberg, 2016, S. 313-315)
Durch die, um Innenhöfe gruppierten, zweigeschossigen, aus Lehmziegeln bestehenden Flachdachbauten, deren Außenfassaden, durch die Fensterlosigkeit abweisend wirkten, wurde das Leitmerkmal der Intimität zusätzlich verdeutlicht. Die Innenhöfe präsentierten typisch maurische, architektonische Elemente, wie verzierte Säulen, Ornamente und Bögen, die sich teilweise heute noch in Andalusischen Städten finden lassen.(Böhme, 2008, S. 69)Einzige Ausnahme bildeten die Judenviertel, deren Häuser, Balkone und Fenster, unter anderem an der Außenseite, aufwiesen.
Im Zentrum der Kernstadt befand sich der, für die islamische Kultur charakteristische, Mittelpunkt von Handel, Handwerk und Wirtschaft – der Bazar (suq). In Teilen überdacht, zeichnete er sich durch seine Branchensortierung und fest installierten Stände und Geschäfte aus. Nebenan befand sich die Haupt- oder Freitagsmosche (masdjid al-dja-mi).(Heineberg, 2016, S. 313-315)Die wohl bekannteste, heute noch erhaltene Hauptmosche, die 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, ist die Mezquita-Cathedral de Córdoba. Wie im Namen bereits erkennbar, erfuhr sie später, mit der christlichen Wiedereroberung des Landes, Umstrukturierungsmaßnahmen. Neben der Mosche befand sich die befestigte Residenz (al-kasr). (Troll, 1960, S. 51)
Die Mauren bauten, von den Römern errichtete Städte weiter aus und gründeten neue Städte. Cordoba etablierte sich zur Hauptstadt des maurischen Emirats, gleichzeitig zu einem prominenten religiösen Zentrum und zum Mittelpunkt der zivilisierten Welt. Die Besonderheit der damals größten Stadt Europas bestand im überwiegend friedlichen Zusammenleben von Moslems, Juden und Christen.
Durch die Europäisierung und Verchristlichung der Islamischen Stadt, sind bauliche Details heute nur noch als Relikte vorhanden. Im Grund- und Aufriss einiger spanischer Städte, wie Sevilla, Toldeo, Granada und Almería, lassen sich jedoch bis heute Spuren der islamisch-maurischen Epoche erkennen. (Vilar , 2005, S. 19) Besonders in Städten südlich des Flusses Tajo, sowie an der Ostküste bis nach Aragonien gelegenen Städten sind Rudimente noch erkennbar, da die Mauren dort am längsten verweilten, während ihre Einflüsse im Norden nur marginal bestehen blieben. (Breuer, 2008, S. 177)
Resümierend, kristallisieren sich die ethnische Segregation, das Privatheit- und Schutzbedürfnis, sowie die kulturelle Komplexität, als Charakteristika der mittelalterlichen islamisch-maurischen Stadt heraus.
3.2 Die Kastilische Stadt
Die christlichen Nordstaaten des Landes formierten sich ab dem 8. Jahrhundert zum Wiederstand gegen die maurischen Potentate. Mit der Schlacht von Covadonga begann 722 die christliche Wiedereroberung des Landes – Reconquista, die vom 8. bis ins 15. Jahrhundert dauerte und mit der Eroberung Granadas 1492 endete. Statt religiösen Motiven, standen hierbei machtpolitische Ziele im Vordergrund. (Böhme, 2008, S. 70)
Im Zuge der Reconquista, fanden bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erste kastilische Wiederbesiedelungen ehemals maurischer Städte, sowie Stadtneugründungen statt. So in Burgos und Oviedo. (Meyer, 2001, S. 33)Im 10. Jahrhunderte eroberten sie sukzessive zunächst 1085 Toledo, dann 1118 Zaragossa und als Krönung wurde 1236 Córdoba gestürzt, womit weitere Stadtgründungen wie Salamanca einhergingen. Von hier an entwickelte sich Kastilien zur herrschenden Macht.(Meyer, 2001, S. 38)
Die christlich-mittelalterliche Stadt zeichnet sich durch ihre Kompaktheit, unregelmäßige Bebauung und funktionale Durchmischung aus. (Klein , 1988, S. 106) Auf einem Bergsporn gelegen, thronte die kastilische Stadt über einem Flusstal, von einer schützenden Stadtmauer umgeben. Diese erweiterte sich im Hochmittelalter teilweise durch einem weiteren Mauerring.(Breuer, 2008, S. 177)Im Schutz der Mauern drängten sich Regierung, Militär, Adel, Verwaltung, Kaufleute und Handwerker, deren Wohnraum eine räumliche Trennung erfuhr.
Das wichtigste städtebauliche Element, im Zentrum der Stadt, stellt der, von Arkadengängen umgebene und meist rechteckig angelegte Plaza Mayor dar. Die Gänge beherbergten den Einzelhandel des Marktes, der teilweise heute noch zu diesem Zweck genutzt wird. Die wirtschaftliche und religiöse Wichtigkeit des Platzes wird durch Kirchen oder Klosteranlagen, sowie repräsentativen Verwaltungsgebäuden unterstrichen. (Breuer, 2008, S. 177) Ursprünglich entstand der Plaza Mayor außerhalb der Stadt und wurde erst mit der Zeit, durch das zunehmende Stadtwachstum von der Stadt umschlossen. (Meyer, 2001, S. 40)
Im Laufe der Zeit verschmolzen einzelne Stadtteile miteinander und die Stadt erweiterte sich zellenartig durch ihre Vororte (Arrabales). Die kastilische Stadt bildet die Grundlage vieler Städte in Spanien und erfuhr im Laufe der Jahrhunderte stetig Erweiterungen.(Meyer, 2001, S. 36)
Eine Besonderheit der Altkastilischen Stadt stellt die Entwertung sowie der Bedeutungsverlust der Burg dar, gegensätzlich zu Entwicklungen italienischer oder griechischer Städte. Währenddessen behielt der Plaza Mayor in der Altstadt, als Standort für Verwaltungsgebäude der Provinzhauptstädte sowie für den Handel, seine Bedeutung. Weiterhin ist ein konservatives Muster, der sozioökonomischen Verteilung im Raum zu verzeichnen, dass mit der Oberschicht im Zentrum und der Unterschicht in stadtrandlich gelegenen Industriegebieten, ein Kern-Rand-Gefälle aufweist. Im weiteren zeitlichen Verlauf erlebten die Altkastilischen Städte kaum Auswirkungen der Industrialisierung, was diese Region deutlich von anderen spanischen Regionen, wie Mittelmeerregionen, Asturien oder Kantabrien differenziert.(Breuer, 2008, S. 178)Heutzutage sind die Eigenschaften der kastilischen Stadt klar erkennbar. (Klein , 1988, S. 106)
4 Die Stadtentwicklung in der frühen Neuzeit
Mit dem Ende der Reconquista, der Vereinigung von Kastilien und Aragon zu Spanien und der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus - die den Beginn der Kolonialzeit einläutete - verzeichnete Spanien im 16. Jahrhundert, riesige wirtschaftliche Erfolge, womit funktionale und bauliche Umstrukturierungen der Städte einhergingen. In dieser schöpferischen Epoche war Spanien - getrieben von seinem Expansionsstreben - Antrieb für den ökonomischen Wandel, der in die moderne Welt führte. (Vilar , 2005, S. 58) (Meyer, 2001, S. 39)
Die ab Mitte des 15. Jahrhunderts bestehende Stadt, zeichnete sich durch einen regelmäßigen Stadtgrundriss, rechtwinklige Straßenkreuzungen und einheitlichen Balkonen aus. Die funktionale Gliederung des Mittelalters erlebte eine Durchmischung wohingegen das Stadtbild der Altstadt unverändert blieb. Eine Besonderheit in dieser Zeit, stellten die Unterschiede in der Dichte der Straßennetze, zwischen dem Norden und dem Süden des Landes dar. Während der Norden Spaniens damals eine höhere Dichte als der Süden aufwies, kann man heute Gegenteiliges beobachten. Kennzeichnend für diese, von Glauben und Religion dominierte Zeit, wurden zahlreiche Kirchen und Klöster erbaut. Ebendiese waren, neben einem zentralen Platz, typische Elemente der Stadt. Repräsentativ für den zeitlichen Umbruch stand der Funktionswandel der Stadtmauer, die nun nicht mehr als Verteidigungsinstanz, sondern als räumliche Abgrenzung zwischen Stadt und Land diente. Infolgedessen erfolgte die Erweiterung der Städte am Fuße des Hanges. Alte Handwerksviertel entwickelten sich zu Wohnvierteln der Oberschicht. Bischofsstädte wie Tarazona oder Burgos, zeichneten sich durch Kathedralen und einen hohen Bevölkerungsanteil an Geistlichen, aus.(Meyer, 2001, S. 38 ff.)
Erstmals wurde ein gemeinsam-organisiertes System geschaffen (Meyer, 2001, S. 41), indem sich jede Stadt auf ein bestimmtes produzierendes Gewerbe spezialisierte. Das „Bevölkerungswachstum, der Aufschwung der Landwirtschaft, die Spezialisierung der Wollproduktion, die Erneuerung des Binnenhandels und die Beteiligung am internationalen Handel“(Vilar , 2005, S. 60) trieben diese Entwicklungen an.
Das Goldene Jahrhundert wirkte sich auch auf die Architektur aus. Der Symmetrie-betonte Stil der Renaissance, verband isabellinisch-gotische Elemente mit maurischen Einflüssen. (Meyer, 2001, S. 40) Dieser Platereske Stil ist beispielsweise in der Kathedrale von Salamanca zu finden. Charakterisiert durch die Vermischung von Malerei, Kunst und Architektur, brachte der klassizistische Barock zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert eine unregelmäßige Bauform nach Spanien, die sich in verzierten Hausfassaden und Balkonen manifestierte. Überdies spielte die Gotik insbesondere in der Architektur der Kathedralen eine Rolle, wovon die Kathedrale von Granada ein edler Zeuge ist.(Böhme, 2008, S. 71 ff.)
Zu schnell war jedoch der Aufstieg, als das der Erfolg auf gesichertem Boden stand. Religiöse Vertreibungen, die spanische Inquisition und absolutistische Herrscher (Meyer, 2001, S. 42) sowie der Rückgang des Zustroms von Edelmetallen, bedeuteten den Machtverlust der einzelner Städte, den Funktionsverlust des Militärs und damit den Niedergang im 17. Jahrhundert. (Vilar , 2005, S. 58 ff.) Infolgedessen wurde das produzierende Gewerbe gebremst, und Hauptstadt- und Residenzfunktionen verloren an Bedeutung. Die Stadtentwicklung stagnierte und bedeutende Städte zerfielen. Auch politisch fanden Umstellungen statt. So wurde die Provinzstadt Madrid, aufgrund der besseren Expansionsmöglichkeiten, die man sich von dort aus versprach, zur neuen Hauptstadt ernannt.(Böhme, 2008, S. 71 ff.)
Das 18. Jahrhundert brachte, mit fortschreitender Säkularisierung, Aufklärung, und Abschaffung der Ständegesellschaft in Europa, sowie einem beträchtlichen Bevölkerungswachstum, den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes sowie die Wiedereingliederung in die moderne Welt mit sich, wobei die Spuren des Verfalls in Spanien allgegenwärtig waren. (Vilar , 2005, S. 75 ff.)
Die frühe Neuzeit in Spanien zeichnete sich durch den Höhepunkt des Goldenen Jahrhunderts und den tiefen Fall der darauffolgenden Zeit aus. Die Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes an die Küsten, auf den Überseehandel, sowie die zentralistisch orientierte Politik bewirkten eine Auflösung der klassischen kastilischen Stadt sowie Unterschiede verschiedener Regionen(Meyer, 2001, S. 41)
5 Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert
Bis ins 19. Jahrhundert bestand in den europäischen, vorindustriellen Städten ein zentral-peripheres Gefälle. Alle wichtigen Funktionen waren zentral in der Stadt vertreten. Mit fortschreitend schnell wachsender Bevölkerung, wurde von Technik und Wirtschaft eine Weiterentwicklung verlangt, die in England beginnend, die Industrielle Revolution hervorrief. Diese nahm im europäischen Raum Fahrt auf, während Spanien den Anschluss an das industrialisierte Europa verlor. Wie sich im Nachhinein herausstellte, sollten die Erfolge der spanischen Kolonialzeit, die wirtschaftliche Motivation und den Innovationsgeist schwächen, die nötig gewesen wären, um die Industrialisierung in Spanien gleichermaßen voranzutreiben.(Breuer, 2008, S. 36)Nur zögerlich passte sich das Land den geistigen und materiellen Entwicklungen der Welt an.(Vilar , 2005, S. 10)So hinterließ diese wichtige Epoche der Weltgeschichte nur in großen, wirtschaftsstarken Städten Spaniens wie Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia sowie vereinzelt in spanischen Provinzhauptstädten wie León und Valladolid nennenswerte städtebauliche Spuren.(Breuer, 2008, S. 176 f.)1898 folgte zudem endgültig die Auflösung des spanischen Kolonialreichs.(Breuer, 2008, S. 38)
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