In dieser Hausarbeit wird die Relevanz von Außerschulischen Lernorten vorgestellt. Außerschulische Lernorte sind Thema der Pädagogik seit es die Schule als Institution gibt und "sind aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken". Vor diesem Hintergrund werden in dieser Arbeit die Chancen des außerschulischen Lernorts gegenüber dem konventionellen Unterricht aus der Schule vorgestellt. Um ein grundlegendes Verständnis zu den außerschulischen Lernorten zu vermitteln, wird der Begriff zunächst anhand von Beispielen definiert. Danach werden die vielfältigen Möglichkeiten und Chancen des Besuchs eines außerschulischen Lernorts präsentiert. Anschließend wird auf die Schwierigkeiten und Nachteile eingegangen. Dieses Kapitel schließt mit konkreten Qualitätskriterien eines guten außerschulischen Lernorts ab.
"Der Bauernhof bietet die Chance, Kenntnisse rund um das Thema Landwirtschaft zu vermitteln. Für Schüler*innen ist er der ideale Ort, um praktische Erfahrungen zu machen und Fähigkeiten erwerben zu können". Diese These macht deutlich, dass ein Bauernhof durch die Möglichkeit des Erwerbs praktischer Erfahrungen einen idealen außerschulischen Lernort darstellt. Daher wird im folgenden Kapitel explizit auf die Rolle und Möglichkeiten des Bauernhofs im Kontext des außerschulischen Lernen eingegangen. Bauernhöfe vermitteln insbesondere das Konzept von BNE, welches vor Allem auf der Bildungsebene in Schulen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Um den inhaltlichen Rahmen dieser Arbeit nicht zu übersteigen, wird BNE jedoch nicht zusätzlich definiert und als bekannt vorausgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhangverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Außerschulische Lernorte
2.1 Begriffserklärung und Beispiele
2.2 Möglichkeiten gegenüber dem schulischen Unterricht
2.3 Schwierigkeiten und Herausforderungen
2.4 Qualitätskriterien
3 Theoretische Grundlagen
4 Außerschulische Lernorte am Beispiel vom Schulbauernhof Hevensen
4.1 Der Bauernhof als außerschulischer Lernort
4.1.1 Unterrichtsanbindung
4.1.2 Ziele
4.1.3 Angebote und Möglichkeiten
4.2 Der Schulbauernhof Hevensen
4.2.1 Überblick
4.2.2 Leitbild
4.2.3 Pädagogisches Angebot
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Raus auf’s Feld oder ab in den Garten
Anhangverzeichnis
Anhang I: Auszug aus dem gymnasialen Kerncurriculum 5/6 für das Fach Erdkunde (Niedersächsische Kultusministerium 2015)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Außerschulische Lernorte sind Thema der Pädagogik seit es die Schule als Institution gibt und „sind aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken“ (Baar & Schönknecht 2018, 9). Vor diesem Hintergrund werden in dieser Arbeit die Chancen des außerschulischen Lernorts gegenüber dem konventionellen Unterricht aus der Schule vorgestellt. Um ein grundlegendes Verständnis zu den außerschulischen Lernorten zu vermitteln, wird der Begriff zunächst anhand von Beispielen definiert. Danach werden die vielfältigen Möglichkeiten und Chancen des Besuchs eines außerschulischen Lernorts präsentiert. Anschließend wird auf die Schwierigkeiten und Nachteile eingegangen. Dieses Kapitel schließt mit konkreten Qualitätskriterien eines guten außerschulischen Lernorts ab.
„Der Bauernhof bietet die Chance, Kenntnisse rund um das Thema Landwirtschaft zu vermit- teln. Für Schüler*innen ist er der ideale Ort, um praktische Erfahrungen zu machen und Fähigkeiten erwerben zu können“ (BLE 2020). Diese These macht deutlich, dass ein Bauernhof durch die Möglichkeit des Erwerbs praktischer Erfahrungen einen idealen außerschulischen Lernort darstellt. Daher wird im folgenden Kapitel explizit auf die Rolle und Möglichkeiten des Bauernhofs im Kontext des außerschulischen Lernen eingegangen. Bauernhöfe vermitteln insbesondere das Konzept von BNE, welches vor Allem auf der Bildungsebene in Schulen zunehmend an Bedeutung gewinnt (vgl. UNESCO 2014). Um den inhaltlichen Rahmen dieser Arbeit nicht zu übersteigen, wird BNE jedoch nicht zusätzlich definiert und als bekannt vorausgesetzt.
Um den Begriff des außerschulischen Lernorts praktisch anzuwenden, wird der Schulbauernhof Hevensen als Fallbeispiel herangezogen. Als Lernstandort des RUZ Hardegesen ist er in die außerschulische Bildungsarbeit miteinbezogen und repräsentiert ein Netzwerk zum Konzept von BNE (vgl. Internationaler Schulbauernhof Hardegesen gGmbH 2020a).
Daher bietet sich der Schulbauernhof als ideales Fallbeispiel für diese Hausarbeit an. Der Betrieb wird insbesondere in Bezug auf das Leitbild und die pädagogische Angebot vorgestellt. Ein abschließendes Fazit fasst die Ergebnisse zusammen und geht verschärft darauf ein, inwiefern Schulbauernhöfe als gute außerschulische Lernorte fungieren.
2 Außerschulische Lernorte
In diesem Kapitel wird zunächst erläutert, was der Begriff „außerschulische Lernort“ meint und welche Orte und Einrichtungen als mögliche Beispiele hierfür dienen. Im nächsten Schritt wird auf die Möglichkeiten eingegangen, welche ein außerschulischer Lernort im Gegensatz zu dem konventionellen Unterricht im Klassenzimmer bietet. Die verschiedenen Aspekte werden kurz genannt und die Vorteile herausgestellt. Das darauffolgende Teilkapitel macht deutlich, inwiefern es jedoch Schwierigkeiten beim Anbinden und Organisieren von außerschulischen Lernorten gibt. Sind die Vor- und Nachteile herausgestellt, werden jene Qualitätskriterien genannt, welche einen guten außerschulischen Lernort ausmachen. Diese Kriterien werden dem Niedersächsischen Kultusministerium entsprechend in Leitbild, Personal, Bildungsangebote, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Infrastruktur gegliedert (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
2.1 Begriffserklärung und Beispiele
Insbesondere im Kontext der Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahrhunderts, welche Kritik an der reinen Lern- und Buchschule äußerte, gewannen außerschulische Lernorte vermehrt an Bedeutung und sind Teil des heutigen Unterrichtsalltags (vgl. Baar & Schönknecht 2018). Daher wird in diesem Kapitel ebendieser Begriff erläutert, um ein grundlegendes Verständnis des außerschulischen Lernorts zu vermitteln.
Der Begriff „Außerschulische Lernort“ soll das schulische und außerschulische Lernen verbinden, indem Lernräume und Erfahrungsräume außerhalb des Klassenraums aufgesucht werden. Wichtig ist, dass der außerschulische Unterricht nicht vom schulischen Lernen isoliert wird, sondern elementar in einen erfahrungsorientierten Unterricht eingebettet wird (vgl. Messmer 2011).
Außerschulische Lernorte definieren sich weiterhin dadurch, dass sie auf die Selbsttätigkeit, bzw. Selbstständigkeit der Schüler*innen ausgerichtet sind und einfachen Zugang zu besonderen Aktions- oder Organisationsformen bieten (vgl. Wüthrich 2013).
An einem außerschulischen Lernort sollen die Schüler*innen lernen und Erfahrungen zu einem bestimmten Thema oder Sachverhalt sammeln. Diese Orte sollen darüber hinaus die Möglichkeit einer unmittelbaren Begegnung mit einem bestimmten Sachverhalt oder Lerngegenstand unter Realbedingungen geben (vgl. Wüthrich 2013). Man spricht von außerschulischem Lernen, wenn ebendiese Begegnungen bewusst oder unbewusst in den Lernprozess integriert sind und zu einem Kompetenzerwerb beitragen. An außerschulischen Lernorten findet dies unter Originalbedingungen statt, wenn der Lerngegenstand in eine natürliche, ursprüngliche Situation eingebettet ist. Beispiele für das Lernen in derartigen Situationen bieten Nationalparks, landwirtschaftliche Betriebe, Wälder, Bachläufe, Kraftwerke oder Denkmäler. Dem gegenüber stehen jene außerschulische Lernorte, an welchen einzelne Lerngegenstände oder Sachverhalte dekontextualisiert werden und in künstlicher Umgebung vorliegen. Diese Lernsituation lässt sich in Museen oder historischen Archiven finden (vgl. Messmer 2011).
Auf einer methodisch-didaktischen Ebene lassen sich die außerschulischen Lernorte nach ihrer Aufbereitung kategorisieren. Lernorte, welche durch fehlende Didaktisierung gekennzeichnet werden, sind nicht speziell für das Lernen und zur didaktischen Nutzung errichtet worden. Zu diesen gehören beispielsweise Altstädte oder Wirtschaftsbetriebe. Lernorte, die eigens für das Lernen und den Besuch von Schulklassen geschaffen wurden, haben ein ausgeprägtes und umfangreiches didaktisches Angebot. Lehrpfade, Lernlabore oder Science Centers spiegeln dies wider (vgl. Messmer 2011).
2.2 Möglichkeiten gegenüber dem schulischen Unterricht
Das außerschulische Lernen bietet viele Möglichkeiten, welche durch den üblichen Unterricht im Klassenzimmer in der Regel nicht gestellt werden. Zunächst gibt der außerschulische Lernort Raum, Primärerfahrungen unter realen und originalen Umständen zu sammeln. Während des Unterrichts in der Schule erhalten die Schüler statt der tatsächlichen Wirklichkeit nur einen abstrahierten und selektierten Ausschnitt. Die Unterrichtsmaterialien werden gefiltert, vereinfacht und an einen festgelegten zeitlichen Rahmen angepasst. Daran wird deutlich, dass ein außerschulischer Lernort eine intensivere Auseinandersetzung mit der realen Umwelt erlaubt, da er authentisch und nicht auf eine bestimmte Schulstunde zugeschnitten ist (vgl. Wüthrich 2013).
Im Gegensatz zum konventionellen Unterricht ist das Lernen an einem außerschulischen Lernort nicht auf das Hören und Sehen beschränkt. Durch ganzheitliches Erleben werden Lerninhalte mit allen Sinnen wahrgenommen, wodurch sich neue Wertevorstellungen und Haltungen entwickeln können (vgl. Wüthrich 2013). Weiterhin wird dafür gesorgt, dass das Erlernte tiefer verarbeitet wird und nachhaltig im Gedächtnis verankert bleibt (vgl. Meyer 2020). Von Bedeutung ist hierbei, dass neben den lebensnahen und anschaulichen Unterrichtsinhalten auch die Gefahr existiert, dass die Schüler*innen durch komplexe Raumstrukturen überfordert sind. Daher ist es wichtig, dass die Lehrkraft Hilfestellungen beim Beobachten gibt und die Aufmerksamkeit der Klasse auf einzelne Aspekte lenkt. So können explizite Fragestellungen und Arbeitshypothesen entwickelt werden, an welchen sich die Schüler*innen orientieren (vgl. Wüthrich 2013).
Das Lernen an außerschulischen Lernorten setzt „selbsttätiges, eigenverantwortliches und zielgerichtetes Handeln voraus“ (Wüthrich 2013, S.192). Die verschiedenen möglichen Lernorte bieten dabei in Form von Beobachten, Skizzieren, Messen, Anfassen, Kartieren, Bewerten etc. an, diese Eigenschaften zu fördern. Durch das eigenständige Arbeiten werden die Schüler*innen außerdem angeleitet, Probleme alleine zu lösen und sind somit nicht auf die Anleitung einer Lehrkraft beschränkt. Das intensive Auseinandersetzen mit dem Lerngegenstand führt dazu, dass die Schüler*innen komplexe, sowie neue Zusammenhänge erkennen und bereits vorhandenes Vorwissen einordnen. Die Unterrichtsthemen werden mit den gesammelten Erfahrungen in Verbindung gesetzt und durch gezielte Fragestellungen analysiert und bewertet. Dadurch wird die Isoliertheit theoretischer Inhalte aufgehoben und ein Bezug zwischen dem Vorwissen und den Erfahrungen der realen Lebenswelt hergestellt (vgl. Wüthrich 2013).
Das Lernen an einem außerschulischen Lernort kann vielfältige Themenspektren abdecken und bietet somit Raum für fächerübergreifenden Unterricht. Aus diesem Grund ist es in der Regel vorteilhaft, einen längeren Aufenthalt, beispielsweise mit Lehrer*innen verschiedener Fachrichtungen, zu besetzen. Dadurch wird der organisatorische Aufwand für einzelne Lehrkräfte reduziert und Perspektiven aus verschiedenen fachlichen Dimensionen gegeben. Aufgrund dessen, dass der außerschulische Lernort verschiedene Sozialformen zulässt, wird der Teamgeist und das Interesse der Klasse gefördert und der Aufenthalt abwechslungsreich gestaltet. Die Schüler*innen werden dazu angeleitet, mitverantwortlich zu handeln und sind bereits bei der Planung und Organisation miteinbezogen. Durch offenere Lernsituationen und Raum zur Mitbestimmung wird die Klasse motiviert, Inhalte zu erlernen und Methoden zu nutzen, die ihren Interessen entsprechen und nicht alleinig durch die Lehrkraft vorgeschrieben wurden (vgl. Wüthrich 2013).
2.3 Schwierigkeiten und Herausforderungen
Der Besuch eines außerschulischen Lernorts mit einer Klasse stellt einige Herausforderungen an die Lehrkräfte und kann nicht immer einen maximalen Lernerfolg erbringen. Bei der Planung des Besuches stehen die Lehrer*innen vor der Aufgabe, diesen zeitlich im Stundenplan unterzubringen. Es muss berücksichtigt werden, dass jede*r abwesende Lehrer*in vertreten werden muss und die Lehrpläne häufig schon explizite Inhalte für die jeweiligen Stunden vorschreiben. Daher fehlt oft die Zeit, wiederholte oder länger anhaltende Aufenthalte an außerschulischen Lernorten durchzuführen. Sind beispielsweise Klassenfahrten geplant, so muss überprüft werden, ob für die Klasse schon mehrere Exkursionen oder Ausflüge vorgesehen sind und ob eine weitere Fahrt zeitlich überhaupt noch möglich wäre (vgl. Wüthrich 2013).
Der Besuch eines außerschulischen Lernorts muss durch die Lehrkraft intensiv vor- und auch nachbereitet werden, sodass die Klasse über ein gewisses Vorwissen verfügt. In dieser vorbereitenden Phase sollten die Schüler*innen durch interessante oder auch spielerische Lernmethoden dazu motiviert werden, eine gewisse Freude und Lust auf den Besuch zu entwickeln. Nach dem Besuch hat die Lehrkraft die Aufgabe, die Ergebnisse und das Erlernte mit der Klasse zu reflektieren und sich auszutauschen. Bestenfalls findet hierbei eine schriftliche Ergebnissicherung statt, sodass ein längerfristiger Lernerfolg garantiert wird (vgl. Wüthrich 2013).
Während des Aufenthalts an einem außerschulischen Lernort hat die Lehrkraft die Verantwortung für die Klasse. Sie muss dafür sorgen, dass sich die Schüler*innen angemessen als auch diszipliniert verhalten und einen Willen zur Partizipation zeigen. Werden beispielsweise Museen, Labore oder landwirtschaftliche Betriebe besucht, könnte ein Fehlverhalten der Klasse dazu führen, dass die jeweilige Institution die Kooperation mit der Schule oder Lehrer*in beendet (vgl. Wüthrich 2013).
Die Organisation des Besuchs ist ebenfalls Aufgabe der Lehrkraft. Zunächst ist sie dafür verantwortlich, gegebenenfalls mit Betrieben in Kontakt zu treten und mit den Verantwortlichen ein Programm zu erstellen. Wird beispielsweise ein Wald oder eine Altstadt besucht, so müssen der Ablauf und die Lerninhalt alleinig von der Lehrkraft erstellt und vorbereitet werden. Darüber hinaus muss der Transport zu dem jeweiligen Ziel organisiert werden. Liegt der Lernort im näheren Umkreis der Schule, sollte überlegt werden zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren, um kostengünstig und nachhaltig zu handeln. Müssen weitere Strecken bewältigt werden, sollten Busse oder Züge in Betracht gezogen werden. Der Besuch eines Waldes, einem landwirtschaftlichen Betrieben und ähnlichen Orten im Freien ist zudem wetterabhängig. Daher sollte man sich darüber bewusst sein, dass ein Ausflug im Freien beispielsweise bei Schneefall von Nachteil ist (vgl. Wüthrich 2013).
Häufig tritt bei der Planung des Besuches eines außerschulischen Lernorts die Problematik der Finanzierung auf. Werden Betriebe, Museen etc. besucht, sollte die Lehrkraft versuchen, ein möglichst günstiges Angebot zu finden und Zuschüsse durch die Schule in Betracht ziehen. In jeder Klasse gibt es Schüler*innen und Eltern, welche einen Ausflug nicht finanzieren können, insbesondere wenn in anderen Fächern weitere Fahrten geplant sind. In diesem Fall sollte die Lehrkraft als Unterstützung fungieren und versuchen, über Organisationen und die Schule weitere finanzielle Zuschüsse zu bekommen (vgl. Wüthrich 2013).
Es wird deutlich, dass die Lehrkraft vor einigen organisatorischen Herausforderungen steht. Auch bei einer perfekten Planung gibt es nie eine feste Garantie, dass eine Begeisterung seitens der Schüler*innen und der gewünschte Lernerfolg aufkommt. Die Motivation der Klasse, die Gestaltung des Programms und das Zusammenspiel sowie die Interaktion zwischen den Schüler*innen, Lehrkräften und gegebenenfalls Referenten vor Ort sind hierfür ausschlaggebende Faktoren.
2.4 Qualitätskriterien
Ein guter außerschulischer Lernort zeichnet sich durch verschiedene Qualitätskriterien aus. In diesem Kapitel wird auf das Leitbild, das Personal, das Bildungsangebot, die Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation und die Infrastruktur eingegangen. Desto besser die einzelnen Aspekte vertreten und ausgebaut sind, desto wirksamer ist der außerschulische Lernort für die Schüler*innen.
Ein außerschulischer Lernort sollte ein Konzept mit didaktischer und methodischer Umsetzung haben, welches durch ein aussagekräftiges Leitbild vertreten wird (Didacta 2020). Dieses soll den Zweck, Auftrag und das Profil der Einrichtung präsentieren. Darüber hinaus sollten konkrete Aussagen zur Zielgruppe sowie einer möglichen Zusammenarbeit mit Partnern gestellt werden (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Lernorte wie beispielsweise Bauernhöfe, die mitunter zur Vermittlung der Werte von BNE dienen, sollten in ihrem Leitbild einen expliziten Verweis auf das Ziel der Arbeit der Einrichtung mit Bezug zu BNE und einer nachhaltigen Entwicklung stellen. Bei jedem außerschulischen Lernort sollte außerdem herausgestellt werden, von wem das Leitbild erstellt wurde und inwiefern Mitarbeiter*innen mit den Führungskräften interagieren und an einem gemeinsamen Konzept arbeiten (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Die Qualifizierung der Mitarbeiter*innen durch Aus- und Fortbildungen ist eine Voraussetzung für qualitative Bildungsangebote an außerschulischen Lernorten. Das Personal muss in der Lage sein, die Qualität des Angebots zu beurteilen und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen. Hierfür sollten sie fachlich als auch didaktisch ausgebildet sein (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019). Die Schulungs- und Entwicklungsmaßnahmen zur Qualifizierung der Mitarbeiter*innen sollten regelmäßig weitergeführt und dokumentiert werden (vgl. Didacta 2020). Handelt es sich beim Personal um ehrenamtliche oder freie Mitarbeiter, muss ein Nachweis über bereits vorhandene Erfahrungen und pädagogische Tätigkeiten erbracht werden. Im Falle eines bestimmten Themenschwerpunkts der Einrichtung, wie beispielsweise BNE, müssen die Mitarbeiter fachspezifisch gebildet werden oder umfassende Vorkenntnisse aufweisen. In diesem Fachbereich werden jährliche Fortbildungen absolviert, um aktuelle fachliche und didaktische Kenntnisse zu erwerben. Je nach fachlichem Inhalt des Lernstandorts, sollte mit Partnern in Netzwerken zusammengearbeitet werden, um sich inhaltlich und terminlich abzustimmen. Ein breites Netzwerk bietet darüber hinaus die Möglichkeit zum Austausch über neue Ideen, Möglichkeiten und betriebsübergreifende Bildungsangebote (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Das Bildungsangebot ist Schwerpunkt des außerschulischen Lernorts. In einem pädagogischen Konzept sollen die didaktischen und methodischen Inhalte schriftlich festgelegt werden. Durch diese Konzepte sollen „die Inhalte und Kompetenzen (was?), die Zielgruppe (wem?), die Methodenwahl (wie?), ggf. Lehr- und Lernmaterialien (womit?) und das Lernziel bzw. die Lernziele (warum?)“ (Niedersächsisches Kultusministerium 2019, S.4) zusammenfassend dargestellt werden . Daran muss beispielsweise deutlich werden, welche Kompetenzen durch welche Methoden und Inhalte gefördert werden. Um die pädagogischen Angebote zu zeigen, sollte eine Liste verfasst und wenigstens ein konkretes Beispiel, wie eine Veranstaltung oder Station, zur Umsetzung bestimmter Lernziele einbezogen werden. Durch das Auflisten und Vernetzen der Angebote soll ein Zusammenwirken zwischen Inhalt, Methoden und Kompetenzorientierung deutlich werden (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Die Bildungsangebote müssen dem Alter, der Größe und dem thematischen Schwerpunkt der Klasse auf einer methodischen und didaktischen Ebene angepasst werden. Daher ist ein vielfältiges Angebot an Methoden und Inhalten von großer Bedeutung. Ausgewählte Methoden sollten möglichst handlungsorientiert und interaktiv sein, um die Teilnehmer*innen aktiv in den Lernprozess einzubeziehen (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019). Durch einen hohen Grad an Handlungsorientierung wird die Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit der Schüler*innen gefördert. Der außerschulische Lernort soll der Klasse Raum bieten, Kompetenzen und Informationen durch Primärerfahrungen1 als auch originale Begegnungen zu erwerben (vgl. Didacta 2020). Ein Lernarrangement, welches einen hohen Bezug zur Realität und dem Alltag der Teilnehmer*innen zieht, ist daher wünschenswert.
Darüber hinaus sollte ein außerschulischer Lernort über inklusive Bildungsangebote verfügen. Lern- und leistungsbezogene Differenzen sollten bedacht und alternative, individualisierte Arbeitsformen vorbereitet werden. Je nach Möglichkeit könnte der Lernort es in Betracht ziehen, hierauf geschulte Sozialpädagog*innen in das Team aufzunehmen, oder eigene Mitarbeiter*innen in dem Bereich weiterzubilden (vgl. Didacta 2020).
Bei Bedarf werden Lehrkräfte in der Vor- und Nachbereitung an einem guten außerschulischen Lernort unterstützt. Dafür werden Beratungen durchgeführt und Materialien in Form von Arbeitsblättern und Links für eigene Recherchen bereitgestellt. Bestenfalls erarbeiten die Mitarbeiter*innen gemeinsam mit den Lehrkräften ein Programm für den Besuch der außerschulischen Lernorts, um einen reibungslosen Ablauf und einen hohen Lernerfolg zu garantieren (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Die Öffentlichkeitsarbeit trägt zur Qualitätsentwicklung bei und ist von hoher Bedeutung für die Kunden-Ansprache. Ein guter außerschulischer Lernort zeichnet sich dadurch aus, dass die Öffentlichkeitsarbeit in verschiedenen Medien umgesetzt und durch eine verantwortliche Person koordiniert wird. Zur Presse sollte ein guter Kontakt gepflegt werden und besondere Anlässe, wie beispielsweise historische Jahrestage für Museen, genutzt werden, um die Arbeit der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In den Medien sollten die Ziele und Absichten des Lernortes, gegebenenfalls auch in Bezug auf bestimmte Konzepte (z.B. BNE), deutlich gemacht werden. Beim Beispiel von BNE sollte der Lernort beispielsweise durch umweltfreundliche Werbemittel zeigen, dass ebendieser Ansatz verfolgt wird (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
Eine gute Struktur und Organisation sorgen dafür, dass der außerschulische Lernort effektiv und effizient genutzt werden kann. Dafür sollten für verschiedene Bereiche wie Finanzen, Personal oder Öffentlichkeitsarbeit spezialisierte Mitarbeiter*innen eingesetzt werden, sodass anfallende Aufgaben bestmöglich und schnell ausgeführt werden. Darüber hinaus ist ein stetiger Austausch zu den freien und ehrenamtlichen Mitarbeitern von hoher Bedeutung, um Kommunikationsprobleme und Fehler in der Absprache zu vermeiden. Um die Qualität der Angebote weiterzuentwickeln, sollten kontinuierlich Selbstevaluationen der Veranstaltungen durchgeführt werden. Gemeinsam mit Rückmeldungen der Schüler*innen durch Fragebögen oder Interviews werden die Ergebnisse dokumentiert und Verbesserungsvorschläge umgesetzt (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2019).
[...]
1 „Lernen mit allen Sinnen“ (Didacta 2020, S.5)