Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, ob neue Medien für didaktische Zwecke, im Speziellen für den Erwerb linguistischer Kompetenzen, bei Senioren geeignet sind. Diese wissenschaftliche Fragestellung ist vor dem Hintergrund der technischen Entwicklung, sowohl für Anbieter sprachwissenschaftlicher Apps, als auch für Bildungseinrichtungen von Relevanz. Es wird sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob der Einsatz neuer Medien zu didaktischen Zwecken als Hilfsmittel für den Spracherwerb bei wissbegierigen Senioren geeignet ist. Darüber hinaus können, aufgrund der linguistischen Basis dieser Arbeit, Schlussfolgerungen in anderen Bereichen gezogen werden. Eine Möglichkeit wäre die vermehrte Anwendung von Endgeräten zur sprachdidaktischen Funktion in der Grundschule.
Durch die stetig wachsende Vielzahl verschiedener Gesundheitsmaßnahmen werden Menschen heute zutage älter als Menschen vorheriger Generationen. Qualifikationen und Bildung im Alter gewinnen, bedingt durch die Tatsache, dass Menschen in Zukunft bis in ein höheres Alter arbeiten werden, immer mehr an Bedeutung. Dieser demographische Wandel und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft, werden von der stetigen Weiterentwicklung neuer Technologien begleitet und bieten in vieler Hinsicht ganz neue Möglichkeiten. Ebenso wird die Altenbildung durch neue Technologien von einer anderen Seite beleuchtet. Dieser Entwicklung sollte sich auch die Geragogik nicht verschließen und mögliches Potenzial neuer Medien für die Wissenschaft abwägen.
I Inhaltsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
III Genderhinweis
1 Einleitung
2 Der Spracherwerb
2.1 Spracherwerbstheorien im Kindesalter
2.2 Methoden des Fremdsprachenerwerbs
2.3 Lern- und Aufnahmefähigkeit von Sprachen für Senioren
3 Spracherwerb durch mobile learning
3.1 Babbel als App zur Sprachaneignung
3.2 Linguistischer Kompetenzerwerb durch Apps bei Senioren
3.2.1Voraussetzungen für die Nutzung einerSprachlern-App
3.2.2 Lernfähigkeit von Senioren mit Babbel
4 Beurteilung von Babbel für Senioren
4.1 Kriterien zur Bewertung einer Lern-App
4.2 Kriterien bezogene Bewertung von Babbel
5 Fazit
IV Literaturverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Aufbau der Spracherwerbstheorien
Abb. 2: Sprachdidaktische Methoden für den Schulunterricht
III Genderhinweis
Zugunsten einer vereinfachten Lesbarkeit wird in dervorliegenden Hausarbeit aufdie gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen wie beispielsweise „Senior und Seniorin“ oder „Senioren und Seniorinnen“ verzichtet. Dies impliziert keineswegs eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll lediglich im Sinne einer sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral verstanden werden.
1 Einleitung
Durch die stetig wachsende Vielzahl verschiedener Gesundheitsmaßnahmen werden Menschen heute zutage älter als Menschen vorheriger Generationen. Qualifikationen und Bildung im Alter gewinnen, bedingt durch die Tatsache, dass Menschen in Zukunft bis in ein höheres Alter arbeiten werden, immer mehr an Bedeutung. Dieser demographische Wandel und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft, werden von der stetigen Weiterentwicklung neuer Technologien begleitet und bieten in vieler Hinsicht ganz neue Möglichkeiten. Ebenso wird die Altenbildung durch neue Technologien von einer anderen Seite beleuchtet. Dieser Entwicklung sollte sich auch die Geragogik nicht verschließen und mögliches Potenzial neuer Medien für die Wissenschaft abwägen.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, ob neue Medien für didaktische Zwecke, im Speziellen für den Erwerb linguistischer Kompetenzen, bei Senioren geeignet sind. Diese wissenschaftliche Fragestellung ist vor dem Hintergrund der technischen Entwicklung, sowohl für Anbieter sprachwissenschaftlicher Apps, als auch für Bildungseinrichtungen von Relevanz. Es wird sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob der Einsatz neuer Medien zu didaktischen Zwecken als Hilfsmittel für den Spracherwerb bei wissbegierigen Senioren geeignet ist. Darüber hinaus können, aufgrund der linguistischen Basis dieser Arbeit, Schlussfolgerungen in anderen Bereichen gezogen werden. Eine Möglichkeit wäre die vermehrte Anwendung von Endgeräten zur sprachdidakti- schen Funktion in derGrundschule.
Zu Beginn dieser Arbeit werden der Spracherwerb und seine Theorien, sowie Unterschiede im Lernverhalten, bei Personen im Seniorenalter dargestellt. Ein Einschnitt in die Wissenschaft sowie naturgemäße Bedingungen für den Spracherwerb spielen eine enorme Rolle und sind vielen Menschen der betroffenen Generationen unbekannt. Darauf aufbauend werden die didaktischen Möglichkeiten von mobile learning durch Apps bei Senioren untersucht. Darunter fällt die Anwendung von grundsätzlichen Lernkompetenzen auf das didaktische Angebot von Sprachprogrammen. Als spezielles Beispiel wird eine aufdem Markt renommierte Sprachlern-App hinzugezogen.
Im Anschluss an die theoretische Beleuchtung des Themas findet eine Kriterien bezogene Bewertung der zukünftigen Perspektive von Apps zu Zwecken des Spracherwerbs statt. Die theoretischen Grundlagen werden auf das Programm bezogen, um abschließend eine Antwort auf die im Rahmen der Hausarbeit diskutierten Fragestellung, inwiefern sich mobile Apps zur Verbesserung der linguistischen Sprachkompetenz bei Senioren eignen, geben zu können.
2 Der Spracherwerb
Die Kommunikation mit dem sozialen Umfeld eines Menschen ist unmittelbar nach der Geburt ein essenzieller Aspekt seiner Entwicklung. Sprache dient als die Grundlage dessen und der Erwerb des Sprache beginnt naturgemäß im frühkindlichen Alter. Einige Muster dieser Theorien finden sich zudem auf dem weiteren Lebensweg eines Individuums bei derAneignung einer Fremdsprachewieder.
2.1 Spracherwerbstheorien im Kindesalter
Sprachwissenschaftler fassen zwei obergeordnete Theorien zusammen, die den Spracherwerb eines Menschen seit dem Kindesalter darstellen (Abb. 1). Auf der einen Seite steht die nativistische Position, die davon ausgeht, dass ein Kind mit Hilfe eines angeborenen Sprachmechanismus den ersten Wortschatz erlernt. Das Kind erlernt seine Sprachkompetenz nicht durch kognitive Fähigkeiten, wiederholtes Lernen oder Einflüsse des sozialen Umfeldes. Vielmehr findet eine Art (Wachstums-) Prozess statt, in dem der Mensch sich die Sprache nach einem strukturell festgelegten Plan aneignet. Innerhalb des nativistischen Spracherwerbs wird zwischen dem Struktur- und dem prozessorientierten Ansatz unterschieden.1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Aufbau der Spracherwerbstheorien
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rohlfing 2019, S. 19f.)
Der strukturorientierte Ansatz, der von Chomsky (1986) hervorgeht, befasst sich mit einem kognitiven Plan, der dem Kind in Form von einem gewissen Repertoire an Wörtern zu Verfügung steht und aus dem unendlich viele Sätze gebildet werden können. „Während der strukturorientierte Ansatz das Entstehen bestimmter linguistischer Strukturen ins Zentrum der Untersuchung stellt, fokussiert sich die prozessorientierte Ausrichtung der nativistischen Position stärker auf die Entwicklung des Kindes.“2 Die Entwicklung des Kindes bezieht sich in diesem Kontext auf Erfahrungen oder Ereignisse und die damit einhergehenden verbalen Reaktionen. So erkennt ein Kind zum Beispiel die Ausdrucksweise seiner Erziehungsperson, wenn es eine ihm unerlaubte Handlung durchgeführt hat. Diese Situation bringt einen Lerncharakter mit sich und das Kind nimmt die Wörter in seinen Wortschatz auf. Zudem erlangt das Kind die Fähigkeit, einem Objekt ein Wort zuzuordnen und zwischen dem Objekt als eigenes und einer von dem Objekt ausgeführten Tätigkeit zu unterscheiden. Beispielsweise wird so bei der Beobachtung eines Hasen zwischen dem Hasen selbst und seiner Fortbewegung unterschieden. Dieses, laut dem prozessorientierten Ansatz angeborene Phänomen des Menschen, wird durch Beobachtung der Umwelt hervorgerufen und wird in der Linguistik als Segmentierung betitelt.3 Die epigenetische Position des menschlichen Spracherwerbs ist die zweite, der zuvor erwähnten, übergeordneten Theorien und geht verstärkt aus einer psychologischen Sichtweise hervor. Auch diese Theorie lässt sich in zwei untergeordnete Positionen, den kognitiven Ansatz und die embodied cognition, zu deutsch, die verkörperte Kognition, aufteilen.4
Im kognitiven Ansatz nutzt der Mensch laut Barrett (1991) sein abstraktes Wissen, das mit in verschiedenen Situationen erworbenen Kenntnissen verknüpft wird und so zu einem Worterwerb führt. Ein Beispiel zur Verdeutlichung wäre der Erwerb von Substantiven. Dieser fällt Kindern in der Regel leichter als der Erwerb anderer Wortgruppen, da Substantive meist konkreten, vorstellbaren Objekten zugeordnet werden können und somit greifbar sind. So erlernt das Kind beispielsweise das Wort „Tisch“ und zugleich die physische Struktur eines Tischs, bestehend aus einer Tischplatte und vier Beinen. Wird das Kind nun mit einem dreibeinigen Tisch konfrontiert, verknüpft es die beiden Erwerbsmechanismen. Das situative Wissen (vierbeiniger Tisch) wird durch das vorhandene kognitive Wissen gestützt, wodurch die leichte Änderung der äußerlichen Merkmale (dreibeiniger Tisch) trotzdem dem Wort „Tisch“ zugeordnet werden kann.5 Embodied cognition oder verkörperte Kognition6 beruht auf der Verknüpfung von sensorischen und kognitiven Fähigkeiten. „In verkörperten Systemen basiert Sprache auf körperlichen Zuständen und physikalischer oder vorgestellter Interaktion mit der Umwelt.“7 Es lässt sich demnach festhalten, dass der Bezug zu den Erziehungsberechtigten des Kindes einen entscheidenden Faktor der Sprachentwicklung darstellt. Rohlfing verdeutlicht, dass die Bezugsperson durch das Interagieren mit den Kindern einen Effekt, durch den Kinder das Geschehen einer sich in der Umwelt abspielenden Situation und der Sprache in Verbindung bringen, bezweckt.8 In diesem Kontext ist die Aneignung von Verben ein zutreffendes Beispiel. Soll ein Kind einen heruntergefallenen Gegenstand aufheben, wird in der Anweisung das Verb „aufheben“ verwendet. Ausgelöst durch die Interaktion mit der Bezugsperson kann der Mensch dieser Handlung ein Wort zuordnen. Zudem wird eine derartige Situation im Alltag, bedingt durch die geringeren motorischen Fähigkeiten des Kindes, häufiger Vorkommen, weshalb die Wiederholung von Verben in einer bestimmten Situation einen zusätzlichen Lerncharakter mit sich bringt. Zusammenfassend unterscheiden sich die übergeordneten Theorien, die nativistische Position und die epigenetische Position grundlegend in der Betrachtung der kognitiven Mechanismen. Die nativistische Position geht von einer, seit der Geburt im Menschen verankerten, Spracherwerbskompetenz aus, die durch soziale Kompetenz gestützt wird. Der Spracherwerb nach dem epigenetischen Ansatz hingegen basiert auf der sozialen Interaktion und ist ohne diese nicht möglich. Die Gegenseite hingegen postuliert, dass es, theoretisch möglich ist, Sprache vorerst auch ohne Interaktion zu erlernen. Dies scheint in der Praxis jedoch recht unwahrscheinlich, da Kinder im Prozess des Sprechen Lernens oftmals sowohl ihre sozialen als auch nativistischen kognitiven Fähigkeiten beanspruchen und somit beide Theorien in gewissen Aspekten in der Praxis zum Tragen kommen.9
2.2 Methoden des Fremdsprachenerwerbs
Das Lernen von einer oder zwei Fremdsprachen im klassischen Sinne ist neben bilingualer Erziehung der Eltern grundsätzlich für die Schulbildung vorgesehen. Durch das Erlernen einer ersten Fremdsprache, im Regelfall Englisch, wird die Grundlage für internationale Kommunikation geschaffen. Davon geht auch das Bildungsministerium Nordrhein-Westfalen aus, welches sprachliche Grundkompetenzen im Englischen, erworben durch Fachunterricht in der Schule, am Ende der Jahrgangsstufe vier voraussetzt.10 Das am häufigsten verwendete Medium im Schulunterricht ist das Schulbuch. Die Struktur im Buch unterstützt den Lehrenden in Planung und Ausführung der Vermittlung. Innerhalb des Lehrbuches haben die Herausgeber einen großen Spielraum, um Wissen mit Hilfe von Texten, Grafiken oder ähnlichem zu dozieren. Zudem ist das Schulbuch für Übungen und Kompetenzkontrolle geeignet.11 Neben dem Schulbuch als Klassiker in der praktischen Sprachdidaktik finden sich weitere Methoden zum Spracherwerb (Abb.2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Sprachdidaktische Methoden fürden Schulunterricht
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S.73-74)
Durch das Einbeziehen von Hör-und Sehverstehen, kann Sprache den Lernenden in Form von Texten, Bildern oder Videos, visuell und auditiv nähergebracht werden. Des Weiteren ist die Methodik des Sprechens von fundamentalem Wert im Spracherwerb. So wird „(...) das natürliche Mitteilungsbedürfnis der Kinder dieser Altersgruppe (...)“12 genutzt, um häufige Konversationen im Unterricht zu führen. Dadurch wird die Ausdrucksweise geschult und eine Fehlertoleranz seitens der Lehrenden vermittelt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Fremdsprachenerwerbs ist das Leseverstehen. Die Kinderwerden hierbei mit kurzen Texten konfrontiert, um die darin enthaltenen Wörter zu erschließen und den Kontext sinngemäß zu verstehen. Auch die Methodik des Schreibens fördert den Spracherwerb, da Schülerinnen und Schüler erlernte Inhalte auch schriftlich wiedergeben und vertiefen können.13 Oftmals werden zu Beginn des eigenständigen Schreibens Buchstaben ausgelassen und nur einige Laute des zu schreibenden Wortes notiert. Häufig kann es zu Verwechselungen der Buchstaben kommen, wenn die Aussprache in der zu erlernenden Sprache von der in der Muttersprache abweicht. Dieses Phänomen nennt sich Skelettschreibweise und nimmt im Laufe des Lernprozesses, aufgrund von Korrekturen, verstärkt ab.14 Die letzte didaktische Methodik ist die Sprachmittlung, in der es darum geht, Sprache nicht wörtlich, sondern sinngemäß wiederzugeben. So können auch täglich stattfindende Situationen im Unterrichtsgeschehen als Ausgangspunkt genutzt werden. Hat ein Kind beispielsweise eine Verständnisfrage an die Lehrkraft, so können in dieser Situation andere Kinder, die die Antwort wissen, eingebunden werden und ihre Antwort dazu geben.15 Viele der oben aufgeführten Methoden können effektiv kombiniert werden, um einen abwechslungsreichen interaktiven Unterricht zu gestalten.
2.3 Lern- und Aufnahmefähigkeit von Sprachen für Senioren
Der Begriff „Lernen“ wird, unabhängig ob im Kindes- oder Seniorenalter, als Informationsverarbeitung definiert. Darunter zählt nicht nur die Verarbeitung neuer Informationen, sondern auch von Erfahrungen und Herausforderungen.16 Der Lernprozess steht in enger Verbindung mit dem Gedächtnis eines Menschen. Beide Prozesse unterliegen altersbedingten Veränderungen bezüglich der Suche nach neuen Informationen sowie der Dauer der Informationsaufnahme. Häufig führen Umweltfaktoren wie Geräusche zu mehr Ablenkungen als bei Menschen jüngeren Alters.17 Lernen und Gedächtnis sind nicht voneinander zu trennen. Menschen fortgeschrittenen Alters weisen eine Verschlechterung des Erinnerungsvermögens auf, doch ist nicht zwingend die Lernfähigkeit beschränkter als zuvor.18 Das bereits angesprochene verschlechterte Erinnerungsvermögen macht sich bei dem Abruf von Inhalten aus dem Langzeitspeicher des Gehirns bemerkbar.19 Senioren benötigen bei diesem Prozess im Vergleich zu jüngeren Menschen länger, was mit der Effektivität der Informationsverarbeitung zusammenhängt. Sie verarbeiten neue Informationen mit einem geringeren Wirkungsgrad, wenn diese als zu komplex angesehen werden. Für mehr Effektivität in der Informationsverarbeitung sorgen oftmals visuelle Unterstützungen.20 Obwohl ältere Menschen bei der freien Reproduktion von neuen Lerninhalten eine defizitäre Tendenz aufweisen, haben sie im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen eine bessere Wiedererkennungsfähigkeit von bereits gelernten Inhalten.21
Die Ursachen für die Lern- und Gedächtnisinsuffizienz liegen in erster Linie an der geschwächten Informationsaufnahme und -Verarbeitung, nicht an der mangelnden Fähigkeit, die Erkenntnisse zu speichern.22 Durch das aktive Stärken der menschlichen Kognition, sei es Gedächtnis, Wahrnehmung oder Aufmerksamkeit, in täglichen kurzzeitigen Phasen, wird die Effektivität des Lernprozesses vorangetrieben.23 Der Begriff „Lebenslanges Lernen“ findet gerade in der Gerontologie hohen Anklang. So umfasst diese Bezeichnung ein fortwährendes Interesse an neuen Sachverhalten, dem Stellen von neuen Herausforderungen, Aufgeschlossenheit und sowohl physische als auch kognitive Aktivität im Alter.24 Diese Aktivität nimmt mit zunehmendem Alter ab und die Anfälligkeit für Ablenkungen dominiert. Die Kapazität der Informationsaufnahme im Kurzzeitspeicher ist begrenzt, womit sich die im Alterungsprozess stattfindende defizitäre Informationsaufnahme begründen lässt. Der Langzeitspeicher hingegen verfügt über eine hohe Kapazität und repräsentiert das Wissen und die Erfahrung eines Individuums.25 „Insgesamt lernen ältere Menschen daher nicht schlechter als junge Menschen, sondern benötigen hierfür lediglich mehrZeit.“26
Beim Erlernen einer Fremdsprache wird zwischen den Dimensionen sinnvolles Lernen und rezeptivem beziehungsweise entdeckendem Lernen unterschieden. Sinnvolles Lernen meint die Kombination von neuem Lernstoff mit bereits vorhandenem Wissen. Dadurch werden die vorherigen Kenntnisse eines Menschen von essenzieller Bedeutung für den Lernprozess. Das rezeptive Lernen bezieht sich lediglich auf den vorgegebenen Inhalt und wird nicht kombinatorisch erworben. Im Umgangssprachlichen wird oftmals die Bezeichnung „Auswendiglernen“ verwendet. Diese beiden Dimensionen sind beim Erlernen von Sprache miteinander verknüpft.27
3 Spracherwerb durch mobile learning
Die Altenbildung in Deutschland ist schon seit mehreren Jahren ein geläufiger Begriff. Seit über 30 Jahren wird Menschen älterer Generationen die Möglichkeit eines Seniorenstudiums geboten, in denen die Teilnehmenden Kenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften vermittelt bekommen.28 Aufgrund der voranschreitenden Entwicklung des Technikmarktes, haben sich die Anwendungsmöglichkeiten von Endgeräten enorm gesteigert. Das Handy bietet eine Möglichkeit für informelle Altenbildung mit Hilfe von Apps.29
3.1 Babbel als App zur Sprachaneignung
Auf dem App-Markt ist in der heutigen Zeit eine Vielzahl von Apps verfügbar, die zum Erlernen einer Fremdsprache zur Anwendung kommen können. In der vorliegenden Hausarbeit wird die seit 12 Jahren bestehende Sprachlern-App Babbel herangezogen. Babbel wurde im Jahr 2007 entwickelt und zählt heute zu einer der renommiertesten Bildungsplattformen auf dem Markt. Mit einem Team von 750 Mitgliedern und 150 Sprachexperten aus über 50 Nationen verfügt der Konzern über ein Angebot von 14 Sprachen und jeweils über 10.000 Lernstunden für den Kunden. Lerninhalte werden von Muttersprachlern und Sprachwissenschaftlern für die jeweilige Sprache entwickelt.
[...]
1 Vgl. Rohlfing 2019, S. 19.
2 Rohlfing 2019, S. 21.
3 Vgl. Rohlfing 2019, S. 21.
4 Vgl.Rohlfing 2019, S. 22 f.
5 Vgl. Rohlfing 2019, S.22f.
6 Rohlfing 2019, S. 23.
7 Rohlfing 2019, S. 25.
8 Vgl. Rohlfing 2019, S. 25f.
9 Vgl.Rohlfing 2019, S. 29 f.
10 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S.71.
11 Vgl. Morawski 2019, S. 3.
12 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S. 73.
13 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S. 74.
14 Vgl. Jambohr-Fahlen 2018, S. 31.
15 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S. 74.
16 Vgl. Dohmen 1998, S. 137.
17 Vgl. Ochel 2003, S. 124.
18 Vgl. Kloppig 2000, S. 39.
19 Vgl. Jarvik 1988, S. 740.
20 Vgl. Lehr 2000, S. 103.
21 Vgl. Ochel 2003, S. 125.
22 Vgl. Meyer-Hentschel 1990, S. 119.
23 Vgl. Kloppig 2000, S. 33.
24 Vgl. Salomon 1999, S. 12.
25 Vgl. Ochel 2003, S. 124.
26 Ochel 2003, S. 126.
27 Vgl. Ochel 2003, S. 24f.
28 Vgl. Steinfort-Diedenhofen 2018, S. 144.
29 Vgl. Friedrich/Bachmair/Risch 2011, S. 13.