Psychologische Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Social Distancing als Herausforderung
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Allgemeine Psychologie & Biopsychologie
2.2 Social Distancing
2.3 Angst, Stress und die Appraisal Theorie
2.4 Stress auf endokriner- und neuronaler Ebene
2.5 Auswirkungen Partnerschaften und das Hormon Oxytocin
3 Eigene Position & Fazit
4 Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Fiktives Corona Beispiel, Lazarus Modell, eigene Darstellung
Abbildung 2 Das Nervensystem, eigene Darstellung, Myers, D.G. (2008)
1 Einleitung
Das neuartige Corona Virus auch COVID-19 genannt, hat eine globale Ausnahmesituation verursacht. Allein in Deutschland sind laut Robert Koch Institut knapp 3000 Menschen an dem Virus gestorben (Robert Koch Institut 2020). Laut der Weltgesundheitsorganisation „WHO“sind rund 1,878,489 Millionen Menschen an dem Lungenvirus COVID-19 erkrankt und die Zahlen steigen täglich(World Health Organization 2020). Der Ausbruch der Corona Pandemie, hat die Wirtschaft lahmgelegt, Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet, Selbstständige bangen um ihre Existenz. Schulen, Universitäten und Kitas wurden geschlossen und das soziale Leben ist eingeschränkt. Die Auswirkungen auf den Alltag sind tiefgreifend und die Lage spitzt sich weiter zu. Um einen rasanten Ausbruch der Viruserkrankung einzudämmen, werden von der Regierung Maßnahmen aufgestellt, um die Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Diese Maßnahmen gehen nicht spurlos an den Menschen vorbei. Das Gehirn wird in einen Zustand der Alarmbereitschaft gesetzt.
In dieser Arbeit wird untersucht, welche Auswirkungen Angst und Stress auf die Psyche in einer solchen Krisensituation haben. Das Modul Allgemeine Psychologie und Biopsychologie bietet anhand verschiedener Modelle viele Antworten.
Im zweiten Teil der Arbeit, dem Theorieteil wird das Modul Allgemeine- und Biopsychologie erläutert. Darauffolgend wird der Begriff „Social Distancing“ definiert. Außerdem wird die Verfasserin mit Hilfe unterschiedlicher Theorien und Modelle aufweisen wie ein Individuum Stressreaktionen verarbeitet. Welche Vorgänge auf endokriner und neuronaler Ebene ablaufen. Im letzten Teil der Arbeit wird anhand der erworbenen Informationen ein Fazit gezogen und Stellung genommen.
2 Theorie
In diesem Teil der Arbeit stehen Begrifflichkeiten der Allgemeinen Psychologie und Biopsychologie im Hinblick auf die aktuelle Corona Pandemie wie Angst, Stress, Auswirkungen auf Beziehungen und die Appresial Theorie im Mittelpunkt. Diese und weitere Begrifflichkeiten werden definiert und eine theoretische Grundlage wird geschaffen.
2.1 Allgemeine Psychologie & Biopsychologie
„Psychologie studiert den Verstand und die Gesetze, die ihn regieren“ (Wilhelm Wundt). Wilhelm Wundt gilt als Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft. Die Psychologie befasst sich auf empirischer Ebene vom bewussten und unbewussten Erleben und Verhalten des Menschen (Hecht und Desnizza 2012). Der Begriff Psychologie kann in mehrere Fachdisziplinen zugeordnet werden. Die Biopsychologie gilt als ein Teilgebiet der Psychologie und befasst sich mit dem Zusammenhang von körperlichen und seelischen Zuständen (Schröger 2010). Die verschiedenen biologischen Vorgänge wie das Nervensystem, das Herz-KreislaufSystem, das endokrine System, das Immunsystem und das Magen-Darm-System werden mit der „Seele“ in einen Kontext gebracht (Schröger 2010). Das physische Geschehen in diesem Teilgebiet wird mit der Psyche verknüpft (Schröger 2010). Das Erleben und Verhalten wird anhand physiologischer Prozesse untersucht und erläutert. Das Teilgebiet der allgemeinen Psychologie umfasst das kognitive System eines Menschen und die Motivationspsychologie (Sokolowski 2013, S. 12). Prozesse und Systeme wie Lernen, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Motivation und Emotion werden unter anderem in der allgemeinen Psychologie untersucht (Sokolowski 2013).
2.2 Social Distancing
Weltweit stehen Menschen vor einem neuen sozialen Experiment der Isolation. Gewohnte soziale Kontakte müssen zum Schutz eingedämmt werden. Ob jung oder alt, unabhängig von Beruf und Schicht, das Covid 19 Virus ist eine Herausforderung für Jedermann. Der Begriff Social Distancing bedeutet soziale Kontakte auf das Minimum zu begrenzen, um möglichen Ansteckungen entgegenzuwirken. In anderen Ländern sind bereits Ausgangssperren verhängt. Wie Menschen diese Sicherheitsmaßnahmen wahrnehmen können wird in diesem Abschnitt der Seminararbeit beschrieben.
2.3 Angst, Stress und die Appraisal Theorie
Die Angst ist nicht nur ein Urinstinkt, sondern auch ein gesunder Schutzmechanismus unseres Körpers (Bernhardt 2016). In deutschen Supermärkten sind leere Toilettenpapierregale und andere leergeräumte Lebensmittelregale vorzufinden. Die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wendet sich in den Medien an deutsche Bürger und beteuert die Lebensmittelversorgung ist gesichert. Das Phänomen der Hamsterkäufe begründet sich durch Angst, eine notwendige Reaktion die unser Überleben in Notsituationen sichern soll (Bernhardt 2016). Der Hirnforscher LeDoux untersuchte die Hirnaktivitäten die bei Angstreizen entstehen und entwickelte die Amygdala-Theorie der Furcht (LeDoux und Griese 2006). LeDoux fand heraus, dass bei der Verarbeitung von Ängsten von affektiver (quick &dirty) und kognitiver (langer Weg) Verarbeitung abzugrenzen ist (LeDoux und Griese 2006). Bei der affektiven Verarbeitung sendet ein visueller Reiz direkt eine Botschaft an den Thalamus, dieser wiederum sendet diese Angstbotschaft weiter an die Amygdala welche eine Angstreaktion hervorruft ohne Beteiligung des Kortex (LeDoux und Griese 2006). Anzunehmen ist, dass Angst entstehen kann bevor man begreift was passiert. Die Angst kann also Menschen zu bestimmten Reaktionen verleiten, wie z.B. Hamsterkäufe. Doch die Angst ist nicht nur ein Vorgang der von Geburt an impliziert ist, Angst kann auch ein erlerntes Verhalten sein (Bernhardt 2016). Es gibt viele Vertreter, die das konditionierte Verhalten untersucht haben, einer davon ist I.P.Pawlow. Seine Lerntheorie der Angstkonditionierung besagt, dass ein natürliches (unbedingtes) Verhalten durch eine neue bedingte Reaktion verändert werden kann (Müsseler und Rieger 2017). Es ist davon auszugehen, dass Menschen unterschiedlich auf Stress- und Angstsituationen reagieren. Abhängig davon ist erlerntes, vorgelebtes und erfahrungsgemäßes Handeln (Becker-Carus und Wendt 2017). In Bezug auf die aktuelle Corona Situation gehen Menschen demnach unterschiedlich mit den Einschränkungen und aktuellen Lebenssituationen um. Warum Menschen diese schwierige Situation mit Bravour meistern und andere unter Angst- und Stresssymptomen leiden, kann anhand der Appraisal Theorie von dem Emotionsforscher Lazarus veranschaulicht werden. Das Stressmodell von Lazarus umfasst 5 Komponenten die einzelnen Schritte vor und nach einer Stressreaktion beschreiben und aufzeigen warum sich Stress unterschiedlich auf Menschen auswirkt. (Nerdinger et al. 2011). Demnach wirken Umweltreize auch sogenannte „Stressoren“ wie z.B. Zeitdruck auf eine Person und führen im nächsten Schritt zu einer primären Bewertung (Kaluza 2018). Hier wird der auslösende Stressor von einem Individuum interpretiert und in die Kategorien positiv, gefährlich oder irrelevant eingestuft (Kaluza 2018). Wird die Situation als gefährlich eingestuft, aufgrund einer Bedrohung oder Herausforderung, kommt es laut Lazarus zur sekundären Bewertungsstufe (Kaluza 2018). In diesem Schritt werden die verfügbaren Ressourcen analysiert, um das Problem zu bewältigen (Kaluza 2018). Verfügt das Individuum nicht über ausreichende Ressourcen führt es zu Stress und Angstzuständen (Kaluza 2018). Im Anschluss entscheidet die Stressbewältigung das sogenannte Coping, wie das Individuum das Problem bewältigt (Kaluza 2018). Das Individuum kann sich in diesem Fall problemorientiert verhalten, indem die Situation selbst verändert wird oder aber emotionsorientiert, indem der emotionale Bezug zur Situation verändert wird (Kaluza 2018). Die gewählte Bewältigungsstrategie ist demnach abhängig, von den bisherigen Erfahrungen und erzielten Erfolgen in Krisensituationen. Je nachdem welches Feedback man im Anschluss einer verwendeten Copingstrategie erhält, kommt es zu einer Neubewertung der Situation zum Beispiel kann es zur Anpassung oder neuen Konditionierungen kommen (Kaluza 2018). In der nachfolgenden Abbildung hat die Verfasserin, Annahmen aufgestellt wie 2 fiktive Personen mit der aktuellen Corona Pandemie aufgrund des Lazarus Modells die Situation meistern.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Fiktives Corona Beispiel, Lazarus Modell, eigene Darstellung
Es ist anzunehmen, dass Person A mit dem Stressor „Corona- Pandemie“ durch Ihre Angststörung und den depressiven Verstimmungen, in der primären Bewertungsphase die Situation als gefährlich einstuft. Die stressende Bewertung kann für Person A eine Bedrohung darstellen. Durch Vorerkrankungen kann diese ebenfalls als Verlust wahrgenommen werden da nun auch soziale Kontakte nicht wie zuvor gepflegt werden. Letzteres kann der Stress für Person A auch als Herausforderung erkannt werden, da Sie nun Zeit hat ihren Lebensstill zu hinterfragen. In der sekundären Bewertungsphase hinterfragt Person A ihr Bewältigungsmechanismus und in wie fern sie im Stande ist, die Situation zu meistern. Werden die verfügbaren Ressourcen als mangelnd eingestuft, da sie z.B. in Krisenzeiten keinen Arbeitsplatz finden kann, kann es in dieser Phase zu Stressreaktionen kommen. Die sich im subjektiven Empfinden und in Form von körperlichen Beschwerden bemerkbar machen. In der vierten Komponente des Models kommt es zum Coping, hier versucht Person A den Stress zu bewältigen. Die Bewältigungsstrategie ist abhängig von den bisherigen Erfahrungen die Person A in Hinblick auf Krisensituationen gemacht hat. Es wäre denkbar das Person A versucht die Situation problemorientiert zu verändern, indem Sie sich neue Ziele setzt und sich gesünder ernährt, um ihr Immunsystem zu stärken. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Situation emotionsorientiert zu bewältigen, indem negative Gedanken und Gefühle reflektiert werden. So könnte Person A eine Psychotherapie zur Angstbewältigung beginnen und sich ein neues Hobby suchen. Scheitert die Stressbewältigung durch Ablenkung oder Verdrängen wird sich Person A in einer Spirale wiederfinden. Je nach Feedback und Erfolg dieser Stressbewältigung gelangt Person A in die Neubewertung. Hier wird das erlernte auf neue Situationen übertragen. So ist es möglich, dass Person A in Zukunft, Situationen wie diese als irrelevant oder als Herausforderung betrachtet und nicht als Bedrohung.
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