Die Broschüre soll einen Einblick in den Irrwald sozialistischer und kommunistischer Ideenlehren geben und sie kurz und einfach erklären. Von Karl Marx und Friedrich Engels bis zu Prachanda und weiteren werden alle einflussreichen sozialistischen und kommunistischen Ideologien erklärt, zusammen mit den Lebensumständen der Erfinder der Theorien.
Der Sozialismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene linkspolitische Strömungen. Er ist um das 19. Jahrhundert hin entstanden und ist eine sogenannte Arbeiter- und Bauernideologie, wobei dies auch nicht auf alle Strömungen vollständig zutrifft. Grundsätzlich ist es jedoch eine Anschauung, die sich für mehr Arbeiterrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Im 21. Jahrhundert ist der Umweltschutz ebenfalls ein wichtiges Ziel vieler kommunistischer und sozialistischer Parteien geworden. Als die ersten Theoretiker kann man Karl Marx und Friedrich Engels bezeichnen. Sie schrieben 1848 das "Manifest der Kommunistischen Partei" und gaben vielen Kommunisten weltweit die Grundlage für ihre politische Arbeit. Ziel der Ideologie ist eine klassenlose Gesellschaft, in der jeder Mensch nach seinen eigenen Bedürfnissen arbeitet, und die Idee des Gemeineigentums verwirklicht wurde. Jeder Mensch soll frei sein und Probleme sollen kollektiv gelöst werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kommunismus und Sozialismus im Allgemeinen
Marxismus
Leninismus und Marxismus-Leninismus
Trotzkismus
Posadismus
Stalinismus
Maoismus
Titoismus
Hoxhaismus und Albanischer Sozialismus
Chuch’e-Sozialismus
Hồ Chí Minh-Philosophie
Pol Pot-Denken
(Teils-)Kapitalistischer Kommunismus: Dengismus
Xiismus
Nationalkommunismus: Chruschtschowismus
Nasserismus
Rätekommunismus: Luxemburgismus
Syndikalismus
DeLeonismus
Eurokommunismus
Austromarxismus
Sozialismus des 21. Jahrhunderts: Chávismus und Bolivarismus
Picklismus
Weitere sozialistische Ideologien kurzgefasst
Afrikanischer Sozialismus (Ujamaa-Sozialismus)
Arabischer Sozialismus
Burmesischer Sozialismus
Castroismus
Gaddafismus
Gorbatschowismus
Gramscianismus
Guevarismus
Kaysone Phomvihane-Denken
Melanesischer Sozialismus
Polnischer Sozialismus
Prachanda‘s Pfad
Begriffserklärungen gekürzter Begriffe
Quellen
Endnoten
Einleitung
Dieses Büchlein soll dazu dienen, um sich schnell und einfach über die Arten des Sozialismus und Kommunismus, sowie deren Weiterentwicklungen zu informieren. Viele Menschen finden es schwer sich im Irrwald sozialistischer Ideologien zu finden und sie zu verstehen, doch diese Schrift soll es einfach machen. Diese Broschüre ist politisch unabhängig geschrieben worden und enthält keinesfalls persönliche Bewertungen des Autors.
Kommunismus und Sozialismus im Allgemeinen
Der Sozialismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene linkspolitische Strömungen. Er ist um das 19. Jahrhundert hin entstanden und ist eine sogenannte Arbeiter- und Bauernideologie, wobei dies auch nicht auf alle Strömungen vollständig zutrifft. Grundsätzlich ist es jedoch eine Anschauung, die sich für mehr Arbeiterrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Im 21. Jahrhundert ist der Umweltschutz ebenfalls ein wichtiges Ziel vieler kommunistischer und sozialistischer Parteien geworden. Als die ersten Theoretiker kann man Karl Marx und Friedrich Engels bezeichnen. Sie schrieben 1848 das „Manifest der Kommunistischen Partei“ und gaben vielen Kommunisten weltweit die Grundlage für ihre politische Arbeit. Ziel der Ideologie ist eine klassenlose Gesellschaft, in der jeder Mensch nach seinen eigenen Bedürfnissen arbeitet, und die Idee des Gemeineigentums verwirklicht wurde. Jeder Mensch soll frei sein und Probleme sollen kollektiv gelöst werden. Grundsätzlich soll sich der Weg zur Utopie Kommunismus folgend gestalten: Am Anfang steht die feudale Gesellschaft, danach kommt der Kapitalismus (bzw. die Demokratie unter dem Kapitalismus), der jedoch in den Augen der Kommunisten nicht besser ist. Verschiedene Theoretiker interpretieren den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus anders, jedoch könnte man laut einer Interpretation sagen, dass danach die Sozialdemokratie kommt und danach der Sozialismus (die marxistische „Diktatur des Proletariats“ bzw. der Realsozialismus). Am Ende der ganzen Linie steht dann der Kommunismus, der für alle gut sein soll und grundlegend eine eher schwer umsetzbare Utopie darstellt. [i]
Marxismus
Einige Menschen, die sich im 21. Jahrhundert von „kommunistischen“ Diktatoren wie Josef Stalin oder Mao Tse-tung abgrenzen wollen, nennen sich ausschließlich „Marxisten“. Manchen gefallen aber auch die Weiterentwicklungen durch spätere Theoretiker und Praktiker nicht, was ebenfalls ein Grund sein kann, sich nur „Marxist“ zu nennen. Solche Menschen berufen sich ausschließlich auf die Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels und keine Weiterentwicklungen, da der Marxismus zum Beispiel im Vergleich zum Stalinismus von der Theorie her demokratisch und sozial ist, der Stalinismus jedoch nicht. Laut Marx ist „das Privateigentum das Produkt der entäußerten Arbeit“. Damit meinte er, dass das kapitalistische System die Werke der Arbeiter zu einem „entfremdeten Produkt“ macht und die Mühe, die hineingesteckt wurde, dadurch verloren geht. In Marx‘ idealem ökonomischen System würden die Produkte das Einfallsreichtum und die Mühe verkörpern, die der Arbeiter hineingesteckt hat und würden ihren Selbstwert steigern. Doch im Kapitalismus geht die Arbeit verloren – der Werktätige produziert eine Jacke, muss sie dem Kapitalisten (Fabrikbesitzer) abgeben, der sie danach verkauft. Jemand hat zwar seine Freude mit dem Kleidungsstück, der Arbeitende selbst wird jedoch so gedemütigt. Laut Marx sollte es genau deshalb auch Kollektiveigentum geben – „Alles soll allen gehören“.[ii]
Leninismus und Marxismus-Leninismus
Wladimir Iljitsch Uljanow (laut greg. Kalender *22.04.1870 im Russischen Kaiserreich, †21. Januar 1924 in der Sowjetunion) war der erste Mensch, der es geschafft hat, die Ideen von Marx und Engels mit seinen eigenen Idealen (Marxismus-Leninismus) zu erweitern und auch teilweise so umzusetzen. Er gilt als einer bedeutendsten Theoretiker des Marxismus. Da sein Vater in den Adelsstand erhoben wurde, wurde er automatisch ein Dworjanin. Sein Bruder Alexander verfolgte das Ziel, den Zaren zu ermorden und schloss sich einer revolutionären Gruppe an – doch sein Bruder wurde hingerichtet und Lenin bekam wohl dadurch seinen revolutionären Geist. Schon früh zeigte er Interesse an verschiedenen politischen Ideen, blieb jedoch am Sozialismus besonders hängen. Während seiner Vorbereitung auf eine Revolution gab er sich verschiedene Decknamen, den Namen „Lenin“ behielt er dann sein Leben lang. Er galt schon früh als Oppositioneller und wurde von der zaristischen Polizei „Ochrana“ beobachtet. Im Oktober 1917 gelang es ihm schließlich: Er vollbrachte die „Sozialistische Oktoberrevolution“. Er gilt als Gründervater der Sowjetunion. Ein Grundgedanke Lenin‘s war zum Beispiel, dass der Imperialismus das höchste Stadium des Kapitalismus ist und nur durch eine proletarische Revolution besiegt werden kann. Er weicht außerdem mit seinem Gedanken von Marx ab, dass eine kommunistische Partei der „Vorhut der Arbeiterklasse“ ist und für die Umerziehung der Massen zum Kommunismus zuständig ist, da laut Marx die kommunistische Bewegung selbstständig ist. Laut Lenin muss es eine Avantgardepartei geben, um die Massen in Aktion zu setzen. Diese Partei muss jedoch im Einklang mit den Zielen und Interessen der Massen sein, denn „Politik beginnt dort, wo die Massen sind“, wie Lenin einmal sagte. Der Revolutionsführer wollte ursprünglich auch Bauern für den Umsturz gewinnen, doch er kam zu dem Schluss, dass sie keine „revolutionäre Klasse“ bilden könnten, da sie nach Landbesitz strebten. Ein weiteres politisches Konzept Lenin‘s war der „Kriegskommunismus“, der darauf basierte, reichen Bauern die Erzeugnisse zu nehmen, und damit bolschewistische Armeen und Städte zu versorgen. Noch vor seinem Tod übte Lenin scharfe Kritik an Josef Stalin und meinte schon damals, das dieser „gefährlich“ sei. Zu seinen schriftlichen Hauptwerken gehörte u. a. das Buch „Was tun?“ oder die Broschüre „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, sowie „Staat und Revolution“. Man kann den Leninismus dem Bolschewismus ziemlich gleichstellen, da die „Bolschewiki“ von Lenin‘s Ideen lebten.
Als Marxismus-Leninismus bezeichnete man ab Mitte der 1920er Jahre die Staatsideologie der Sowjetunion, am Ende des gesamten „Ostblocks“. Der Marxismus-Leninismus hat verschiedene Definitionen, die folgend erklärt werden. Die „klassische“ Theorie ist, dass der Marxismus-Leninismus die Weiterentwicklung des Marxismus durch Wladimir I. Lenin ist – andere hingegen sagen, dass Marxismus-Leninismus ebenfalls die Ideen Josef Stalin‘s mit den Ideen Lenin‘s und Marx‘ verbinde. Die im englischen Sprachraum weiter verbreitete Theorie ist, dass man an das Wort „Marxismus-Leninismus“ jeden beliebigen Namen eines kommunistischen Theoretikers oder Praktikers „anhängen“ kann, der sich ebenfalls auf die Lehren von Lenin und Marx stütze. So existiert ebenfalls der Begriff „Marxismus-Leninismus-Maoismus“, der die Lehren von Mao Tse-tung mit den von Stalin, Lenin und Marx (und Engels) verbindet.[iii] [iv]
Trotzkismus
Lew Dawidowitsch Bronstein kam am 07.11.1879 in einem jüdischen Haushalt im Russischen Kaiserreich zur Welt und starb 1940. Er ging in Odessa zur Schule und studierte dort Marxismus. In seinem 18ten Lebensjahr wurde er das erste Mal nach Sibirien geschickt. Dort nahm er den Namen seines Gefängniswärters an: Trotzki. Später floh er nach London, wo er zusammen mit Lenin die erste Ausgabe der Revolutionszeitschrift „Iskra“ („Funke“) herausbrachte. Während des russischen Bürgerkriegs war er der Anführer der „Roten Armee“. Doch nach Lenin‘s Tod wurde Totzki von Stalin ins Exil vertrieben und dort von Agenten Stalin‘s in Mexiko-Stadt ermordet. Laut Trotzki ist das Ziel selbst Mittel zu einem weiteren Ziel und jedes Ziel, das selbst Mittel dazu ist, seine Macht über die Natur zu vergrößern und seine Macht über den Menschen abzuschaffen, gerechtfertigt. Nur Aktionen, die diesem Ziel näherkommen sind „moralisch“. Trotzki war außerdem der Meinung, dass es eine „permanente Revolution“ geben sollte und hoffte, dass Josef Stalin‘s Ein-Mann-Diktatur enden würde. Er kritisierte ebenfalls die selbsternannten Marxisten, die den Stalinismus als „wahre Weiterentwicklung des Bolschewismus“ bezeichneten. Das Endziel des Trotzkismus sollten die unveränderten Marx‘schen Ideen sein, nur unterschied sich der Weg des Trotzkismus dorthin von anderen sozialistischen Ideologien.[v]
Posadismus
Homero Rómulo Cristalli Frasnelli (*1912 in Argentinien; †14. Mai 1981 in Italien) war ein Ufologe, trotzkistischer Theoretiker und Gründer seiner eigenen Ideologie „Posadismus“. Sein Pseudonym war Juan Posadas, unter dem er bekannt wurde. In seiner Jugend war er professioneller Fußballspieler beim „Club Estudiantes de La Plata“. Um 1930 wurde er Sozialist und schloss sich der Sozialistischen Arbeiterpartei Argentiniens an. 1962 folgte ein Bruch mit der Vierten Internationalen (Trotzkisten), worauf Posadas seine eigene „Posadistische Vierte Internationale“ gründete. Seiner Meinung nach hätte die Sowjetunion ihre Atomwaffen gegen die USA verwenden sollen, da dies zu einer „Weltrevolution“ geführt hätte. Außerdem vertrat er die Theorie, dass UFOs Fortbewegungsmittel außerirdischer Intelligenz („Aliens“) seien. Überzeugt war er außerdem auch davon, dass die Zerstörung aller kapitalistischen Staaten mittels Atomwaffen zu einer „galaktischen Sozialistischen Republik“ führen würde, da laut Posadas die restliche Galaxis schon von außerirdischen Kommunisten regiert wurde. Diese (für viele Menschen) „verrückten“ Ansätze machten seine Ideologie um 2010 im Internet berühmt, was ihr jedoch nicht mehr Anhänger brachte.[vi]
Stalinismus
Josef Stalin wurde am 18.12.1878 (laut greg. Kalender) als Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili im Russischen Kaiserreich (auf dem Gebiet des heutigen Georgien) geboren und gab sich um 1912 den einfacheren Namen „Josef Stalin“, was soviel wie „Josef der Stählerne“ bedeuten sollte. 1907 engagierte sich Stalin zum ersten Mal in der Politik, als er mit Lenin zum 5. Parteikongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands nach London reiste. Er war meist im Untergrund aktiv und wurde mehrmals nach Sibirien verbannt. 1925 übernahm er die Macht in der UdSSR und regierte sie bis zu seinem Tod am 05.03.1953 totalitär. Er war verantwortlich für den Tod von tausenden loyalen Kommunisten, wie Nikita Chruschtschow 1956 offenlegte. Wegen seinen Verbrechen an loyalen „Genossen“ wird er von vielen Kommunisten nicht als solcher anerkannt. Laut Stalin sind die „Kulaken“ (die wohlhabenden Bauern) eine „ausbeuterische Klasse“, weil sie die gesamte Lebensmittelproduktion kontrollieren, sich der Kollektivierung widersetzen und die „Träger des Kapitalismus“ sind. Stalin war der Meinung, dass die Kollektivierung eine „Grundform der Revolution von oben“ sei – mit dieser Gleichsetzung konnte er seine Abweichung von Lenin‘s Politik und seinen Ideen rechtfertigen. Stalin war außerdem, fester Überzeugung, dass die individuelle Ökonomie der Bauern den Kapitalismus verstärke und hervorbringe, solange sie fortbestehe. Stalin‘s Ziel war die „Liquidation“ der gesamten „Kulakenklasse“, dass er auch vollbrachte, indem er ihnen „die Lebensgrundlagen entzog“. Doch Mitte der 1930er Jahre war vor der Terrormaschine keiner mehr sicher. So wurde auch das gesamte noch lebende Politbüro Lenin‘s ermordet. Stalin war außerdem Begründer des „Sozialismus in einem Land“, der nicht den Ideen von Karl Marx entsprach. Die Theorie dahinter war, dass jedes Land abgeschirmt von anderen selber am Sozialismus arbeiten müsse.[vii] [viii]
Maoismus
Mao Tse-tung wurde am 26. Dezember 1893 in Shaoshan, China geboren und starb am 9. September 1976. In seiner Kindheit und Jugend wurde er oft von seinem Vater geschlagen und hatte nur zwei Jahre Schulbildung. Nachdem er eine Lehrer-Ausbildung gemacht hatte, ging er nach Beijing und arbeitete an einer Universitätsbibliothek. Er studierte dort den Marxismus und nahm 1921 am 1. Kongress der KPCh teil. Er war der Anführer der Kommunisten im Chinesischen Bürgerkrieg und regierte die von ihm gegründete Volksrepublik China bis zu seinem Tod totalitär. Schwerpunkt seiner Politik war die Modernisierung Chinas. Seine Theorie war, dass China ein Agrar- und Industriegeprägter Staat sei und daher die Bauern die proletarische Klasse sind. Die Reisbauern, die eine große Rolle in Mao‘s Kollektivierungsprogramm spielten, mussten ihr Land den Kooperativen übergeben. Um Anhänger zu sammeln, brachte Mao sein Buch „Worte des Vorsitzenden Mao“ (die sogenannte „Mao-Bibel“) unter das Volk und politisierte es somit. Er verbot arrangierte Ehen und gab den Frauen mehr Rechte, förderte ihren Status, verdoppelte die Zahl der Schulabsolventen und schuf mehr Wohnraum. Seine Bewunderung Stalin‘s hatte jedoch auch zur Folge, dass tausende von Menschen brutal getötet wurden. Letzten Endes erreichte Mao eine fast vollständige Selbstversorgung Chinas, was sich jedoch zuvor auf den Wohlstand, die Gesundheit und die Freiheit im Land negativ ausgewirkt hatte. [ix]
Titoismus
Josip Broz Tito (*7. Mai 1892 in Kumrovec, Königreich Kroatien und Slawonien, Österreich-Ungarn; †4. Mai 1980 in Ljubljana, Jugoslawien) war von 1945 bis 1980 der Staatschef der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, die er autoritär regierte, und seit 1937 Generalsekretär des „Bund der Kommunisten Jugoslawiens“. Tito nahm in Jahr 1934 seinen Kampfnamen an, als er Mitglied des Politbüros der seit 1921 verbotenen „Kommunistischen Partei Jugoslawiens“ wurde. Zunächst absolvierte er eine Schlosserlehrer, weitere Berufe folgten. Im Herbst 1913 wurde er in die österreichisch-ungarische Armee gerufen und kämpfte im 1. Weltkrieg. 1915 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, doch im Juni 1917 wurde er entlassen und kam im Juni nach Petrograd, wo er später Zeuge der „Oktoberrevolution“ wurde – Er trat in die Rote Armee ein und kämpfte auf Seiten der „Bolschewiki“. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er der Staatschef der SFRJ. Ein Kernelement seiner Ideologie war der „Bruch mit dem Stalinismus der UdSSR“. Der Titoismus ist vom Föderalismus gezeichnet, die Wirtschaft wurde durch Tito weitgehend liberalisiert, es wurde das Konzept der „Sozialistischen Marktwirtschaft“ geschaffen. Außerdem gab es (anders als in vielen anderen sozialistischen Staaten) Reisefreiheit. Außerdem gab es in jedem Betrieb, jedem Unternehmen eine „Arbeiterselbstverwaltung“ – d.h. Mitarbeiter konnten z.B. ihren Unternehmensdirektor wählen, ihre Gehälter selbst bestimmen und Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen. Ein weiteres wichtiges Element ist die Akzeptanz verschiedener Staatssysteme auf der Welt – so nahm die SFRJ mit westlichen Staaten Kontakt auf und ließ sich wirtschaftlich, wie finanziell helfen. Doch auch vor dem Personenkult hatte der Titoismus keine Scheu. Die KPdSU schrieb dem BdKJ sogar eine Nachricht, dass „marxistische Parteitage dazu dienen, die Führung der Partei kritisch zu prüfen und (wenn nötig) zu ersetzen, jedoch nicht dazu, um den Anführer zu preisen“. [x]
Hoxhaismus und Albanischer Sozialismus
Enver Hoxha wurde am 16. Oktober 1908 in Gjirokastra, Albanien geboren und starb 1985 an Herzversagen in Tirana. Von 1944 bis 1985 war er der Generalsekretär des Zentralkomitees der „Partei der Arbeit Albaniens“ und regierte damit de-facto die gesamte Sozialistische Volksrepublik Albanien, totalitär und nach stalin‘schem Vorbild. Hoxha wurde in eine wohlhabende muslimische Familie hineingeboren und studierte von 1930 bis 1934 in Montpellier und Paris, nachdem er dort sein Lyzeum abgeschlossen hatte. In Brüssel studierte er weiter von 1934 bis 1936 Rechtswissenschaften und wurde danach dort Sekretär im Konsulat Albaniens. Danach kehrte er ins Königreich Albanien zurück und arbeitete bis 1939, bis er ein Berufsverbot erhielt, in seiner ehemaligen Schule in Korça als Französischlehrer. In seinen Jahren im Ausland kam er erstmals mit kommunistischen Ideen in Berührung. Er baute die seit 1941 bestehende „Kommunistische Partei Albaniens“ mit jugoslawischer Hilfe auf und benannte sie in „PdAA“ um. Im 2. Weltkrieg wurde er Partisanenführer und rief rund ein Jahr später die „SVRA“ aus. Der Hoxhaismus selbst war strikt anti-revisionistisch und nach dem Vorbild des Stalinismus gebaut. Der „Eurokommunismus“ war laut Hoxha „antikommunistisch“ – grundsätzlich lehnte er alle anderen sozialistischen Gruppierungen als „revisionistisch“ ab. Eine Idee des Hoxhaismus war, dass alle Länder den Sozialismus nach ihren Bedingungen und Ideen aufbauen sollten. [xi]
Chuch’e-Sozialismus
Die Chuch’e-Ideologie wurde vom ersten Präsidenten der „Demokratischen Volksrepublik Korea“ (Nordkorea), Kim Il-sung, geschaffen und ersetzte im April 1992 de-jure den Marxismus-Leninismus als Staatsideologie, de-facto jedoch schon vorher. Die Ideologie hebt sich von anderen sozialistischen Ideen besonders ab, da sie als linksnationalistisch bezeichnet werden kann und de-facto auch nicht marxistisch ist. Dazu kommt, dass sie als nahezu religiös gilt und manchesmal als sozialfaschistisch bezeichnet wird. Sie steht im „politischen Kreisspektrum“ am linken Rand der „nationalistisch-sozialistischen Querfront“. Eine wichtige Idee von Chuch’e ist, dass der Mensch als Gestalter der Welt gilt, jedoch einen „Großen Führer“ braucht, um die Chuch’e-Idee zu verwirklichen. „Die Interessen des eigenen Landes/Volkes sind denen der kommunistischen Weltordnung nicht untergeordnet“, wie ebenfalls ein Leitsatz lautet. Was die Ideologie streng militaristisch (und teilweise auch antipazifistisch) macht, ist der zweite Leitsatz, der lautet: „Um das Chuch’e auszuüben, müssen die Interessen des Militärs an erste Stelle gesetzt werden“ – das ist die sogenannte „Sŏn’gun-Politik“ („Militär-zuerst!“-Politik). Weitere wichtige Prinzipien sind „politische Souveränität, wirtschaftliche Eigenversorgung und militärische Eigenständigkeit“. Kim Il-sung hatte in einer seiner zahlreichen Schriften von den „Problemen des weltweiten Sozialismus“ geschrieben – „die Chuch’e-Idee sei die beste Version des Sozialismus“. Die Ideologien „Kimilsungismus“, „Kimjongilismus“ und „Kimjongunismus“ gleichen in nahezu allen Hinsichten der Chuch’e-Idee, deshalb sind diese nicht genauer beschrieben. Grundsätzlich kann man sagen, dass die DVRK mit jeder Ideologie eines neuen „Großen Führers“ ein kleines Stück liberaler geworden ist, wenn auch nicht demokratischer.[xii]
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