Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, weshalb es zu Unterschieden innerhalb der Sportbeteiligung kommt und welche Faktoren die Mitgliedschaft in einem Sportverein bestimmen.
Zur Bearbeitung der Fragestellung wird wie folgt vorgegangen: Zunächst wird in der Einleitung Relevanz und Zielsetzung des Themas dargestellt. Das zweite Kapitel beinhaltet das Thema der Sportbeteiligung von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, dabei wird auch auf den Unterschied innerhalb der Geschlechter eingegangen und nach dem Bildungsniveau differenziert. Es findet eine Untersuchung bezüglich des Einflussfaktors sozioökonomische Unterschiede statt. Das Fazit wird abschließend einen Überblick über die Gesamtthematik verschaffen und stellt mögliche Kritikpunkte auf.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sportbeteiligung von Jugendlichen
2.1 Spotbeteiligung differenziert nach Geschlecht
2.2 Sportbeteiligung differenziert nach Bildungsgang
3. Einflussfaktoren der Sportbeteiligung
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
Wirtschaftliche, demografische und soziale Unterschiede zwischen Ländern haben dazu geführt, dass sich weltweit Migrationsbewegungen vollziehen. Der Prozess zu einer sprachlich, kulturell und einer ethnisch heterogenen Gesellschaft ist auch in Deutschland spürbar. Im Jahr 2019 lebten ungefähr 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, was einen Anteil von 26 % an der Gesamtbevölkerung entspricht (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2020). Ein Viertel der Weltbevölkerung sind Menschen mit Migrationshintergrund. Durchschnittlich leben drei Millionen 10 bis 20-jährige junge Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland (vgl. Statistisches Bundesamt 2020, 68). Dieser demografische Wandel bringt die Notwendigkeit mit sich, den hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Der Wandel stellt das Land und die Politik vor eine wichtige Aufgabe der Integration und die Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft zu bewerkstelligen und dem Thema an Bedeutung zu verleihen. Zeitgleich wird diskutiert, wie junge Menschen mit Migrationshintergrund am geeignetsten in die Gesellschaft integriert werden können. Für die Bewerkstelligung dieser Aufgabe kommt besonders der Sport in Frage. Demzufolge wird dem Sport ein großes integratives Potenzial zugeschrieben, welches am besten durch Vereinssport zu erreichen ist. Das Sporttreiben in der Freizeit, ohne eine Mitgliedschaft im Verein, zählt zu den wichtigsten und am meisten ausgeübten Freizeitbeschäftigungen bei Jugendlichen. Aber auch der Verein gestaltet sich als eine attraktive Form der Freizeitaktivität, welcher insbesondere Jugendliche nachgehen (vgl. Mutz 2012, 73). Trotz der Konkurrenz von weiteren Sportangeboten in der Freizeit, wie beispielsweise das Fitnessstudio, ist der Vereinssport weiterhin an oberster Stelle (vgl. Mutz 2012, 73). Die Mitgliedschaften der Sportvereine fallen bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund jedoch geringer aus, als bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Der Eintritt in einen Sportverein stellt oftmals eine große Hürde für die jungen Zuwanderer/-innen dar. Es sind rund 46 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in einem Verein aktiv, im Vergleich dazu sind 54 % der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund in einem Verein gemeldet (vgl. Burrmann/Mutz 2015, 70). Die pauschale Gegenüberstellung zeigt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in Sportvereinen unterrepräsentiert sind, aber die Unterschiede nicht gravierend hoch zu sein scheinen. Wird jedoch die Sportbeteiligung nach Geschlecht differenziert, zeigen sich erhebliche Unterschiede innerhalb der Mitgliedschaftsquoten. Es stellt sich die Frage, weshalb es zu Unterschieden innerhalb der Sportbeteiligung kommt und welche Faktoren die Mitgliedschaft in einem Sportverein bestimmen.
Zur Bearbeitung der Fragestellung wird in dieser Arbeit in drei Kapiteln wie gefolgt vorgegangen: Zunächst wird in der Einleitung Relevanz und Zielsetzung des Themas dargestellt. Das zweite Kapitel beinhaltet das Thema der Sportbeteiligung von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, dabei wird auch auf den Unterschied innerhalb der Geschlechter eingegangen und nach dem Bildungsniveau differenziert. Nach dieser theoretischen Einführung wird das Thema der vorliegenden Arbeit konkretisiert. Es findet eine Untersuchung bezüglich des Einflussfaktors „Sozioökonomische Unterschiede“ statt. Das Fazit wird abschließend einen Überblick über die Gesamtthematik verschaffen und stellt mögliche Kritikpunkte auf.
2. Sportbeteiligung von Jugendlichen
Im Folgenden wird die Sportbeteiligung sowohl von Jugendlichen mit, als auch ohne Migrationshintergrund genauer betrachtet. Beim Migrationshintergrund wird nicht nach Herkunftsland unterschieden. Vorerst wird der Begriff des Migrationshintergrundes erläutert. Es werden zusätzlich Differenzen zwischen den Geschlechtern verdeutlicht und miteinander verglichen. Zuletzt werden Mitgliedschaften im Sportverein nach Bildungsgang und Migrationshintergrund dargestellt.
Zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen alle Menschen, welche die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzen oder die mindestens ein Elternteil haben, auf das dies zutrifft. Im Einzelnen haben folgende Gruppen nach dieser Definition einen Migrationshintergrund: Zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer/innen, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-) Aussiedler/innen, Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch Adoption durch einen deutschen Elternteil erhalten haben und geborene Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit der vier zuvor genannten Gruppen (vgl. Statistisches Bundesamt 2020, 4).
Der Vereinssport in Deutschland ist nicht mehr wegzudenken, denn mit ungefähr 90.000 Sportvereinen und knapp 24 Millionen Mitgliedern in diesen, genießt er einen hohen und populären Stellenwert innerhalb der Freizeitaktivitäten im Jugendalter (vgl. Deutscher Olympischer Sportbund e.V. 2017, 3). Im Alter von sieben bis 18 Jahre sind rund sechs Millionen Kinder und Jugendliche in einem Sportverein aktiv (vgl. Deutscher Olympischer Sportbund e. V. 2017, 2). Im Jugendalter nimmt die Beteiligung an Sportvereinen kontinuierlich ab, im Vergleich zum Kindesalter sowohl für Jugendliche ohne Migrationshintergrund als auch für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Gründe hierfür könnten der Übergang in die Berufswelt sein oder auch die Belastung der schulischen Anforderungen, sodass sportliche Aktivitäten kürzertreten oder sogar ein Austritt aus dem Vereinssport infrage kommt (vgl. Burrmann, Mutz 2015, 74; Mutz 2012, 73). Trotz dessen legen Forschungsbefunde nahe, dass Jugendliche im hohen Maße sportlich aktiv sind.
Die Mitgliedschaften bei 12-18-jährigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund belaufen sich auf 46 %, während Jugendliche ohne Migrationshintergrund häufiger im Verein gemeldet sind. Hierbei liegt die Zahl bei ungefähr 54 % (vgl. Burrmann, Mutz 2015, 70). Die Gegenüberstellung bei Vereinssportmitgliedschaften von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund und von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zeigt, dass junge Migranten weniger häufig in einem Verein gemeldet sind (vgl. Seiberth; Thiel 2007, 39). Trotz dessen kann keinesfalls von einer Sportabstinenz gesprochen werden, denn Jugendliche mit Migrationshintergrund treiben, außerhalb des Vereinssports, in einem hohen Maße Sport in ihrer Freizeit. Fast jeder Dritte führt Sport in seiner Freizeit als Lieblingsbeschäftigung auf. Bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund treibt rund jeder sechste täglich Sport in der Freizeit (vgl. Mutz 2012, 77; Burrmann, Mutz 2015, 70f). Aber warum sind dann trotz dessen die Mitgliedschaftsquoten unterschiedlich zwischen den Jugendlichen? Es wird häufig eine Offenheit innerhalb der Vereine im organisierten Sport betont, denn diese seien einfach zu erreichen, internationale Gleichheit sei gesichert und Sprachkenntnisse seien nicht vonnöten. Somit entsteht der Gedanke, dass ein leichter Zugang zum Vereinssport sichergestellt wird. Die Realität sieht jedoch schwieriger aus, denn Erfahrungen zeigen, dass eine Beteiligung von jugendlichen Einwanderer/-innen oft großer Bemühungen bedarf. Denn das passende Sportangebot muss häufig erstmals entwickelt werden, damit die Vereine „[...] die Zielgruppe sozial, kulturell, sprachlich und örtlich dort abholen, wo sie steht.“ (Bundesregierung 2007, 140).
2.1 Spotbeteiligung differenziert nach Geschlecht
Der Eintritt in den Sportverein erweist sich offenbar schwieriger für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Aber nicht nur mit dem Alter unterschieden sich die Zahlen der Sportbeteiligung, sondern auch insbesondere mit dem Geschlecht. Auffällig ist, dass Mädchen allgemein weniger häufig Sport treiben als Jungen. Eine Studie aus dem Jahr 2007 zeigt, dass nur jedes dritte Mädchen in einem Sportverein aktiv ist (29 %), wobei ungefähr die Hälfte aller Jungen Teil eines Sportvereins sind (47 %) (vgl. Mutz 2012, 74-75). Insbesondere kommen die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund zum Vorschein. Da liegen die Zahlen zwischen den Geschlechtern noch weiter auseinander. Im Alter zwischen 12- und 18 Jahren sind 60 % der Jungen mit Migrationshintergrund in einem Sportverein gemeldet, die Zahl der jungen Migrantinnen beträgt lediglich 31 % (vgl. Burrmann, Mutz 2015, 71). Laut PISA-Daten sind also sechs von zehn Jungen mit Migrationshintergrund im vereinsorganisierten Sport, aber nur drei von zehn Mädchen mit Migrationshintergrund (vgl. ebd.). Einer Studie zufolge liegen Mädchen und Jungen ohne Migrationshintergrund dichter beisammen, was die Mitgliedschaften eines Vereins betrifft. Jungen sind mit 54 % an einem organisierten Verein aktiv, wobei die Zahl der Mädchen jeweils nur zehn Prozent unter dem des Jungen liegt (vgl. ebd.). Es herrschen große geschlechterdifferenzierte Unterschiede bei den jungen Migranten/-innen, aber auch der Vergleich zwischen Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund sind besonders erschreckend. Bei den Mädchen mit Migrationshintergrund gehören rund 28 % einem Sportverein an, ein deutlich kleinerer Anteil als bei deutschen Mädchen, diese erzielen einen Wert von 42 % (vgl. Mutz 2012, 118). Die Sportbeteiligung jugendlicher Zuwanderer ist in einer geschlechtsspezifischen Perspektive zu betrachten. Zahlen zeigen, dass Jungen mit Migrationshintergrund sportbegeisterter sind als Mädchen mit Migrationshintergrund. Sie sind im Durchschnitt eher distanziert gegenüber dem Vereinssport. Dies zeigt sich nicht nur im Vergleich zu Jungen mit Migrationshintergrund sondern auch zu Mädchen ohne Migrationshintergrund.
2.2 Sportbeteiligung differenziert nach Bildungsgang
Die Beteiligungen unterscheiden sich nicht nur nach Geschlecht und Migrationshintergrund, sondern auch nach dem Bildungsgang beziehungsweise dem erreichten Schulabschluss. Die Differenzierung ist nicht erheblich hoch, trotz dessen gibt es Unterschiede in den Mitgliedschaften eines Sportvereins von bis zu 5,5 %, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Allgemein zeigt sich, dass mit steigendem Bildungsgang die Wahrscheinlichkeit höher ist, in einem Sportverein aktiv zu sein. Rund jeder zweite Schüler/-in, der ein Gymnasium besucht, ist Mitglied in einem Sportverein. Dabei unterscheiden sich die Mitgliedschaften von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind mit 2,9 % von 56,8 % weniger in einem Sportverein gemeldet, als Jugendliche ohne Migrationshintergrund (vgl. Mutz 2012, 119ff.). Der Organisationsgrad für Realschüler/-innen liegt etwas weiter darunter, als der, der Gymnasialschüler/-innen. Hierbei zeigen sich die größten prozentualen Unterschiede der Sportbeteiligung. Realschüler/-innen mit Migrationshintergrund sind zu 41,1 % in einem Sportverein aktiv. Schüler/-innen der Realschule ohne Migrationshintergrund sind mit 46,6 % etwas öfter Mitglied in einem Sportverein (vgl. ebd.). Die Schülerschaft der Gesamt- und Hauptschule hingegen sind deutlich seltener Mitglieder in einem Sportverein. Sowohl Jugendliche mit Migrationshintergrund als auch deutsche Jugendliche, welche die Hauptschule besuchen, sind unterdurchschnittlich präsent in einem Verein. Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, die eine höhere Schulform besuchen, sind prozentual häufiger in einem Sportverein aktiv (vgl. ebd.). Der Organisationsgrad in Betrachtung auf den Bildungsgang unterscheidet sich nicht nur innerhalb der Jugendlichen, sondern auch maßgeblich bei Betrachtung der Geschlechter. Lediglich 24 % der Mädchen mit ausländischer Herkunft und einem geringen Bildungsstand sind in einem Sportverein aktiv. Weibliche Personen ohne Migrationshintergrund und geringem Bildungsniveau sind fast doppelt so oft Mitglied in einem Sportverein. Aber auch bei der Betrachtung von höheren Bildungsgängen fallen drastische Unterschiede auf. Jungen mit Migrationshintergrund, die das Gymnasium besuchen, sind mit 20 % häufiger Mitglieder in einem Verein als Mädchen (vgl. Burrmann/Mutz 2012, 80). Die deutliche Unterpräsenz von Mädchen mit Migrationshintergrund ist auffällig, unabhängig davon welchen Bildungsgang diese anstreben.
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