Diese Hausarbeit hat die Absicht, unter Anwendung der qualitativen Forschungsmethode des Leitfadeninterviews, ein Interview zu der entwickelten Fragestellung des Sportverständnisses von Studierenden zu führen, es angemessen nach den Regeln von Lamnek zu transkribieren, mit der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring auszuwerten und das Ergebnis, abschließend mit Rückbezug auf die Fragestellung darzustellen und zu diskutieren.
Die Forschungsfrage des Interviews leitet sich aus den qualitativen Forschungsergebnissen von Burrmann (2007) und Stahl (2007) ab, die sich mit dem subjektiven Sportverständnis Jugendlicher befasst haben. Um die Redebeiträge der Jugendlichen systematisch zu ordnen, teilten die Forscher 16 Kriterien ein, bestehend aus den 4 Hauptkategorien (1) Essenzielle Kriterien, (2) Modale Kriterien, (3) Motivationale Kriterien und (4) Nicht kategorisierte Kriterien, die wiederum in weitere Unterkategorien unterteilt wurden.
Diese Kategorien wurden von mir für mein Codehandbuch übernommen. Die Definition der aufgeführten Kriterien findet man im Anhang im Codehandbuch. Das Ergebnis der Befragung der Jugendlichen war ein sehr ambivalentes Sportverständnis, da Kriterien, die von einigen als Kriterium für Sport galten, für andere als Ausschlusskriterium fungierten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Forschungshintergrund und theoretische Rahmung
3. Darstellung des Leitfadens
4. Analyse der Interviewverhaltens in Anlehnung an Misoch (2015)
5. Beschreibung der Methode (strukturierende Inhaltsanalyse)
6. Auswertung
7. Ergebnisdarstellung
8. Ergebnisdiskussion
9. Literaturverzeichnis
10. Anhang
10.1 Transkript des Interviews
10.2 Codehandbuch
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: UK Belastung
Tabelle 2: UK Bewegung
Tabelle 3: Codehandbuch
1. Einleitung
Diese Hausarbeit hat die Absicht, unter Anwendung der qualitativen Forschungsmethode des Leitfadeninterviews, ein Interview zu der entwickelten Fragestellung des Sportverstandnisses von Studierenden zu fuhren, es angemessen nach den Regeln von Lamnek zu transkribieren, mit der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring auszuwerten und das Ergebnis, ab- schlieBend mit Ruckbezug auf die Fragestellung darzustellen und zu diskutieren. Zusammen- fassend soll die Fahigkeit vermittelt werden, qualitative Forschungsmethoden angemessen anzuwenden und das eigene Vorgehen mit Einbezug von Forschungsliteratur zu reflektieren.
2. Forschungshintergrund und theoretische Rahmung
Die Forschungsfrage des Interviews leitet sich aus den qualitativen Forschungsergebnissen von Burrmann (2007) und Stahl (2007) ab, die sich mit dem subjektiven Sportverstandnis Ju- gendlicher befasst haben. Um die Redebeitrage der Jugendlichen systematisch zu ordnen, teilten die Forscher 16 Kriterien ein, bestehend aus den 4 Hauptkategorien (1) Essenzielle Kriterien, (2) Modale Kriterien, (3) Motivationale Kriterien und (4) Nicht kategorisierte Kriterien, die wiederum in weitere Unterkategorien unterteilt wurden. Diese Kategorien wurden von mir fur mein Codehandbuch ubernommen. Die Definition der aufgefuhrten Kriterien findet man im Anhang im Codehandbuch. Das Ergebnis der Befragung der Jugendlichen war ein sehr ambivalentes Sportverstandnis, da Kriterien, die von einigen als Kriterium fur Sport galten, fur an- dere als Ausschlusskriterium fungierten. Auch auffallig ist, dass keine klare Abgrenzung zwi- schen den Kategorien herrscht, innerhalb von Argumentationsmustern, sondern eher Misch- formen ersichtlich wurden. So dass festgehalten werden kann, dass das Sportverstandnis ein subjektives Phanomen ist, worauf im folgenden Abschnitt mit der theoretischen Rahmung, so- mit der Konzeptspezifikation des Begriffs Sportverstandnis Bezug genommen wird.
Bevor der Leitfaden fur das Interview erstellt wird, muss der Untersuchungsgegenstand, in diesem Falle das Sportverstandnis durch Forschungsliteratur naher erlautert werden, um den Leitfaden so zu konstruieren, dass dieser die Forschungsfrage beantwortet. Es bedarf daher einer klaren Konzeptspezifikation als Ausgangspunkt. Da es sich bei dem Begriff um ein the- oretisches Konstrukt handelt, mussen mehrere Blickwinkel in die Prazisierung des Begriffs einflieBen. Durchsucht man verschiedene Datenbanken, stoBt man auf keine einheitliche Definition des Sportvertsandnisses. Wie Schurmann (2019) sagt, konne das gemeinsame Sport- verstandnis selbstredend historisch und kulturell wechseln (Schurmann, 2019, S. 472). Es gibt 1
somit nicht ein Sportverstandnis, sondern einen stetigen Wandel der Bedeutung uber die Zeit, eingebettet in einen sozialen Kontext. Auch verschiedene Sportmodelle thematisieren den Sport im Wandel der Zeit, wie beispielsweise das Sportmodell von Guttmann (vgl. Guttmann 1979, S. 61), der dem Sport je nach zeitlicher Einordnung verschiedene Charakteristika zu- ordnet. So sei der moderne Sport vor allen Dingen durch Weltlichkeit, Gleichheit, Spezialisie- rung, Rationalisierung, Burokratisierung, Quantifizierung und Rekordstreben gekennzeichnet (Kruger/Gullich, 2013, S. 380). Sportmodelle, so muss bedacht werden, legen jeweils einen anderen Schwerpunkt in Bezug auf Sport, beachte man Marx, Weber und Elias, so dass auch hier Theorienpluralismus vorherrscht. Weitere Autoren, wie Borggrefe (2018), die E- Sports kritisiert und sich bei ihrem Sportverstandnis auf Stichweh bezieht, der Sport als jenes gesell- schaftliche Teilsystem versteht, das aus allen Handlungen bestehe, deren Sinn die Kommuni- kation korperlicher Leistungsfahigkeit sei (Stichweh, 1990, S. 380). Wiederum Wissenschaftler beziehen sich auf Definitionen von Institutionen wie dem DOSB, der bestimmte Kriterien fur den Sport festgelegt hat. Demnach habe eine Sportart eine motorische Eigenaktivitat, Sport musse selbstbestimmt sein und ethische Werte einhalten (Kruger/Gullich, 2013, S. 363). Kri- tikauBerungen in Bezug auf den Selbstzweck mit Verweis auf den Profisport oder die Eigen- motorik sind hier auch vorzufinden (Kruger/Gullich, 2013, S. 364), was auch an dem umstrit- tenen Thema E-Sports erkenntlich wird.
Obwohl es keine allgemeine Definition des Begriffs Sport gibt, liegt jeder AuBerung einer Person uber Sport ein subjektives Verstandnis zugrunde, welches andere ausschlieBt. Zudem wird durch die Existenz des Begriffs Sport ausgeschlossen, dass jede beliebige Handlung un- ter die Kategorie Sport fallt. Die subjektive Grenze der Kategorie Sport bei Studierenden zu erfassen, an dieser Stelle setzt die Forschungsfrage an.
3. Darstellung des Leitfadens
Wie schon zuvor erwahnt lautet die Forschungsfrage, abgeleitet aus dem theoretischen Hin- tergrund und vor allen Dingen aus der Arbeit von Burrmann (2007) und Stahl (2007), welches Sportverstandnis Studierende haben und wie sich dieses im Vergleich zum Sportverstandnis Jugendlicher unterscheidet. Hierzu wurde als Auswertungseinheit ein etwa 20 minutiges Leit- fadeninterview transkribiert (halbstrukturiertes Interview), welches mit einem Sportstudenten gefuhrt wurde. Die Ableitung des Leitfadens aus dem theoretischen Hintergrund und dessen Darstellung wird nun thematisiert. Leitfadeninterviews sind dadurch gekennzeichnet, dass der Interviewer seine Themenbereiche, sowie konkrete Fragen, vor dem Interview niedergeschrie- ben hat und das Gesprach durch gezielte Fragen in eine Richtung lenken kann. Somit mussten Fragen formuliert werden, die sich auf das Sportverstandnis beziehen, ohne den Untersuchungsgegenstand explizit im Interview zu erwahnen. Als formales Muster diente eine Vorlage, die von der Dozierenden bereitgestellt wurde. Inhaltlich wurde der Leitfaden vor dessen Einsatz auf mogliche Prufkriterien von Hepperle(2015) uberpruft. Das erste Kriterium, die Frage nach dem Warum, widmet sich der theoretischen Relevanz und dem Bezug zur Fragestellung. Ein weiteres Kriterium fragt nach dem Was und somit der inhaltlichen Dimension. Gefolgt von dem Warum, bezogenauf die Formulierung der Frage und abschlieBend die Frage nach der Reihenfolge beziehungsweise Stellung der Fragen im Leitfaden. Nach der Er- stellung des Leitfadens wurde dieser somit auf die genannten Kriterien uberpruft. Durch die Uberprufung sollte das Gutekriterien der Validitat, das heiBt die Sicherstellung, dass der Leit- faden erfasst, was er erfassen soll, sichergestellt werden (Hepperle, 2015, S. 164).
Der Leitfaden folgt der Struktur 1) Einstiegsfrage/Assoziationsfrage, 2) Fragen zur Sportbio- graphie, 3) Praferenz- und Relevanzfrage, 4) Abschlussfrage.
Zu 1) wurde die Frage “Was assoziieren Sie mit Sport?” gestellt, so dass zu Beginn schon ein konkret subjektiver Gedanke zum Verstandnis von Sport vorliegt, auf den im Verlauf des Interviews weiter eingegangen werden kann. Bei 2) wurden Frage wie “Welchen sportlichen Akti- vitaten sind Sie in ihrem bisherigen Leben nachgegangen?”, und “Wie hat sich Ihr personli- ches Sporttreiben im Vergleich zu Ihrer Kindheit gewandelt?” gestellt, um einen Uberblick uber einen moglichen Wandel von Sportverstandnis zu erhalten und die Motivation des Interviewten zu erfassen, die sich hinter seinem Sporttreiben verbirgt, da wie in Kapitel 2 beschrieben, Sport stets in ein sozialen Kontext und Wandel eingebettet ist. Die Fragen „Was gefallt Ihnen am Sporttreiben besonders und was gefallt Ihnen eher nicht?” und„Welche Kriterien spiegeln Ihrer Meinung nach „guten Sport“ wieder?” fallen unter 3) und sollen Auskunft uber Kriterien geben, die eine korperliche Aktivitat ins Tatigkeitsfeld Sport einschlieBen und Kriterien, die diese aus- schlieBen. 4) hat das Ziel das Interview zum Ausklang zu bringen, indem dem Interviewten mit der Frage “Gibt es noch etwas, dass Ihnen auf dem Herzen liegt und Sie noch loswerden mochten?” die Moglichkeit gegeben wird AuBerungen vorzunehmen, die im Interview noch nicht genannt wurden. Scholl (2018) unterteilt in weitere Prufkriterien. Die Reihenfolge der Fragen hat ihre Berechtigung, da sie in sich konsistent (Scholl, 2018, S. 152) sind und aufei- nander aufbauen. Auch die Fragelogik (Scholl, 2018, S. 153) wurde beachtet, da die Fragen bezuglich der Sportbiographie beispielsweise nochmals in einzelne konkrete Fragen unterteilt wurden, so dass alle Dimensionen der Sportbiographie beantwortet werden und kein Aspekt zu kurz kommt. AbschlieBend wird auch die Sprachlogik eingehalten, da die Fragen verstand- lich und eine konversationsahnliche Form aufweisen, somit nicht missverstandlich fur den In- terviewten sind und ein Gesprach auf Augenhohe initialisieren. Der vollstandige Leitfaden mit Leitfragen, konkreten Fragen, Checks und Erzahlaufforderungen, ist im Anhang vorzufinden. Auch wenn der Leitfaden sein Ziel verfolgt, heiBt es nicht, dass der Interviewer es schafft, ein gutes Interview zu fuhren, so dass das Interviewverhalten im nachsten Schritt analysiert wer- den soll.
4. Analyse der Interviewverhaltens in Anlehnung an Misoch (2015)
Der Interviewer unterliegt verschiedenen Anforderungen, die er wahrend des Interviews erful- len muss, damit das Interview gelingt. In Anlehnung an Misoch (2015) wird das Interviewver- halten anhand spezifischer Kriterien fur qualitative Interviews analysiert. Das erste Kriterium bezieht sich auf die kommunikative und soziale Kompetenz. Dies bedarf dem Wissen uber Regeln der Verstandigung und dessen strategische Anwendung (Helfferich, 2009, S. 51). Der Interviewer soll sich an der Sprache des Befragten orientieren, in dem Sinne, dass Fragen unmissverstandlich dem Code des Befragten gleichen, ihn fachsprachlich nicht uberfordern und Fachjargon wie Fremdworter vermieden werden (Misoch, 2015, S. 215). Der Sprachas- pekt wurde im Interview gut umgesetzt, da es sich beim Befragten um einen Studenten han- delt, der uber dasselbe Sprachrepertoire (Code) verfugt. Durch die im Vorfeld formulierten Leitfragen, welche einfach und prazise formuliert wurden, kam es zu keinen Missverstandnis- sen und der Befragte gab Antworten passend zu den Fragen. Ein Dialogcharakter wurde auch neben den Leitfragen geschaffen, da versucht wurde auf die Antworten des Befragten einzu- gehen, indem beispielsweise weitere Erzahlaufforderungen eingebaut wurden (Wie ist das mit ...?).
Beispiel: Ok und wenn man jetzt zum Beispiel mit dem Fahrrad in den Supermarkt fahrt, ist das Sport dann?
Es folgt das Kriterium der Empathie und des Vertrauens, gekennzeichnet durch das Sich- Ein- fuhlen in die mentale Situation des Befragten, welches die Voraussetzung fur eine vertrauens- volle Atmosphare bilde (Misoch, 2015, S. 217). Durch nonverbales Verhalten, wie Nicken, La- cheln und die Richtung des Blicks auf den Befragten, sowie einer heiteren Stimmlage wurde versucht, die Interviewsituation fur den Befragten so zu gestalten, dass er in einen offenen Dialog gelangt, indem er frei erzahlen kann. Bei einem Interview handelt es sich um eine so- ziale Situation und Erzahlen sei dabei als sprachliche Handlung auch stets intersubjektiv, das heiBt, auf das soziale Umfeld ausgerichtet (Misoch, 2015, S. 2017; Helfferich, 2009, S. 80). Interviewer und Befragte hatten kein Problem sich sprachlich aneinander zu orientieren, da sie uber denselben elaborierten Code verfugen. Die Reaktionen des Interviewers haben sich stets auf die AuBerungen des Befragten bezogen, so dass manchmal von den Leitfragen abgewi- chen wurde, dafur aber durch das Einlassen auf den Befragten induktive Kategorien, wie zum Beispiel Asthetik gebildet werden konnte, so dass in diesem Sinne auch keine Informationen verschenkt (Misoch, 2015, S. 225) wurden, auch wenn sie nicht im vorherigen Leitfaden als Check vorgesehen waren.
Wenn Unsicherheiten herrschten, ob etwas richtig verstanden wurde, dann wurde die Aussage des Befragten nochmals wiederholt und gefragt, ob es richtig verstanden wurde.
Beispiel: Also hat Sport auch mal etwas Strategisches an sich, wenn ich das richtig verstehe? Verbesserungen konnen noch bezuglich des Nachfragens bei getatigten Widerspruchen des Befragten vorgenommen werden (Helfferich, 2009, S. 86), was bei der strukturierenden In- haltsanalyse aufgefallen ist. Der Befragte widerspricht sich, wenn er in Zeile 130 bis 139 ei- nerseits aussagt, dass Lernen fur ihn Sport sei und im folgenden Satz diese Aussage wieder verneint. In dieser Situation wurde nicht weiter auf die AuBerung eingegangen, der Wider- spruch somit nicht zu losen vermocht, was die Gultigkeit der Aussage einschrankt.
Nachfragen ist auch ein wichtiger Aspekt beim Kriterium des aktiven Zuhorens, indem die Auf- merksamkeit dem Befragten und seinen AuBerungen gilt (Misoch, 2015, 219). Insgesamt wurde das Kriterium gut erfullt, da die Aufmerksamkeit durch nonverbale Zeichen des Zuho- rens (Misoch, 2015, S. 219) wie “Hm” geauBert, auf die AuBerungen in der nachfolgenden Frage eingegangen und Blickkontakt zum Befragten gehalten wurde. Kritik an den AuBerun- gen wurde unterlassen und keine Korrektur der Aussagen vorgenommen, die den Befragten in seinen weiteren Aussagen verunsichern konnten und einen Authentizitatsverlust der Aus- sagen provozieren wurden. Dennoch misslang es an manchen Stellen innerhalb einer Frage- stellung neutral zu bleiben und keine eigene Meinung mit einflieBen zu lassen, was die Antwort moglicherweise manipuliert habe konnte.
Beispiel: Muss Sport ahm fur dich immer mit Bewegung zu tun haben, weil du hattest ja jetzt zum Beispiel Futtball und Dart so kontrovers genannt, weil Dart ist ja eher ein bewegungsar- mer Sport und Futtball ahm dementsprechend sehr also bewegungsstark vertreten also muss Bewegung immer ein Kriterium fur dich sein (.) im Sport?
Dasselbe gilt fur die Frage in Zeile 119- 121 des Transkriptes. Hierbei kann ubergreifend auf das Kriterium der Bewertung und Belehrung (Misoch, 2015, S. 224) Bezug genommen werden, die in der Durchfuhrung des Interviews nicht erfolgreich vermieden wurden. Selten kam es vor, dass eine Aussage nicht codiert werden konnte, weil diese keinen Gehalt hat, so dass derrote Faden im Interview durchgezogen wurde und irrelevante Themen durch die theoriegeleitete Frageformulierung weitestgehend ausgeschlossen wurden. Bezogen auf Misoch (2015) wur- den damit keine nicht ergiebigen Themen weiterverfolgt. Die Leitfadenburokratie als Kritik- punkt (Misoch, 2015, S.220) bei halbstrukturierten Interviews blieb weitestgehend berucksich- tigt, indem die Fragen nicht nacheinander abgearbeitet, sondern auch Zwischenfragen, auf- bauend auf den Antworten gestellt wurden. Auch die Neutralitat der Fragestellung durch neut- rale Intonation (MIsoch, 2015, S. 222) ist recht gut gelungen, da die Tonlage des Interviewers keine groBen Schwankungen wahrend des Interviews aufwies. Das Kriterium der Einfachheit der Fragen ist wiederum verbesserungswurdig bei den Fragen, die nicht im Leitfaden vorhan- den sind. Es ist teilweise nicht gelungen, Fragen, die auf einer Antwort des Befragten auf- bauen, sprachlich einfach zu formulieren. Das Beispiel “ Findest du es wichtig, dass deine Sportart im Verein organisiert ist und ahm zum Beispiel im Profibereich vertreten ist oder auch im Fernsehen ubertragen wird?” zeigt, dass die Frage mehrere Fragen beinhaltet, was daran liegt, dass direkt auf die Antwort eingegangen werden wollte, ohne vorher nachgedacht zu haben, was genau gefragt und wie es versprachlicht werden sollte. Verstandlicher ware die Frage gewesen, wenn die einzelnen Teile als eigene Frage separiert voneinander Betrachtung fanden, das heiBt, Verein, Profisport und Sportberichterstattung voneinander als Frage sepa- riert. Hier zeigt sich auch das Problem, der vorher festgelegten Kategorien. Die drei genannten Begriffe sind Definitionen fur einen jeweiligen Code, so gehort Profisport und Sportberichter- stattung unter den Code “Etablierung als Sportart”. Die Intention bei der Frage war das Abar- beiten dieses Codes, welches das Interview erschwert hat, da der Befragte die Frage erstmal verstehen musste, was erkenntlich daran wird, dass er 2 Sekunden nachgedacht hat, bevor eine Antwort kam.
Dem Kriterium der geschlossenen Frage nach Misoch (2015) wurde erfolgreich im Interview umgesetzt, da der Befragte auf die Fragen mit mehr als “Ja” oder “Nein” geantwortet hat und seine Aussagen auch reichhaltig waren, was der strukturierenden Inhaltsanalyse und dem vor- herigen Codieren zu entnehmen ist. Falls eine Aussage nicht genug Gehalt hatte, wurden haufig Warum- Fragen eingebaut, die eine genauere Erlauterung der Meinung des Befragten abverlangen, da sie eine Begrundung fordern. Insgesamt ist das erste Leitfadeninterview zu- friedenstellend. Obwohl Erwartungen an das Interview und die Aussagen der Person im Vor- feld vorhanden waren, was dem vorher festgelegten Codehandbuch und der theoriegeleiteten Fragestellung zu verschulden ist, wurde weitestgehend der Leitfaden als Roter Faden verfolgt und dennoch eine Offenheit fur neue Fragen, die auf die Fragen des Befragten eingehen, ge- zeigt und diese im Interview umgesetzt. Der Fragestil war in Ordnung, da das nonverbale Ver- halten insgesamt gut war, dem Befragten ein Gefuhl von Aufmerksamkeit und Einfuhlsamkeit gab, jedoch Fragen zu verschachtelt gestellt wurden und teilweise mehrere Fragen in einer Frage beinhalteten, was dazu fuhrt, dass der Befragte selektiert und nicht alles beantwortet. Der Umgang mit Unklarheit bedarf auch einer weiteren Schulung, da Widerspruche teilweise ungeklart blieben. Dennoch erfreulich ist, dass der Leitfadenburokratie als Anfanger weitest- gehendentwichen werden konnte und Offenheit fur Neues vorherrschte.
5. Beschreibung der Methode (strukturierende Inhaltsanalyse)
Die qualitative Inhaltsanalyse unterscheidet zwischen verschiedenen Analysetechniken. Da- runter fallen die zusammenfassende, explizite und strukturierende Inhaltsanalyse. Diese sind nicht linear abzuarbeiten, sondern viel mehr als voneinander unabhangige Analysetechniken zu verstehen, die in Abhangigkeit der Forschungsfrage und Material ausgewahlt werden (Mayring ,2015, S. 67). Sie zeigen zudem verschiedenen Moglichkeiten auf, das Material zu ana- lysieren. Im Falle der strukturierenden Inhaltsanalyse,welche als zentrale Technik angesehen wird (Mayring, 2015, S. 97; Schreier, 2014, S. 5), nennt Mayring folgende Metapher, um die zentrale Aussage der Technik zu verdeutlichen „SchlieBlich wurde ich versuchen, den Fels- brock aufzubrechen, um einen Eindruck von seiner inneren Struktur zu bekommen. Ich wurde versuchen, einzelne Bestandteile zu erkennen, den Brocken zu vermessen, seine GroBe, seine Harte, sein Gewicht durch verschiedene Messoperationen feststellen.“ Mayring (2015, S. 67). Ziel ist es Strukturen aus dem Material mithilfe von einem Kategoriensystem heraus- zufiltern. Die zu absolvierenden Schritte, liegen Strukturierungsdimensionen, welche aus des der Theorie abgeleitet werden, zugrunde. Die daraus resultierenden Dimensionen und Aus- pragungen dienen als Voraussetzung fur das Kategoriensystem. Dabei werden alle Material- bestandteile,die als eine zum Kategoriensystem gehorendeKategorie identifiziert wurden, ex- trahiert. Um der Frage nach zu gehen, welcher Materialbestandteil zum Kategoriensystem ge- hort, mussen die Kategorien genau definiert werden, welche Textbestandteile darunterfallen, mithilfe eines Ankerbeispiels konkretisiert und durch die Kodierregeln von anderen Kategorien abgegrenzt werden (Codehandbuch). Danach folgt ein Probematerialdurchlauf,indem gepruft wird, ob die vorab definierten Kategorien dem Material entsprechen. Innerhalb dieses Probe- durchgangs werden die Textstellen, die zu den jeweiligen Kategorien passen gekennzeichnet (Mayring, 2015, S. 97, 99). Eine Moglichkeit ist es, diese durch ein Farbschemata innerhalb des Textes oder durch Kategoriennummern am Rand zu kennzeichnen. In Abhangigkeit der verschiedenen Ziele der Strukturierung werden die als zu einer Kategorie gekennzeichneten Textstellen extrahiert und bearbeitet. Falls die vorher definierten Kategorien nicht dem Material entsprechen, kann es somit gegebenenfalls zu einer Uberarbeitung der festgelegten Katego- rien kommen. Darauf folgt der Hauptdurchgang, welcher ein weiteres Mal die Textstellen, wel- che zu einer Kategoriegehorenkennzeichnet und darauffolgend bearbeitet und extrahiert. Die daraus resultieren Ergebnisse konnen dann bearbeitet werden (Mayring, 2015, S. 99). Die oben genannten Ziele lassen sich in formale-, inhaltliche-, typisierende- und skalierende Auf- teilen (Mayring, 2015, S. 97). Das Ziel einer inhaltlichen Strukturierung ist es bestimmte In- halte, mithilfe von theoriegeleiteten und somit deduktiven, vorabfestgelegten Kategorien/ Unterkategorien herauszufiltern und das Material nach der Umwandlung in ein hoheres Abstrak- tionsniveau in Form von Paraphrasen, zunachst pro Unterkategorie und dann pro Hauptkate- gorie zusammenzufassen (Mayring, 2015, S. 103). Die Unterscheidung zum oben beschrie- benen allgemeinen Ablaufmodell ist somit, dasssichdie Festlegung der Strukturierungsdimen- sionen und die Ergebnisaufbereitung unterscheiden. Alle anderen Schritte werden ubernom- men (Mayring, 2015, S. 97).
6. Auswertung
Tabelle 1: UK Belastung 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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