In dieser Hausarbeit wird eine Theorie von Klaus Prange genauer analysiert. Zeigen – dies ist das Schlagwort. Die These der Hausarbeit ist, dass Zeigen die Grundoperation pädagogischen Handelns ist. Jeder kann sich unter dem Begriff "Zeigen" etwas vorstellen. Beispielsweise wird den Kindern an einer Bushaltestelle von den Eltern vorgeführt, wie sie ein Ticket kaufen und mit Hilfe eines Fahrplanes, wie sie selbstständig in die Schule fahren. Den Enkelkindern wird demonstriert, woran zu erkennen ist, dass die Äpfel im Garten reif sind. Kleinkinder zeigen auf Gegenstände und fragen ihre Eltern: "Was ist das?", woraufhin sie es erklärend gezeigt bekommen. Wenn man jedoch in Fachkreisen darüber diskutiert, was nun pädagogisches Handeln ist, werden Begriffe gebraucht. Die Hausarbeit beschäftigt sich deshalb mit der Frage nach Klaus Prange: Lässt sich Zeigen als Grundoperation pädagogischen Handelns beschreiben?
Vorwiegend orientiert sich die Arbeit an der Seminarlektüre "Die Formen des pädagogischen Handelns" von Klaus Prange und Gabriele Strobel-Eisele. Zu Beginn der Arbeit wird erläutert, was die Erziehung, beziehungsweise pädagogisches Handeln, ausmacht. Dabei werden auch die Grundbegriffe erklärt. Danach wird zuerst im Allgemeinen untersucht, weshalb Zeigen die Grundoperation pädagogischen Handelns sein kann. Anschließend wird diese in einzelne Zeigeformen – ostensives, repräsentatives, direktives, reaktives Zeigen – unterteilt, analysiert und auch auf mögliche Fehlformen hingewiesen. Es werden auch eigene Beispiele aus verschiedenen Bereichen herangezogen. Daraufhin wird veranschaulicht auf welcher Art und Weise die Grundoperation des pädagogischen Handelns Zeigen im Schulunterricht vorhanden ist. Im vorletzten Kapitel wird die Problematik der Theorie von weiteren Wissenschaftlern diskutiert und aus Sicht von Prange verteidigt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffserklärung pädagogisches Handeln
3. Grundlegende Formen
3.1 Grundoperation Zeigen
3.2 Das ostensive Zeigen: die Übung
3.3 Das repräsentative Zeigen: die Darstellung
3.4 Das direktive Zeigen: die Aufforderung
3.5 Das reaktive Zeigen: die Rückmeldung
4. Anwendung im Schulunterricht
5. Problematik
6. Fazit und Ausblick
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Erziehung ist das eine und ganze Thema der Pädagogik“. (Prange 2000, S.7)
Im Laufe des Seminars „Grundfragen pädagogischen Denkens und Handelns“, aber auch in der Vorlesung „Grundlagen und Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft“ wurde ersichtlich, dass sich nicht alle Fachexperten einig sind, was unter Erziehung verstanden wird, und mit welchen Begriffen sie sich definieren lässt. Prange, Schleiermacher, Loch und weitere Experten haben versucht pädagogisches Handeln, im Sinne der Erziehung, greifbar zu machen. Aus diesem Grund gibt es für diese viele verschiedene Beschreibungen und Definitionen. Der Übersicht halber, sollen nicht alle Ansichten zu pädagogischem Handeln betrachtet werden.
In dieser Hausarbeit wird eine Theorie, welche vor allem im Seminar, aber auch in der Vorlesung gezeigt wurde, genauer analysiert. Zeigen – dies ist das Schlagwort. Denn die These meiner Hausarbeit nach Klaus Prange ist, dass Zeigen die Grundoperation pädagogischen Handelns ist. Jeder kann sich unter dem Begriff „zeigen“ etwas vorstellen. Beispielsweise wird den Kindern an einer Bushaltestelle von den Eltern vorgeführt, wie sie ein Ticket kaufen und mit Hilfe eines Fahrplanes, wie sie selbstständig in die Schule fahren. Den Enkelkindern wird demonstriert, woran zu erkennen ist, dass die Äpfel im Garten reif sind. Kleinkinder zeigen auf Gegenstände und fragen ihre Eltern: „Was ist das?“, woraufhin sie es erklärend gezeigt bekommen. Wenn man jedoch in Fachkreisen darüber diskutiert, was nun pädagogisches Handeln ist, werden Begriffe gebraucht. Die Hausarbeit beschäftigt sich deshalb mit der Frage nach Klaus Prange: Lässt sich Zeigen als Grundoperation pädagogischen Handelns beschreiben?
Vorwiegend orientiert sich die Arbeit an der Seminarlektüre „Die Formen des pädagogischen Handelns“ von Klaus Prange und Gabriele Strobel-Eisele. Zu Beginn der Arbeit wird erläutert, was die Erziehung, beziehungsweise pädagogisches Handeln, ausmacht. Dabei werden auch die Grundbegriffe erklärt. Danach wird zuerst im Allgemeinen untersucht, weshalb Zeigen die Grundoperation pädagogischen Handelns sein kann. Anschließend wird diese in einzelne Zeigeformen - ostensives, repräsentatives, direktives, reaktives Zeigen - unterteilt, analysiert und auch auf mögliche Fehlformen hingewiesen. Im Folgenden werden auch eigene Beispiele aus verschiedenen Bereichen herangezogen. Daraufhin wird veranschaulicht auf welcher Art und Weise die Grundoperation Zeigen des pädagogischen Handelns im Schulunterricht vorhanden ist. Im vorletzten Kapitel wird die Problematik der Theorie von weiteren Wissenschaftlern diskutiert und aus Sicht von Prange verteidigt. Die Hausarbeit schließt mit der Zusammenfassung der Ergebnisse ab.
2. Begriffserklärung pädagogisches Handeln
Pranges Intention ist es, das „Verständnis von Erziehung herauszuheben, begrifflich zu fassen und damit die Eigenart des Erzieherischen heute wie früher herauszuschälen, gegen andere Verhaltungen abzuheben und so zu einem vertieften Erziehungsverständnis beizutragen.“ (Prange 2012a, S.8)
Es benötigt eine Erklärung der Grundbegriffe des pädagogischen Handelns für professionelle Zwecke. Deswegen müssen zuerst die Begriffe geklärt werden, damit verstanden wird worüber gesprochen wird. Zweitens muss erklärt werden, was das erzieherische Erscheinen ausmacht und wie dieses zu umfassen und zu erkennen ist. Durch die begriffliche Erfassung kann es dann erst praktisch umgesetzt werden, da auf vorhandenes Wissen aufgebaut wird (vgl. ebd., S.12).
Die Basis der begrifflichen Bestimmung liegt in den Formen der Ausführung (vgl. ebd., S.20) Prange bezeichnet seine Theorie, dass Zeigen die Grundoperation pädagogischen Handelns ist, als „Operative Pädagogik“. (ebd., S.7)
Die Erziehung wird heute als pädagogisches Handeln bezeichnet, damit alle Formen der erzieherischen Ausführungen und nicht nur der ethische Bereich erfasst wird. In der Gesamten Arbeit wird pädagogisches Handeln und Erziehen sinngleich angewandt. Unter pädagogischem Handeln können die unterschiedlichsten Aktionen, Verhalten und Ausführungen verstanden werden. Indem jemand auf die zu Erziehenden einwirkt, wird deren Lernen wahrscheinlicher (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S. 12-13).
Zum Beispiel, wenn Eltern ihrem Kind das Zähneputzen oder den Toilettengang zeigen.
„Handeln wird oder ist dadurch pädagogisch [respektiv, die Autoren] erzieherisch, dass es sich auf Lernen bezieht und es zu bestimmen sucht.“ (ebd., S. 13, Hervorhebung im Original) In dieser Aussage wird versucht den Begriff des pädagogischen Handelns zu beschreiben, aber es wird vorenthalten, ob das Lernen gelungen ist, und richtig oder falsch erfolgt ist (vgl. ebd., S.13).
Außerdem kann keine Garantie darauf gegeben werden, wie das Subjekt auf die Erziehung reagiert und lernt, worin die Ungewissheit in der Erziehung besteht (vgl. ebd., S.40). Luhmann und Schorr bezeichnen dies als „Technologiedefizit“ in der Erziehung. (Luhmann/Schorr 1982, zitiert nach Prange/Strobel-Eisele 2006, S.40)
Unter pädagogischer Differenz wird der Unterschied zwischen dem Lernen und dem Erziehen verstanden. Lernen und Erziehen gehen häufig aus einem Umstand und einer Gegebenheit hervor, sind jedoch jeweils ein eigener Vorgang. Ihre Einheit bildet die Erziehung. Im Gegensatz zum Erziehen, dessen Handlung nicht zwingend ausgeführt werden muss, ist das Lernen ein automatischer Prozess (vgl. Prange 2012a, S.58-59, eigene Hervorhebung F. P.).
Damit pädagogisches Handeln möglich ist, braucht es einen gemeinsamen Ansatzpunkt, nämlich die Kommunikation, um eine Verbindung zwischen dem Erzieher und dem Edukanden aufzubauen. Lernen ist dabei die Voraussetzung, um pädagogisch zu handeln, aber dafür wird auch das Erziehen benötigt. Zudem ist es notwendig, dass das Erziehen sich nach einem Thema richtet (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S. 16-17).
Weiterhin spielen die Zeit und die Artikulation eine Rolle: „Handeln erfordert, wie jedes Tun und jede Operation Zeit, um die Themen, um die es in der Kommunikation geht zu gliedern oder, wie wir im Anschluss an den pädagogischen Sprachgebrauch auch sagen wollen: um sie zu artikulieren.“ (ebd., S.41)
Der Erzieher kommuniziert und zeigt über einen Gegenstand dem Kind was gelernt werden soll. Es wird versucht über Themen und die Zeit, das Erziehen des Erziehers und das Lernen des Edukanden in Bezug zueinander zu setzen. Dies wird eine Triangulation oder auch didaktisches Dreieck genannt. Die Autoren sind der Meinung, dass überall, wo eine pädagogische Beziehung vorzuweisen ist, ein solches Dreieck festzustellen ist (vgl. ebd., S. 16-17, eigene Hervorhebung F. P.).
Die Autoren Prange und Strobel-Eisele kommen zu dem Schluss: „Handeln ist pädagogisch dadurch, dass dem Lernen Themen angeboten, aber auch aufgedrungen werden, um über Zeit die Zustände von Personen zu treffen, sie zu ändern und sie damit zu befähigen, einigermaßen selbständig mit den Anforderungen zurechtzukommen, auf die sie in ihrem Leben treffen.“ (ebd., S.17)
3. Grundlegende Formen
3.1 Grundoperation Zeigen
Die Eigenart des pädagogischen Handelns, hinsichtlich des Zeigens, lässt sich folgendermaßen definieren: „Wir handeln ausdrücklich pädagogisch, indem wir einem anderen etwas so zeigen, dass er oder sie es wieder zeigen kann.“ (ebd., S. 45, Hervorhebung im Original)
Mit dieser Beschreibung wird auf die Wiederholung in der Erziehung aufmerksam gemacht und ebenso darauf, dass jede Erziehung Forderungen hat. Die Stärke der Aussage liegt in der universellen Anwendbarkeit, da sie alle erzieherischen Möglichkeiten berücksichtigt. Jedoch werden keine klaren Rahmenbedingungen geschaffen, was eine Schwäche darstellt (vgl. ebd., S.45).
„Das heißt: überall, wo erzogen wird, wird auch etwas gezeigt.“ (Prange 1996, S.140)
Umgekehrt funktioniert dies nicht, da das Lernen im Fokus steht, selbst wenn der erwünschte Zustand nicht erreicht wird. Als Beispiel nennen Prange und Strobel-Eisele, eine Verkäuferin, die ihr Produkt präsentiert und zeigt. Die Veräußerung steht im Mittelpunkt und beinhaltet kein Erziehen, und somit Lernen (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S.45-46).
„Wir fassen zusammen: Die Gebärde des Zeigens gewinnt ihre pädagogische Qualität durch den Bezug auf Lernen. Sie ist eine Form kommunikativen Handelns, das heißt: sie hat einen sozialen, einen thematischen und einen Zeitaspekt.“ (Prange/Strobel-Eisele 2006, S.46)
Das Zeigen reduziert sich nicht auf die bloße Geste und Bezeichnung, sondern macht dem Educandus die gesamte Welt und Personen auf jegliche Art sichtbar (vgl. ebd., S.46-47).
Das Zeigen lässt sich in verschiedene Formen unterteilen: Das ostensive Zeigen, welches den Edukanden beim Erlernen durch Wiederholungen anweist und unterstützt. Das repräsentative Zeigen, welches das Unsichtbare durch Aufklären und Unterrichten sichtbar macht. Das direktive Zeigen, welches den Lernenden vermittelt was gefordert ist, und wie sie sich selbst einschätzen sollen. Das reaktive Zeigen, welches reflektiert, wie gut oder schlecht die zu Erziehenden gelernt haben (vgl. ebd., S.47).
Jede Zeigeform behandelt ein anderes Gebiet, welches für das Lernen relevant ist (vgl. ebd., S.38). „Das individuelle Lernen wird auf verschiedene Weisen durch das pädagogische Handeln angeleitet und geformt.“ (ebd., S.38)
3.2 Das ostensive Zeigen : die Übung
Als Üben wird die mehrfache Durchführung derselben oder gleichartigen Handlungen bezeichnet (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S.48). „Was nicht geübt wird, wird nicht gelernt. Ohne Üben kein wirkliches Können.“ (ebd.)
Im Gegensatz zu anderen Zeigeformen wird bei der Übung vom Kind mit Hilfe des Erziehers aus- und eingeübt, was die größte interpersonelle Verbundenheit zueinander schafft. Diese Zeigeform beschreibt das offensichtliche Vorführen eines Themas dem Erziehenden. Währenddessen wird Grundlegendes ausgeübt und eingeübt (vgl. ebd., S.48-49).
Dies lässt sich auch feststellen anhand des Beispiels, eines Kindes, das die Kleidungsstücke selbstständig anziehen lernt. Im ersten Moment sind viele Kinder ungeschickt und schlüpfen beim Unterhemd in das falsche Loch, oder ziehen es seitenverkehrt an. Indem die Eltern es vormachen und sich selbst anziehen, zeigen sie durch Mitmachen dem Kind wie, und in welcher Reihenfolge sich angekleidet wird. Das Kind macht den Bewegungsablauf nach und übt das Ankleiden durch Wiederholungen ein.
Es imitiert und lernt durch Abschauen. Wie etwas funktioniert, wird beim Ausüben dem Kind präsentiert, dabei lernt diese oder dieser. Beim Üben wiederholt das Kind das Gezeigte, was als Erziehen zu sehen ist (vgl. ebd., S. 49).
Die intrinsische Motivation des Kindes wird genutzt, um den angestrebten Zustand zu erreichen (vgl. Montessori 1913, Weise 1932, zitiert nach Prange/Strobel-Eisele 2006, S. 52-53).
Dabei erhält das Kind Feedback vom Erzieher, um weiterhin interessiert und angespornt zu sein. Dadurch wird Falsches verbessert und das Üben hat ein Ende, wenn das Kind das offensichtlich Gezeigte verinnerlicht hat und kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die oder der Heranwachsende beim Üben von den Eltern gefördert und gefordert wird und daraus pädagogisches Handeln erst entsteht. Das Lernen durch Imitieren findet lebenslang statt, damit der Mensch immer auf dem neusten Stand ist, was auch nicht durch Literatur ersetzt werden kann. Das Mitmachen der Übung ist eine selbstständig erbrachte, zielstrebige Handlung, welche im erzieherischen Zusammenhang steht. Es ist eine anthropologische Gegebenheit, dass der Mensch in einer gewissen Lebensphase darauf angewiesen ist, Zuneigung zu erfahren (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S. 48-53).
Zwischendurch bedarf die oder der Lernende Pausen, damit das Geübte verarbeitet und verinnerlicht werden kann, und das Kind nicht die Lust verliert. Auf das bereits Gekonnte wird beim späteren Lernen aufgebaut. Zum Üben gehört auch die Vorarbeit. Dabei geht es darum, dass das Gelernte über die Kindheit hinausgeht, und in der Zukunft immer wieder von dessen Umfeld von ihm oder ihr gefordert werden kann (vgl. ebd., S. 53-54).
Laut Prange und Strobel-Eisele besitzt das „durch Gelegenheit und […] Anregung gestützte übende Lernen […] eine doppelte Wertigkeit“. (ebd., S. 54)
Es geht um das Erlernen von Fähigkeiten, das Können, welches die Verhaltensweisen eines Menschen bildet. Das Geübte bleibt zudem ohne wiederholtes Einüben abrufbereit. Letztendlich basiert das Üben auf Gewohnheiten und routinierten Handlungen. Die Gewohnheiten entstehen durch die Gegebenheiten im kleineren, näheren und geschlossenen Umfeld (vgl. ebd., S.54-55).
Ein Beispiel dafür ist, dass in einer Familie immer nur Wasser getrunken wird, und das Kind es sich durch seine Umgebung ebenfalls angewöhnt. Es sieht jedoch anders aus, wenn er oder sie auf dem Schulhof sieht, dass die Freunde Limo trinken und diese ihr oder ihm etwas abgeben.
Daran ist festzustellen, dass die Erziehung und die damit verbundene Gewöhnung, durch äußeren Einfluss an ihre Grenzen stoßen kann und allein nicht ausreicht. Auch wenn durch die Übung Gewohnheiten entstehen, lassen sich diese durch neue Gegebenheiten intuitiv jederzeit verändern und anpassen (vgl. ebd., S. 56).
Die Autoren Prange und Strobel-Eisele kommen zu dem Schluss, dass das ostensive Zeigen, die Übung, „wenn sie generell und alternativlos das pädagogische Handeln bestimmt […] zu der Fehlform der Abrichtung“ wird. (ebd., S. 57)
Genauer gesagt, wenn nicht mehr die Ziele des Kindes verfolgt werden, sondern die externen Intentionen. Dabei wird auch die Lust am Lernen des zu Erziehenden ausgenutzt (vgl. ebd., S.56-57).
3.3 Das repräsentative Zeigen : die Darstellung
Durch das repräsentative Zeigen wird im pädagogischen Handeln das nicht Greifbare durch Zeigen und Darstellen erst sichtbar gemacht. Das Abbild hat somit die Aufgabe und Fähigkeit die Welt darzustellen, wodurch Handlungsimpulse entstehen können. Ohne universelle Zeichen wäre diese Zeigeform nicht möglich (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S. 61).
Beispiele: Wenn zu einem Kind das Wort Meer gesagt wird, muss es sofort bildhaft an das Meer denken. Wird eine Spirale als Schnecke gedeutet, nimmt das Kind eine Schnecke wahr.
Ein Zusammenspiel des ostensiven und repräsentativen Zeigens könnte zum Beispiel sein, wenn die Eltern dem zu Erziehenden zuvor zeigen und erklären, dass ein Zebrastreifen den Fußgängern den Vorrang vor den Autos gibt und die Erlaubnis erteilt, die Straße zu überqueren. Danach wird dieser Vorgang praktisch eingeübt. Ein weiteres Beispiel könnte sein: Die Herdplatte wird ausgemacht, ein rotes Licht leuchtet auf und symbolisiert, dass die Platte noch heiß ist. Die oder der Erziehende zeigt dem Kind das Symbol und erklärt, dass der Herd noch heiß ist und nicht angefasst werden darf. Als letztes Beispiel wird angeführt, wenn der oder dem Lernenden erst ein Rezept zum Kochen gezeigt wird und die verschiedenen Schritte miteinander verbunden werden, damit diese oder dieser lernt, wie das Gericht gekocht wird.
Diese vorführende und erklärende Handlung wird von der Mutter oder dem Vater so oft wiederholt, bis das Kind es gelernt hat. Zuerst passiert das darstellende Zeigen und dann die Übung. Eine wichtige Form des pädagogischen Handelns ist die Erzählung. Dabei lernt das Kind Dinge und Gegenständen, die es noch nie visuell vor sich hatte (vgl. ebd., S.62).
Das Aussehen der Pinguine, Weltraumraketen und deren Fertigkeiten werden über Abbildungen, Geschichten und auch Gegenstände wie Kuscheltiere gezeigt oder erzählt.
Geschichten sind grundlegend für den verbalen zwischenmenschlichen Austausch und nicht an die Zeit gebunden. Der Zuhörer kann dabei Erlebnisse und Dinge erfahren, welche er oder sie noch nicht erlebt und vollzogen hat. Sie werden ihm oder ihr beschrieben und dabei bildet sich eine Vorstellung vom Erzählten (vgl. ebd., S. 63).
Beispielsweise wird dem Kind erzählt, wie ein Maulwurf ein ganzes Tunnelsystem unter der Erde gräbt und, dass die vielen Maulwurfhügel auf der Wiese von diesem Tier stammen. Dabei kann schnell der Eindruck erweckt werden, dass das Lebewesen sehr groß sein muss, um das zu schaffen. Das führt dazu, dass sich jedes Kind in ihrer oder seiner Vorstellung die Größe des Maulwurfs unterschiedlich vorstellt. Wenn sie das Tier im realen Leben unter Bezug der Umgebung sehen, sind die Kinder sehr erstaunt, da sie sich den Maulwurf anders vorgestellt haben.
Auch ermöglichen Märchen finstere Gegebenheiten, Kindern so zu erzählen, dass sie kein traumatisches Erlebnis davontragen. Ebenso werden dem Kind in den Erzählungen Lebensweisheiten vermittelt, bevor sie diese selbst herausfinden (vgl. Bettelheim 2008, S.17-18; Prange/Strobel-Eisele 2006 S. 65).
Zum Beispiel, dass über die Erzählung vermittelt wird, dass Gier und Geiz nicht gut ist oder auch, dass man nicht jedem trauen darf.
Je nachdem wie das Kind sich bei der Geschichte verhält, ob es neugierig oder verängstigt ist, wird das Märchen von den Eltern weitererzählt oder verändert. Es bleibt nicht nur beim bloßen Erzählen. Im pädagogischen Handeln findet ein Übergang vom Erzählen zum neutralen Informieren und Mitteilen bis hin zum Erläutern, Argumentieren und letztendlich zum bloßen sachlichen Belegen statt. Daraus bildet sich eine wichtige Form des repräsentativen Zeigens, nämlich das erklärende Zeigen, welches sachlicher und zielgerichteter ist. Außerdem stützt es sich auf Vorwissen. Das einzelne Bild genauer gesagt, das Zeichen kann universell gültig sein, ohne alle Optionen darzustellen (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S.67-68).
Beim Lernenden findet eine Transferleistung statt, zum Beispiel, ein Abbild eines Hirsches steht allgemein für Hirsche.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das repräsentative Zeigen großen Einfluss auf die Denkweise und schließlich Weltanschauung hat (vgl. ebd., S.66).
„[D]as repräsentative Zeigen [ist, Prange/Strobel-Eisele] als Form pädagogischen Handelns durchaus ambivalent: Es eignet sich sowohl zur Aufklärung über verborgene Zusammenhänge und gibt dem Erleben eine Ordnungsstruktur wie auch zur Illusionierung bis hin zur manifesten Manipulation.“ (ebd., S. 66)
Zum einen vervollständigen sich die verschiedenen Formen im pädagogischen Handeln, zum anderen konkurrieren sie aber auch. Die Grenzen des repräsentativen Zeigens bestehen darin, dass der Lernende möglicherweise nur eine eindimensionale Darstellung von Sachverhalten erfährt und nicht eine Allumfassende. Wegen dieser Fehlform wird das darstellende Zeigen immer auf eine Kontrolle angewiesen sein (vgl. ebd., S.70-71).
Prange und Strobel-Eisele bezeichnen dies als „Fehlform der Indoktrination“. (ebd., S.71)
3.4 Das direktive Zeigen : die Aufforderung
Das direktive Zeigen prägt vor allem die Persönlichkeit und moralische Haltung eines Lernenden (vgl. ebd., S. 77).
Die oder der Lernende erfährt von außen eine „Aufforderung zur Selbststätigkeit“. (Benner 2015, S. 82) Es wird die- oder derjenige „zur selbsttätigen Mitwirkung an seinem Bildungsprozess aufgefordert“. (ebd.)
Die Selbstbestimmung schafft eine Abgrenzung zu den, wie schon im letzten Kapitel erwähnten, Fehlformen. Niemand anderes kann für jemanden lernen, jeder ist für sich selbst zuständig. Jedoch unterstützt der Erzieher den Lernenden mit Wissen, damit sie oder er eigenständig werden kann. Somit besteht ein reziprokes Verhältnis, indem das eigene Handeln immer auf einer Art und Weise von Fremdbestimmung abhängig ist. Es muss vom Lernenden schon etwas registriert und verstanden werden, um das Neue zu erkennen. Genauer gefasst, ist das direktiven Zeigen auf das vorrangegangene ostensive und repräsentative Zeigen angewiesen, sonst hat es keine pädagogische Aussagekraft (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2006, S.73-74).
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