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Die Krippeneingewöhnung als erster Übergang im Leben eines Kindes

©2021 Ausarbeitung 22 Seiten

Zusammenfassung

In dieser Facharbeit wird sich mit dem Thema der Transition beschäftigt. Hierbei geht es vor allem um die Eingewöhnung im Krippenbereich, was es da zu beachten gilt und wie man als Fachkraft sowohl Kinder und Eltern unterstützen kann.

Der Begriff und die Bedeutung der Transition werden erläutert, anschließend der Begriff der Eingewöhnung definiert und verschiedene Modelle der Eingewöhnung vorgestellt. Danach wird auf das Thema Bindung eingegangen und die Bindungstheorie nach John Bowlby vorgestellt. Anschließend wird auf das Verhalten während der Eingewöhnung eingegangen, der Begriff der Erziehungspartnerschaft geklärt und Unsicherheiten beider Seiten, Eltern und Kinder, aufgegriffen. Zum Schluss werden verschiedene Einrichtungsbeispiele genannt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Transitionen
1.1 Was sind Transitionen?
1.2 Welche Bedeutung haben Transitionen?

2. Definition Eingewöhnung

3. Warum ist eine Eingewöhnung wichtig?

4. Modelle der Eingewöhnung
4.1 Berliner Eingewöhnungsmodell
4.2 Münchener Eingewöhnungsmodell

5. Bindung
5.1 Die Bindungstheorie nach John Bowlby

6. Verhalten während der Eingewöhnung
6.1 Anforderungen

7. Erziehungspartnerschaft

8. Unsicherheiten
8.1 Kinder
8.2 Eltern

9. Beispiele der Einrichtung
9.1 Beispiel 1
9.2 Beispiel 2
9.3 Beispiel 3
9.4 Beispiel 4

10. Literaturverzeichnis

1. Transitionen

Transition beschreibt Schritte im Leben, in denen neue Abschnitte beginnen. Dies bringt Stress, Angst, Belastung, Entwicklung und neue Situationen mit sich. Was genau eine Transition ist und wie man sie erfolgreich bewältigt, werde ich in den folgenden Abschnitten darlegen.

1.1 Was sind Transitionen?

Transitionen sind bedeutende Übergänge, welche im Leben bewältigt werden müssen. Sie werden als krisenhaft empfunden, sind jedoch zeitbegrenzt. In diesem Lebensabschnitt finden in kurzer Zeit wichtige Veränderungen statt.1

Transition bedeutet, etwas hinter sich zu lassen, was das auf die eigene Identität eingewirkt hat. Man muss dem Unbekannten begegnen, sich einer neuen Situation anpassen und ist dadurch verschiedenen Belastungen ausgesetzt. Dies kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die Entwicklung des Menschen auswirken.

Man unterscheidet zwischen strukturellen und individuellen Transitionen.

Strukturelle Transitionen werden beispielsweise durch einen institutionellen Wechsel in einem gewissen Alter vorgegeben.

Beispiele sind: Elternhaus - Krippe

Krippe - Kindergarten

Kindergarten - Grundschule

Grundschule - weiterführende Schule

Individuelle Transitionen hingegen werden von jedem Menschen anders erlebt. Sie können in verschiedenen Altersstufen und zu verschiedenen Zeiten erlebt werden.

Beispiele sind: Alleinlebend - Ehe

Ehe - Scheidung

Leben – Tod

Wie ein Kind eine Transition meistert, hängt unter anderem auch von der dessen Resilienz ab.

Das Wort „Resilienz“ stammt von dem lateinischen Wort „resilire“ ab und bedeutet so viel wie „abprallen“. Im Zusammenhang mit dem Thema der Transitionen geht es bei Resilienz um die physische und psychische Widerstandsfähigkeit und bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen mit Hilfe der persönlichen Ressourcen krisenhafte Situationen zu bewältigen.2

Unter Resilienz fallen folgende Begriffe:

- Selbstorganisation - Erholungsfähigkeit
- Robustheit - Anti-Fragilität
- Agilität - Flexibilität
- Widerstandsfähigkeit - Anpassungsfähigkeit
- Selbstregenerationsfähigkeit - Redundanzen
- Elastizität - Stärkung durch Störung

Je höher die Resilienz des Kindes ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Übergang in den neuen Lebensabschnitt erfolgreich gemeistert wird.

1.2 Welche Bedeutung haben Transitionen?

Transitionen können sich je nach Bewältigung sowohl positiv als auch negativ auf die weitere Entwicklung des Kindes auswirken. Wird die Transition erfolgreich bewältigt, wirkt dies bestärkend auf das Kind und ist bedeutend für dessen Wohlbefinden und die fortlaufende kognitive Entwicklung. Bei einem nicht erfolgreichen Übergang kann sich dies negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. So können zum Beispiel psychische und emotionale Schäden entstehen. Viele Dinge können sich im Leben des Kindes ändern. In Bezug auf die Krippe muss es zum Beispiel lernen, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und das erste Mal ohne ein Familienmitglied dort zu essen oder zu schlafen. Selbst wenn die Bezugsperson nur den Raum verlässt, kann dies ein entscheidender Stressfaktor sein. Der Tagesablauf ändert sich und das Kind muss sich an neue und vielleicht ungewohnte Aktivitäten gewöhnen. Ebenso wird das Kind dazu „gedrängt“ sich mit unbekannten Kindern und Erwachsenen auseinanderzusetzen.

Gerade bei Kindern ist es deswegen wichtig, dass Eltern sich hilfreich und unterstützend hinter sie stellen und eine positive Sicht auf die Veränderung vertreten. So lernt das Kind, dass es diese Situation nicht alleine bewältigen muss, und bei Schwierigkeiten auf vertraute Personen zurückgreifen kann.

Auch für die Familie des Kindes entsteht mit einem neuen Übergang eine neue Herausforderung. Während der Transition ist es die Aufgabe der Familie, das Kind in jeder Hinsicht zu unterstützen. Nachdem das Kind in eine neue Einrichtung kommt, kann es ebenso sein, dass sich die Gewohnheiten der Familie ändern. Beispielsweise kann es sein, dass sie früher aufstehen oder das Essen auf andere Zeiten verlegen müssen. Es ist wichtig, dass die Eltern keinen Leistungsdruck ausüben. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kind ist essenziell für einen gelungenen Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.3 4

2. Definition Eingewöhnung

Als Eingewöhnung bezeichnet man eine Einführungs- und Bewältigungsphase, welcher sich Kinder stellen müssen, während sie sich mit der neuen Situation in einer Krippe oder im Kindergarten vertraut machen. Dieser Prozess umfasst die Zeit von der Anmeldung des Kindes in der Einrichtung bis zum Abschluss der Integration in die Gruppe und den Alltag. In dieser Zeit lernen sie die neue Umgebung kennen und bauen erst Beziehungen und Bindungen zu den Erziehern und anderen Kindern auf. Die Anpassungsleistung, welche von den Kindern gefordert wird, kann durchaus hoch sein und belastend werden. „Das Kind hat die Aufgabe, sich umfassend neu zu orientieren.“5

Mit einer Eingewöhnung in der die Gruppe geht auch eine große Veränderung einher. Ein neues Kind tritt in den Krippenalltag ein. Mit den Kompetenzen und Fähigkeiten des neuen Kindes ändert sich ebenso das Verhalten der gesamten Gruppe und es entsteht eine wechselseitige Wirkung. Weint das Kind beispielsweise sehr viel, so ist abzusehen, dass die Bezugserzieherin vermehrt dem neuen Kind zugewandt ist und für die anderen Kinder weniger erreichbar sein kann.

Das Ziel der Eingewöhnung ist es, das Kind durch behutsame Trennung von den Eltern und ohne Überforderung in die Gruppe zu integrieren. Dazu sollte es so viel Zeit bekommen, wie es braucht. Die Eingewöhnung wird von der „Bezugserzieherin“ übernommen. Diese übernimmt Gespräche mit den Eltern und ist dafür zuständig, das Kind langsam an den Alltag in der neuen Einrichtung zu gewöhnen. Das erste Kennenlernen der drei Parteien ist der erste Schritt in Richtung einer tragfähigen Bindung und Beziehung in der das Kind sich angenommen fühlt. Die pädagogische Fachkraft übernimmt Elterngespräche, sorgt dafür, dass das Kind gut in der Gruppe ankommt und steht den Eltern für Fragen zur Verfügung.

Um eine gute emotionale Bindung zwischen dem Kind und der pädagogischen Fachkraft zu schaffen, ist eine feinfühlige und liebevolle Kommunikation besonders wichtig. Das Kind soll sich von Anfang an wohl und sicher fühlen. Gerade bei Kindern unter drei Jahren spielen Emotionen und Zuwendung eine besondere Rolle. Um den Kindern einen sanften Übergang aus dem familiären Umfeld in die Krippe zu ermöglichen, ist sehr viel Einfühlungsvermögen gefordert. Eine stabile Beziehung zu einer fremden Person kann nur allmählich aufgebaut werden und ist vom Alter abhängig, da jüngere Kinder emotional noch stark an ihre Eltern gebunden sind und ein Urvertrauen zu ihnen aufgebaut haben. Dieses Vertrauen muss sich die pädagogische Fachkraft noch erarbeiten. Dies ist am ehesten gewährleistet, wenn die Gewöhnung an die neue Umgebung, die anderen Kinder und die noch nicht vertrauten Erwachsenen langsam und unter der Begleitung der Eltern stattfindet. Mit Eintritt in die Krippe wird das Kind mit vielen Eindrücken konfrontiert. Es muss sich an neue Situationen und an die Trennung von der Bezugsperson gewöhnen. Deshalb erleichtert die Anwesenheit der Bezugsperson den Übergang in die neue Umgebung und bietet dem Kind einen sicheren Hafen. Zudem ist es wichtig, dass die Bezugsperson der veränderten Situation freudig entgegentritt und dem Kind dabei hilft positive Momente zu schaffen. Da die Kinder sehr unterschiedlich auf die Eingewöhnung reagieren, kann eine Zeit für die Eingewöhnungsphase nicht festgeschrieben werden, beträgt aber in der Regel vier bis sechs Wochen. Eine gute Kooperation zwischen Eltern und pädagogischer Fachkraft ist unbedingt erforderlich. Gemeinsam tragen sie eine hohe Verantwortung, um diesen neuen und wichtigen Lebensabschnitt gut gelingen zu lassen.

3. Warum ist eine Eingewöhnung wichtig?

Fremde Umgebung und fremde Personen stellen eine Stresssituationen und zudem sowohl für das Kind als auch für die Eltern einen neuen Lebensabschnitt dar. Eine behutsame Eingewöhnung ist die Voraussetzung für ein gutes Wohlbefinden des Kindes in der Einrichtung und die Basis für ein aktives und engagiertes Lernen. Des Weiteren bieten die Wochen der Eingewöhnung dem Kind Zeit, mit ihren Eltern als sicherem Hafen in der Nähe alles zu erkunden. Wichtige Grundsteine für das spätere Leben werden bereits im Kleinkindalter gelegt. Das Ziel der Eingewöhnungszeit ist es, eine vertrauensvolle Beziehung zu der Bezugserzieherin aufzubauen, zu lernen sich von den Eltern zu lösen und sich in die Gruppe zu integrieren.6 Ein weiteres Ziel ist es, aus der dyadischen Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson eine triadische Beziehung zu gestalten, in welche ebenso die Fachkraft involviert ist. Das Kind sollte langsam in Kontakt mit anderen Kindern gebracht werden, um vor allem im Spiel das soziale Verhalten zu lernen, aufzunehmen und weiter zuentwickeln. Bereits in der Beobachtung lernt das Kind, Kompromisse einzugehen und vorgegebene Grenzen einzuhalten und zu akzeptieren. Um seinen Platz in der Gruppe zu finden, muss das Kind in den Alltag mit einbezogen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Modelle der Eingewöhnung

Um eine Eingewöhnung anzugehen, gibt es verschiedene Modelle. Diese können die Eingewöhnungszeit erleichtern, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Diese Modelle sind keine starren Programme, nach denen gearbeitet werden muss. Sie dienen lediglich als Leitfaden.

Die bekanntesten Modelle der Eingewöhnung sind das Berliner Eingewöhnungsmodell und das Münchener Eingewöhnungsmodell.

4.1 Berliner Eingewöhnungsmodell

Das Berliner Modell wurde vom Institut für angewandte Sozialforschung entwickelt und findet seit den 1980er Jahren praktische Anwendung. Es ist kein starres Programm, sondern dient als Orientierungsrahmen für die Übergangszeit vom Elternhaus in die Einrichtung. Das Berliner Eingewöhnungsmodell setzt sich aus vier Phasen zusammen.

Phase 1: Grundphase

Dir Grundphase besteht aus drei Tagen, in denen das Kind mit seiner Bezugsperson zwischen 1 und 1,5 Stunden in der Krippe verbringt. In der gesamten Zeit verhält sich die Bezugsperson passiv, stellt jedoch eine sichere Basis für das Kind dar, für den Fall, dass es etwas Vertrautes braucht. In diesen drei Tagen stellt die Bezugserzieherin den ersten Kontakt zum Kind her und versucht, langsam eine Bindung aufzubauen.

Phase 2: Trennungsversuch

Der erste Trennungsversuch findet bereits am vierten Tag statt. Die Bezugsperson verlässt zwar die Gruppe, jedoch nicht die Einrichtung. Sie bleibt immer in Rufweite. Akzeptiert das Kind die Trennung, lässt sich gegebenenfalls trösten und zum Spielen anleiten, dann dauert die Trennung circa 30 Minuten. Lässt es sich jedoch nicht trösten, so wird die Bezugsperson zurück in den Raum geholt und der nächste Versuch findet erst drei Tage später statt.

Phase 3: Stabilisierungsphase

Akzeptiert das Kind die Trennung, wird die Trennungsphase immer wieder ausgedehnt und die Bezugsperson kann die Einrichtung verlassen. Nach einiger Zeit nimmt die Bezugserzieherin die Rolle der Bezugsperson ein und baut eine immer stärker werdende Bindung auf.

Phase 4: Schlussphase

Bleibt das Verhalten des Kindes stabil, so kann die Bezugsperson sich anderen Dingen wie zum Beispiel der Arbeit widmen, sollte jedoch immer abrufbar sein, falls doch mal etwas sein sollte. Die pädagogische Fachkraft bietet nun den sicheren Hafen und das Kind kann frei alles erkunden und erforschen.

4.2 Münchener Eingewöhnungsmodell

Das Münchener Eingewöhnungsmodell ist ein von Kuno Keller weiterentwickelter Ansatz des Berliner Modells. Eltern können hier durch eine transparente Arbeit die Einrichtung und ihren Alltag kennenlernen und sich mit der neuen Situation auseinandersetzten. Das Münchener Eingewöhnungsmodell ist, anders als das Berliner Modell, in fünf Phasen unterteilt, deren Tempo alleine das Kind bestimmt.

Phase 1: Vorbereitungsphase

In der Vorbereitungsphase findet ein intensiver Austausch zwischen Bezugsperson und pädagogischer Fachkraft statt. Eltern können die Einrichtung und ihre Räumlichkeiten sowie die Konzeption kennenlernen und Fragen stellen, während die Fachkraft etwas über das Kind, seine individuellen Bedürfnisse und Stärken und Schwächen in Erfahrung bringen.

Phase 2: Kennenlernphase

Die Kennenlernphase ist eine Woche in der Kind und Erziehungsberechtigter gemeinsam die Einrichtung kennenlernen und die ersten Einrücke verarbeiten können. Die Eltern sind hierbei unverzichtbar. Sie vermitteln Sicherheit, Ruhe und bieten dem Kind eine Basis des Vertrauten, während sie aktiv mit ihrem Kind in der Gruppe interagieren.

Phase 3: Sicherheitsphase

Die Sicherheitsphase startet in der Regel in der zweiten Woche. Nachdem das Kind gemeinsam mit der Bezugsperson die Gruppe erforscht hat, zieht sich diese zurück und beginnt, sich passiv zu verhalten. Eine Eingewöhnung wird geprägt von Interaktionen mit anderen Kindern. Das Kind wird ermutigt, aktiv am Gruppengeschehen teilzunehmen und sich vom sicheren Hafen zu entfernen. Die Fachkraft übernimmt in dieser Phase bereits die elterlichen Aufgaben wie Anziehen und Wickeln.

Phase 4: Vertrauensphase

Nimmt das Kind sicher am Gruppengeschehen teil, kommt es in der Vertrauensphase zum ersten Trennungsversuch. Ist eine gute Basis zwischen Bezugsperson und pädagogischer Fachkraft hergestellt, merkt das Kind, dass die Kita ein Ort ist, an dem es sicher ist und dem es vertrauen kann. Die Bezugsperson verlässt den Raum, jedoch nicht die Einrichtung. Vor dem Verlassen erklärt sie dem Kind, dass sie bald wieder zurückkommt und verabschiedet sich. Die Trennung dauert, je nach Stimmung des Kindes, 30 bis 60 Minuten und wird nicht abgebrochen.

[...]


1 Vgl. https://www.herder.de/kiga-heute/fachbegriffe/transition/

2 Vgl. Kasten, Hartmut: Entwicklungspsychologie, Lehrbuch für Fachkräfte, 2. Auflage

3 Vgl. https://www.herder.de/kiga-heute/fachbegriffe/transition/

4 Vgl. https://www.hage.de/media/13-12-19_uebergaenge_kurzfassung_1.pdf

5 Vgl. Höhn, Kariane: Eingewöhnung und Übergang in Krippe und Kita gestalten (S. 9)

6 Vgl. https://www.st-josefggmbh.de/eingewoehnung.html

Details

Seiten
Jahr
2021
ISBN (eBook)
9783346464538
ISBN (Paperback)
9783346464545
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (August)
Note
1-
Schlagworte
Transition Eingewöhnung Krippe Kita Kindergarten Übergänge Bindung Kleinkind
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