Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit der Erforschung der Sprache, etwas, das bereits lange existiert. Dennoch besitzen Forschungen dieser Art stets einen besonderen Aktualitätsanspruch. Dabei handelt es sich um das Erforschen nicht nur der Sprachgeschichte und ihrer Entwicklung, sondern vor allem um das Sprachlernen. Es wird sich darum bemüht, die überaus individuellen Prozesse zu erfassen, zu analysieren und zu definieren. Ihre Relevanz erhalten solche Forschungsfragen in einer globalisierten Welt wie nie zuvor. Das Beherrschen von mindestens zwei Sprachen wird heutzutage in vielen Ländern vorausgesetzt und durch die Schulbildung und –politik, oft mit englischsprachigem Unterricht, verwirklicht. Durch die Anpassung an ein multilinguales Zeitalter und die Bedeutung der Sprache als Medium, werden Termini wie Sprachpolitik und -bildung nicht nur notwendig, sondern nehmen mittlerweile eine beinahe alltägliche Position ein.
Basierend auf diesem Forschungsfeld tut sich nun die Frage auf, wie man die Entwicklung der Herkunftssprache am sinnvollsten erforschen und beschreiben kann. Da die Entwicklung der Herkunftssprache ein sehr breites Thema ist, wird es in dieser Arbeit das Hauptthema sein, den Sprachstand der L1 zu überprüfen und dabei zu definieren, ob und inwieweit dieser durch den Erwerb der L2 beeinflusst wird. Es sei angemerkt, dass es sich hierbei lediglich um eine grobe Überprüfung handelt und es für ein aussagekräftiges Ergebnis ein breiteres Probandenspektrum benötigt.
Besondere Beachtung wird dem Faktor „Einreisealter" zuteil, da aus bereits existierender Forschung hervorgeht, dass dieser Faktor ein ausschlaggebender sein kann. Nebst diesem wird auch die (Sprach-) Bildung der Probanden aufgeführt und, sofern möglich, in die Analyse aufgenommen. Das Ergebnis soll verdeutlichen, inwiefern diesen Faktoren eine tragende Rolle zuteil wird, oder ob sie eventuell als nebensächlich betrachtet werden können.
Zu diesem Zwecke wird nicht nur das Probandenalter während der Testdurchführung aufgenommen, sondern auch das „Einreisealter“, „Erwerbsalter“, „kritisches Alter“ sowie der Input der L1 als auch der L2. Da die der Arbeit zu Grunde liegende Forschung als nicht ausreichend wissenschaftlich erachtet werden kann, soll es sich lediglich um einen Einblick sowie ein Beispiel handeln, wie eine solche Überprüfung stattfinden könnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bisherige Forschung & -methoden
3. EigenenForschung
3.1 Design
3.1.1 Material & Ziel
3.1.2 Probanden
3.2 Ergebnis der Teildisziplinen
3.3 Auswertung Gesamtergebnis
4. Conclusio
5. Literaturverzeichnis
6. Anhang
1. Einleitung
Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit der Erforschung der Sprache, etwas, das bereits lange existiert. Dennoch besitzen Forschungen dieser Art stets einen besonderen Aktualitätsanspruch. Dabei handelt es sich um das Erforschen nicht nur der Sprachgeschichte und ihrer Entwicklung, sondern vor allem um das Sprachlernen. Es wird sich darum bemüht, die überaus individuellen Prozesse zu erfassen, zu analysieren und zu definieren. Ihre Relevanz erhalten solche Forschungsfragen in einer globalisierten Welt wie nie zuvor. Man könnte behaupten, mit der Entwicklung der Reisemöglichkeiten und des Austauschs zwischen Sprechern verschiedener Sprachen, habe sich auch die Sprachforschung entwickelt.
Das Beherrschen von mindestens zwei Sprachen wird heutzutage in vielen Ländern vorausgesetzt und durch die Schulbildung und -politik, oft mit englischsprachigem Unterricht, verwirklicht. Durch die Anpassung an ein multilinguales Zeitalter und die Bedeutung der Sprache als Medium, werden Termini wie Sprachpolitik und -bildung nicht nur notwendig, sondern nehmen mittlerweile eine beinahe alltägliche Position ein. Dies begründet auch die dringende Relevanz sinnvoller Sprachbildungsprogramme, sowohl für von Haus aus bilinguale Kinder, als auch für den Schulunterricht einer Fremdsprache, also einer L2. Gerade zu einer Zeit vieler Krisen und Kriege, zu der Familien gezwungen sind zu fliehen oder aber durch Migration mehr Möglichkeiten ersehnen, stellen die sprachlichen Barrieren eine Problematik dar. Üblicherweise sieht man die Schwierigkeiten darin, dass gerade Kinder die Landessprache möglichst schnell erlernen sollen, um so vollwertig an der Bildung teilhaben zu können. Hierbei haben viele Eltern das Ziel, ihre Kinder so bald wie möglich an die Sprache des Aufenthaltslandes zu gewöhnen, sodass aus früherer Forschung hervorgeht, dass es beinahe üblich gewesen war, die eigene Herkunft und Sprache zu negieren. Ob dies aus Scham auf Grund des Herkunftslandes oder aus Angst, sprachliche Fehler zu machen, geschehen ist, bleibt für diese Arbeit unerheblich.
Durch die beschriebenen Zustände und die Notwendigkeit einer globalen Mehrsprachigkeit wurden diverse Systeme entwickelt, die oftmals in bilingualen Schulen Anwendung finden, so gehört auch die Einrichtung einer Willkommensklasse, wie dies in Deutschland der Fall ist, dazu. Obwohl man aus aktuellen Studien erkennen kann, dass das „Schamgefühl“ um die Herkunftssprache nachgelassen hat und es in unserer modernen Gesellschaft beinahe ein Prestige ist, mehrere Sprachen zu können, scheint es, dass die meisten dieser Systeme die Kinder nicht bewusst darin unterstützen, ihre Herkunftssprache zu verbessern und zu erhalten. Trotz einer Vielzahl an Forschungen zu Lerntypen, bei denen Spracherwerb und -verlauf beschrieben und analysiert werden -unter anderem um somit Methoden auszuarbeiten-, kann man hier oftmals lediglich Beschreibungen des Spracherwerbs bei bilingualen Kindern rauslesen.
Diese Forschungen basieren auf Langzeitstudien und Feldforschungen, sodass es möglich ist, diverse Typen zu benennen und Kategorien zu erstellen, mit denen sich unter Umständen ein Muster beschreiben lässt. Durch ein solches Muster können erst Methoden und Systeme ausgearbeitet werden. Die Kategorienbildung kann sowohl durch besondere Faktoren entstehen, die man bei der Analyse der Ergebnisse erst erkennt, aber auch durch vorab offensichtliche Merkmale, wie Alter der Probanden, Erwerbsalter der Sprachen, Herkunft, Bildungsstand. Weitere Faktoren, wie der sprachliche Input können sowohl vorab, also bei der Kategorisierung, beachtet, als auch im Nachhinein bestimmt und erkannt werden. Basierend auf diesem Forschungsfeld tut sich nun die Frage auf, wie man die Entwicklung der Herkunftssprache am sinnvollsten erforschen und beschreiben kann. Da die Entwicklung der Herkunftssprache ein sehr breites Thema ist, wird es in dieser Arbeit das Hauptthema sein, den Sprachstand der LI zu überprüfen und dabei zu definieren, ob und inwieweit dieser durch den Erwerb der L2 beeinflusst wird. Es sei angemerkt, dass es sich hierbei lediglich um eine grobe Überprüfung handelt und es für ein aussagekräftiges Ergebnis ein breiteres Probandenspektrum benötigt. Besondere Beachtung wird dem Faktor „Einreisealter" zuteil, da aus bereits existierender Forschung hervorgeht, dass dieser Faktor ein ausschlaggebender sein kann. Nebst diesem wird auch die (Sprach-) Bildung der Probanden aufgeführt und, sofern möglich, in die Analyse aufgenommen. Das Ergebnis soll verdeutlichen, inwiefern diesen Faktoren eine tragende Rolle zuteil wird, oder ob sie eventuell als nebensächlich betrachtet werden können.
Zu diesem Zwecke wird nicht nur das Probandenalter während der Testdurchführung aufgenommen, sondern auch das „Einreisealter“, „Erwerbsalter“, „kritisches Alter“ sowie der Input der LI als auch der L2. Da die der Arbeit zu Grunde liegende Forschung als nicht ausreichend wissenschaftlich erachtet werden kann, soll es sich lediglich um einen Einblick sowie ein Beispiel handeln, wie eine solche Überprüfung stattfinden könnte.
Hierzu werden, nebst eigener Forschung, die Arbeiten von Brehmer, Kupisch, Benmamoun sowie Rothweiler verwendet.
Des Weiteren bitte ich zu beachten, dass zwecks eines erleichterten Leseverständnisses die übliche männliche Form beibehalten wird, es sindjedoch alle Geschlechter gemeint.
2. bisherige Forschungsmethoden
Die angewandte Methode besteht aus einer eigenen Forschung und wird im weiteren Verlauf der Arbeit näher beschrieben. Um den Versuchsaufbaujedoch zu erarbeiten, ist es notwendig, sich mit der bestehenden Forschung auseinander zu setzen. In diesem Abschnitt sollen einige Beispiele genannt und erörtert werden, um ein elementares Verständnis für Methoden der Sprachstands- sowie Erwerbsforschung zu schaffen. Ebenso sollen einige relevante Ergebnisse zusammengefasst und erläutern werden, sodass ein differenziertes und fundiertes Fazit ermöglicht wird.
- Forschungsmethoden und -aufbau
Bei der Sprachstandsermittlung sowie Untersuchung der Faktoren und Entwicklung von Sprache sind i.d.R. gerade Langzeitstudien ausschlaggebend, jedoch können anhand qualitativer oder quantitativer Datenerhebungen sowohl punktuelle als auch längerfristige sprachliche Aneignungen überprüft werden.
Qualifizierte Beobachtungen der Aneignungsprozesse über längere Zeiträume durch entsprechend ausgebildetes Personal ab dem Kindergarten sind demgegenüber im Prinzip besser geeignet, sich auch methodisch auf diese Prozessualität der Sprachaneignung einzulassen. Solche Verfahren können dem einzelnen Kind besser gerecht werden. Sie sind freilich arbeitsaufwendig. Zugleich sind sie ausbildungsaufwendig: Das institutionelle Personal muss entsprechend geschult werden. Die Verfahren erscheinen also aus ökonomischen Gründen als problematisch.
(BBF, Ehlich/Bredel/Reich, S. 21-22)
Ehlich/Bredel/Reich sprechen sich hier deutlich für ein differenziertes Testverfahren aus. Damit ist eine nahezu unbeeinflusste Datenerhebung (vor allem: natürliche Gespräche zur Erstellung von Korpora/ Transkripten) möglich. Ebenso ist erst durch die Sprachentwicklung sichtbar, wie und weshalb Lernfortschritte stattfinden. Dem gegenüber steht, dass oftmals ökonomisch bedingt diese Testverfahren “punktuell und flächendeckend” sind. Somit erzielt man in kurzer Zeit und mit vergleichsweise geringem Material vergleichbare Ergebnisse. Nicht geeignet seien diese Verfahren für die sprachliche Aneignung, da diese nie linear verliefe, so Ehlich/Bredel/Reich (Vgl. Ehlich/Bredel/Reich:21-22). Beachtet man jedoch alle Faktoren der Sprachbeeinflussung, lässt sich mit Bestimmtheit behaupten, dass Testverfahren der Langzeitstudien auch für punktuelle Studien unumgänglich sind. Es ist zu erwähnen, dass je nach Fragestellung nicht nur einzelne Verfahren, sodern eine komplette Langzeitstudie von Nöten sein kann. Es ist zu erwähnen, dass beispielsweise der Sprachstand i.d.R. durch verhältnismäßig kurze Tests, also punktuell, ermittelt wird.
So werden gerade in Willkommensklassen solche Querschnittstestverfahren in Intervallen durchgeführt, um den Sprachstand und damit zum Teil die Entwicklung zu sehen. Das endgültige Konvolut kann als Langzeitstudie betrachtet werden, da zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Messungen und Überprüfungen erfolgt sind, welche ein Gesamtbild ergeben. Dennoch muss beachtet werden, dass zwischen den Testungen Zeit vergeht und die konkreten Abläufe und Entwicklungen während der “Testpausen” oftmals nicht mehr akkurat -falls überhaupt vorhanden- sind. Für die Durchführung dieser Tests ist die Entwicklung der Sprache aus einem wissenschaftlichen Kontext meist zweitrangig. Vielmehr geht es darum, dem Schüler den Übergang in eine reguläre Klasse zu ermöglichen. Unter anderem kann dies und die Menge an individuellen Tests für die für diese Arbeit gewählte, ökonomische Testvariante ausschlaggebend sein.
Testvarianten dieser Art werden selbstverständlich auch zu Forschungszwecken getätigt. Dabei handelt es sich oft um Überprüfungen bestimmter sprachlicher Phänomene, jedoch nicht ihrer Entwicklung. Beispielsweise zur Feststellung von Registern und Registernutzung, von CodeSwitching, Reparaturen, oder auch um den Sprachstand nach einer Lernmaßnahme zu überprüfen. Solche Forschungsfragen sind in erster Linie unbegrenzt formulierbar.
Tests zur Sprachstandsermittlung und Überprüfung von sprachlichen Phänomenen sind selten normiert. Das bedeutet, dass der Testende alle Aufgaben selbst erstellen kann. So nutzen auch Alexander Leitner und Anna Pinter ein selbsterstelltes Testverfahren. Dabei stellt sich die Frage nach der Legitimität. Die beiden Forscher lehnen sich hierbei an „bestehende Beobachtungs- und Testverfahren“ an, formulierenjedoch den Grundsatz, „dass das Verfahren valide, aussagekräftig und kindgerecht sein sollte“ (Leitner/Pinter 2010:11). Dies bedeutet, dass das Testverfahren zu sinnvollen Ergebnissen führen und von den Kindern angenommen werden sollte (Leitner/Pinter 2010:11). Somit lässt sich das Hauptkriterium bei der Formulierung der Testaufgaben benennen: Die Ergebnisse müssen aussagekräftig, d.h. zum Thema passend und logisch sein.
Zur Erforschung von Herkunftssprachen (HS) haben nebst weiteren Sprachwissenschaftlern, auch Bernhardt Brehmer und Grit Mehlhorn geforscht und in diesem Zuge ein Testverfahren entwickelt. Hierbei wurden die Probanden in verschiedenen Kompetenzbereichen getestet, um somit die sprachlichen Kompetenzen der HS hinreichend zu prüfen. Brehmer/ Mehlhorn verweisen auf Herkunftssprecher, welche verschiedene Sprachstände in beiden Sprachen haben können, während Kupisch darauf verweist, dass es Herkunftssprecher gibt, die beide Sprachen hinreichend und auf faktisch gleichem Niveau beherrschen. Daher werden die einzelnen Kompetenzbereiche umfangreich und für beide Sprachen getestet, also HS als auch Umgebungssprache (Brehmer/Mehlhorn 2018:26). Zu diesen Kompetenzen gehören u.a. das Leseverstehen sowie Grammatik, Hörverstehen und Wortschatz. Mitunter fallen diese Kompetenzen laut Referenzrahmen zur altersspezifischen Sprachaneignung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Bildungsforschung Band 29/1) unter so genannte “Basisqualifikationen”. Das BBF benennt an dieser Stelle differenziert die phonische, morphologisch-syntaktische, semantische sowie pragmatische und diskursive (literale) Kompetenzen als eben genannte Basisqualifikationen. Diese Differenzierung ist unbedingt zu beachten, für das in der vorliegenden Arbeit durchgeführte Experiment allerdings zu detailreich. Um alle Basisqualifikation abzudecken, hätte es eines deutlich umfangreichen Testverfahrens bedurft.
[Es] ist häufig eine Tendenz zu beobachten, dass einzelne Basisqualifikationen bzw. Ausschnitte daraus isoliert und verabsolutiert werden. Dies scheint dann nicht zuletzt die Testentwicklung zu erleichtern und erfährt von ihr her eine verstärkende Rückkoppelung [sic!]. Zudem bilden modulare Theorieansätze die Isolation einzelner Bereiche voneinander theoretisch ab und liefern so innere Begründungen für eine Forschungspraxis, die wichtige Aspekte der kindlichen Sprachaneignung von vornherein - faktisch und zum Teil auch theoretisch - ausschließt.
(BBF, S. 21)
In dem in dieser Arbeit beschriebenen und durchgeführten Testverfahren wurden bestimmte Kompetenzen punktuell erfasst, hierbei sollte es lediglich um die Überprüfung eines Phänomens handeln, nämlich um die Frage nach der Beeinflussung der LI durch die L2 (nicht Sprachtransfer!).
- Forschungsergebnisse/ Theorie
Das für diese Arbeit durchgeführte Tesverfahren orientiert sich deutlich an der Durchführung nach Brehmer/Mehlhorn (2018). Dabei sind für die Auswertung der Ergebnisse insbesondere die Faktoren age of onset (AO), Erwerbszeitraum, Input (qualitativ und quantitativ) und ob es sich bei dem untersuchten simultanen Erwerb um bilingualen oder kindlichen Zweitspracherwerb handelt.
Das Alter zu Erwebsbeginn (age of onset; AO) ist für die Frage nach dem kindlichen Zweit-, bzw. dem bilingualen Spracherwerb relevant. Die Forschung teilt den Spracherwerb in Phasen ein, welche in etwa Altersstufen entsprechen. Dabei ist die exakte Einteilung eine Streifrage.
Rothweiler/Ruberg (2011) sprechen von einer Einteilung in die Abschnitte „von etwa vier Jahren“, „etwa sieben Jahren“ und „nach dem zehnten Lebensjahr“ (Rothweiler/Ruberg 2011:11). Dabei bezeichnen sie den Spracherwerb bis zum vierten Lebensjahr als sukzessiv bilingualen Spracherwerb, der Erwerb bis zum siebten Jahr und nach dem vierten wird als kindlicher Zweitspracherwerb, also einer „Mischform zwischen Erstspracherwerb im Kindsalter und Zweitspracherwerb im Erwachsenenalter“, bezeichnet (Rothweiler/Ruberg 2011:11). Nach dem zehnten Erwerbsalter sei der Erwerb der Zweitsprache unvollständig, so Rothweiler/Ruben (2011:11). Die Einteilung hängt von der Erwerbsfähigkeit einzelner Sprachkomponenten ab, welche sich qualitativ unterscheiden (Rothweiler/Ruben 2011:10;ll). Solche Komponenten sind beispielsweise Satzstruktur, Sprachsystem; Morphologie, Syntax etc. Zu diesem Phänomen u.a. nachzulesen bei: Rothweiler/ Ruberg 2011, Fabbro 2001, Thoma/Tracy 2006, Rothweiler 2006, Meisel 2009. Es ist nicht erwiesen, ob man im Alter von sechs oder sieben Jahren einen systematisch anderen Spracherwerb hat, einige Forscher sprechen hier teils von neun oder sogar zwölf Jahren, allerdings ist die so genannte kritische Altersgrenze mit drei/vier Jahren, die das erlernen einer LI von einer L2 trennt, durch erhebliche Unterschiede deutlich erwiesen, wenn auch nicht unumstritten. Es sei angemerkt, dass LI und L2 keinesfalls als Niveaueinteilung gelten dürfen, d.h. es ist durchaus möglich, die LI auf einem simpleren Sprachniveau zu beherrschen als die L2. (Rothweiler 2007:123-127) Die korrekten Sprachniveaustufen können die Einteilungsparameter nach GER (A1-C2+) bilden.
Ein weiterer Aspekt ist der Input, welcher gravierende Unterschiede im (Kinds-)Spracherwerb begründen kann, wie die Arbeit von Müller/Kupisch (2003) beweist. Auch andere Arbeiten von Kupisch, Cinglar und weiteren Forschern des (Kinds-)Spracherwerbs zeigen die Relevanz und Bedeutung des Inputs deutlich. Oftmals bestimmt dieser eine gewisse Registernutzungen der Sprecher, das Vokabular (Wortschatzentwicklung), die Spracherwerbsgeschwindigkeit (Rothweiler/Ruben2011: 16-17). Hier sei als Beispiel der Fall eines Jungen genannt, der bilingual aufwächst. Als die deutsche Mutter eine Brille malt, bezeichnet der Junge das gemalte Objekt als Brille. Der italienische Vaterjedoch auf die Brille, welche erträgt, zeigt, bezeichnet das Kind diese als „occhiali“, also auf Italienisch (Müller et al. 2011; weiteres zu diesem Phänomen und der Konsequenz der Sprachwahl: Rothweiler/Ruben 2011:20ff; Müller/Kupisch 2003). Solche Beispiele beweisen, dass die Sprachverwendung mit dem Sprachinput verwoben ist und stets in Zusammenhang gebracht werden muss.
Bei zweisprachigen Kindern ist der Kontakt mit der Zweitsprache Deutsch zusammen mit dem Alter, in dem dieser Kontakt beginnt, entscheidend.
(BBF, Ehlich/Bredel/Reich, S. 37)
Zum Input sei gesagt, dass es eine qualitative und quantitave Differenzierung gibt. Für einen erfolgreichen Spracherwerb ist ein „umfangreiches, reichhaltiges und abwechslungsreiches Sprachangebot“ relevant (Rothweiler/ Ruben 2011:17).
Je mehr Input ein Kind in einer Sprache erhält, desto mehr Gelegenheit hat es, diese Sprache zu erwerben.
(Rothweiler/Ruben 2011:19)
Es versteht sich von selbst, dass der sprachliche Input auch zu einer negativen Beeinflussung führen kann, wenn Migranteneltern beispielsweise versuchen, sich möglichst in der Umgebungssprache zu unterhalten, obwohl diese sie noch nicht komplett beherrschen. In diesem Fall können Kinder die gemachten Fehler verinnerlichen (Rothweiler/Ruben 2011:19).
Weitere Einflussbereiche des Inputs im Sinne des Spracherwerbs werden während der Auswertung meiner Ergebnisse verdeutlicht.
3. eigene Forschung
Es wird deutlich, dass es eine Vielzahl an Verfahren geben kann, bestimmte Aspekte zu untersuchen. Dabei sind die Ergebnisse oftmals weitreichender als die Fragestellung es verlangt. In Anlehnung an Brehmer/Mehlhorn ist auch dass dieser Arbeit zu Grunde liegende Testverfahren entstanden. Es ist ein testökonomisches Verfahren, welches einen Querschnitt anzeigt, reiht sich allerdings dennoch in die oben genannten Langzeitstudien ein, da der gesamte Prozess des Sprachlernens relevant ist, diese wirdjedoch ausschließlich durch persönliche Einschätzungen der Probanden ermittelt.
3.1. Design
Das durchgeführte Experiment besteht aus fünf Aufgaben, welche die Probanden zu lösen hatten. Diese Aufgaben dienten den Feldern Lexikalische Kompetenz, Grammatikalische Kompetenz sowie der Sprechgeschwindigkeit.
Die Grammatikalische Kompetenz wurde mit Hilfe eines Lückentextes bearbeitet.
Die Einstufung der lexikalischen Kompetenz ist über mehrere Aufgaben erfolgt, darunter:
- Bildbenennung
- Semantische Zuordnung
- Übersetzen
Die Ermittlung der Sprechgeschwindigkeit erfolgte über die Nacherzählung einer Bildergeschichte.
3.1.1. Material & Ziel
- Grammatikalische Kompetenz
Hierbei wurde ein Text in russischer Sprache mit 28 Lücken genutzt. Davon handelte es sich um 13 Verben, 4 Adjektive sowie 11 Substantive. Eine Fehleranalyse der Wortarten wurde nicht durchgeführt, sodass lediglich das Erreichen der Gesamtpunktzahl von 28 relevant ist.
Die Probanden hatten keine Zeitvorgabe und konnten den Lückentext ungehindert bearbeiten, es waren keine Hilfsmittel zugelassen. Der Text handelt von der Erfindung des Butterbrots und ist sowohl inhaltlich als auch fachlich als „leicht“ einzustufen (A2). Durch einzelne Begriffe sowie Aspekte der Grammatik kann man tendenziell von Bl / B2 sprechen, (siehe Anhang 2, Konvolut 1)
- Lexikalische Kompetenz
Auch bei der lexikalischen Kompetenz entfällt eine Zeitvorgabe, im Anschluss ist die Fehlerberechnung erfolgt. Zu dieser Einheit gehört die Bildbenennung, hierbei wurden den Probanden insgesamt 18 Bilder diverser Gegenstände gezeigt, die benannt werden sollten. Es handelte sich um Gegenstände, welche oft gerade kindliche Assoziationen hervorrufen, d.h. beispielsweise um Kinderspielzeug (Rassel, Trompete, Puppe). Somit wurde versucht, möglichst gleiche Voraussetzungen zu schaffen und Bilder zu nutzen, die Personenjeden L2-Erwerbsalters bekannt sind.
Eine weitere Disziplin in diesem Feld stellt die semantische Zuordnung dar. Den Probanden wurden 9 Hauptbegriffe sowiejeweils eine Wortgruppe vorgelegt mit der Aufgabe, den semantisch passenden Begriff auszuwählen.
Die letzte Aufgabe der lexikalischen Kompetenzermittlung besteht darin, Begriffe zu übersetzen. Hierbei wurden jeweils 10 deutsche und russische Begriffe angeboten, sodass die Übersetzung sowohl aus dem Russischen ins Deutsche als auch anders herum stattfinden sollte.
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