Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf eine von der Autorin gehaltenen Deutschstunde. Dabei werden zunächst die einzelnen Schritte der Planung erläutert und die gegebenen Bedingungen an meiner Schule analysiert. Des Weiteren wird die Stunde reflektiert und mögliche Handlungsalternativen vorstellen. Abschließend wird ein Fazit gezogen und die Autorin geht in einer Metaebene auf das zukünftige Lehrerhandeln ein.
Neben den Unterrichtsstunden gehören ebenso dessen Planung, Elterngespräche und die Organisation von Exkursionen und weiteren bürokratischen Erledigungen zu den Pflichten eines Lehrers. In der Universität erhält man das ganze fachliche Wissen, das benötigt wird, um dem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Das allein genügt jedoch nicht, um den Unterricht so aktivierend wie möglich für die SuS zu gestalten. Im Rahmen des Praxissemesters hatte die Autorin die Möglichkeit, in einer Schule in Thüringen den Alltag des Lehrers mitzuerleben. Sie durfte die Erfahrung machen, selber Unterrichtsstunden zu planen und diese anschließend zu halten. Dadurch erhielt Sie die Möglichkeit, Ihre Theorie aus der Uni in die Praxis umzusetzen und stellte dabei fest, dass die Passung von Inhalt und Methode eines der entscheidenden Aspekte ist, damit die Unterrichtsstunde erfolgreich ablaufen kann und das Lernziel erreicht wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Planung der selbst gehaltenen Stunde
2.1 Sachanalyse
2.2 Analyse der Lernvoraussetzungen
2.3 Begründung der didaktischen und methodischen Entscheidungen
2.4 Bedingungsanalyse
3 Reflexion
4 Schluss
5 Literaturverzeichnis
6 Anhang
1 Einleitung
Wenn man sich mit Freunden oder der Familie unterhält und das Studium zum Thema des Gespräches wird, hört man oft folgende Aussage: „Lehrer willst du werden? Da hast du dir einen Beruf ausgesucht, bei dem man ohne große Mühe viel Geld verdienen kann.“ Schaut man aber einmal genauer hin und begleitet einen Lehrer in seinem Berufsalltag, wird schnell deutlich, dass diese Aussage nicht der Realität entspricht. Neben den Unterrichtsstunden gehören ebenso dessen Planung, Elterngespräche und die Organisation von Exkursionen und weiteren bürokratischen Erledigungen zu den Pflichten eines Lehrers. Wenn andere nach Hause kommen und Feierabend haben, bereiten Lehrer den Unterricht für den nächsten Tag vor und korrigieren Leistungskontrollen. Des Weiteren haben sie neben dem Bildungs- auch einen Erziehungsauftrag.
In der Universität erhält man das ganze fachliche Wissen, das benötigt wird, um dem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Das allein genügt jedoch nicht, um den Unterricht so aktivierend wie möglich für die SuS1 zu gestalten. Im Rahmen des Praxissemesters hatte ich die Möglichkeit, in einer Schule in Thüringen den Alltag des Lehrers mitzuerleben. Ich durfte die Erfahrung machen, selber Unterrichtsstunden zu planen und diese anschließend zu halten. Dadurch erhielt ich die Möglichkeit, meine Theorie aus der Uni in die Praxis umzusetzen und stellte dabei fest, dass die Passung von Inhalt und Methode eines der entscheidenden Aspekte ist, damit die Unterrichtsstunde erfolgreich ablaufen kann und das Lernziel erreicht wird.
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf eine von mir gehaltenen Deutschstunde. Dabei werden zunächst die einzelnen Schritte der Planung erläutert und die gegebenen Bedingungen an meiner Schule analysiert. Des Weiteren werde ich die Stunde reflektieren und mögliche Handlungsalternativen vorstellen. Abschließend ziehe ich ein Fazit und werde in einer Metaebene auf mein zukünftiges Lehrerhandeln eingehen.
2 Planung der selbst gehaltenen Stunde
2.1 Sachanalyse
In der Sachanalyse wird der Gegenstand der Stunde und seine Beschaffenheit losgelöst von den Voraussetzungen der Lernenden betrachtet. Dadurch wird deutlich, dass der Lehrende die Thematik vollständig durchdrungen hat.2 In der zu haltenden Stunde wird die Kommasetzung zwischen Haupt- und Nebensätzen behandelt. Aufgrund des geringen Vorwissens der SuS (vgl. Kapitel 2.2) wird die Stunde als Einführung in das Thema gestaltet und grundlegende Definitionen wie beispielsweise Hauptsatz und Nebensatz geklärt.
Bei einem Hauptsatz handelt es sich um einen Satz, welcher alleine stehen kann. Er enthält alle notwendigen Satzglieder und benötigt keine zusätzlichen Informationen.3 Ein Beispiel hierfür ist folgender Satz: Er kauft heute ein Auto. Um zu wissen, welche Wörter ein Satzglied bilden, wird die Methode der Umstellprobe angewendet. Hierbei wird der Satz umgestellt.4 Heute kauft er ein Auto. Daraus lässt sich schließen, dass heute, kauft, er und ein Auto Satzglieder sind. Diese lassen sich mittels der Frageprobe bestimmen.
- Wer kauft heute ein Auto? – er (Subjekt)
- Was tut er? – kauft (Prädikat)
- Wen oder Was kauft er heute? – ein Auto (Akkusativobjekt)
- Wann kauft er ein Auto? – heute (adverbiale Bestimmung der Zeit)
Ein Nebensatz ist ein angehangener Satzteil an den Hauptsatz und diesem untergeordnet. Er kann nicht alleine stehen und enthält zusätzliche Informationen, die den Hauptsatz näher erläutern.5 Ergänzt man das oben genannte Beispiel um einen Nebensatz, könnte es wie folgt heißen: Er kauft heute ein Auto, weil er nicht mehr mit dem Fahrrad fahren möchte. Es lässt sich erkennen, dass der zweite Teil des Satzes, der Nebensatz, nicht alleine stehen kann. Damit es grammatikalisch richtig ist, wird der Hauptsatz benötigt. Beide werden durch ein Komma voneinander getrennt. Damit Haupt- und Nebensatz leichter erkannt werden können, wird die Verbstellung betrachtet. Während im Hauptsatz das finite Verb an erster oder zweiter Stelle steht, befindet es sich im Nebensatz an letzter Stelle.6 Die Reihenfolge von Haupt- und Nebensatz ist unterschiedlich. Im oben genannten Beispiel steht der Hauptsatz an erster Stelle. Es ist ebenso möglich, dass der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht. Ein Beispiel hierfür ist: Obwohl er den Zug nahm, kam er zu spät.
Nebensätze werden in den meisten Fällen eingeleitet. Die Einleitung kann zum Beispiel durch ein Relativpronomen erfolgen: Er hatte einen Hund, der laut bellte. Das Relativpronomen bezieht sich auf ein Satzglied im Hauptsatz, in diesem Fall auf einen Hund. Ein Satz, welcher durch ein Relativpronomen eingeleitet wird, bezeichnet man als Relativsatz. Des Weiteren lassen sich Nebensätze durch Konjunktionen einleiten: Ich schlafe heute aus, da ich gestern lange wach war.7
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nebensätze bestimmte Merkmale aufweisen, wodurch sie leichter zu erkennen sind: Sie stehen nie alleine, sondern immer in Begleitung eines Hauptsatzes, das finite Verb steht an letzter Position im Satz und sie werden meist eingeleitet. Von einem Hauptsatz werden sie immer durch ein Komma abgetrennt.8
2.2 Analyse der Lernvoraussetzungen
Bevor ich die Unterrichtsstunde plante, fragte ich die Klasse, ob sie die Themen „Haupt- und Nebensätze“ und „Kommasetzung“ in Deutsch schon einmal als extra Themenblock behandelt haben oder es nur beim Schreiben von Aufsätzen kurz angesprochen wurde. Ich erhielt die Rückmeldung, dass sich keiner der Deutschlehrer, die sie bis dahin hatten, wirklich mit der Thematik intensiv beschäftigt hatte. Es handelt sich hierbei um eine neunte Klasse an einer Gemeinschaftsschule in Thüringen, welche im nächsten Schuljahr den Realschulabschluss anstrebt. Aufgrund von Corona wurde die Klasse geteilt, sodass in der Gruppe, in welcher ich die Unterrichtsstunde halten werde, elf SuS sind, fünf Jungs und sechs Mädchen. Vorwissen zum Thema ist kaum vorhanden, sodass ich die Stunde als Einführung in das Thema planen werde (vgl. Kapitel 2.3). Motiviert sind die SuS bei Rechtschreibung und Grammatik nicht. Sie erzählten mir, dass sie die Thematik in ihrem Leben nicht bräuchten und sowieso nie verstehen würden. Ihre Noten sind in diesem Bereich zwischen befriedigend bis ungenügend.
Die meisten SuS aus der Gruppe sind in der Mitarbeit sehr gut. Drei Mädchen sind sehr schüchtern und sagen, wenn sie nicht dazu aufgefordert werden, während der gesamten Unterrichtsstunde nichts. Es gibt keinen Schüler, der verhaltensauffällig ist. Das Klassenklima ist ebenso sehr gut. Alle gehen respektvoll miteinander um.
Der Raum, welcher für die zu haltende Stunde zur Verfügung steht, verfügt lediglich über eine Tafel. Aus diesem Grund fällt der Einsatz von neueren Medien weg. Den SuS sind nur einige wenige Methoden, wie beispielsweise Blitzlicht oder Gruppenarbeit, bekannt. Die meiste Zeit wird frontal unterrichtet. Die Möglichkeit, eine Doppelstunde zu unterrichten, ist ebenso nicht gegeben, da aufgrund von Corona nur 45 Minuten Unterricht gehalten wird.
2.3 Begründung der didaktischen und methodischen Entscheidungen
Der Schwerpunkt der Stunde wurde auf die Heranführung des Themas gelegt, da ich vorher schon bemerkte, dass viele Grundlagen der Grammatik bei den SuS nicht vorhanden waren (vgl. Kapitel 2.2). Das Stundenthema „Kommasetzung bei Haupt- und Nebensätzen“ lässt sich mithilfe des Lehrplans legitimieren. In diesem findet man unter dem Aspekt der Sachkompetenz, dass der Schüler auf der Satzebene „Regeln der Interpunktion in Wortgruppen und Sätzen […] anwenden“9 kann. In den Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss werden Haupt- und Nebensätze dem Kompetenzbereich Sprache und Sprachgebrauch untersuchen zugeordnet. Hierbei sollen die SuS „Leistungen von Sätzen und Wortarten kennen und für Sprechen, Schreiben und Textuntersuchung nutzen“.10 Das Lernziel der Stunde lautet: „Der Schüler kann Haupt- und Nebensätze voneinander unterscheiden und diese durch ein Komma trennen.“ Die Feinziele (vgl. M1, S.12) wurden so aufgestellt, dass sie nach Erarbeitungsphase I erreicht werden können. Dies wurde so gewählt, falls es bei den SuS zu Verstehensschwierigkeiten kommt, dass diese Phase verlängert werden kann und die Zielerfüllung dennoch gegeben ist.
Als Einstieg der Stunde wurde die Methode des Blitzlichts ausgesucht, da das Vorwissen der SuS zum Thema Haupt- und Nebensätze aktiviert werden sollte und ich mir einen Überblick über ihren Wissensstand machen wollte. Anschließend wird das Lernziel der Stunde und deren Verlauf vorgestellt. Ich habe mich dafür entschieden, damit die SuS wissen, was sie in dieser Stunde erwartet. Gleichzeitig ist es die Überleitung für die erste Erarbeitungsphase, in welcher ich gemeinsam mit den SuS ein Tafelbild erstellen werde. Dafür habe ich mir drei Aufgabenstellungen überlegt, welche jeweils fünf Minuten Zeit in Anspruch nehmen sollen und bei welcher immer ein bis zwei Schüler an die Tafel kommen und diese lösen (vgl. M1, S.13f.). Ich habe mich für die gemeinsame Erarbeitung des Tafelbildes entschieden, da mir die Kommunikation mit den SuS aufgrund ihrer Defizite im Bereich der Rechtschreibung/Grammatik wichtig ist. Ebenso war es für mich von großer Bedeutung, dass sie keine Angst davor haben müssen, in der Stunde Fehler zu machen und sich vor mir zu „blamieren“, sondern diese als Möglichkeit zum Lernen sahen. Aus diesem Grund werde ich die SuS dazu auffordern, sich bei Unklarheiten und Fragen sofort zu melden, damit diese von mir oder anderen Mitschülern beantwortet werden können. Im Folgenden schließt sich eine zehnminütige Sicherungsphase an. Da alle SuS eher langsame Schreiber sind, ist mir an dieser Stelle sehr wichtig, dass genügend Zeit vorhanden ist, damit jeder das vollständige Tafelbild am Ende der Stunde in seinem Hefter hat und damit lernen und üben kann (vgl. M2, S.16). Es folgt eine zweite Erarbeitungsphase, in welcher zunächst in Stillarbeit zwei Aufgaben aus dem Arbeitsheft gelöst werden (vgl. M3, S.17). Dies wurde gewählt, damit durch das selbstständige Arbeiten eigenes Denken gefordert ist und so die SuS besser erkennen können, was sie eventuell nicht verstanden haben. Ich werde ihnen bei Fragen helfen, wodurch ich die Schwachstellen herausfinde und in der nächsten Stunde noch einmal aufgreifen kann. Wenn die Aufgaben vollständig gelöst wurden, wird sich mit dem Vorder- oder Hintermann ausgetauscht, da das gemeinsame Vergleichen die einzige Möglichkeit einer „Partnerarbeit“ ist. Als Abschluss der Stunde wird das Beenden der Aufgaben im Arbeitsheft als Hausaufgabe aufgegeben, da die SuS durch Üben die Thematik verstehen und festigen sollen. Ebenso wird das Lernziel der Stunde aufgegriffen und geschaut, ob es erreicht wurde oder nicht, damit die SuS im besten Fall den Stundenerfolg sehen können.
Aufgrund des fehlenden Vorwissens habe ich mich dazu entschieden, keine Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zu wählen, sondern für alle relativ leichte Sätze zu nehmen, damit sie das grundlegende Prinzip verstehen. Für die Schülerantworten habe ich mir überlegt, dass ich ihnen ausreichend Zeit für die Beantwortung von Fragen gebe. Bei keiner Antwort sollen sie das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie „dumm“ seien und dadurch die Motivation gänzlich verlieren. Bei Nachfragen oder falschen Antworten werde ich zunächst die Mitschüler diese beantworten oder verbessern lassen, da auf diese Weise die Kommunikation in der Klassengruppe gefördert wird. Ebenso werde ich darauf achten, dass laut und deutlich gesprochen wird und jeder im Raum den Sprecher versteht.
2.4 Bedingungsanalyse
Während der Schulschließungen aufgrund von Corona wurden an meiner Schule jede Woche Aufgaben auf der Schulwebsite hochgeladen, welche die SuS zu Hause erledigen sollten. In der neunten Klasse wurden Schilderungen geschrieben. Als die SuS wieder in die Schule gehen durften, unterrichtete sie eine andere Lehrerin, welche sich in die Thematik erst einarbeiten musste. Ihre Deutschlehrerin gehört zur Risikogruppe, schickte ihnen aber in regelmäßigen Abständen Aufgaben, welche die SuS nach der Schule erledigen und ihr zurückschicken sollten. Diese Situation sorgte für Verwirrung, da beide Lehrkräfte unterschiedliche Themen behandelten und dadurch der rote Faden verloren ging. Wie bereits in Kapitel 2.2 beschrieben, wurden die Klassen aufgeteilt, sodass sie aus nicht mehr als zwölf Schüler bestehen. Ebenso wurden keine Doppelstunden mehr gehalten und Gruppen- und Partnerarbeiten durften aufgrund des Mindestabstandes nicht durchgeführt werden.
[...]
1 SuS= Schüler und Schülerinnen Im weiteren Verlauf der Arbeit wird diese Abkürzung verwendet.
2 vgl. von Brand, Tilman: Stundenplanung Deutsch. Leitfaden für Praktikum, Referendariat und Lehrprobe. Kallmeyer 2018. Kapitel Planungsschritte.
3 vgl. Haase, Lorenz: Hauptsätze und Nebensätze. https://www.tutoria.de/unterrichtsmaterialien/deutsch/hauptsaetze-und nebensaetze (08.06.2020).
4 vgl. Geldschläger, Jonas: Umstellprobe. https://wortwuchs.net/grammatik/umstellprobe/ (08.06.2020).
5 vgl. Haase, L.: Hauptsätze und Nebensätze.
6 vgl. ebd.
7 vgl. ebd.
8 vgl. Staaden, Steffi: Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen. Paderborn: Schöningh 2016. S.138-140.
9 ThILLM: Lehrplan für den Erwerb des Hauptschul- und des Realschulabschlusses 2011. S.51.
10 KMK: Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mittleren Schulabschluss. München: Luchterhand 2003. S.16.