Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Auswirkungen und Folgen einer Lese- und Rechtschreibschwäche LRS zu verdeutlichen und zu diskutieren. Zu Beginn wird der theoretische Hintergrund beleuchtet. Es wird darauf eingegangen, wie LRS definiert wird und welche Ursachen dieser zugrunde liegen. Darauf folgt die Erklärung wie LRS erkannt und diagnostiziert werden kann. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Situation in der Schule gelegt und welche Auswirkungen sowie Folgen es für die Betroffenen geben kann. Des Weiteren wird dargestellt, welche präventiven Maßnahmen sich als wirksam herausgestellt haben, sowie welche nicht präventiven Maßnahmen es im Rahmen der schulischen Betreuung gibt. Die Diskussion beginnt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse über die LRS und bezieht sich auf Studien, die sich mit der Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen beschäftigten. Als Fazit der Ausarbeitung wird gezogen, dass auf das frühe Erkennen von LRS ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1. Einleitung
2. Definition der Lese- und Rechtschreibschwäche
3. Potenzielle Ursachen einer Lese- Rechtschreibschwäche
3.1. Die visuelle und auditive Wahrnehmung
3.2. Die genetische Erklärung
4. Die Erkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten
4.1. Symptome
4.2. Diagnostik
5. Lese- Rechtschreibschwäche in der Schule - Auswirkungen und Folgen
6. Prävention und Förderungsmöglichkeiten
6.1. Prävention von Schwierigkeiten vor dem Schulbeginn
Diskussion/ Fazit
7. Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Lese- und Rechtschreibschwäche als Teilstörung in der Schule darzustellen sowie deren Auswirkungen und Folgen zu verdeutlichen. In Deutschland sind circa vier Prozent der SchülerInnen von einer Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) betroffen. Die LRS wird international als eine Störung der Entwicklung für die Fähigkeit des Lesens und Schreibens definiert. Bei einem potenziellen Vorliegen einer LRS ist es unabdingbar eine genetisch bedingte von einer erworbenen Form zu unterscheiden. Für die genetisch bedingte LRS wird häufig das Synonym Legasthenie oder auch der Begriff spezielle LRS verwendet. Können externe Faktoren wie eine unterdurchschnittliche Intelligenz, fehlende Schulung, psychische Erkrankungen oder Hirnschädigungen sowie soziale Faktoren ausgeschlossen werden, so kann von einer genetisch determinierten Form der LRS ausgegangen werden. Diese wird nach dem internationalen Klassifikationsschema ICD-10 diagnostiziert und eingeteilt. Als begleitende beziehungsweise therapeutische Maßnahmen haben sich präventive Fördermethoden, die bereits vor dem Erlernen der Schriftsprache erfolgen, am wirksamsten herausgestellt. In der Schule sollten Fördermaßnahmen möglichst in der ersten und zweiten Klasse erfolgen.
Eine Implementierung geeigneter Fördermaßnahmen ist von fundamentaler Bedeutung, da eine unbehandelte LRS nicht nur Auswirkungen auf die Schulnoten mit sich zieht, sondern einen Einfluss auf die psychische Gesundheit des Betroffenen haben kann.
1. Einleitung
Muss den Auswirkungen und Folgen einer Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) mehr Bedeutung geschenkt werden? Laut dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie sind circa vier Prozent der SchülerInnen in Deutschland von Legasthenie betroffen (Espeter, F. Von Legasthenie/ Dyskalkulie betroffen Legasthenie-verband online.). Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens ist in der heutigen Gesellschaft ein essenzieller Bestandteil, um an dem alltäglichen Leben teilzuhaben. Insbesondere in den technologisch hochentwickelten Ländern, ist es eine essenzielle Voraussetzung für den beruflichen und sozialen Werdegang. Primär ist es die Aufgabe der vorschulischen Einrichtungen und der Schule den Kindern diese Fähigkeiten beizubringen, wobei auch dem sozialen Umfeld und der Unterstützung durch die Eltern eine große Bedeutung beigemessen werden muss.
Kinder, die in diesen grundlegenden Fähigkeiten substanzielle Defizite vorweisen, stoßen häufig auf Unverständnis und Vorurteile. So wird Ihnen eine geringere Intelligenz unterstellt und daraus abgeleitet eine geringe Eignung für einen höheren Bildungsweg zu haben. Demgegenüber erzielen Schüler mit einer guten Rechtschreibung bessere Noten und bekommen die Chance auf eine höhere Bildungsempfehlung in der Schullaufbahn. Dadurch erreichen diese häufig einen höheren Bildungsabschluss im Vergleich zu Schülern mit einer schwächeren Rechtschreibung, obwohl diese häufig über eine mindestens genau so hohe Intelligenz und Begabung verfügen (Marwege, G. (2013 ) Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule Göttingen: Universitätsverlag Göttingen.). Die Problematik einer LRS stellt deren Diagnostik dar da. Insbesondere da es von großer Bedeutung ist, das Risiko frühzeitig zu erkennen, da die wirksamsten Methoden präventiv eingesetzt werden sollten (Moraske, S. (2018) LRS-Prävention bei Risikokindern: Langfristige Effekte bis in die 3. Klasse. Hogrefe online.).
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Auswirkungen und Folgen einer LRS zu verdeutlichen und zu diskutieren. Zu Beginn wird der theoretische Hintergrund beleuchtet. Es wird darauf eingegangen, wie LRS definiert wird und welche Ursachen dieser zugrunde liegen. Darauf folgt die Erklärung wie LRS erkannt und diagnostiziert werden kann. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Situation in der Schule gelegt und welche Auswirkungen sowie Folgen es für die Betroffenen geben kann. Des Weiteren wird dargestellt, welche präventiven Maßnahmen sich als wirksam herausgestellt haben, sowie welche nicht präventiven Maßnahmen es im Rahmen der schulischen Betreuung gibt. Die Diskussion beginnt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse über die LRS und bezieht sich auf Studien, die sich mit der Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen beschäftigten. Als Fazit der Ausarbeitung wird gezogen, dass auf das frühe Erkennen von LRS ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss. Außerdem muss die Gesellschaft mehr über LRS aufgeklärt werden, um Vorurteilen vorzubeugen, welche zu psychischen Belastungen bei den Betroffenen führen können.
2. Definition der Lese- und Rechtschreibschwäche
Die Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) betrifft mindestens vier Prozent aller SchülerInnen (Warnke, A., Hemminger, U., Roth, E. und Schneck, S. (2002). Legasthenie - Leitfaden für die Praxis. Göttingen: Hogrefe Verlag). International wird eine LRS als eine Störung der Entwicklung im Bereich des Lesens und Schreibens definiert. Eine Störung ist definiert, wenn die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens nicht dem altersgemäßen Stand entsprechen.
Im 20. Jahrhundert wurden Personen die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben aufwiesen, als weniger intelligent verurteilt. Durch die Psychologin Linder konnte in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Abgrenzung zwischen der allgemeinen Intelligenz und einer LRS gesetzt werden. Teilweise werden zwischen den Begriffen der Lese-Rechtschreibwäsche und der Lese-Rechtschreibstörung unterschieden. Diese Differenzierung ist jedoch nicht einheitlich, wodurch Bezeichnungen wie Legasthenie, Lese- Rechtschreibschwäche, LeseRechtschreib-Schwierigkeiten und Lese-Rechtschreibstörung für viele als synonym verwendet werden (Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. (2021) Legasthenie - Was ist das? bvl-legasthenie online) . Bei der speziellen LRS handelt es sich um eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung, die das Erlernen des Lesens und Schreibens beeinträchtigt. Heutzutage wird eine LRS nach dem internationalen Klassifikationsschema ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beurteilt und beschreibt eine LRS sofern diese nicht auf eines der folgenden Kriterien zurückzuführen ist: Entwicklungsalter, Unterdurchschnittliche Intelligenz, fehlende Schulung, psychische Erkrankung oder Hirnschädigung. Somit ist die genetisch bedingte LRS von der der erworbenen abzugrenzen. Die erworbene LRS ergibt sich durch das Auftreten der oben genannten Kriterien. In dieser Hausarbeit wird sich ausschließlich auf die genetisch bedingte LRS bezogen.
Bei Kindern steht insbesondere die Intelligenz im Fokus, wenn es um die Einstufung einer LRS geht. Betroffene weisen keine unterdurchschnittliche Intelligenz auf. Dies zeigt sich in der Schule häufig dadurch, dass in Fächern wie beispielsweise Mathematik keine Probleme vorhanden sind und die Kinder der Anforderungen gewachsen sind. Diese Kinder sind als LegasthenikerInnen einzustufen. LegasthenikerInnen verfügen häufig über eine durchschnittliche oder hohe Intelligenz und können Talente in anderen Bereichen wie Sport, Musik oder auch Naturwissenschaften vorweisen. Defizite können auch isoliert voneinander auftreten, in diesem Fall handelt es sich um eine isolierte Lese- bzw. Rechtschreibschwäche (Von Suchodoletz, W. (2007) Lese- Rechtschreibstörung LRS - Fragen und Antworten. Stuttgart: W. Kohlhammer.).
3. Potenzielle Ursachen einer Lese- Rechtschreibschwäche
3.1. Die visuelle und auditive Wahrnehmung
Es wird davon ausgegangen, dass bei einer LRS der Begabungsmangel auf Abweichungen der Hirnfunktion zurückzuführen ist. Diese Defizite kommen bei visuellen und auditiven Informationsverarbeitungsmechanismen zum Tragen. Da insbesondere die Verarbeitung von Reizen eine Rolle spielt, muss auch die Funktion des zentralen Nervensystems berücksichtigt werden. So zeigt sich beim Lesen eines Wortes durch eine Person, die eine LRS besitzt, dass die Verarbeitung wesentlich langsamer im Gehirn erfolgt, als es bei einer Person ohne Defizite der Fall ist (Warnke, A., Hemminger, U., Roth, E. und Schneck, S. (2002). Legasthenie - Leitfaden für die Praxis. Göttingen: Hogrefe Verlag.).
Diese Unterschiede können mittels hirnelektrischer Messungen nachgewiesen werden. Beim vorliegenden Versuchsaufbau bekamen die Versuchspersonen zwei verschiedene Wörter, sowie die Aufgabe zu definieren, in welchem Wort ein bestimmter Buchstabe vorkommt (Warnke, A., Hemminger, U., Roth, E. und Schneck, S. (2002). Legasthenie - Leitfaden für die Praxis. Göttingen: Hogrefe Verlag). Als unmittelbare Ursache für eine LRS werden verschiedene Hypothesen diskutiert. Eine Möglichkeit könnte eine Störung der Blickbewegung sein, wobei diese Hypothese jedoch statistisch nicht belegt werden konnte. Andere Hypothesen beruhen auf Untersuchungen, dass Personen mit einer LRS, eine langsamere Sprachwahrnehmung besitzen. Dies zeigt sich durch Probleme beim Erkennen von hintereinander folgenden Lauten. Auch bei der Wortwahrnehmung konnten geringere Hirnaktivitäten in den Hirnarealen, die für die lexikalischen und die phonologischen Informationen zuständig sind, gemessen werden. Zu beobachten ist dies nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Benennen von Bildern. Betroffene benötigen, wie in einem Experiment getestet, mehr Zeit beim Aufsagen und Benennen von vorgelegten Bildern (Schulte-Körne, G. (2002) Neurobiologie und Genetik der Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) Bochum: Hogrefe Verlag.).
3.2. Die genetische Erklärung
Die Ursachen der LRS sind noch nicht ausreichend erforscht, jedoch lässt sich sagen, dass es sich nicht um einen monogenetischen Defekt, sondern um ein multifaktorielles Geschehen handeln muss.
Die LRS, mit allen vorkommenden Phänotypen muss als ein komplexes Störungsbild betrachtet werden, dennoch spielt die genetische Veranlagung bei der Prädisposition und Manifestation der Erkrankung eine große Rolle. Untersuchungen von eineiigen und zweieiigen Zwillingen mit LRS belegen eine genetische Disposition. Die Wahrscheinlichkeit des Vererbens einer LRS liegt zwischen 60-70%. Somit lässt sich die Aussage treffen, dass wenn ein Elternteil von einer LRS betroffen ist, die Wahrscheinlichkeit deutlich höher ist, dass das Kind ebenfalls eine LRS bekommt. Die genetischen Veränderungen wirken sich auf die neuronale Plastizität während früher Entwicklungsphasen des Gehirns aus. Die Betroffenen Gene befinden sich in Gehirnregionen, die mit der sprachlichen Verarbeitung, der BuchstabenLaut-Zuordnung und der Wortverarbeitung in Verbindung stehen. Diese Regionen reagieren bei Kindern mit einer LRS deutlich verzögert. All diese Prozesse sind entscheidend für den erfolgreichen Lese- und Rechtschreibprozess (Klicpera, C., Schabmann, A., Gasteiger- Klicpera, B., Schmidt, B. (2020) Legasthenie - LRS 6. Auflage UTB Verlag)
4. Die Erkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten
4.1. Symptome
Die Früherkennung einer LRS ist trotz umfassender empirischer Belege für die Zusammenhänge zwischen der phonologischen Informationsverarbeitung und dem Schriftspracherwerb problematisch. Es handelt sich um ein komplexes Unterfangen, da es vielfältige Einflüsse auf den Schriftspracherwerb gibt. Eine Risikoklassifikation ist zu vermeiden, da eine falsche positive sowie falsche negative Einschätzung für die betroffene Person unvorteilhaft sein kann. Dem liegt zugrunde, dass selbst eine substanzielle hohe Korrelation zwischen vorschulisch erfassten Prädiktoren und den späteren schriftsprachlichen Kompetenzen nicht unbedingt eine zuverlässige Aussage über die Klassifikation einer LRS erlauben. Die Symptome einer LRS können bei jedem Kind individuell und unterschiedlich ausgeprägt auftreten. Besonders wichtig ist daher eine intensive Beobachtung des Individuums durch die vorschulischen Betreuer, die Lehrer und auch durch die Eltern. Bleibt eine LRS unbemerkt, kann dieses nachteilige Folgen für das Kind mit sich ziehen.
Unter der Beachtung der Individualität der Prädiktoren jedes Kindes, können zum Beispiel Probleme mit dem Erwerb der Sprache im Vorschulalter auf eine LRS hinweisen. Jedoch ist auch dieses kein zuverlässiger Prädiktor, da solcherlei Defizite durch aus durch die Schule oder einen Logopäden gemindert oder behoben werden können. Das erste Schuljahr ist bei der Erkennung einer LRS besonders wichtig, da hier die grundlegenden Steine der Schriftsprache, wie das Alphabet, erlernt werden. Betroffene Kinder machen häufig Rechtschreibfehler, schreiben selbst geläufige Wörter unregelmäßig falsch, vertauschen Buchstaben und es fällt ihnen schwerer den Inhalt eines Textes zu verstehen. Zumeist geht eine Rechtschreibschwäche auch mit einer Beeinträchtigung des Lesens einher, da diese unmittelbar zusammen erlernt werden. Eine isolierte Rechtschreibstörung kommt eher selten vor (Meyer, A. (2016 ) Lese- Rechtschreibstörungen (LRS) München-Basel: Ernst Reinhard Verlag.).
4.2. Diagnostik
Im Rahmen der Diagnostik muss zunächst überprüft werden, ob organische Ursachen wie eine Einschränkung des Hörens oder eine Sehbeeinträchtigung ausgeschlossen werden können. Außerdem sollten die sozialen Rahmenbedingungen mit Hilfe der Eltern betrachtet werden, wie zum Beispiel das Vorliegen einer psychischen Belastung, einem enormen Leistungsdruck oder die Arbeits- und Wohnsituation. Gegebenenfalls können hier bereits Ursachen für die Leistungsproblematik erkannt und behoben werden. Ist dies nicht der Fall, muss der Leistungsstand und das Leistungsprofil des Kindes erhoben werden.
Dazu geeignet ist ein standardisierter und normierter Test zur Erkennung von Risikokindern, wie zum Beispiel das Verfahren zur Erfassung der phonologischen Bewusstheit und der Benennungsgeschwindigkeit (TEPHOBE) von Mayer (2016). Dieses Verfahren kann am Ende des Kindergartens und jeweils zu Beginn der ersten beiden Schuljahre eingesetzt werden. Die phonologische Bewusstheit sowie die Benennungsgeschwindigkeit stellen zwei der wichtigsten Prädiktoren beim Erkennen einer angehenden LRS dar. Für diesen Test wurden circa 800 Daten von Kindern zur Normierung für das Verfahren verwendet. Bei diesem Test werden Aufgaben verwendet deren Lösung bei Kindern der entsprechenden Altersgruppe vorausgesetzt werden kann und somit zur Beurteilung der Entwicklung der phonologischen Bewusstheit eingesetzt werden kann. Ein Vorteil des TEPHOBE ist, dass dieser als Gruppentest durchgeführt werden kann, wodurch der Zeitaufwand minimiert wird. Der Test nimmt circa eine Unterrichtsstunde in Anspruch (Meyer, A. (2016 ) LeseRechtschreibstörungen (LRS) München-Basel: Ernst Reinhard Verlag)
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