Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, wie die Versorgungs- und Betreuungskultur von Menschen mit Demenz im Krankenhaussetting gegenwärtig ist und ob es mögliche Empfehlung für die Praxis gibt, um diese Patientengruppe bedarfsgerechter zu versorgen. Dabei bezieht sich der Verfasser auf eine Optimierung der (Versorgungs-) Prozesse im Krankenhaussetting. Konkret soll nachfolgende Forschungsfrage beantwortet werden: "Wie stellt sich die Versorgungs- und Betreuungskultur von Menschen mit Demenz im Krankenhaussetting dar und sollten Versorgungsprozesse im Krankenhaussetting optimiert werden?"
Deutschland befindet sich mitten im demografischen Wandel. 3,4 Mio. pflegebedürftige Menschen sind in Deutschland registriert. Die Bevölkerung wird stetig älter und hochbetagter und gleichzeitig erfährt die Geburtenrate einen deutlichen Rückgang. Parallel leben in Deutschland rund 1,7 Mio. Menschen mit Demenz. Rund 300.000 Menschen kommen jedes Jahr hinzu und aufgrund des demografischen Wandels kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen. Rund 50 verschiedene Formen von Demenz sind bis heute bekannt. Die häufigste Form stellt die Alzheimer-Demenz dar. Menschen mit einer Demenz haben deutliche Einschränkungen in den geistigen Fähigkeiten - Zunehmend schwinden die Denk- und Sprachfähigkeiten, das Gedächtnis sowie die Persönlichkeit. Menschen mit Demenz, welche ins Krankenhaus eingeliefert werden, benötigen eine individuelle Zuwendung und Betreuung und dies fordert viele Ressourcen in diesem Setting, denn diese Patientengruppe lässt sich nicht in Routineabläufe integrieren, sondern auf diese muss individuell eingegangen werden. Diese zeitintensive Betreuung ist in heutigen Zeiten, welche geprägt ist durch kontinuierlich steigende Fallzahlen bei gleichzeitig deutlich rückläufigen Verweildauern und einer sich stetig verschlechternden Fachkraftsituation eine sehr besondere und nervenzehrende Herausforderung für alle am Prozess Beteiligten.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemdarstellung
1.2. Zielsetzung und zentrale Fragestellung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Krankheitsbild Demenz
2.2. Demografische Entwicklung in Deutschland
2.3. Versorgungslandschaft Krankenhauswesen
2.3.1. Versorgungs- und Betreuungsprobleme in Deutschland
2.3.2. Pflegesysteme in deutschen Krankenhäusern
2.4. Gesundheitsökonomische Relevanz
3. Methodik
4. Ergebnisse
4.1. Ergebnisse zur Prozessoptimierung
4.2. Ergebnisse zu weiteren Maßnahmen
5. Diskussion
6. Fazit für die Praxis
III. Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland. Vergleich 1950 und 2050
Abb. 2: Vakante Vollkraftstellen im Pflegedienst auf Allgemeinstationen pro Krankenhaus
Abb. 3: Vakante Vollkraftstellen in der Intensivpflege pro Krankenhaus
Abb. 4: Multidisziplinäre Zusammenarbeit
Abb. 5: Demenzsensibilität im Krankenhaus
Abb. 6: Demenz als Netzwerkaufgabe
II. Abkürzungsverzeichnis
BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Destatis Statistisches Bundesamt
DRG Diagnosis Related Groups
gbe-bund Gesundheitsberichterstattung des Bundes
KHG Krankenhausgesetz
MDS Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen
SGB Sozialgesetzbuch
Sog sogenannt
UMM Universitätsmedizin Mainz
1. Einleitung
1.1. Problemdarstellung
Demenz ist ein übergeordneter Sammelbegriff für eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen, welche rund fünfzig Krankheiten zusammenfasst. Die Alzheimer-Krankheit stellt hierbei die häufigste Demenzform dar. An Demenz erkrankte Personen haben Einschränkungen in ihrer geistigen Fähigkeit und im Laufe der Erkrankung verschlechtert sich zunehmend das Gedächtnis, die Denk- und Sprachfähigkeit, sowie die motorischen Fähigkeiten. Das Risiko an dieser Erkrankung zu erkranken, steigt mit fortgeschrittenem Alter (vgl. Alzheimer Forschung Initiative e.V., 2020, o. S.). In Deutschland leben circa 1,7 Mio. Menschen mit Demenz. Rund 300.000 Neuerkrankungen treten pro Jahr auf. Aufgrund des demografischen Wandels kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., 2020, o. S.).
Durch den demografischen Wandel in der Bundesrepublik Deutschland ist die Gesellschaft im Wandel zu einer Gesellschaft mit einem sehr hohen Anteil an älteren Bürgerinnen und Bürgern und weg von der „Babyboomer-Zeit“. Vergleicht man das Jahr 1950 mit der Vorausberechnung des Jahres 2050 so fällt auf, dass die Geburtenrate deutlich rückläufig ist und die Gesellschaft gleichzeitig immer älter wird. So verändert sich laut Statistischem Bundesamt (Destatis) der Anteil der über 67-jährigen voraussichtlich von 8 % (Jahr 1950) auf 27 % (Jahr 2050) (vgl. Destatis, 2019a, o. S.).
Derzeit leben rund 3,4 Mio. (Stand Dezember 2017) pflegebedürftige Personen in Deutschland. Als pflegebedürftige Person werden alle Personen angesehen, die im Sinne des Sozialgesetzbuchs (SGB) XI (Pflegeversicherung) pflegebedürftig sind. Dies ist im Vergleich zum Dezember 2015 ein Zuwachs von 19 %. Dabei waren 81 % der Pflegebedürftigen über 65 Jahre alt. Die meisten Pflegebedürftigen waren mit 63 % weiblich (vgl. Destatis, 2018, o. S.).
Patientinnen und Patienten, welche an einer Demenz erkrankt sind und sich im Krankenhaussetting befinden, benötigen eine individuelle Zuwendung und Betreuung. Die Herausforderungen für Pflegekräfte sind hier sehr hoch, da der Betreuungs- und Versorgungsbedarf von dieser Patientengruppe deutlich höher ist als die von nicht dementen Patienten. Diese Patientengruppe lässt sich weder in Routineabläufe einbinden, noch haben die Betroffenen ein Rhythmusgefühl und können sich an die Abläufe im Krankenhaus anpassen (vgl. Löhr; Schulz; Behrens, 2014, S. 190). Auch der Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern fördert die Versorgungsdefizite in der Patientenversorgung. Die Zahl der offenen Fachkräftestellen in deutschen Krankenhäusern steigt zunehmend. Nach Angaben des Krankenhaus-Barometers 2019 sind im Schnitt rund 13 Stellen pro Krankenhaus im allgemeinstationären Bereich offen und 7 offene Stellen werden im Schnitt im Intensivbereich verzeichnet (vgl. Blum et al., 2019a, S. 33). Durch eine Reduktion der durchschnittlichen Verweildauer von 14,0 Tagen (Jahr 1991) auf 7,3 Tage (Jahr 2017) treten zusätzliche Probleme auf (vgl. Destatis, 2019b, o. S.). Der Patient muss schneller genesen und den „Platz freimachen“ für einen neuen Patienten. Das dies oftmals aufgrund der neurologischen Defizite nicht möglich ist, findet aufgrund der kostenorientierten Ausrichtung der Krankenhäuser weniger Berücksichtigung (vgl. Gröning; Lagedroste; Weigel, 2015, S. 3).
1.2. Zielsetzung und zentrale Fragestellung
Ziel dieser Hausarbeit ist es herauszufinden, wie die Versorgungs- und Betreuungskultur von Menschen mit Demenz im Krankenhaussetting gegenwärtig ist und ob es mögliche Empfehlung für die Praxis gibt, um diese Patientengruppe bedarfsgerechter zu versorgen. Dabei bezieht sich der Verfasser auf eine Optimierung der (Versorgungs-) Prozesse im Krankenhaussetting. Konkret soll nachfolgende Forschungsfrage beantwortet werden:
Wie stellt sich die Versorgungs- und Betreuungskultur von Menschen mit Demenz im Krankenhaussetting dar und sollten Versorgungsprozesse im Krankenhaussetting optimiert werden?
2. Theoretischer Hintergrund
1.3. Krankheitsbild Demenz
Zur Diagnose Demenz gehören rund fünfzig Krankheiten. Die Alzheimer-Krankheit stellt hierbei die häufigste Form der Demenz dar. Die an Demenz erkrankten Patienten haben zunehmende Einschränkungen in ihren geistigen Fähigkeiten. Im Verlauf der Erkrankung verschlechtert sich zunehmend das Gedächtnis, sowie die denk-, sprach- und motorischen Fähigkeiten. Das Risiko an einer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter der Betroffenen und ist abhängig von verschiedenen Risikofaktoren (vgl. Alzheimer Forschung Initiative e.V., 2020, o. S.). In Deutschland leben gegenwärtig circa 1,7 Mio. Menschen mit Demenz. Rund 300.000 Neuerkrankungen treten pro Jahr auf. Aufgrund des demografischen Wandels kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen pro Jahr als zu Sterbefällen. Nach Vorausberechnungen wird sich der Anteil der Betroffenen bis 2050 auf rund 3 Mio. erhöhen (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., 2020, o. S.). Die Betreuung dieser Personengruppe erfordert von allen Beteiligten viel Kreativität und Empathie. Dies verschärft sich jedoch durch die Veränderungen des Umfelds, wenn der Patient im Krankenhaus aufgenommen wird. Da es bereits nicht kognitiv eingeschränkten Personen schwerfällt, sich auf die Ablaufprozesse eines Krankenhauses einzulassen, so ist nachvollziehbar, dass dies für Menschen mit Demenz noch schwieriger ist (vgl. Löhr; Schulz; Behrens, 2014, S. 190).
1.4. Demografische Entwicklung in Deutschland
Die demografische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland ist im Wandel zu einer Gesellschaft, welche einen sehr hohen Anteil an älteren Bürgerinnen und Bürgern aufweist. Die Geburtenrate sinkt und die „Babyboomer-Zeit“ ist vorbei (Destatis, 2019a, o. S.). Die nachfolgende Abbildung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verdeutlicht die demografische Entwicklung in Deutschland.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland. Vergleich 1950 und 2050 (Destatis, 2019a, o. S.).
Vergleicht man das Jahr 1950 (schwarze dünne Linie) mit den Vorausberechnungen bis 2050, so fällt schnell auf, dass die Geburtenrate deutlich rückläufig ist und die Gesellschaft gleichzeitig immer älter wird. So lag der Bevölkerungsanteil im Jahr 1950 bei den unter 20-jährigen bei 30 %, bei den 20- bis 66-jährigen bei 62 % und bei den über 67-jährigen bei 8 %. Die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes sagen für das Jahr 2050 voraus, dass der Anteil, der unter 20-jährigen auf 17 % und der Anteil der 20- bis 66-jährigen auf 56 % zurückgeht. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 67-jährigen auf 27 % an (vgl. Destatis, 2019a, o. S.).
1.5. Versorgungslandschaft Krankenhauswesen
1.5.1. Versorgungs- und Betreuungsprobleme in Deutschland
Der Anteil an unbesetzten Stellen im Pflegebereich trägt nicht zu einer Stabilisierung oder sogar Verbesserung der Versorgungsqualität bei. Menschen mit einer Demenz benötigen einen besonderen Betreuungsbedarf und hierfür wird ausreichend Personal benötigt. Schließlich steht der Mensch mit seiner individuellen Lebenssituation im Mittelpunkt der Betrachtung (vgl. Isfort et al., 2012, S. 64). Die Abbildungen 2 und 3 visualisieren den Anteil der nicht besetzen Stellen in der Vergleichsjahren 2016 und 2019. Ein deutlicher Zuwachs an unbesetzten Stellen im Pflegebereich ist zu verzeichnen (Blum et al., 2019a, S. 33 ff.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Vakante Vollkraftstellen im Pflegedienst auf Allgemeinstationen pro Krankenhaus (Blum et al., 2019a, S. 33).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Vakante Vollkraftstellen in der Intensivpflege pro Krankenhaus (Blum et al., 2019a, S. 35).
Nach einer Hochrechnung sind rund 12.000 Vollkraftstellen für Pflegekräfte in allgemeinstationären Bereichen der Krankenhäuser unbesetzt. Im Vergleich waren es im Jahr 2016 „nur“ 3.900 unbesetzte Pflegestellen. Eine Verdreifachung der vakanten Stellen ist zu verzeichnen (vgl. Blum et al., 2019a, S. 32). Laut dieser Studie benötigen deutsche Krankenhäuser bis 2030 rund 63.000 zusätzliche Vollzeitstellen im Pflegebereich. Das wären rund 20 % mehr als im Jahr 2015 (vgl. Blum et al., 2019b, S. 1055). Diese hohe Vakanz im Pflegedienst beeinflusst auch die Betreuung und Versorgung von dementen Patienten. 80,8 % der befragten Pflegenden mit Krankenhauserfahrung geben an, zu wenig Zeit für die Betreuung und Versorgung von Krankenhauspatienten zu haben (vgl. Ciesinger et al., zit. n. Isfort et al., 2012, S. 18 f.).
Auch die Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland ist stetig rückläufig. Als im Jahr 1991 noch insgesamt 2411 Krankenhäuser existierten, so waren es im Jahr 2017 nur noch 1942 Krankenhäuser (vgl. Destatis, 2019b, o. S.). Gleichzeitig steigt jedoch die Anzahl der im Krankenhaus behandelten Fälle an. Im Vergleich 2006 und 2014 zeichnet sich ein Anstieg von rund 15,7 % ab (vgl. Augurzky et al., 2019, S. 28). Somit ist festzustellen, dass mehr Patienten auf weniger Krankenhäuser treffen.
Da die organisatorischen Abläufe nicht auf diese Patientengruppe abgestimmt sind, stellt der Krankenhausaufenthalt für Patienten mit Demenz eine erhebliche Belastung dar (vgl. BMFSFJ, 2002, S. 175 f.). In der Umfrage im Pflege-Thermometer 2014 gaben fast ein Drittel der Befragten an, dass sie die Voraussetzungen für eine Versorgungskontinuität maximal als ausreichend, wenn nicht sogar als mangelhaft ansehen würden (vgl. Isfort et al., 2014, S. 10).
1.5.2. Pflegesysteme in deutschen Krankenhäusern
Jegliche Art von Arbeit ist organisiert, so auch die Arbeit der Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern. Hier spricht man von sogenannten Pflegesystemen oder auch Pflegeorganisationssystemen. Die bekanntesten Systeme sind die Funktionspflege, die Bereichspflege (darunter die Gruppen- oder Zimmerpflege) sowie die Bezugspflege (wie das Primary Nursing). In diesen Pflegeorganisationssystemen werden wichtige Arbeitsabläufe und Verantwortungsbereiche der Pflegekräfte festgelegt (vgl. Dangel, 2014, S. 58; Gaertner; Gerber; Gansweid, 2017, o. S.). Unter der Funktionspflege wird eine Organisation der Pflege verstanden, welche die Arbeit nach Arbeits- und Funktionsbereichen aufteilt. Die Arbeitsinhalte am Patienten werden entsprechend den gegenwärtigen Qualifikationen der Pflegekräfte aufgeteilt und so am Patienten durchgeführt. Somit hat der Patient nicht nur eine Pflegekraft die sich um die Belange kümmert, sondern mehrere. Die Pflegekraft, der eine „Funktion“ zugeordnet wurde, übernimmt die übertragene Aufgabe dann bei allen Patienten auf der Station (vgl. Bartholomeyczik, 2016, o. S.). Beispielsweise ist hier das Blutdruckmessen aller Patienten auf Station zu nennen, welches von der Schülerin/dem Schüler durchgeführt wird. Vorteile dieses Systems sind die Effektivitätssteigerung durch Routine sowie die Strukturierung des Stationsablaufes (jedem ist bekannt, wer für was zuständig ist). Nachteile des Systems sind zum einen, ein fehlender Gesamtüberblick über die Bedürfnisse des Patienten und der Vernachlässigung des ganzheitlichen Pflegeprozesses. Des Weiteren kann es zu Kommunikationsfehlern kommen, sodass es zu Doppelarbeit, Dokumentationsfehlern oder sogar zu Unterlassungen von Arbeitsschritten kommt. Weiterhin ist eine starke Monotonie bei der täglichen Arbeit zu verzeichnen und die Hierarchiebeziehungen in der Pflege werden verfestigt. Die Funktionspflege wird von den meisten Patienten und den Berufsverbänden aufgrund der Nachteile abgelehnt (vgl. Bartholomeyczik, 2016, o. S.). Neben der Funktionspflege existiert noch die Bereichspflege. Unter der Bereichspflege versteht man die Unterteilung des Gesamtarbeitsbereiches in mehrere Arbeitsbereiche. Hier können den Pflegekräften bestimmte Zimmer oder ganze Gruppen überlassen werden. Während der gesamten Schicht betreut die Pflegekraft ihre Patienten ganzheitlich und vollzieht alle notwendigen Pflegehandlungen eigenständig am Patienten. Vorteile des Systems sind, dass der Patient während der gesamten Schicht eine feste Ansprechperson hat, welche sich um alle Belange und Bedürfnisse kümmert. Ein Nachteil aus diesem System besteht darin, dass die Zuständigkeit der Pflegekraft nach der Schicht endet. Die dritte Kategorie innerhalb der Pflegeorganisationssysteme stellt die Bezugspflege dar. Hier wird dem Patienten bereits bei der Aufnahme eine feste Pflegekraft zugeordnet, die für die Versorgung des Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung zuständig ist. Während der Abwesenheit dieser Pflegekraft existiert eine Vertretungsregelung. Die Vertretung muss sich jedoch strikt an den, von der primären Pflegekraft erstellten Pflegeplan halten. Ein großer Vorteil in diesem System ist, dass der Patient stets einen festen Ansprechpartner hat, der den Patienten vollumfänglich kennt und sich um alle Bedürfnisse und Belange kümmert. Der Patient wird ganzheitlich betrachtet und versorgt. In deutschen Krankenhäusern ist jedoch eine Mischform aus Funktions-, Bereichs- und Bezugspflege sehr häufig (vgl. Gaertner; Gerber; Gansweid, 2017, o. S.).
1.6. Gesundheitsökonomische Relevanz
Krankenhäuser unterliegend zunehmend ökonomischen Zwängen. Das führt zu einer Einschränkung der Sach- und Personalkosten. Dennoch wird die Behandlung von Menschen mit Demenz im Fallpauschalensystem (Diagnosis Related Groups [DRG]) nicht tragfähig abgebildet (vgl. Isfort et al., 2012, S. 57). Im Jahr 2017 beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland auf rund 375 Mrd. €. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,7 % im Vergleich zum Vorjahr (vgl. Destatis, 2019c, o. S.). Laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund) betrug die durchschnittliche Verweildauer von Patienten in deutschen Krankenhäusern im Jahr 2017 circa 7,3 Tage (vgl. gbe-bund, 2017, o. S.). Die Krankheitskosten für die Behandlung dementer Patienten betrugen im Jahr 2015 rund 15 Mio. € (vgl. gbe-bund, 2015, o. S.). Demente Patienten stellen eine hochvulnerable Patientengruppe dar, die deutlich höheren Risiken ausgesetzt sind. Demente Patienten weißen eine längere Verweildauer auf und verursachen dadurch höhere DRG-Entgelte im Vergleich zu Patienten ohne Demenz. Die Verweildauer von dementen Patienten ist durchschnittlich 1,4 Tage länger als bei Patienten ohne Demenz (vgl. Motzek; Junge; Marquardt, 2017, S. 65).
3. Methodik
Da zum Thema Demenz und zur Beantwortung der Forschungsfrage vielfältige Literatur existiert, hat sich der Verfasser dieser Arbeit für eine reine Literaturrecherche entschieden. Zunächst erfolgte eine unsystematische Literaturrecherche durch Suchmaschinen im Internet zu dem Thema Demenz im Krankenhaussetting. Während dieser unsystematischen Suche erfolgte eine Festlegung von Schlüsselbegriffen, welche für die weitere, differenzierte und systemische Suche in Fachdatenbanken dienten. Als Fachdatenbanken wurden PsychPub, PubMed und die Springerbibliothek verwendet. Folgende Schlüsselwörter wurden verwendet: Alter, Alterspyramide, Alzheimer-Demenz, Alzheimer-Krankheit, Begleitung, Unterstützung, Betreuung, Pflege, dementer Patient, Demenz, demografischer Wandel, demografische Entwicklung, Demografie, Krankenhaus, Pflegefachkraft, Kosten, Pflegeorganisationssysteme, Pflegesysteme, Behandlungskosten, DRG, Ökonomische Relevanz. Für die Literaturrecherche in den Fachdatenbanken wurden die bekannten Booleschen Operatoren und Trunkierungen verwendet. Zusätzlich wurden alle Schlüsselbegriffe ins Englische übersetzt und es erfolgte eine erneute Suche in den Fachdatenbanken auf Englisch. Weiterhin zog der Verfasser bestimmte Fachzeitschriften aus dem pflegerischen Bereich in seine Suche ein. Darunter waren die Zeitschriften Die Schwester/Der Pfleger, Heilberufe, die Zeitschrift für psychiatrische Pflege heute, sowie die Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Das Statistische Bundesamt und die Gesundheitsberichterstattung des Bundes stellten eine gute Anlaufstelle für statistische Daten zur demografischen Entwicklung, sowie zum Gesundheitssystem in Deutschland dar, sodass diese die primären Anlaufstellen für alle statistischen Suchen waren. Weiterhin wurden die Internetseiten von spezifischen Institutionen/Vereinen durchsucht, welche sich mit den Themen Pflege und Demenz besonders intensiv auseinandersetzen. Hier wurden vor allem die Seiten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, die Alzheimer-Forschungsinitiative e.V., die deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sowie das Bundesministerium für Gesundheit besucht. Dem Verfasser war bei der Recherche die Aktualität der Daten wichtig, sodass er vor allem die aktuellen statistischen Daten ausgewählt hat. Bei der Recherche im Ergebnisteil hat sich der Verfasser auf Literatur konzentriert, welche nicht älter als 20 Jahre war. Ausgeschlossen wurden Gruppenprojekten von Unternehmen, da diese meist keine ausreichenden wissenschaftlichen Grundlagen darstellten und meist subjektive, oder intersubjektive Ergebnisse nachwiesen.
4. Ergebnisse
„Die Versorgung von Menschen mit Demenz ist nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sie stellt auch eine große Herausforderung für das professionelle Gesundheits- und Pflegewesen dar (…)“ (Isfort et al., 2012, S. 16). Die Betroffenen bedürfen eine besondere Betreuung und Achtsamkeit sowie einen erhöhten pflegerischen und ärztlichen Betreuungsaufwand (vgl. Isfort et al., 2012, S. 57). „Nur so ist es möglich, ihren spezifischen Problemen und Wünschen gerecht zu werden und weiteren, sich aus der Demenzerkrankung ergebenden Problemen, vorzubeugen“ (Isfort et al., 2012, S. 57). Schließlich steht der Mensch mit seiner individuellen Lebenssituation im Mittelpunkt der Betrachtung von Pflege und Medizin.
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