Die vorliegende Arbeit befasst sich zunächst mit neoklassischen Theorien, wobei hier der Fokus auf die Markteffizienzhypothese, die Random-Walk-Theorie und das Capital Asset Pricing Model (CAPM) gelegt wird. Im darauffolgenden Kapitel wird die Behavioral Finance kurz erläutert, um dann insbesondere auf die Informationswahrnehmungsanomalien sowie im Speziellen die Verfügbarkeitsheuristik zu erklären.
In dieser Projektarbeit soll die Frage beantwortet werden, warum Teile der Annahmen der neoklassischen Theorien aus Sicht der Behavioral Finance unrealistisch sind und es somit sinnvoll ist, auch den Menschen als Individuum in Kapitalmarkttheorien zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 NeoklassischeKapitalmarkttheorie
2.1 Markteffizienzhypothese
2.2 Random-Walk-Theorie
2.3 Capital Asset Pricing Model (CAPM)
3 BehavioralFinance
3.1 Einführung in die Behavioral Finance
3.2 Informationswahmehmungsanomalien
3.3 Rolle der Verfugbarkeitsheuristik
3.4 Spekulationsblasen als Folge für Kapitalmärkte durch Informationswahmehmungsanomalien
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die neoklassischen Kapitalmarkttheorien versuchen die Entwicklungen und das Verhalten der Marktteilnehmerinnen an Kapitalmärkten zu erklären. Sie unterstellen den Anlegerinnen, dass sie rational handeln und die Märkte effizient sind. Dennoch kommt es an Kapitalmärkten zu Ineffizienzen und irrationalem Verhalten der Marktteilnehmerinnen, wasjedoch im Widerspruch zur neoklassischen Kapitalmarkttheorie steht. Aus diesem Grund versucht die Behavioral Finance psychologische Effekte miteinzubeziehen, um diese, aus Sicht der neoklassischen Theorie, untypischen Verhaltensmuster zu verstehen.
Die vorliegende Arbeit befasst sich zunächst mit neoklassischen Theorien, wobei hier der Fokus auf die Markteffizienzhypothese, die Random-Walk-Theorie und das Capital Asset Pricing Model (CAPM) gelegt wird. Im darauffolgenden Kapitel wird die Behavioral Finance kurz erläutert, um dann insbesondere auf die Informationswahmehmungsanoma- lien sowie im Speziellen die Verfügbarkeitsheuristik zu erklären.
In dieser Projektarbeit soll die Frage beantwortet werden, warum Teile der Annahmen der neoklassischen Theorien aus Sicht der Behavioral Finance unrealistisch sind und es somit sinnvoll ist, auch den Menschen als Individuum in Kapitalmarkttheorien zu betrachten.
2 Neoklassische Kapitalmarkttheorie
2.1 Markteffizienzhypothese
Die Markteffizienzhypothese ist vor allem auf den Wirtschaftswissenschaftler Eugene F. Fama zurückzuführen. Allgemein besagt seine Hypothese, dass Märkte effizient seien, wenn in den Kursen der gehandelten Wertpapiere alle verfügbaren und relevanten Informationen eingepreist seien.1
Weiterhin formuliert Fama hinreichende Marktbedingungen, die für die empirische Untersuchung erfüllt sein müssen. Zum einen dürfen auf dem Markt keinerlei Transaktionskosten anfallen und zum anderen müssen alle Marktteilnehmerinnen kostenneutralen Zugriff auf die zur Verfügung stehenden Informationen haben. Zudem müssen die Marktteilnehmerinnen gleicher Auffassung darüber sein, welche Auswirkungen neue Informationen auf den aktuellen und künftigen Preis eines Wertpapieres haben.2
Außerdem unterscheidet Fama den Markteffizienzgrad, welcher von den eingepreisten, vorhandenen Informationen abhängig ist. Dabei beschreibt er eingangs die schwache Form hinsichtlich des Grades der Markteffizienz. In dieser Form beinhalten die Preise am Kapitalmarkt alle verfügbaren, historischen Daten, weshalb es nicht möglich ist aufgrund dieser Daten eine Zukunftsvorhersage zu treffen. Die Preise ändern sich lediglich aufgrund neuer Informationen, was ebenso für die weiteren Formen gilt. Die zweite Form der Markteffizienz ist die sog. halbstrenge Form. Hier werden sowohl vergangene als auch neue öffentliche Informationen, wie z. B. Mitteilungen über eine Dividendenerhöhung, mit eingepreist. Gelangen neue öffentliche Informationen zu den Marktteilnehmerinnen, so reagieren diese sofort und fließen direkt in den Preis ein. Überdurchschnittliche Renditen aufgrund neuer Informationen sind somit nicht möglich. In der letzten Marktform sind neben den Informationen aus den ersten beiden Formen auch private Informationen, sog. Insiderinformationen, in den Preisen enthalten. Auf Dauer ist es auch hier nicht möglich überdurchschnittliche Renditen mit Insiderinformationen zu erzielen.3
Kapitalmärkte sind effizient, wenn alle verfügbaren Informationen in den Wertpapierkursen enthalten sind, wodurch sich künftige Entwicklungen und Trends nicht prognostizieren lassen. Somit kann es nicht zu Über- und Unterbewertung von Aktien kommen. In der Realität ist dasjedoch nicht der Fall.
2.2 Random-Walk-Theorie
Die Random-Walk-Theorie bzw. die zufällige Irrfahrt ist ein stochastischer Prozess, der eine Verkettung zufälliger Bewegungen beschreibt.4 Dieser Prozess ist auch wichtiger Bestandteil der Markteffizienzhypothese, da gemäß dieser aufgrund von vorhandenen Daten keine Prognosen getroffen werden können.5
Die Basis der Random-Walk-Theorie beruht auf der Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit einer Änderung, also das Steigen oder Fallen eines Wertpapierkurses, immer gleich ist. Vergleichbar ist dies mit dem statistischen Zufallsexperiment des Münzwurfes, hier besteht ebenso die gleiche Wahrscheinlichkeit für Kopf oder Zahl.6 Somit folgen die Preise für Wertpapiere einer Zufallsbewegung. Bezogen auf einen Finanzmarkt und die Markteffizienzhypothese ist dies folgerichtig, da alle verfügbaren Informationen einge- preist sind. Im Umkehrschluss lässt sich dahingehend ableiten, dass die Preise so lediglich durch neue, zufällig auftretende Informationen, verändert werden können, weshalb sich somit auch die Wertpapierkurse zufällig ändern.7
2.3 Capital Asset Pricing Model (CAPM)
Harry W. Markowitz gilt mit seiner Arbeit, der Portfolio-Selection-Theory, als Gründer der neoklassischen Kapitalmarkttheorie und legte so auch den Grundstein für weitere, moderne Theorien, wie u. a. das CAPM.8 Da die Portfolio-Selection-Theory somit ein wichtiger Baustein für das CAPM ist, muss auch diese nachvollzogen werden.
Markowitz liefert mit seinem Modell erstmals einen quantitativen Versuch, um die Struktur der Portfolios privater Anleger*innen zu optimieren.9 Kern dieser Theorie ist die Erkenntnis, dass in einem Portfolio eine intelligente Kombination von risikobehafteten Wertpapieren stattfindet. Die Vorteile gegenüber einzeln gehaltenen Wertpapieren bestehen darin, dass die Risiken der einzelnen Wertpapiere sich im gehaltenen Portfolio gegenseitig beeinflussen und so das Gesamtrisiko, durch eine sog. Risikostreuung bzw. Diversifikation minimieren.10
Hauptsächlich wird durch diese Theorie untersucht, auf Welche Weise rational ermittelt werden kann, wie die gehaltenen Wertpapiere hinsichtlich Rendite und Risiko optimal gemischt werden.11
Die Portfolio-Selection-Theory entwickelten William Sharpe, John Lintner sowie Jan Mossin weiter zum CAPM und unterstellen, dass im Marktgleichgewicht von allen Investorinnen ein Portfolio bestehend aus einem risikolosen Investment und dem sog. Marktportfolio gehalten wird, alles unter der Annahme einheitlicher Erwartungen.12 Außerdem stützt sich das Modell, wie viele andere Modelle auch, auf vereinfachte Prämissen. Es wird u. a. angenommen, dass Anlegerinnen risikoavers sind, rational handeln und ihren Nutzen maximieren wollen. Weiterhin wird als gegeben angesehen, dass die strenge Form der Markteffizienz gelte, sodass keine Überrenditen möglich seien, Anlegerinnen Preisnehmer seien, ein*e Einzelnei nicht die Marktmacht habe, Preise zu verändern, sowie dass alle Anlageinstrumente unendlich divisibel und handelbar seien. Darüber hinaus werden Transaktionskosten und Steuern nicht berücksichtigt, da Ineffizienzen wie diese nicht in mit dem Konzept der strengen Form der Markteffizienz konsistent sind.13
Das Ziel der Portfolio-Selection-Theory ist die Bestimmung des optimalen Portfolios, sodass Sharpe, Lintner und Mossin diese um die Identifizierung des Risikos, welches durch die Risikostreuung im Portfolio nicht ausgeschlossen werden kann, ergänzten. Hierbei handelt es sich um das sog. „systematische Risiko“, welches auch als Risiko des Marktportfolios, also das am besten diversifizierte Portfolio, beschrieben wird. Ein systematisches Risiko kann z. B. das Risiko eines Krieges sein. Dieses kann durch Diversifikation nicht ausgeschlossen werden. Deshalb gilt im CAPM nur der Anteil des systematischen Risikos für die Bewertung des zu bewertenden Wertpapiers als maßgeblich. Die Berechnung innerhalb des Modells setzt sich aus dem risikolosen Zins, z. B. Staatsanleihen, und dem Risiko, dass das Unternehmen, in das investiert wird, birgt. Letzteres teilt sich nochmal in das Marktrisiko (Differenz zwischen der erwarteten Rendite und dem risikolosen Zins) und dem sog. Beta auf. Das Beta beschreibt das systematische Risiko, also die Schwankungsbreite gegenüber dem Markt. Je höher des Beta ist, desto höher ist auch das systematische Risiko.14
3 Behavioral Finance
3.1 Einführung in die Behavioral Finance
Die Behavioral Finance ist eine weitere Theorie, um das Verhalten von Anleger*innen an Kapitalmärkten zu erklären. Ein wesentlicher Unterschied zu den oben genannten, den neoklassischen, Theorien ist, dass die Behavioral Finance einen psychologischen Ansatz verfolgt.15 Der Grund dafür ist, dass in den neoklassischen Modellen stets die Annahme gilt, dass ein einzelnes Individuum rational handelt. Die Bedeutung des Wortes „rational“ lässt sich auf den lateinischen Begriff „ratio“ zurückführen, was „Vernunft“ bzw. „logischer Grund“ bedeutet.16 In der heutigen Zeit wird von unterschiedlichen Rationalitäten einer Vernunft gesprochen.17 In der Behavioral Finance wird diese Annahme hingegen nicht gestützt und somit rationales Verhalten als unrealistisch angesehen, da Individuen letztlich nur eingeschränkte rationale Verhaltensmuster aufzeigen.18 Auch die Annahme, dass Individuen risikoavers seien, teilt diese Theorie nicht, da Individuen Risiken nicht alle gleich wahmehmen.19 Außerdem werden weitere Annahmen, wie z. B. dass keine Transaktionskosten und Steuern existieren als realitätsfern angesehen, weshalb die Behavioral Finance einen neuen Weg einschlägt.
Durch etwaige nicht-rationale Verhaltensweisen kommt es in der Realität zu sog. Kapitalmarktanomalien, also zu einem Verhalten, was zu einer Abweichung von derjeweili- gen Kapitalmarktentwicklung führt und somit nicht durch die neoklassischen Theorien erklärt werden kann.20 Diese Anomalien lassen sich weiterhin in Informationswahrneh- mungs- und Informationsverarbeitungsanomalien klassifizieren.
Die Behavioral Finance versucht also die klassische Kapitalmarkttheorie, durch das Einbeziehen von psychologischen Aspekten, weiterzuentwickeln.21
[...]
1 Vgl. Fama (1970), S. 383
2 Vgl. Fama (1970), S. 387
3 Vgl. Mondello (2018), S. 68 ff.
4 Vgl. Schilling (2018), S. 109
5 Vgl. Fama(1965), S. 34
6 Vgl. Daxhammer und Facsar (2012), S. 24
7 Vgl. Mondello (2018), S. 71
8 Vgl. Specht und Gohout (2009) S. 1
9 Vgl. Gondring, et. al. (2003), S. 27
10 Vgl. Schmidt und Terberger (1999), S.311
11 Vgl. Gondring, et. al. (2003), S. 27
12 Vgl.Roßbach (2001), S. 5
13 Vgl. Mondello (2018), S. 167
14 Vgl. Mondello (2018), S. 166 f.
15 Vgl. Shiller (2003), S. 90f.
16 Vgl. Gerlach (1990), S. 370 f.
17 Vgl. Apel und Kettner (1996), S. 7 ff.
18 Vgl. Schäferund Vater (2002). S. 739
19 Vgl. Mondello (2018), S. 75
20 Vgl. Thaler (2005), S. 35
21 Vgl. SchäferundVater (2002), S. 739