Fallstudie zum Umgang mit dem Klimawandel in den Vereinigten Staaten von Amerika
Zusammenfassung
Die Arbeit führt Fallstudie in jeweils einem Unternehmen der Zementbranche sowie einem
Unternehmen der Energiebranche durch. Dabei werden deren Risikomanagement und
Strategien hinsichtlich ihrer Klimarisiken und -chancen untersucht. Beendet wird die Analyse,
indem eine CO2-Strategie für die jeweiligen Unternehmen hergeleitet wird. Zur Einordnung
der Fallstudie in das politische und wirtschaftliche Umfeld werden zu Beginn der
Fallstudie die Klimapolitik der Vereinigten Staaten auf supranationaler, nationaler und
regionaler Ebene sowie die entsprechenden Märkte untersucht. Außerdem wird der USamerikanische
Energie- und Zementmarkt analysierend betrachtet.
In der Analyse konnte gezeigt werden, dass noch ein großes Potential zur Verbesserung des
Risikomanagements hinsichtlich von Klimarisiken besteht. Beide Branchen zeigen Ansätze
im Risikomanagement aber führen dies noch nicht stringent durch.
Deutlich wurde auch, dass große Unterschiede zwischen den beiden Branchen bestehen.
Die Energiewirtschaft ist bereits auf einem guten Weg, während die Zementindustrie noch
nicht auf dem Stand ist, um von einem funktionierenden klimarelevanten Risikomanagement
reden zu können.
Außerdem ist festgestellt worden, dass die Unternehmen in ihrer Umweltpolitik aktiver
sind, als es von der Umweltpolitik der Vereinigten Staaten behauptet werden kann.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ziel der Analysearbeit
1.2 Relevanz
2 Vorbetrachtungen
2.1 Klimapolitik
2.1.1 Supranationales Verhalten
2.1.2 Nationale Politik
2.1.3 Bundesstaatliche und regionale Maßnahmen
2.1.4 Außerpolitisches Engagement
2.2 Marktanalyse
2.2.1 Zementmarkt
2.2.2 Energiemarkt
2.3 Risikomanagement
3 Durchführung der Fallstudie
3.1 Die Vorgehensweise bei der Durchführung
3.2 Ziel der Fallstudie
3.3 Hypothesen
3.3.1 Hypothese 1 - Risikomanagement
3.3.2 Hypothese 2 – Der Energiemarkt hat Vorrangstellung gegenüber dem Zementmarkt
3.3.3 Hypothese 3 – Unternehmenspolitik eilt dem Staat voraus
3.4 Unternehmensauswahl
3.4.1 Texas Industries
3.4.2 American Electric Power
3.5 Methodik
3.5.1 Auswahl der Berichte
3.5.2 Analyse der Berichte
3.6 Auswertung
3.6.1 Texas Industries
3.6.2 American Electric Power
3.6.3 Auswertung der Hypothese 2
3.6.4 Auswertung der Hypothese 3
4 Kritische Würdigung
5 Schlussfolgerung
Literatur
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Jährliche CO2-Emissionen nach Land (Stand: 2002)
Abb. 2: Verteilung der Zementfabriken
Abb. 3: Preisentwicklung von Elektrizität im Sommer 2006
Abb. 4: Elektrizitätserzeugung in den USA von 2001 bis 2006
Abb. 5: Phasen des Risikomanagements
Abb. 6: US-amerikanische Bundesstaaten, in den Texas Industries tätig ist
Abb. 7: US-amerikanische Bundesstaaten, in den American Electric Power tätig ist
Abb. 8: Energiemix der Stromerzeugung von AEP
Abb. 9: Auswertung der Umsetzung der Risikophasen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die größten Zementproduzenten der Welt
Tabelle 2: Produktion, Eigenverbrauch, Export und Import der amerikanischen Primärenergieträger
Tabelle 3: American Electric Power in Zahlen
Tabelle 4: Übersicht über die Berichte der Texas Industries
Tabelle 5: Übersicht über die Berichte der American Electric Power
Tabelle 6: Überblick der von TXI identifizierte Klimarisiken
Tabelle 7: Bewertung der erkannten Klimarisiken durch TXI
Tabelle 8: Strategien von TXI
Tabelle 9: Überblick der von AEP identifizierten Klimarisiken
Tabelle 10: Überblick der von AEP bewerteten Klimarisiken
Tabelle 11: Überblick der Klimastrategien von AEP (Quelle: Jahres- und Umweltberichte von AEP von 1998 – 2006)
1 Einleitung
Weil das Los der Menschen niemals sicher, lasst uns bedacht sein auf den schlimmsten Fall. William Shakespeare
1.1 Ziel der Analysearbeit
Ziel dieser Arbeit ist es, eine Fallstudie in jeweils einem Unternehmen der Zementbranche sowie einem Unternehmen der Energiebranche durchzuführen. Dabei werden deren Risikomanagement und Strategien hinsichtlich ihrer Klimarisiken und -chancen untersucht. Beendet wird die Analyse, indem eine CO2-Strategie für die jeweiligen Unternehmen her- geleitet wird. Zur Einordnung der Fallstudie in das politische und wirtschaftliche Umfeld werden zu Beginn der Fallstudie die Klimapolitik der Vereinigten Staaten auf supra- nationaler, nationaler und regionaler Ebene sowie die entsprechenden Märkte untersucht. Anschließend wird der US-amerikanische Energie- und Zementmarkt analysierend be- trachtet. Ein theoretisches Kapitel zum Risikomanagement schließt die Vorbetrachtungen ab.
1.2 Relevanz
Vor dem Hintergrund steigenden öffentlichen Bewusstseins für den Klimawandel, nicht zuletzt auch vorangetrieben durch die Arbeit des Friedensnobelpreisträgers 2007 und Vize- präsidenten der Vereinigten Staaten 1993-2001 Al Gore, ist es zunehmend wichtig zu untersuchen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Unternehmen hat und welche Maßnahmen die Unternehmen diesbezüglich treffen können.
Die beiden Industriezweige Zement und Energie produzieren einen enormen Anteil an den weltweiten Emissionen an Kohlendioxid. Zum Beispiel trugen die 10 größten Zement produzierenden Länder im Jahr 1994 zu 63% der weltweiten CO2-Emissionen aus der Zementindustrie in jenem Jahr bei.1 63% ist ein enormer Anteil und die Statistiken sind in der Energiebranche ähnlich. So hat das Statistische Bundesamt ermittelt, dass im Jahr 2003 bei der Erzeugung von Strom und Gas 41,8% der gesamten CO2-Emissionen in Deutsch- land emittiert wurden.2 Diese Zahlen verdeutlichen, dass den beiden Sektoren, vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte, besonderes Augenmerk zusteht.
2 Vorbetrachtungen
2.1 Klimapolitik
Die USA als weltgrößter Emittent von CO2 treten immer wieder kontrovers in Erscheinung aufgrund Ihrer Klimapolitik. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die verschiedenen Ebenen, auf denen in den Vereinigten Staaten von Amerika Klimapolitik adressiert wird. Zunächst sollen supranationale Verträge vorgestellt werden, danach das Verhalten der Bundesregierung. Im Anschluss wird auf regionale und Bundesstaaten-spezifische Charakteristika eingegangen und abschließend ein Überblick über außerpolitische Initiativen gegeben. Im Fokus stehen dabei die Konsequenzen, die die US-amerikanische Klimapolitik auf dort ansässige Unternehmen, vorrangig der für die Fallstudie relevanten Energie- und Zementbranche, hat.
2.1.1 Supranationales Verhalten
Das größte öffentliche Interesse am Verhalten der USA bezüglich ihrer Klimapolitik erregt zweifelsfrei noch immer das fehlende Ratifizieren des Kyoto-Protokolls. Zwar hat Al Gore in seiner damaligen Funktion als Vizepräsident der Vereinigten Staaten das Dokument symbolisch unterzeichnet, jedoch wurde es nie vom Senat ratifiziert, was bedeutet, dass es nie rechtskräftig wurde. Hauptargument der US-Regierung ist dabei, dass Schwellenländer wie China und Indien, deren CO2-Emissionen im internationalen Vergleich bereits an Rang zwei beziehungsweise fünf stehen (Vgl. Abb. 1), nach dem Kyoto-Protokoll keine Emissionsminderungen auferlegt bekommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Jährliche CO2 -Emissionen nach Land (Stand: 2002) Quelle: in Anlehnung an World Resources Institute3
Jedoch könnte sich die Position der USA mit dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen im November 2008 verändern. So hat beispielsweise Hillary Clinton angekündigt im Falle eines Wahlsieges sofort aktiv Verhandlungen zu einem Nachfolge-Abkommen zum Kyoto- Protokoll, welches 2012 ausläuft, zu beginnen.4 Dies stellt für Unternehmen im amerikanischen Wirtschaftsraum eine hohe Unsicherheit dar, da ein Beitritt mit massiven klimapolitischen Auflagen für Firmen verbunden ist. Vor allem sind energieintensive Industriesektoren wie die hier untersuchte Zement- und Energiebranche betroffen. Gerade in diesen existieren sehr lange Investitionszyklen für den Bau von Kraftwerken und Fabriken. Daraus, sowie aus dem besonders hohen Verbrauch von fossilen Rohstoffen resultiert eine hohe Sensitivität gegenüber politischen Richtungsänderungen. Es stellt sich folglich die Frage, ob und wie sich die Unternehmen gegen dieses Risiko einer unsicheren Klimapolitik absichern können.
Betrachtet man das internationale Verhalten der USA in einem klimapolitischen Kontext, ist jedoch nicht nur die Position in den Kyoto-Verhandlungen interessant. So sind die Ver- einigten Staaten von Amerika beispielsweise Gründungsmitglied der Asian Pacific Partner- ship on Clean Development and Climate (AP6), einem Vertrag mit Kanada, China, Indien, Südkorea, Japan und Australien. Dabei handelt es sich um ein Abkommen vergleichbar zu den Kyoto-Beschlüssen, allerdings in stark abgeschwächter Form. So setzen beteiligte
Länder ihre eigenen Ziele zur Emissionsreduktion; auf einen Sanktionsmechanismus zur Durchsetzung dieser wird jedoch verzichtet. Daher kann eine ausreichende Reduzierung klimaschädlicher Emissionen nicht erwartet werden. Von der Wirtschaftslobby wird dieser Ansatz jedoch stark unterstützt, da auch den Unternehmen keine Strafen für Nichterreichen der Ziele drohen. Schon bei der Erarbeitung des Abkommens saßen neben politischen Führungspersonen auch Wirtschaftsvertreter am Tisch. Dabei wurde der amerikanische Elektrizitätssektor von dem im Folgenden untersuchten Unternehmen American Electric Power (AEP) repräsentiert, was auf ein Engagement in Umweltfragen schließen lässt, jedoch dessen Konsequenz hier noch offen bleibt. In Kapitel 3 (Durchführung der Fall- studie ab Seite 16) wird die Rolle von AEP noch näher untersucht werden.
Der Inkonsequenz des AP6 steht jedoch ein dritter supranationaler Vertrag gegenüber. Im Rahmen der NAFTA (North American Free Trade Association)5 trat zum 1.01.1994 das North American Agreement on Environmental Cooperation (NAAEC) in Kraft. Die Parteien (Kanada, USA, Mexiko) verpflichten sich darin umfassende Umweltschutzmaß- nahmen, inkl. Strafen für Nichteinhaltung, im nationalen Recht zu manifestieren. Das genaue Design obliegt dabei der Landesregierung. Im Unterschied zum AP6 wird hier deut- lich formuliert, dass jeder Staat verpflichtet ist, periodische Fortschrittsberichte zu ver- öffentlichen. Als exekutiver Arm der NAAEC wurde die Comission on Environmental Cooperation (CEC) ins Leben gerufen. Sie soll Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung und Kontrolle der Instrumente für den Handelsraum aussprechen. Jedoch sind ihre Anweisungen nicht bindend.
Um den Einfluss dieses Abkommens für die Unternehmen der US-amerikanischen Energie- und Zementbranche bewerten zu können, muss zunächst untersucht werden, in wie fern die von der CEC geäußerten Richtlinien auch in nationales Recht umgesetzt wurden. Daher soll der nächste Abschnitt die nationale Klimapolitik der USA näher er- läutern.
2.1.2 Nationale Politik
An europäischen Maßstäben gemessen ist die Bundesumweltpolitik in den Vereinigten Staaten von Amerika eher schwach entwickelt. Dies heißt jedoch nicht, dass man auf dieser Ebene nicht aktiv wird. Obwohl sich die USA, wie im letzten Abschnitt beschrieben, nicht am Kyoto-Abkommen beteiligen, so stammen erste Erfahrungen des in dem Abkommen dargestellten Emissionshandels aus den USA. Bereits 1990 verabschiedete die amerikanische Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency – EPA) ein sehr erfolgreiches System zum Handel mit Schwefeldioxid(SO2)-Rechten. Neben Zertifikatehandelssystemen setzt sich die US-amerikanische Klimapolitik in erster Linie aus nicht-marktbasierten Instrumenten zusammen. Auszugsweise sollen hier der ENERGY STAR6, der Verbrauchern Geräte mit hoher Energieeffizienz signalisiert, sowie die
„Corporate Average Fuel Economy Standards“, eher bekannt unter dem Namen CAFE- Standards, genannt werden. Letztere stellen Grenzwerte für die Kraftstoffeffizienz von Kraftfahrzeugen dar. Ökologisch orientierte Steuern sind in den USA kaum anzutreffen, da diese bei Bevölkerung und Wirtschaft auf sehr großen Widerstand stoßen und somit wohl eine baldige Wahlniederlage für denjenigen bedeuten dürften, der versucht sie durchzu- setzen.
Im Rahmen der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA zeichnet sich jedoch ab, dass das Thema einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik eine wichtige Rolle in den Wahl- programmen der Kandidaten spielt. So haben bereits die Senatoren McCain und Lieberman7 einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach CCS-Technologien (Carbon Capture and Sequestration) gefördert werden sollen, um bis zu 30% der Emissionen zu mindern.8
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass aktuell viele Veränderungen in der nationalen Klimapolitik der USA anstehen, nicht zuletzt aufgrund des bevorstehenden Regierungs- wechsels. Dies führt natürlich zu großen Unsicherheiten in der Wirtschaft, vor allem in so energieintensiven und somit Klimapolitik-sensiblen Sektoren wie der Energie- bzw. Zementbranche. Auch wenn bereits einige Maßnahmen umgesetzt werden, so handelt es sich bei diesen in erster Linie um (wirtschaftlich) ineffiziente Auflagen und/oder weiche Instrumente, mit niedrig angesetzten Reduktionszielen um die Wirtschaftslobby zu be- schwichtigen. Ob und wie sich dies unter der neuen Führung des Landes ändern wird, bleibt noch abzuwarten.
2.1.3 Bundesstaatliche und regionale Maßnahmen
Die US-amerikanische Umweltpolitik unterscheidet sich von der europäischen (neben der Konsequenz) vor allem auch in den agierenden Instanzen. Die US- Bundesstaaten besitzen viel größere Entscheidungsgewalt und Selbstständigkeit als etwa die Bundesländer in Deutschland. Dies, und die unzulängliche nationale Politik führen zu vermehrten lokalen Gesetzgebungen. Toshi Arimura betont in seiner Analyse zu den aktuellen Entwicklungen der US-Klimapolitik die Vorreiterrolle Kaliforniens in diesem Kontext.9 So ist die kalifornische Klimapolitik nicht nur Modell für andere Bundesstaaten, sondern auch für nationale Gesetzesentwicklungen richtungweisend. Im September 2006 wurde in
Kalifornien ein Gesetz verabschiedet, welches das ambitionierte Ziel setzt, die Emissionen aller sechs Kyoto-Treibhausgase10 bis 2020 auf das Niveau von 1990 zu reduzieren. Mit dieser Bestimmung steht die kalifornische Umweltgesetzgebung den Anforderungen des Kyoto-Protokolls oder der europäischen Klimapolitik in nichts nach. Abzuwarten bleibt jedoch, inwiefern diese stringente Herangehensweise befolgt und von anderen Bundes- staaten übernommen wird.
Die regional noch stark variierende Klimapolitik innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika erschwert vor allem größeren Unternehmen mit Niederlassungen in verschiedenen Bundesstaaten die Arbeit enorm. Dass sich die Firmen an jedem Produktionsstandort anderen Gesetzen und Anforderungen gegenübersehen, birgt eine große Unsicherheit und folglich ein hohes unternehmerisches Risiko.
2.1.4 Außerpolitisches Engagement
Außerpolitisches Engagement umfasst eine Vielzahl von Strukturen, Vereinen und Initiativen. Hier soll beispielhaft und stellvertretend der wohl derzeit berühmteste Klima- schützer Albert Arnold Gore Jr. (Al Gore) vorgestellt werden, da er in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika ein breites Publikum mit seiner Aufklärungsarbeit erreichen konnte. Für sein Bemühen im Kampf um mehr Aufmerksamkeit für die drohende globale Erwärmung wurde er 2007 sogar mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Bereits während seiner politischen Karriere stellte die Umweltpolitik einen Schwerpunkt seiner Agenda dar. Nach seiner Niederlage in der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 gegen George W. Bush widmete er sich der Aufklärung der amerikanischen Bevölkerung über die Folgen des Klimawandels. Hierzu reist er mit einer anschaulichen Präsentation quer durch die USA. Diese wurde zudem als Dokumentarfilm mit dem Titel „Eine unbequeme Wahr- heit“ veröffentlicht, um so eine noch breitere Menge zu erreichen. Der Film wurde 2007 bei der Oscar-Verleihung als beste Dokumentation ausgezeichnet.
Der enorme Erfolg von Al Gore zeigt, dass die globale Erwärmung auch für viele Amerikaner zum Thema geworden ist und ein breites Bewusstsein entsteht. Dies impliziert Chancen, aber auch Risiken für die Wirtschaft. Unternehmen, die dies erkennen, können es als Wachstumsstrategie nutzen, um sich im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens umzu- strukturieren und so eine umweltbewusste Zielgruppe zu erreichen. Um diese Möglich- keiten für den Zement- und Energiemarkt erörtern zu können, werden im nächsten Kapitel zunächst die Strukturen dieser Branchen diskutiert.
2.2 Marktanalyse
2.2.1 Zementmarkt
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind der drittgrößte Zementproduzent nach China und Indien und emittieren dabei 92,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. In der folgenden Tabelle sind die fünf größten Zementproduzierenden Länder mit den Produktionszahlen der letzten vier Jahre dargestellt. Deutschland ist zusätzlich als Vergleich in der Tabelle enthalten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Die größten Zementproduzenten der Welt (Quelle: Bundesverband der deutschen Zementindustrie(2007))
Die Größe des Zementmarktes ist relativ klein, aber die Branche spielt dennoch eine wichtige Rolle in der US-Volkswirtschaft. In den USA gibt es 39 Unternehmen, die in 118 Zementfabriken in 38 Bundesstaaten produzieren.11 Der Zement wird als Schlüsselindustrie betrachtet. Der Zement ist sowohl essentieller Input für die Betonproduktion als auch ein wesentlicher Baustoff für die Bauindustrie. Sein Verbrauch ist relativ saisonabhängig, so werden üblicherweise etwa zwei Drittel der amerikanischen Zementproduktion innerhalb von 6 Monaten nachgefragt, und zwar von Mai bis Oktober.
Die Zementindustrie ist weitestgehend auf die einzelnen Bundesstaaten verteilt. Die fünf führenden amerikanischen Hersteller, in absteigender Reihenfolge, sind Kalifornien, Texas, Pennsylvania, Florida und Michigan. Folgende Abbildung zeigt die örtliche Verteilung der Fabriken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Verteilung der Zementfabriken (Quelle: Hanle, L. (2006), S. 8)
Die Zementindustrie wird in dieser Analysearbeit aufgrund ihrer hohen Emissionswerte analysiert. Die hohen Emissionen hängen unvermeidlich mit dem Produktionsprozess zu- sammen, der aus diesem Grund im Folgenden kurz betrachtet wird.
Die Rohstoffe, das Kalziumoxid und andere Mineralien (wie Silizium, Aluminium und Eisenoxid) werden aus der Erde durch den Bergbau und den Steinbruch gefördert. Diese Mineralien werden gebrochen und transportiert. Die Bereitung von Klinkern führt zu drei wichtigen Prozessen: die Bearbeitung der Materialien für den Brennofen, die Klinker- produktion und die Mahlung.12
1) Die Bearbeitung der Materialien: Trockenverfahren oder Nassverfahren werden verwendet. Die Mineralien-Inputs werden gemahlen, bevor sie zur Klinker- produktion geschickt werden.
2) Die Klinkerproduktion: Die gemahlenen Mineralien werden mit einer Temperatur von 1500° Celsius verbrannt. Der Klinker kann mit verschieden Energieträgern verbrannt werden, von fossilen Brennstoffen bis hin zu alternativen Brennstoffen, wie zum Beispiel Reifen oder Ölabfall. Kohle ist seit den 70er Jahren die Haupt- quelle der Brennstoffe für dieses Verfahren in den USA.
[...]
1 Vgl. Worrel, E.; Price, L.; Martin, N.; Hendriks, C.; Ozawa Meida, L. (2001), S. 318
2 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2006), S. 391
3 Time for change (2006)
4 Clinton, Hillary (2007), S.11f.
5 Bei der NAFTA handelt es sich um ein Freihandelsabkommen zwischen Kanada, den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko. In diesem Rahmen wurde vor allem eine Vielzahl an Zöllen zwischen den be- teiligten Nationen abgeschafft, um so einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu schaffen.
6 Vgl. www.energystar.gov
7 Senator McCain gehört der Republikanischen Partei an und bewirbt sich aktuell um die Kandidatur seiner Partei für die Präsidentschaftswahlen im November. Bei einem Sieg wird Senator Lieberman als potentieller Vizepräsident gehandelt, obwohl dieser der Demokratischen Partei angehört.
8 Arimura, Toshi (2007), S.34
9 Arimura, Toshi (2007), S.23ff.
10 Die Kyoto-Treibhausgase sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Schwefel- hexafluorid (SF6), Fluorkohlenwasserstoffe (HFCs) und Kohlenwasserstoffe (PFCs).
11 Portland Cement Association (Hrsg.) (2003)
12 Hanle, Lisa (2006), S.2 ff..