Die Botschaft der Auferstehung ist die Kernbotschaft des christlichen Glaubens. Sie vermittelt Hoffnung darauf, dass der Tod nicht das letzte ist. Die Auferstehung ist schwer zu verstehen. Zwar glauben viele Menschen an einen Gott, aber die Auferstehung und der damit verbundene Glauben an Jesus Christus gestaltet sich schwieriger. Jeder weiß, wer einmal Tod ist, wird nicht wieder lebendig, der Tod ist das Letzte in dieser Welt und nicht umkehrbar. Wenn man versucht, sich in die Lage der Jünger von Jesus von Nazareth zu versetzen, wird ihre Verzweiflung nachfühlbar, der Hoffnungsträger, der ihrem Volk Freiheit
verschaffen sollte, stirbt erniedrigt am Kreuz – eine Schande. Dann werden die Jünger in Aufruhr versetzt, als die Frauen, die zu ihnen gehören, berichten, das Grab ihres Lehrers sei leer. In dieser Gemütslage setzte der Text in Luk24 ein, mit dem ich mich beschäftigen möchte.
These: Die heiligen Texte der großen Religionen enthalten zu großem Teil Geschichten in denen die religiösen Gehalte transportiert werden. Diese Erzählungen machen Religion erfahrbar, sie findet im Kontext menschlicher Lebensläufe statt. Dabei ist der historische Kontext zu bedenken um die Erzählungen zu verstehen. In dem Text von den Emmaus-Jüngern wird die Frage verhandelt, wie man zum Glauben an die Auferstehung kommt. Durch eine philosophische Bearbeitung von Luk24 möchte ich die Aussage dieses Textes erfassen. Dabei werde ich den Textinhalt gezielt isoliert betrachten und nicht mit Texten aus anderen Evangelien vergleichen, da es hier um eine philosophische Deutung geht und nicht um eine theologische Interpretation und Einordnung des Textes.
Auferstehungsglaube
Einleitung
Erfassung
Sinnabschnitte:
Zu klärende Begriffe
Hintergrund.
Verfasser
Kulturelle Kontexte.
Im Text verarbeitete Positionen
Erläuterung
Die Pointe im Text
Innerer Sinn – Frage aus dem Text?
Gemütslage der Jünger
Erörterung
Fazit.
Literaturverzeichnis
Anhang
Bibeltext
Einleitung
Die Botschaft der Auferstehung von Jesus ist die Kernbotschaft des christlichen Glaubens. Sie vermittelt Hoffnung darauf, dass der Tod nicht das Letzte ist. Aber die Auferstehung ist schwer zu verstehen. Zwar glauben viele Menschen an einen Gott, aber die Auferstehung und der damit verbundene Glauben an Jesus Christus gestaltet sich schwieriger. Jeder weiß, wer einmal Tod ist wird nicht wieder lebendig, der Tod ist das Letzte in dieser Welt und nicht umkehrbar. In der Bibel haben sich die Autoren auch mit diesem kontroversen Thema auseinandersetzen müssen, einer dieser Texte ist in Lukas 24,13-35, die Geschichte der Emmausjünger.
Wenn man versucht sich in die Lage der Jünger von Jesus von Nazareth zu versetzen, wird ihre Verzweiflung nachfühlbar. Der Hoffnungsträger, der ihrem Volk Freiheit verschaffen sollte, stirbt erniedrigt am Kreuz – eine Schande. Dann werden die Jünger in Aufruhr versetzt, als die Frauen, die zu ihnen gehören, berichten, das Grab ihres Lehrers sei leer. In dieser Gemütslage setzt der Text in Lukas 24,13-35 ein, mit dem ich mich beschäftigen möchte.
These:In dem Text von den Emmaus-Jüngern (Lukas 24,13-35) wird die Frage verhandelt, wie man zum Glauben an die Auferstehung kommt. Durch eine Bearbeitung von Luk24 möchte ich die Aussage dieses Textes erfassen. Ich möchte zeigen, dass aus dem Text hervorgeht, dass der Auferstehungsglaube mehr ist als rationalesfür Wahrhalten. Außerdem wird sich zeigen, inwiefern der Auferstehungsglaube mehr eine Begegnung ist und ein Mensch den Glauben nichteinfacherwirken kann.
Methode:Dieser Arbeit liegt das Schema “Ebenen philosophischen Verstehens” (Petermann) zugrunde. Es umfasst eine Erfassung des Geschriebenen, eine Beschreibung des Hintergrunds, eine Erläuterung des Geschriebenen und abschließend eine Erörterung. In der Erfassung werde ich durch verschiedene Arbeitsschritte die zentrale Frage des Textes herausarbeiten, indem der Text in Sinnabschnitte gegliedert wird, in denen jeweils ein zentraler Satz bestimmt wird. Um den Text genauestens zu verstehen, werde ich im zweiten Teil der Erfassung auf Wörter eingehen, die sich nicht aus dem Text erschließen lassen. Im zweiten Teil der Arbeit werde ich versuchen den Hintergrund des Texteszu erfassen. Dabei werde ich verschiedene Begriffe, die in der Erfassung aufgefallen sind, historisch einordnen und außerdem einige grundsätzliche theologische Informationen zum Text bereitstellen. In der Erläuterung werde ich zuerst die vorher herausgearbeitete Pointe zusammenfassen. Danach wird daraus die innere Frage des Textes entwickelt und die Antwort des Textes auf diese Frage thematisiert. Nach dem Schema “Ebenen philosophischen Verstehens” wird sich hier die Frage stellen welche Position im Text abgelehnt wird. In der Erörterung wird noch genauer auf die innere Frage und ihre Beantwortung einzugehen sein.
Erfassung
Sinnabschnitte:
Der erste Sinnabschnitt ist eine Rahmenerzählung, die ein Gespräch einbettet. Sie ist drei Verse lang, von Vers 13 bis 16. Besonders ist Vers 14, es gab wohl Ereignisse, die die Männer beschäftigen. Mit dieser Information wird das folgende Gespräch in Zusammenhang mit der vorherigen Erzählung gebracht. Vers 15 ist die Pointe der Geschichte, die Jünger laufen mit ihrem Lehrer, unterhalten sich mit ihm, aber sie erkennen ihn nicht. Vers 16 versucht zu erklären, weshalb sie ihn nicht erkennen können, es bleibt zunächst unklar wer sie daran hindert.
Der zweite, größere Sinnabschnitt beginnt bei Vers 17 und endet bei Vers 24, er ist ein Abriss des Geschehens der letzten Tage. Vers 21 ordnet das Gespräch drei Tage nach der Kreuzigung Jesus von Nazareth ein. Einer der Männer bekommt einen Namen: Kleopas. Er drückt dem vermeintlich Fremden seine Trauer und seinen Unmut über die Situation aus. Kleopas bringt die Messiashoffnung, die er auf seinen Lehrer gesetzt hatte zum Ausdruck (Vers19 “ein großer Prophet”& 21 “der erwartete Retter”). Zentral ist für mich der letzte Vers, das Antreffen des verstorbenen Lehrers war den Schülern nicht möglich, sie konnten nicht glauben, dass die Frauen Recht hatten mit der Botschaft der Auferstehung von Jesus.
Der dritte Sinnabschnitt ist wieder deutlich kürzer mit drei Versen (Vers 25-27). Jesus von Nazareth wird vom Autor als Christus betitelt. Der vermeintlich Fremde erklärt den Jüngern anhand der Heiligen Schrift welche Bedeutung die Geschehnisse haben. Außerdem stellt der unerkannte Lehrer seinen Jüngern die Frage, warum es ihnen so schwer fällt zu glauben, dies ist vielleicht eine Schlüsselstelle in diesem Text (Vers 25).
Der vierte Sinnabschnitt (Vers 28-31) ist das Ende der Rahmenerzählung des Gesprächs. Die Pointe aus dem ersten Abschnitt wird wieder aufgegriffen. Nachdem die Jünger den Fremden genötigt haben, über Nacht bei ihnen zu bleiben, erkennen sie beim Essen an der Art, wie er das Brot bricht, dass es Jesus ist. Dieser verschwindet daraufhin.
Der fünfte Sinnabschnitt (Vers 32-35) ist eine Art Reflexion der Ereignisse. Für die beiden Jünger ist jetzt klar, wem sie begegnet sind, sie erkennen, dass Jesus auferstanden ist. Der Abschnitt endet damit, dass die Jünger den übrigen Jüngern von ihrer Erfahrung berichten müssen, ihre Trauer scheint verflogen zu sein.
Zu klärende Begriffe
Um diesen Text zu bearbeiten, wird es nötig sein, einige Begriffe näher zu betrachten und zu klären. Im ersten Sinnabschnitt, den ich die Rahmenerzählung nenne, ist mir die Ortsangabe aufgefallen. Es stellte sich die Frage, ob der Name oder die Lage der Ortschaft eine besondere Bedeutung hat: Emmaus (wahrscheinlich hergeleitet vom hebr.hamam; „warm werden) ist eine Ortschaft. Im 1. Makk3,40 wird ein Emmaus in der Ebene erwähnt. Eine Ortschaft die zu der angegeben Entfernung (60 Stadien) passt lässt sich schwer finden.12
Im zweiten Sinnabschnitt fällt auf, dass einer der Jünger in der Erzählung einen Namen bekommt. Der Name Kleopas könnte auf den Urheber der Erzählung zurück gehen.3
Die Erzählung von den beiden Emmausjüngern wurde vermutlich mündlich tradiert bevor sie vom Autor in das Evangelium aufgenommen wurde. Um in die Handlung des Evangeliums zu passen musste die Erzählung um Ort und Zeit ergänzt werden. Einen Ort zu dem die Jünger unterwegs sein konnten, um später wieder nach Jerusalem zurück zu kehren. Zeitlich ordnet Lukas das Geschehen am Ostersonntag ein.
Im dritten Sinnabschnitt, in dem die Ereignisse eingeordnet werden, fiel mir das Wort “begriffsstutzig” auf. Im griechischen Text stehen hier zwei Adjektive, die den Geisteszustand umschreiben. ἀνόητοι bedeutet Unvernünftige, Ungebildete oder (intellektuell) Blinde. Ein ästhetisches Synonym wäre vielleichtgeistig Umnachtete.Zweiteres: βραδεῖς bedeutet ihr Langsamen, Trägen oder Schwerfälligen.
Im letzten Sinnabschnitt, der Reflexion der Emmausjünger, fiel die Metapher “Das Brot in Stücke brach” (Vers32) auf. Dabei handelt es sich, wie später zu zeigen ist, um die Tradition des Abendmahls.
Hintergrund
Hier handelt es sich um einen Text der Bibel, der sich mit dem Auferstehungsglauben auseinandersetzt. Würde man den Text aus diesem Kontext lösen, verlöre er seine Identität, weil die Evangelien immer auch die Verkündigung des Auferstandenen sind. In der Bibel lassen sich verschiedene Textgattungen finden, z.B. Briefe, die nachvollziehbare Argumentationen aufweisen und ein bestimmtes Thema verhandeln oder prophetische Texte, die eine bestimmte Situation in der Geschichte kritisieren können. Bei dem Text in Luk24 handelt es sich um einen erzählenden Text, der eine Geschichte wiedergibt. Dabei muss der Text in den Kontext der vorausgegangenen Geschichte passen. Details sind für das Verständnis dieses Textes vielleicht nicht wichtig, aber ohne den Kontext des Evangeliums macht der Text keinen Sinn.
Die Handlung der Jünger scheint alltäglich, sie laufen (damals wohl die übliche Art sich fortzubewegen) von einem Ort zum anderen und unterhalten sich. Dabei begegnet ihnen ein Fremder, der sich in ihr Gespräch einmischt. Das Thema der Unterhaltung ist freilich nicht alltäglich. In dem Geschehen, das besprochen wird, sind die zwei Jünger Beobachter und keine Akteure. Durch die Ortsangabe (Emmaus) und die alltägliche Handlung wirkt der Text wie eine Erzählung, die nicht aus der Lebenswelt reist, sondern jedem Menschen auch so passieren könnte.
Das Lukasevangelium ist das dritte synoptische Evangelium, es weißt gegenüber dem Matthäus- und Markusevangelium Besonderheiten auf, z.B. die Erzählung von den Emmausjüngern. Die Geschichte von Jesus von Nazareth ist noch um die Apostelgeschichte ergänzt, dabei fungiert die Himmelfahrtserzählung als Scharnier. Außerdem hat die Anrede in beiden Texten denselben Adressaten (Lk1,3; Apg1,1). Mit der Formulierung der Einleitungen reiht sich der Autor in die Tradition der damaligen Geschichtsschreibung ein.4 Dass die Texte trotzdem keine historischen Berichte im heutigen Verständnis sind, sondern theologisch aufgeladen, muss an dieser Stelle nicht erläutert werden.
Verfasser
In der Christenheit hält sich hartnäckig die Annahme, der Paulusbegleiter Lukas hätte das dritte synoptische Evangelium verfasst. Mutmaßlich lässt sich dieses Gerücht auf einige Wir-Stellen in der Apostelgeschichte (z.B.: Apg16,10; 20,5-10, etc.) und die Stellen in paulinischen Briefen, in denen Lukas als Begleiter genannt wird (Phlm24; 2Tim4,11 & Kol4,14), zurückführen.5Gegen diese These sprechen vor allem Befunde aus der Apostelgeschichte, wie beispielsweise Unterschiede in der Theologie des Paulus und des Lukasevangeliums, sowie der Apostelgeschichte. Außerdem war der Verfasser nicht über Einzelheiten der missionarischen Tätigkeit des Paulus vertraut. Die Apostelgeschichte berichtet von fünf Jerusalemreisen, während die paulinischen Briefe nur von drei Jerusalemreisen berichten.6 Die Frage, ob der Autor des Doppelwerks jesusgläubiger Jude war oder Christ ohne jüdischen Hintergrund, lässt sich nicht zufriedenstellend beantworten. Aus dem Text heraus lässt sich feststellen, dass der Autor sowohl mit hellenistischer Bildung, wie auch mit jüdischer Theologie vertraut war. Für einen jesusgläubigen Juden sprechen die Vertrautheit mit der LXX und die Darstellung eines Synagogengottesdienstes (Lk4,16-30; Apg13,14-41). Andererseits vermeidet der Autor semitische Begriffe.7 (Im Weiteren soll der Autor trotzdem Lukas genannt werden.)
Adressaten
Der Autor schreibt für eine mehrheitlich nicht - jüdische, christliche Gemeinde, da er die gesetzesfreie Heidenmission voraussetzt (Apg10; 28,28). Der Vergleich der Stammbäume im Matthäus- und Lukasevangelium lässt ebenfalls Rückschlüsse auf den Adressatenkreis zu. Während Matthäus Jesus auf Abraham zurückführt, wird er im Lukasevangelium auf Adam zurückgeführt. Damit wendet sich Lukas an ein größeres Publikum, nicht nur Juden die jesusgläubig geworden sind, sondern alle die an Jesus Christus glauben8
Kulturelle Kontexte
Von Kleopas wird Jesus von Nazareth im Text als “der erwartete Retter” betitelt (Vers19). Dieser Titel bringt die Messiashoffnung der Jünger zum Ausdruck. Der Autor verzichtet zwar auf semitische Begriffe, kann die kulturelle Herkunft von Kleopas aber nicht auslassen, weil sie auch zur Identität von Jesus von Nazareth gehört. Die Hoffnung auf einen Messias kommt aus dem Judentum. Ein bestimmtes Konzept lässt sich im Judentum nicht ausmachen, es existieren vielmehr verschiedene Konzepte. Messias bedeutet zunächstder Gesalbte.Dieser Titel kommt im Neuen Testament nur zwei Mal vor (Johannes 1,41;4,25), sonst kommt die griechische Form Χριστóς vor. Dieser Titel in lateinischer Form “Christus” wird für Jesus zum Beinamen. Daran lässt sich erkennen, wie selbstverständlich Jesus als Messias verstanden wurde. Der Messiastitel war kein Bestandteil der Verkündigung von Jesus, eher das kommende Gottesreich. Die junge Christenheit konnte in einer Rückschau auf die Texte des Alten Testament schauen und dadurch Jesus zum Messias machen (z.B. Jesaja 53). In den neutestamentlichen Schriften wird Jesus durch die Nachkommenschaft Davids (Kindheitserzählungen Lukas und Matthäus) und die Auferstehung als ultimative Bestätigung Gottes zum Messias stilisiert.9
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1Vgl. Wolter, Michael: Emmaus, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, 01.2010, https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/emmaus-2/ch/713b83d69ce6a87485b9403bd6cf9705/ (abgerufen am 27.03.2021).
2Vgl. Rienecker, Fritz: Lexikon zur Bibel, 1., Aufl., Wuppertal, Deutschland: R. Brockhaus, 1994, S. 399.
3Vgl. Wolter, 2010.
4Vgl. Böttrich, Christfried: Lukasevangelium / Evangelium nach Lukas, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, [online] https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/lukasevangelium-evangelium-nach-lukas/ch/b4a6de1cd2e0eafb59806e1decc676b2/ [18.03.2021].
5Vgl. Böttrich, o. J.
6Vgl. Schnelle, Udo: Einleitung in das Neue Testament (Einleitung in das Neue Testament und Theologie des Neuen Testaments), 9. durchges., Göttingen, Deutschland: UTB GmbH, 2017, S. 286.
7Vgl. Schnelle, 2017, S. 287.
8Vgl. Schnelle, 2017, S. 289.
9Vgl. Zeller, Dieter: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, in: Bibelwissenschaft.de, 01.2011, https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51997/ (abgerufen am 27.03.2021).