In dieser Hausarbeit geht es um die Weltmissionskonferenz in Edinburgh 1910. Mit besonderem Augenmerk auf die vierte Kommission werden die Fehler, sowie die Gemeinsamkeiten zwischen zwei Religionen aufgezeigt und untersucht. Daneben werden die einzelnen Tage beschrieben und die wichtigsten Personen genannt. Die nun bereits über hundert Jahre zurückliegende Weltmissionskonferenz in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands, spiegelt dieses Zitat im wahrsten Sinne wider. Jene berühmte Konferenz, welche in die Geschichte der Kirche als der Beginn der ökumenischen Bewegung einging und die verschiedenen Konfessionen zu vereinen versucht, soll in der folgenden Arbeit untersucht werden.
Doch täuschen soll ein jeder sich nicht, denn die zu untersuchende Weltmissionskonferenz hatte so manche Überraschungen und Tücken für die Missionare parat. So sagt Ranke im 5. Band seiner deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation: „Siege werden bald erfochten.“1 Kaum zu glauben, doch dies war ebenfalls ein Motto in Edinburgh 1910. Der Leser, welcher die beachtliche Ansammlung von Literatur nur zu überfliegen vermag, wird sich schnell der Täuschung ergeben, es handele sich lediglich um das Verlesen einer Messe und das Abhalten von Predigen. Doch diese Arbeit soll einen genaueren Einblick gewähren und dabei unerforschte Aspekte analysieren.
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Weltmissionskonferenz
2.1 Vorgeschichte
2.2 Organisation der Weltmissionskonferenz
2.2.1 Ablauf
3 Kommission
3.1 Zusammensetzung
3.1.1 Vorsitz
3.2 Kommissionsbericht
3.3 Animismus
3.4 Islam
4 Folgen
4.1 Continuation Commitee
4.2 Faith and Order
5 Kritik und Lob an der Weltmissionskonferenz
6 Schlussfolgerung
7 Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Primärquellen
7.2 Sekundärquellen
1 Einleitung
Wir befinden uns mitten in der Gebetswoche für die Einheit der Christen, einer ökumenischen Initiative, die vor mehr als einem Jahrhundert Gestalt angenommen hat und jedes Jahr die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenkt, nämlich die sichtbare Einheit unter den Christen, ein Thema, das das Gewissen anspricht und alle, die an Christus glauben, zum Einsatz anregt. Und sie tut dies vor allem mit der Einladung zum Gebet und ahmt so Jesus nach, der den Vater für seine Jünger bittet: »Sie sollen eins sein, damit die Welt glaubt« (Joh 17,21).
Die nun bereits über hundert Jahre zurückliegende Weltmissionskonferenz in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands, spiegelt dieses Zitat im wahrsten Sinne wider. Jene berühmte Konferenz, welche in die Geschichte der Kirche als der Beginn der ökumenischen Bewegung einging und die verschiedenen Konfessionen zu vereinen versucht, soll in der folgenden Arbeit untersucht werden. Doch täuschen soll ein jeder sich nicht, denn die zu untersuchende Weltmissionskonferenz hatte so manche Überraschungen und Tücken für die Missionare parat. So sagt Ranke im 5. Band seiner deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation: „Siege werden bald erfochten.“1 Kaum zu glauben, doch dies war ebenfalls ein Motto in Edinburgh 1910. Der Leser, welcher die beachtliche Ansammlung von Literatur nur zu überfliegen vermag, wird sich schnell der Täuschung ergeben, es ha ndele sich lediglich um das Verlesen einer Messe und das Abhalten von Predigen. Doch diese Arbeit soll einen genaueren Einblick gewähren und dabei unerforschte Aspekte analysieren.
Die Weltmissionskonferenz in Edinburgh an sich zu untersuchen, biete bereits genügend Material für eine missionswissenschaftliche Betrachtung - von der Wirkung und dem Verlauf der darauffolgenden Konferenzen gar keine Rede. Diese Arbeit wird sich jedoch der Frage widmen, welche Folgen und ekklesiologischen Erkenntnisse aus Edinburgh zu ziehen seien. Diese Fragestellung, verbunden mit dem Versuch, die Konferenz chronologisch nachzuzeichnen, wird sich wie ein roter Faden durch die gesamte Arbeit ziehen. Besonders am Beispiel des Kommissionsberichtes der vierten Kommission im Umgang mit anderen Religionen, ein Kernthema von Edinburgh, soll der Charakter der Konferenz veranschaulicht werden. Dies wird versucht, indem die Herangehensweisen an zwei unterschiedliche Konfessionen verglichen werden. Dafür geeignet, ist die Arbeit in fünf Kapitel eingeteilt, welche sich dem Ablauf, den wichtigsten Persönlichkeiten, dem Kommissionsbericht annehmen und eine geeignete Kritik abgeben.
Als Quellenmaterial werden die Berichte der Kommissionen vier, sowie fünf dienen, welche direkt am Anschluss der Weltmissionskonferenz erschienen sind. Diese Berichte besitzen einen genauen Einblick in die Gedanken der Missionare, um damit präzise Ereignisse zu schildern. Daneben wird der Bericht von Wilhelm Dilger, einem Missionar welcher persönlich an der Konferenz anwesend war genutzt. Dieser gibt einen groben Überblick über das zu untersuchende Thema und unterteilt seinen Bericht passend dieser Arbeit in die verschiedenen Tage auf. Neben Brian Stanley wird sich vor allem auf die beiden Texte von Kenneth Ross bezogen, welche zusammen mit Stanley eine hervorragende und gründliche Übersicht über die Geschichte, die Geschehnisse, sowie die Ergebnisse und Folgen veröffentlicht haben.
Der Vorsitzende der Weltmissionskonferenz in Edinburgh John R. Mott war während und nach der Versammlung der festen Überzeugung, dass die Missionare 1910 etwas Großes und Wichtiges geleistet haben. Er sah es bereits damals als den Beginn etwas Neuem:
Our best days are ahead of us and not in these ten days that we have spent together, still less in the days that lie behind them. Why? Because we go forth to-night with larger knowledge, and this in itself is a talent which makes possible better things.2
2 Die Weltmissionskonferenz
2.1 Vorgeschichte
Die Missionskonferenz in Edinburgh 19103 wurde anfänglich als eine Nachfolgekonferenz jener aus London 1888 und New York 1900 geplant.4 Doch bereits vor all diesen Missionskonferenzen hatte der Missionar und Botaniker William Carrey 1810, die Vision eines Treffens der gesamten Christenheit. Für Carrey begann in diesem Jahrhundert, die sogenannte high imperial era, eine Zeit, in der die großen Kolonial- und Missionsmächte versuchten, den dunklen Kontinent in ihre Hand zu bekommen.5 Die Weltmissionskonferenz in Edinburgh 1910 war jedoch eine Neuerscheinung, auch wenn es bereits Vorreiter solcher Konferenzen gegeben hat. Die verschiedenen Konferenzen unterschieden sich nicht nur namentlich, sondern auch quantitativ.6 Auch wenn die Konferenzen in London und New York bereits auf internationaler Ebene stattgefunden haben, so waren sie jedoch noch nicht dem Terminus einer Weltmissionskonferenz gerecht geworden und wurden auch nicht als solche geplant. Dazu kommt, dass die Konferenzen in London und New York von der Bevölkerung besucht und mitverfolgt werden konnten. Bei jener in Edinburgh handelte es sich um eine private Konferenz, welche, bis auf die abendlichen Messen, lediglich für die Missionare zugänglich war. Zudem handelte es sich bei Edinburgh um die Planung der „Evangelisation der Welt in dieser Generation“7, wie es der Vorsitzende John Mott bereits vor der Konferenz definierte und hatte somit klar strukturierte Ziele. Die Weltmissionskonferenz in Edinburgh wurde nicht sofort am Ende jener in New York 1900 entschieden, sondern die Verhandlungen und Diskussionen über eine solche Konferenz entstanden erst in den Jahren 1905 - 1907. Die Grundidee einer dritten ökumenischen Konferenz entstand in der Foreign Missionary Conference in Nord-Amerika. Hier kam es zu einer Anfrage die Konferenz auf großbritannischen Boden abzuhalten. Diese Anfrage wurde durch den Sekretär der Presbyterian Board of Foreign Mission Robert E. Speer angenommen. Speer stellte jedoch eine Bedingung, dass die Briten, die deutschen Missionare davon überzeugen, dass es von Vorteil wäre die Konferenz dort abzuhalten.8 Daneben war die gewählte Zeit von großer Bedeutung, wie oben erwähnt, handelte es sich um eine Umbruchszeit. Im Vorwort der ersten Kommission von Edinburgh 1910 wurde festgehalten, dass es sich um eine günstige, eine kritische Zeit der Prüfung handele. Die entscheidende Stunde für die christlichen Missionen, die nichtchristlichen Gebiete zu erreichen. „In our judgment the present is the time of all times with reference to the evangelisation of the non-Christian world.”9 Die Welt befand sich zu der Zeit in einer Hochphase des Imperialismus und die unterschiedlichen Religionen sahen sich nach neuen Möglichkeiten um. Philip Potter ist der Meinung, dass der westliche Imperialismus der Missionare, sowie die Weltmissionskonferenz in Edinburgh aus dem white man's burden entstand.10 Die Kirche und vor allem die Mission habe es nun als ihre Aufgabe verstanden, die Gospel aus der westlichen Welt hinein in die Welt der Heiden und nicht-christlichen Völker zu tragen. Die östlichen Völker wären in einem Umschwung und auf der Suche nach einer neuen Religion und einem neuen Lebensweg, sie wären dabei sich dem Westen zu öffnen und die Mission dürfe nun die Möglichkeit der Konvertierung nicht verstreichen lassen. Lord Balfour of Burleigh fügt diesem westlichen Optimismus noch die Hoffnung der Konferenz dadurch die Anzahl der bekennenden Christen in der Welt zu vergrößern hinzu.
Nations in the East are awakening. They are looking for two things: they are looking for enlightenment and for liberty. Christianity alone of all religions meets these demands in the highest degree. There cannot be Christianity without liberty, and liberty without at least the restraint of Christian ideals is full of danger. There is a power unique in Christianity of all religions to uplift and to ennoble, and for this reason, that it has its roots and its foundations in self-sacrifice and in love.11
2.2 Organisation der Weltmissionskonferenz
Den gesamten Ablauf der Weltmissionskonferenz in Edinburgh aufzuzeigen, ist nicht das Ziel dieser Arbeit, jedoch sollen einige Eindrücke festgehalten werden. Diese sind wichtig, um sich einen ungefähren Eindruck zu machen, wie eine solche Konferenz abgehalten wurde. Die Konferenzsprache war Englisch, damit hatte auch fast keiner ein Problem, lediglich der japanische Gesandte benötigte einen Dolmetscher.12 Insgesamt kamen ungefähr 1200 Delegierte der verschiedensten Missionsgesellschaften nach Edinburgh. Eingeladen wurde nur Menschen, die entweder in einer Mission tätig waren oder eine entsprechende Arbeit im Missionsfeld ihrer Heimat innehatten. Jede Missionsgesellschaft hatte das Recht Einzelpersonen als solche Delegierte zu berufen. 500 der Abgeordneten kamen aus 46 unterschiedlichen britischen Missionsgesellschaften, 500 weiter aus amerikanischen Missionsgesellschaften, 170 aus den kontinentalen Missionsgesellschaften und 26 Abgeordnete stammen aus südafrikanischen und australischen Missionsgesellschaften.13 Um nun zu zeigen, wie viel genau an einem Tag von den Abgeordneten erwartet wurde, werden im folgenden Kapitel die einzelnen Tage chronologisch analysiert, sowie die wichtigsten Themen aufgezeigt.
2.2.1 Ablauf
Die einzelnen Tage wurden sehr genau durchgeplant. Die Planung der verschiedenen Tage und Kommissionen in Edinburgh begann jedoch bereits 2 Jahre vor der eigentlichen Konferenz. Gedauert hat die Konferenz acht Tage, wurde vom 14 - 23 Juni 1910 abgehalten und in zweimal vier Tage mit einem dazwischen liegenden Sonntag unterteilt.14 Die einzelnen Tage, beginnend mit Mittwoch, dem 15. Juni 1910, unterschieden sich lediglich im behandelten Thema, der Ablauf und Struktur war an jedem Tag gleich. In den ersten vier Tagen ging es vor allem um das Ausland, das Arbeitsfeld, sowie die wichtigsten Lebensfragen der unterschiedlichen Missionsgebiete. Die zweiten vier Tage gingen um die Arbeit in der Heimat, Erziehung und Entwicklung von neuen Missionaren und die heimatlichen Missionskreise. Jede der acht Kommissionen und ihren Kommissionsberichten wurde einen Tag gewidmet.
Der Tag begann um 9:45 mit der Hingabe, diese wurde jeden Tag von einem anderen Abgeordneten geleitet. Danach wurden die Kommissionsberichte von 10:00 - 12:00 besprochen. Von 12:30 - 13:00 (dazu kommen Gebete am Morgen, wenn die Zeit ausreichte) haben sich die Missionare dazu verpflichtet gemeinsam zu beten. Anschließend bekamen die Abgeordneten ein Mittagsessen, doch wurde ihnen nahegelegt, sich für bessere Speisen selbst das Etablissement in direkter Umgebung zu wenden. Die Nachmittagssession, welche immer mit einer gesungenen Hymne anfing, wurde zwischen 14:30 - 16:30 abgehalten und wurde zur tieferen Diskussion der Kommissionsberichte genutzt. Als Abendspektakel wurde eine öffentliche Diskussion, bei einer ansonsten privaten Konferenz abgehalten, für welche jeden Abend ein bis zwei Adressen an die Gesellschaft weitergeleitet wurden. Diese Versammlung und Diskussionen begannen jeweils um 20:00 abends. Die jeweiligen Kommissionsberichte wurden den Missionaren am Tag davor zur Verfügung gestellt. So konnten diese sich in den Pausen dem Studium der Berichte widmen und sich für den folgenden Tag vorbereiten.15
Am 15. Juni 1910 wurde der Kommissionsbericht der ersten Kommission besprochen. Der erste Tag erscheint für die meisten als der Wichtigste, so wurde hier auf die bedeutende Lebensfrage der Mission in der Gegenwart aufmerksam gemacht.16 Es gab zwei wichtige Themenspalten, welche diskutiert werden mussten. Erstens die Einigkeit der verschiedenen Missionsgesellschaften, denn nur mit einer gemeinsamen Strategie, welche vermutlich als Schlachtplan bezeichnet wurde, konnte die Gläubiger anderer Religionen zum Christentum bekehrt werden. Schließlich wollen alle Missionsgesellschaften dasselbe und nun in der vielversprechenden Zeit des Imperialismus müsse man zusammenarbeiten, um die gegebene Möglichkeit nicht zu versäumen.17 Zweitens müsse den Missionaren klar werden, dass Gebiete, die nur zu einem Teil als konvertiert gelten, als nicht-christlich angesehen werden müssen. Es wurde ein genauer Plan aufgestellt, wobei die meiste Missionsarbeit geleistet werden muss.
Am 16. Juni 1910 kam der Kommissionsbericht der zweiten Kommission zur Sprache. Die Missionare sprachen nun von der sogenannten Missionskirche, welche es bei den vorherigen Missionskonferenzen noch nicht gegeben hat. Der zweite Konferenztag war dadurch vor allem der Kirche auf dem Missionsfeld gewidmet. In der deutschsprachigen Kirche, mit den Theologen Johannes Warneck und Sprangenberg sprach man bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts von einer Kirchenpflanzung und Festigung der Kirche in fremden Gebieten.18 Gegen die Festigung auf internationaler Ebene sträubten sich anfangs die angelsächsischen Missionskirchen und Gemeinden noch.19 Der Missionsbericht von Kommission II. sagt hierzu: „Wir sehen sie [...] als eine wirkliche Kirche im Daseins, festgewurzelt und fruchtbar in vielen Ländern. [,..]"20
Freitag, 17. Juni 1910 diskutierten die Missionare den Kommissionsbericht der dritten Kommission. Kommission III. hat sich vor allem der Erziehung der neuen Missionare, sowie dem Missionsschulwesen gewidmet. Diese Erziehung hatte zwei Gründe, zum einen sollten die Missionare mit einem ausreichenden Wissen ausgestattet werden, damit diese in den Missionsgemeinden vernünftig predigen können. „Whether such an expansive vision was in fact the most appropriate goal for mission education [sic!]was, however, a subject of lively debate in Protesta nt missionary circles, and had been for some time.”21
Samstag, 18. Juni 1910 wurde der Kommissionsbericht der Kommission IV. analysiert. Hierzu sei auf das Kapitel 3. verwiesen, wo genauer auf diese Kommission und ihre Tätigkeiten eingegangen wird.
Am Sonntag, 19. Juni 1910 ruhte das Konferenzgeschehen, es kam zu einem Abendmahlgottesdienst, jedoch wurden keine weiteren Kommissionen an diesem Tag diskutiert.
Montag, 20. Juni 1910 ging es dann mit dem normalen Ablauf weiter. Es wurde der Bericht der Kommission VII. diskutiert. An diesem Tag wurde über die Beziehung und die Zusammenarbeit zwischen den Missionsgesellschaften und der Regierung diskutiert. Es wurden verschiedene Kriterien erstellt, mit welchen die Regierungen in Typen unterteilt und unterschieden werden sollen. Die Missionare sollten nachsichtig vorgehen, jedoch wenn nötig einen gewissen Druck ausüben. Dies war beispielsweise der Fall bei dem Verbot des Opiumhandels und der Branntweineinfuhr im Kongo, sowie bei der Religionsfreiheit in der Türkei.22 Dilger erklärt, dass das eine Mal die Regierung mit Wohlwollen den Missionaren entgegenkam, das andere Mal begegnete diese den Missionaren mit Torheit und Bosheit, so muss sich der individuellen Situation angepasst werden.
Dienstag, 21. Juni 1910 behandelte die Konferenz den Bericht der Kommission VIII. An diesem Tag ging es vor allem um den Zusammenschluss der verschiedenen Konfessionen und Missionsgesellschaften.
Die Missionare in der Arbeit drau[ss]en bemerken mit schmerzlicher Deutlichkeit, wie nachteilig für die Ausbreitung des Evangeliums u[.] das Kommen des Reiches Gottes die Zerrissenheit der evangelischen Kirchengemeinschaften u[.] Missionsgesellschaften in Lehre, Verfassung, Gottesdienst, Sitten und Gebräuchen, sowie in den Grundsätzen des Missionsbetriebes auf Heiden und Christen einwirkt.23
Somit sollen die unterschiedlichen Konfessionen zum Wohle der Mission beiseitegelegt und eine Einheit der Christen erreicht werden. Klar war, dass eine solche Einigkeit nicht auf der Weltmissionskonferenz in Edinburgh erreicht werden kann, somit wurde das Continuation Committee ins Leben gerufen, welche sich mit dieser Aufgabe fortan befassen soll.
M ittwoch, 22. Juni 1910 wurde der Bericht der fünften Kommission bearbeitet. Im Bericht der Kommission V. ging es vor allem, um die Ausbildung der neuen Missionare in der gesamten christlichen Kirche. Beginnend bei der Berufung bis hin zur weiteren Ausbildung der berufenen Missionare soll die gesamte Kirche mit einwirken. „The preparation of missionaries is, in a general sense, the responsibility of the whole Church of Christ. When that great fact is recognised, actual training for the mission field will be able to begin where it now too often leaves off.”24 Zudem kamen die Missionare zu dem Entschluss, dass zum derzeitigen Standpunkt, weder die Ausbildung noch die Ausrüstung der Missionare ausreichend wären, um die gestellte Aufgabe erfolgreich lösen zu können.25
Donnerstag, 23. Juni 1910, am letzten Tag der Konferenz kam der Bericht der Kommission VI. unter die Augen der Missionare. In diesem ging es um die Aufgabe der Missionsgesellschaften zu Hause. Es werden verschiedene Punkte diskutiert, wie die Abhängigkeit der Missionare im Ausland von der heimatlichen Missionsgesellschaft, sowie Pflege des missionarischen Geistes in der Heimat. Danach traf sich das Continuation Committee zu seiner ersten offiziellen Sitzung und beendete damit die Weltmissionskonferenz.
3 Kommission IV.
Der Titel der vierten Kommission lautete The Missionary Message In Relation To The NonChristian Religions[26] in diesem Bericht wird vor allem über die verschiedenen Religionen gesprochen, welche Wirkung das Evangelium auf diese hat und wie man sie zum Christentum konvertieren kann. Der Kommissionsbericht wurde unterteilt in fünf Kapitel, die animistische Religionen, die chinesischen Religionen, die japanischen Religionen, der Islam und der Hinduismus.27 Im folgenden Kapitel wird auf die Zusammensetzung, die Inhalte und die Reaktionen, die sie aufrief, eingegangen. Wegen der Größe des Berichts werden zwei Religionen in den Fokus genommen und näher untersucht.
3.1 Zusammensetzung
Auf den ersten Blick kann die Zusammensetzung der Kommission für eine gewisse Verwirrung sorgen. Lediglich sechs der zwanzig Mitglieder waren Missionare, drei davon waren nur Akademiker, andere waren zwar in Missionsgesellschaften tätig, jedoch hatte diese keine Erfahrung aus erster Hand28. Daher muss der Leser sich fragen, inwiefern die getroffenen Entscheidungen einen professionellen Hintergrund besitzen. Es soll trotz allem der Kommission nicht unterstellt werden, die aufgetragene Arbeit nicht erfüllt zu haben. Jedoch müssen manche Dinge hinterfragen, wie die Zusammensetzung des Sub-Komitees, in welchem sich nur Mrs. Ethel Romanes als einzige Frau wiederfindet und nicht durch besonderes Missionswissen glänzen kann. Hinzu kommt die Ernennung von Cairns als Vorsitzender der Kommission.29 Neben Romanes gab es weitere solche Benennung, wo die Missionare in ihren vorigen Leben keinen Kontakt mit denen ihnen zugeschrieben Themenfeldern hatte. C. F. D. D'Arcy wurde zum Sub-Komitee für japanische Religion hinzugefügt, obwohl D'Arcy nie persönlich in Japan war und somit keine bedeutenden Kenntnisse über die Kultur oder Religion aufzeigen konnte.
3.1.1 Vorsitz
David S. Cairns war ein schottischer Theologe und unterrichtete Theologie an dem United Free Church College in Aberdeen. Cairns hatte keine besondere Erfahrung in der Missionsarbeit oder spezielle Fähigkeiten, war jedoch eng mit dem Schotten J. H. Oldham befreundet, welcher mit Mott die gesamte Konferenz organisiert hatte.30 Dr. Robert E. Speer war der Untervorsitzende und unter den Mitgliedern des Komitees befanden sich Namen, wie der deutsche Theologe Warneck und W. P. Patterson von der Universität in Edinburgh.31 Dabei war die Besetzung des Komitees und des Sub-Komitees keineswegs ausschließlich auf das Wissen in der Missionsarbeit gestützt, sondern vor allem auf persönlichen Beziehungen, die Zusammenstellung der beiden Komitees war also alles andere als optimal.
Allgemein ist zu Cairns zu erwähnen, dass er seine 1901 geheiratete Frau neun Jahre danach verlor, also kurz vor und während der Konferenz in Edinburgh. Dementsprechend überschneiden sich die Zeit des Trauerns, um seine Frau und die Vorbereitung der Konferenz, sowie die eigentliche Missionskonferenz miteinander. Auch hier stand ihm Oldham immer zu Seite und hat ihn bei seinen Aufgaben in der Kommission IV. unterstützt. Demzufolge muss man Cairns ein Lob aussprechen, dass er es trotz allem geschafft einen solch detaillierten und hervorragenden Bericht zu schreiben.32
[...]
1 Wilhelm Dilger: Die Weltmissionskonferenz. Ein Gesamtüberblick, 1910, S. 1.
2 World Missionary Conference, The History and the Records of the Conference, Edinburgh 1910, S. 348.
3 Vgl. Walter, Klaiber: Der Kairos von 1910, Die erste Weltmissionskonferenz in Edinburgh, in: Walter, Klaiber: Mission 1910 - 2010. Herausforderung von Edinburgh 1910 für ein heutiges Missionsverständnis, unter: http://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2013/21513/, zuletzt aufgerufen: 07.07.2021, S. 3.
4 Vgl. Stanley, Friesen: Missionary Responses to tribal religions at Edinburgh, 1910, in: William Fox(Edit): Studies in Church History, Vol. 1 1996, S.23 - 24.
5 Vgl. J. Stanley, Friesen: Missionary Responses to tribal religions at Edinburgh, 1910, in: William Fox(Edit): Studies in Church History, Vol. 1 1996, S.1.
6 Vgl. Brian Stanley: The World Missionary Conference, Edinburgh 1910, in: Studies in the History of Christian Mission, Michigan 2009, S. 73.
7 Klaiber: Kairos von 1910, S. 4.
8 Vgl. Stanley: World Missionary Conference, S. 19 - 21.
9 Wolfgang, Günther: Von Edinburgh nach Mexico City. Die ekklesiologischen Bemühungen der WeltmissionsKonferenzen, Stuttgart 1970, S. 9.
10 Vgl. J. Stanley, Friesen: Missionary Responses to tribal religions at Edinburgh, 1910, in: William Fox(Edit): Studies in Church History, Vol. 1 1996, S. 22.
11 J. Stanley, Friesen: Missionary Responses to tribal religions at Edinburgh, 1910, in: William Fox(Edit): Studies in Church History, Vol. 1 1996, S. 23.
12 Vgl. Friesen: Tribal religions, S. 26.
13 Vgl. Friesen: Tribal religions, S. 24 - 25.
14 Vgl. Wilhelm Dilger: Die Weltmissionskonferenz zu Edinburgh - ein Gesamtüberblick 1910, S. 1.
15 Stanley: World missionary conference, S. 84.
16 Vgl. Dilger: Weltmissionskonferenz, S. 2.
17 Vgl. Friesen: Tribal religion, S. 21 - 23.
18 Vgl. Günther: Von Edinburgh nach Mexico City, S. 12.
19 Vgl. Günther: Von Edinburgh nach Mexico City, S. 12f.
20 Dilger: Weltmissionskonferenz, S. 4.
21 Stanley: World missionary conference, S. 167.
22 Vgl. Kenneth R., Ross: Edinburgh 2010. Springboard for Mission, Pasadena, CA 2009, S. 11 & Dilger: Weltmissionskonferenz, S. 10.
23 Dilger: Weltmissionskonferenz, S. 10.
24 Wolrd Missionary Conference: Report of Commission V. S. 199.
25 Dilger: Weltmissionskonferenz, S. 8.
26 World Missionary Conference, Report of Commission IV.
27 Vgl. Geo. Heber, Jones: The Edinburgh Conference and the Missionary Message in Its Relation to NonChristian Religions, in: The Journal of Race Development, Vol. 1 1910, S. 147 - 155, S. 148.
28 Vgl. Stanley: World missionary conference, S. 209.
29 Mrs. Ethel Romanes war neben Wilhelm Dilger und Padfield zum Sub-Komitee des Hinduismus zugeteilt worden, obwohl sie weder ein besonders tiefes Wissen über die indischen Religionen noch die Gegend hatte. Zudem war sie nie in Indien und hatte auch keine besondere Verbindung zum Hinduismus. Mrs. Ethel Romanes war eine bekannte angelsächsische Katholikin und die Frau des bekannten Physiologen G. J. Romanes. Siehe hierfür: Stanley: World missionary conference, S. 211.
30 Vgl. Stanley: World Missionary Conference, S. 208.
31 Vgl. Jones: The Edinburgh Conference, S. 147.
32 Vgl. Stanley: World Missionary Conference, S. 208.