In der Schule gibt es für Lernende in jedem Schuljahr einen Stundenplan, der eine Übersicht über die zu erlernenden Fächer gibt. Ab der dritten Klasse wird in den Bundesländern Berlin und Brandenburg auch schon die erste Fremdsprache eingeführt, welche meist Englisch ist.
In dieser Arbeit soll ein Überblick über die direkte Korrektur von Fehlern im mündlichen Fremdsprachunterricht geschaffen werden. Dafür wird zunächst kurz erläutert, weshalb die Mündlichkeit im Fremdsprachunterricht überhaupt von Bedeutung ist. Nach einer Einführung in die Fehlerunterscheidung werden mögliche Korrekturstrategien der direkten Fehlerkorrektur betrachtet und auf ihre Lernförderlichkeit untersucht. Wie kann eine Lehrkraft die Fremdsprachenlernenden durch Korrektur zu korrekter Sprache hinführen? Wie kann dieses Feedback aussehen, um eine lernförderliche Rolle zu übernehmen? Diese Fragen werden in dieser Arbeit betrachtet und untersucht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Mündliche Fremdsprachenbewertung
3. Die Rolle von Fehlern
4. Lernförderlichkeit
5. Direkte Korrekturstrategien
5.1 explicit error correction
5.2 recast
5.3 Handicap-Signal
5.4 Reparatur
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der Schule gibt es für Lernende in jedem Schuljahr einen Stundenplan, der eine Übersicht über die zu erlernenden Fächer gibt. Ab der dritten Klasse wird in den Bundesländern Berlin und Brandenburg auch schon die erste Fremdsprache eingeführt, welche meist Englisch ist.
Die Kompetenz aufzubauen, eine Fremdsprache zu beherrschen, ist heutzutage notwendig für das Leben nach der Schule. Das Erlernen einer Sprache unterscheidet sich wesentlich vom Erlernen beispielsweise mathematischer Formeln. Weskamp äußert sich in „Bildungsstandards lernorientiert umsetzen“ dazu und hebt den beschriebenen Unterschied hervor: „Die Schüler verwenden und erlernen die Sprache simultan (learning by doing).“ (260).
Das Erlernen und auch das Lehren von Fremdsprachen bringt also ein hohes Maß an Praxis ins Unterrichtsgeschehen, was sowohl Vorteile, als auch Schwierigkeiten für Lernende und Lehrkräfte mit sich bringt.
In dieser Arbeit soll ein Überblick über die direkte Korrektur von Fehlern im mündlichen Fremdsprachunterricht geschaffen werden. Dafür wird zunächst kurz erläutert, weshalb die Mündlichkeit im Fremdsprachunterricht überhaupt von Bedeutung ist. Nach einer Einführung in die Fehlerunterscheidung werden mögliche Korrekturstrategien der direkten Fehlerkorrektur betrachtet und auf ihre Lernförderlichkeit untersucht.
Wie kann eine Lehrkraft die Fremdsprachenlernenden durch Korrektur zu korrekter Sprache hinführen?
Wie kann dieses Feedback aussehen, um eine lernförderliche Rolle zu übernehmen?
Diese Fragen werden in dieser Arbeit betrachtet und untersucht.
2. Mündliche Fremdsprachenbewertung
Das Korrigieren ist eine Aufgabe, welche im Denken breiter Bevölkerungsschichten vor allem den Lehrkräften im Fremdsprachunterricht zugeschrieben wird. Unter dem Korrigieren versteht man sowohl die Verbesserung, als auch die Bewertung von Aussagen und Produktionen der Lernenden im Unterrichtsgeschehen.
Bredel formuliert in „Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht“ weitere kommunikative Aufgaben von Lehrpersonen:
1. Sicherstellen der Vollständigkeit der Zuordnungen
2. Bewerten von Schülerantworten
3. Vergabe des Rederechts
4. Festlegen von Diskursgrenzen
5. Sichern des Verstehens
6. Verknüpfen und Koordinieren abgelieferter Wissensbestände (62)
Durch diese Auflistung wird die Tätigkeit der Lehrkräfte im Fremdsprachunterricht dargestellt. Zusammenfassend besteht die Aufgabe der Lehrkräfte in der Koordination des besprochenen Themas, seiner Ausweitung, seines Verstandenwerdens, aber auch der Koordination der Einbringung und der Bewertung von Aussagen der Lernenden.
Im Fremdsprachenunterricht ist diese Bewertung sehr flexibel, subjektiv und somit auch variabel. Das Erlernen einer Fremdsprache beinhaltet das Aneignen des Sprachsystems und seiner grammatischen Regeln, aber gleichzeitig auch die Fähigkeit, zu kommunizieren. Somit sind neben der Schriftlichkeit besonders die Mündlichkeit und ihre Bewertung von großer Bedeutung für den Fremdspracherwerb.
Das ist ein Grund dafür, dass im Fremdsprachunterricht der Fokus oftmals auf dem Erwerb der Sprachkompetenz liegt. Für Lernende ist dies von großem Vorteil, da sie durch tägliche unterrichtliche Praxis ihre Fähigkeiten stets verbessern und auch vergleichen können.
„Das sprachliche Handeln der Schüler wird auf zwei Bereiche bezogen: die Schulsituation selbst und die außer- bzw. nachschulische Lebenswelt.“ (Bach, Timm 13). Bach und Timm formulieren diese Aussage, welche nochmal die Wichtigkeit der realitätsbezogenen, und somit sprachpraktisch orientierten Unterrichtsgestaltung unterstreicht.
Doch gerade diese Vorteile für die Lernenden beinhalten auch Schwierigkeiten für die Lehrkräfte. Die Bewertung mündlicher Leistungen erscheint deutlich anspruchsvoller und unkonkreter als die Bewertung von schriftlichen Leistungen. Hierbei gilt es nämlich nicht, nachweislich dokumentierte Ergebnisse, auf die man über einen längeren Zeitraum Zugriff hat, zu bewerten, sondern im Geschehen des Sprechens und der Kommunikation auf Fehler zu achten und dafür eine Bewertung vorzunehmen und zu formulieren.
Die Aufgabe der Lehrkräfte liegt besonders in der Herausforderung, stets aufmerksam zu sein und möglichst jeden sprachlichen Kontakt im Klassenzimmer zu beobachten und zu evaluieren. Sprechakte finden nahezu kontinuierlich statt, in der Arbeit liegt der Fokus aber auf angeleiteten Sprechsequenzen im Plenum, der Partner- oder Gruppenarbeit.
3. Die Rolle von Fehlern
Fehler gelten als wichtige Lernbegleiter und sind aufschlussgebend über den Lernstand von Sprachlernenden. Das Ziel eines jeden Fremdsprachenlernenden ist es, sich bestenfalls fehlerfrei und akkurat sprachlich artikulieren zu können.
Fehler werden unterschiedlich kategorisiert. So unterscheiden Didaktiker zwischen errors und mistakes. Unter einem sprachlichen error versteht man nach Barbara Hinger einen systematischen Fehler im Sprachgebrauch, welcher auch als Kompetenzfehler bezeichnet wird. Bei dieser Art von Fehler sind die Lernenden nicht in der Lage, den Fehler bewusst wahrzunehmen und zu korrigieren. Der error befindet sich in einem verfestigten gedanklichen System und ist dort eingegliedert. Mistakes hingegen sind nichtsystematische Fehler, auch Performanzfehler genannt. Diese können von den Lernenden bewusst wahrgenommen werden (35). Somit ist es in der Gewichtung der Schwere der Fehler wichtig, dass der Fokus auf der Korrektur von errors liegt, welche als mental gefestigte Fehler einzustufen sind. Mistakes treten selten mehrfach auf und sind somit bedingt durch Faktoren wie Anspannung oder Unkonzentriertheit des Sprechers.
Um Lernende auf ihrem Weg zur nahezu fehlerfreien Kommunikation zu unterstützen, ist es die Aufgabe der Lehrkraft, die Lernenden zur sprachlichen Korrektheit zu erziehen. Dafür spielt das fehlerbewusste Lernen nach Timm (Lernorientierter Fremdsprachenunterricht 58) eine tragende Rolle, da Lernende durch dieses Bewusstsein und durch das Aufmerksammachen auf ihre Fehler lernen, den eigenen Sprachprozess zu reflektieren. Timm untermalt diese These mit der Aussage, dass fremdsprachliche Konzepte generell nicht direkt vermittelt werden können. Das, was ausschlaggebend ist, um sich eine Fremdsprache anzueignen, ist die individuelle Konzeption der Lernenden (50).
4. Lernförderlichkeit
In dieser Arbeit werden Korrekturstrategien auf ihre Lernförderlichkeit überprüft. Dafür ist es notwendig, dieses Phänomen vorab einzugrenzen und zu definieren. Im Folgenden wird die Lernförderlichkeit auf das theoretische Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung reduziert. Diese Selbstwirksamkeit beschreiben Schwarzer und Jerusalem in „Das Konzept der Selbstwirksamkeit“ (2002) anhand der sozial-kognitiven Theorie von Bandura. „Danach werden kognitive, motivationale, emotionale und aktionale Prozesse durch subjektive Überzeugungen gesteuert, vor allem durch Handlungs-Ergebnis-Erwartungen bzw.
Konsequenzerwartungen [...] und Selbstwirksamkeitserwartungen bzw.
Kompetenzüberzeugungen [...].“ (35).
Wie oben beschrieben, spielt die Eigeninitiative der Lernenden im Fremdsprachenlernprozess eine wichtige Rolle. Um diese zu bestärken und somit ein hohes Maß an Lernförderlichkeit für den Sprachlernprozess garantieren zu können, müssen die Lehrkräfte im Geben des Feedbacks berücksichtigen, die eben beschriebenen Erwartungen positiv zu bestärken. Somit ist vor allem die motivierende Korrektur notwendig, um die Selbstwirksamkeit der Lernenden und folglich die Lernförderlichkeit der Korrekturstrategie zu verbessern.
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