In dieser Facharbeit wird sich mit dem Thema Intersexualität auseinandergesetzt. Die Arbeit möchte aufzeigen, inwiefern die Gesellschaft einen Einfluss auf das Leben bzw. die Lebensqualität eines intersexuellen Menschen hat.
Intersexualität ist ein Begriff, von dem viele Menschen oft noch nie etwas gehört oder erzählt bekommen haben. Er gehört leider zu den unbekannteren Begriffen des großen Themas Gender. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gilt das Thema als ein Tabuthema, über das niemand offen und frei sprechen möchte und womöglich auch nicht kann, ohne eventuelle Kritik zu erhalten. Als intersexuell werden diejenigen Menschen bezeichnet, die sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. Bei der Geburt eines intersexuellen
Säuglings können ihm also weibliche, aber auch männliche Körperstrukturen nachgewiesen werden, wodurch eine "richtige" Zuordnung der zwei von der Gesellschaft anerkannten Geschlechter (männlich oder weiblich), eine
Herausforderung darstellen kann.
Diese Facharbeit beschäftigt sich zum einen mit den medizinischen Eingriffen und Prozessen, die an einem intersexuellen Menschen vorgenommen werden und zum anderen mit den daraus resultierenden bleibenden psychischen Schäden, die der Betroffene mit sich trägt. Sie möchte aufzeigen, dass unsere Gesellschaft einen großen Teil dazu beiträgt, wie es einem intersexuellen Menschen geht und wie sich sein Leben auf Grund unserer
Gesellschaft beeinflussen lässt.
Außerdem möchte sie einen Einblick in das Leben eines Intersexuellen gewähren und gleichzeitig aufzeigen, wie schwierig und unzumutbar dieser Lebensweg sein kann, wenn man keine Unterstützung anderer erhält, eventuellen
Vorurteilen aufgrund fehlenden Wissens über das Thema Intersexualität ausgeliefert ist und ohne jegliche Hilfe und Ansprechpartner diesen Lebensweg alleine bewältigen muss. Anschließend möchte sie darauf eingehen, welche Rollen und Positionen die Eltern der Betroffenen einnehmen, inwiefern sich ihr Leben auf Grund ihres intersexuellen Kindes geändert hat und wie sie selbst mit dem noch oft negativ dargestellten Thema in der Gesellschaft umgehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Was ist Intersexualität?
2.2 Biologische und medizinische Aspekte
2.2.1 Ursachen
2.2.2 Diagnose
2.2.3 Geschlechterbestimmung bei der Geburt
2.2.4 Medizinische Eingriffe und Behandlungen – Hamburger Studie
2.2.5 Seelische und psychische Folgen – Margarethe Frances Maria
2.3 Psychosoziale Aspekte
2.3.1 Die psychosozialen Erfahrungen einer Betroffenen
2.3.2 Psychologische Behandlungsverfahren
2.4 Gesellschaftliche Integration
2.4.1 Situation der Eltern von intersexuellen Kindern – Erfahrungsberichte
2.4.2 Der Umgang in der Politik
3. Schluss
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In meiner Facharbeit setze ich mich mit dem Thema: „Intersexualität“ auseinander.
Ich möchte aufzeigen, inwiefern die Gesellschaft einen Einfluss auf das Leben bzw. die Lebensqualität eines intersexuellen Menschen hat.
Intersexualität ist ein Begriff, von dem viele Menschen oft noch nie etwas gehört oder erzählt bekommen haben. Er gehört leider zu den unbekannteren Begriffen des großen Themas: „Gender“.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gilt das Thema „Intersexualität“ als ein Tabuthema, über das niemand offen und frei sprechen möchte und womöglich auch nicht kann, ohne eventuelle Kritik zu erhalten.
Als intersexuell werden diejenigen Menschen bezeichnet, die sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. Bei der Geburt eines intersexuellen Säuglings können ihm also weibliche, aber auch männliche Körperstrukturen nachgewiesen werden, wodurch eine „richtige“ Zuordnung der zwei von der Gesellschaft anerkannten Geschlechter (männlich oder weiblich), eine Herausforderung darstellen kann.
In meiner Facharbeit beschäftige ich mich zum einen mit den medizinischen Eingriffen und Prozessen, die an einem intersexuellen Menschen vorgenommen werden und zum anderen mit den daraus resultierenden bleibenden psychischen Schäden, die der Betroffene mit sich trägt.
Ich möchte aufzeigen, dass unsere Gesellschaft einen großen Teil dazu beiträgt, wie es einem intersexuellen Menschen geht und wie sich sein Leben auf Grund unserer Gesellschaft beeinflussen lässt.
Außerdem möchte ich Ihnen einen Einblick in das Leben eines Intersexuellen gewähren und gleichzeitig aufzeigen, wie schwierig und unzumutbar dieser Lebensweg sein kann, wenn man keine Unterstützung anderer erhält, eventuellen Vorurteilen aufgrund fehlenden Wissens über das Thema „Intersexualität“ ausgeliefert ist und ohne jegliche Hilfe und Ansprechpartner diesen Lebensweg alleine bewältigen muss. Anschließend möchte ich darauf eingehen, welche Rollen und Positionen die Eltern der Betroffenen einnehmen, inwiefern sich ihr Leben auf Grund ihres intersexuellen Kindes geändert hat und wie sie selbst mit dem noch oft negativ dargestellten Thema in der Gesellschaft umgehen.
Mit Hilfe meiner Ausarbeitung versuche ich möglichst vielen Menschen die Augen zu öffnen und zu zeigen, dass es wichtig ist, sich mit dieser Thematik intensiv auseinanderzusetzen, um den betroffenen Menschen dazu zu verhelfen, ein sorgenfreies und erfülltes Leben zu führen.
Mein Ziel ist es, die Menschen davon zu überzeugen, dass es ein natürlicher Vorgang des Lebens ist, wenn man mit keinem bestimmten Geschlecht zur Welt kommt und dass man einen intersexuellen Menschen durch seine Vorurteile psychisch sehr stark verletzen kann.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch, wenn es um die Geschlechterverteilung geht.
2. Hauptteil
2.1 Was ist Intersexualität?
Der Begriff: „Intersexualität“ bedeutet so viel wie „dazwischen“. Er beschreibt sozusagen weder das männliche noch das weibliche Geschlecht, sondern vielmehr das Geschlecht zwischen diesen beiden Geschlechtern.
„Intersexualität bezeichnet biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsdifferenzierung“.
Säuglinge denen bei der Geburt jeweils männliche, aber auch weibliche Geschlechtsmerkmale „hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform“ zugeordnet werden können, gelten als intersexuell.1
Man bezeichnete die Zweigeschlechtlichkeit erstmals als „Hermaphroditismus/ Pseudohermaphroditismus“ oder „Intersexualität“. Im dem Jahre 2005 wurde nach einer Konsensuskonferenz in Chicago der Oberbegriff: „Disorders of sex development (DSD)“ eingeführt. Jedoch erhielt diese Bezeichnung sehr viel Kritik, da einige der betroffenen Menschen sich nicht als Personen mit einer Störung (disorders = Störung) betiteln lassen wollten. Sie selbst sahen sich nicht als “erkrankt“ an und wollten demnach nicht dem Begriff „disorders“ unterliegen.
Heute verwendet man in der Medizin statt dem Begriff: „Störung“ den Begriff: „Variante“, um zu vermeiden jemanden zu diskriminieren.2
Viele von Ihnen kennen die Zweigeschlechtlichkeit eventuell auch unter der Bezeichnung: „Zwitter“. Der Begriff „Zwitter“ bezeichnet ebenfalls das „dritte Geschlecht“ und wird häufig von unserer Gesellschaft verwendet, wenn es um die Thematik „Intersexualität“ geht.
2.2 Biologische und medizinische Aspekte
2.2.1 Ursachen
„Störungen der Geschlechtsentwicklung liegen definitionsgemäß dann vor, wenn chromosomales, gonadales oder phänotypisches Geschlecht nicht übereinstimmt“3
Es kann durchaus verschiedene Gründe geben, warum ein Mensch intersexuell ist und mit einem nicht eindeutigen männlichen oder einem nicht eindeutigen weiblichen Geschlecht auf die Welt kommt.
Zu den häufigsten Gründen zählen das Androgenresistenz-Syndrom (AIS), das Adrenogenital-Syndrom (AGS), sowie die Gonadendysgenesie.
Bei dem als Erstes aufgezählten Syndrom, dem sogenannten Androgenresistenz-Syndrom (AIS), können sich in dem Körper nur ausschließlich weibliche Hormone frei entwickeln und ihre Wirkungsweise entfalten. Gegen die männlichen Hormone ist der Körper in diesem Fall „entweder teilweise oder ganz unempfindlich“, weshalb diese Hormone ihre Wirkung nicht frei entfalten können.4
Es kann passieren, dass sich bei den „genetisch männlichen Individuen“, „trotz Vorliegen eines männlichen Genotyps (XY)“, ein verkleinerter Penis oder sogar eine Vagina entwickelt.5
Andersherum ist es bei dem Adrenogenital-Syndrom, abgekürzt AGS. Der Körper produziert im Gegensatz zum AIS, vermehrt männliche Hormone, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich bei einem „genetisch weiblichen Individuum“ statt einer Vagina, ein Penis entwickelt.
Der letzte und zugleich der häufigste Grund für eine Intersexualität ist, wie oben schon genannt, die Gonadendysgenesie. In diesem Fall unterliegt der Gonadendysgenesie entweder „eine Störung in der Anzahl der Geschlechtschromosomen zugrunde oder […] eine Kombination von XX- und XY-Chromosomen in verschiedenen Zellen des Körpers“.6
2.2.2 Diagnose
Wird eine mögliche Intersexualität eines Kindes festgestellt, so wird zuerst eine sogenannte Chromosomenanalyse durchgeführt. Das bedeutet, es wird eine Analyse des Erbguts unternommen. Diese Chromosomenanalyse gilt als Basisdiagnostik, sofern der Verdacht auf Intersexualität besteht.7
Die deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin entwickelte eine „Leitlinie für Varianten der Geschlechtsentwicklung“, um den Eltern und den Betroffenen helfend und unterstützend zur Seite zu stehen. Da Intersexualität noch nicht überall bekannt und somit auch noch nicht zu einem Thema des alltäglichen Lebens gehört, sind sich viele Eltern unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Außerdem stellt der Verdacht oder auch die Bestätigung zur Intersexualität, psychische, medizinische, aber auch soziale Hürden für den einen oder anderen dar.
Die Leitlinie wurde zusammen mit Eltern entwickelt, die selbst ein intersexuelles Kind auf die Welt gebracht haben und sich somit bereits mit der Thematik auseinandergesetzt und befasst haben. Sie gibt „Empfehlungen zur Diagnose und zum weiteren Vorgehen bei Kindern, die nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können.“
Die wichtigsten Empfehlungen der Leitlinie:
- nach Geburt eines Kindes, welches keinem Geschlecht eindeutig zugeordnet werden kann, sollen alle Beteiligten an spezialisierte Psychologen und Mediziner überwiesen werden
- Operationen sollen erst durchgeführt werden, wenn das Kind alt genug ist, um selber darüber zu entscheiden
- nicht-invasive Verfahren zur Diagnose
- keine Beschädigung der Keimdrüsen
Es gibt mehrere Diagnoseverfahren, sofern der Verdacht auf Intersexualität besteht. Beginnend bei der Ultraschalluntersuchung, die als Basisuntersuchung gilt, bis hin zur Chromosomenanalyse, die zum einen „einen Gendefekt als Auslöser aufzeigen“ kann und zum anderen Auskunft über das „chromosomal vorliegende[n] Geschlecht[s]“ geben kann.8
2.2.3 Geschlechterbestimmung bei der Geburt
Kommt ein Kind mit zwei Geschlechtern auf die Welt, sind viele Eltern (verständlicherweise) erst einmal schockiert und wissen nicht so Recht damit umzugehen. Sie wollen ihrem Kind eines der beiden Geschlechter, männlich oder weiblich, zuordnen. Jedoch vergessen sie dabei, welche Konsequenzen eine solche Entscheidung mit sich bringen kann. Viele Eltern fühlen sich dazu gedrängt, schnellstmöglich zu entscheiden, ob es sich bei ihrem Kind um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Kommt also ein Kind auf die Welt, welches keinem eindeutigen Geschlecht zugeordnet werden kann, treffen die Eltern oft schnelle Entscheidungen und weisen ihrem Kind eines der beiden Geschlechter zu. Vielleicht haben sie sogar richtig entschieden und das Kind fühlt sich wohl in seiner Haut, vielleicht war es aber auch die falsche Entscheidung und das Kind wird einem langen und schweren Lebensweg ausgeliefert, da es sich dem Geschlecht nicht zugeordnet fühlt, welches für es „ausgewählt“ wurde.Das Wohl des Kindes sollte demnach bei dieser Entscheidung an erster Stelle stehen.
[...]
1 (Vgl.) Charlotte Wunn: ,,Intersexualität, was ist das?“, Online im WWW unter URL: https://www.im-ev.de/intersexualitaet/ (03. Juni 2020)
2 (Vgl.) https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174-001l_S2k_Geschlechtsentwicklung-Varianten_2016-08_01.pdf, Seite 5, (03. Juni 2020)
3 (Vgl.) Dr. med Köhler, Birgit aus korasion Nr. 1: ,,Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD)“ (Februar 2010), Online im WWW unter URL: https://www.kindergynaekologie.de/fachwissen/korasion/2010/stoerungen-der-geschlechtsentwicklung-dsd/ (03.Juni 2020)
4 (Vgl.) Stallmach, Lena in ,,Neue Zürcher Zeitung“: ,,Die biologischen Ursachen der Intersexualität“ (13.Juli 2008), Online im WWW unter URL: https://www.nzz.ch/die_biologischen_ursachen_der_intersexualitaet-1.782937 (03.Juni 2020)
5 (Vgl.) AMBOSS – Fachwissen für Mediziner im ärztlichen Alltag und Studium:,,Androgenresistenz“ (Juli 2020), Online im WWW unter URL: https://www.amboss.com/de/wissen/Androgenresistenz (03.Juni 2020)
6 (Vgl.) Stallmach, Lena in ,,Neue Zürcher Zeitung“ ,,Die biologischen Ursachen der Intersexualität“ (13.Juli 2008), Online im WWW unter URL: https://www.nzz.ch/die_biologischen_ursachen_der_intersexualitaet-1.782937 (03.Juni 2020)
7 (Vgl.) Mag. Astrid Leitner: ,,Intersexualität (Zwischengeschlechtlichkeit)“ (04.07.2017), Online im WWW unter URL: https://www.netdoktor.at/sex/intersexualitaet-6926758 (03. Juni 2020)
8 (Vgl.) Maxi Christina Gohlke: ,,Intersexuell – das dritte Geschlecht zwischen Mann und Frau“ (21. Januar 2019), Online im WWW unter URL: https://www.lifeline.de/leben-und-familie/schwangerschaft-und-geburt/intersexualitaet-id79772.html (03.uni 2020)