In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und technischer Ebene zahlreiche Veränderungen auf, wodurch sich der Alltag der Menschen in Europa drastisch änderte. Als Ursache für diese Veränderungen gilt die Märzrevolution im Jahre 1848, welche eine Demokratisierung der politischen Herrschaftssysteme, die Gründung von Nationalstaaten als auch die Neuordnung der Sozialverfassungen gefordert hatte. Durch das Scheitern der Märzrevolution blieb das von der Bevölkerung erhoffte politische Mitspracherecht jedoch aus.
Zudem veränderte die fortschreitende Industrialisierung den Arbeitsmarkt. Die Innovationen in Wissenschaft und Technik führten schließlich dazu, dass die zuvor von den Menschen verrichtete Arbeit durch Maschinen ersetzt wurde, was eine Massenarmut zur Folge hatte. Daraufhin strömten die Arbeitslosen in die Städte, wo ebenfalls ein erheblicher Mangel an Arbeitsangeboten herrschte. Als Resultat bildeten sich massive soziale Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten, hauptsächlich zwischen wohlhabenden und armen Bürgern aus. Im Gegensatz dazu brachte der industrielle Aufschwung aber auch positive Aspekte wie etwa den Bau von Kanälen, Straßen und Eisenbahnen mit sich. Auch die Bedeutung der Banken, Versicherungs- und Nachrichtenwesen wurde zunehmend größer. Im Zuge der politischen Stagnation einerseits und den wirtschaftlichen Errungenschaften andererseits hatte das Bürgertum gewisse Orientierungsprobleme und die Rolle des einzelnen Menschen musste neu definiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Conrad Ferdinand Meyer
3. Möwenflug
4. Didaktische Analyse
5. Methodische Analyse
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und technischer Ebene zahlreiche Veränderungen auf, wodurch sich der Alltag der Menschen in Europa drastisch änderte. Als Ursache für diese Veränderungen gilt die Märzrevolution im Jahre 1848, welche eine Demokratisierung der politischen Herrschaftssysteme, die Gründung von Nationalstaaten als auch die Neuordnung der Sozialverfassungen gefordert hatte. Durch das Scheitern der Märzrevolution blieb das von der Bevölkerung erhoffte politische Mitspracherecht jedoch aus. Zudem veränderte die fortschreitende Industrialisierung den Arbeitsmarkt. Die Innovationen in Wissenschaft und Technik führten schließlich dazu, dass die zuvor von den Menschen verrichtete Arbeit durch Maschinen ersetzt wurde, was eine Massenarmut zur Folge hatte. Daraufhin strömten die Arbeitslosen in die Städte, wo ebenfalls ein erheblicher Mangel an Arbeitsangeboten herrschte. Als Resultat bildeten sich massive soziale Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten, hauptsächlich zwischen wohlhabenden und armen Bürgern aus (vgl. https://www.inhaltsangabe.de/wissen/literaturepochen/++realismus/). Im Gegensatz dazu brachte der industrielle Aufschwung aber auch positive Aspekte wie etwa den Bau von Kanälen, Straßen und Eisenbahnen mit sich. Auch die Bedeutung der Banken, Versicherungs- und Nachrichtenwesen wurde zunehmend größer. Im Zuge der politischen Stagnation einerseits und den wirtschaftlichen Errungenschaften andererseits hatte das Bürgertum gewisse Orientierungsprobleme und die Rolle des einzelnen Menschen musste neu definiert werden. Durch neue wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse wurden das christliche Weltbild sowie die traditionellen Werte erstmalig infrage gestellt. Ebenso waren die Menschen von der Ständegesellschaft nicht mehr überzeugt und das Bedürfnis einer sachlich-nüchternen Betrachtungsweise der Gegenwart wuchs stetig. Vor diesem historischen Hintergrund entstand die von 1848 bis 1890 andauernde Literaturepoche des Realismus, welche durch die Hinwendung zur Wirklichkeit geprägt war. Ziel des Realismus war es, die Wirklichkeit weitestgehend objektiv zu beobachten und abzubilden. Er setzt sich bewusst nicht mit den politischen und gesellschaftlichen Hintergründen auseinander, sondern stellt primär das Leben als auch die Lebensumstände bürgerlicher Menschen objektiv dar. (vgl. https://www.pohlw.de/literatur/epochen/realismus/).
In dieser Seminararbeit geht es um das Gedicht Möwenflug von Conrad Ferdinand Meyer, in welchem sich die oben genannten Merkmale beobachten und deuten lassen. Angefangen mit einem Einblick in das Leben des berühmten deutschsprachigen Schweizer Dichters des 19. Jahrhunderts folgt eine Interpretation bezüglich seines oben genannten Gedichtes.
2. Conrad Ferdinand Meyer
Am 11. Oktober 1825 wuchs der berühmte Schweizer Schriftsteller Conrad Ferdinand Meyer als erstes Kind und einziger Sohn von Ferdinand Meyer (geb. am 7. März 1799) und Elisabeth Meyer-Ulrich (geb. am 10. Juni 1802) in dem Ort namens Stampfenbach in Zürich auf. Dort lebte die konservative Familie in einem wohlhabenden bürgerlichen Elternhaus, was sie zur Oberschicht in Zürich zählen ließ. Dieses ist wohl seinem Vater geschuldet, der bis zum Jahre 1832 dem Regierungsrat angehörte. Aufgrund der immer mehr Einfluss gewinnenden Liberal-Radikalen als Folge der Pariser Revolution 1830 tritt Ferdinand Meyer jedoch aus dem Rat aus und wurde Geschichts- und Geographielehrer an der Kantonschule. Am 19. März 1831 kam seine Schwester, welche mit demselben Vornamen wie der der Mutter benannt wurde, zur Welt. Conrad Meyer und seine Frau Elisabeth Meyer zogen ihre beiden Kinder streng protestantisch auf. Mit zwölf Jahren tritt Ferdinand einem Gymnasium bei. Bereits drei Jahre später aber verlor er seinen Vater und es begann eine schwierige Lebenszeit für die gesamte Familie, worunter auch der Schulbesuch am Gymnasium eine Unterbrechung erlitt. Während Conrad zu seinem Vater ein positives Verhältnis pflegte, war seine Beziehung zu seiner Mutter problematisch und wies viele Spannungen und Konflikte auf. Elisabeth konnte nur wenig Verständnis für erste dichterische Bemühungen ihres Sohnes aufbringen. Einen gewissen Ausgleich zu der schwierigen Beziehung zu seiner Mutter findet Meyer in seiner Schwester. 1843 beschäftigte sich Meyer bei dem Historiker und Theologen Louis Vulliemin mit der modernen revolutionären deutschsprachigen Lyrik, besonders aber mit der französischen und deutschen klassischen Literatur. Im darauffolgenden Jahr begann er ein Jurastudium, welches er doch nach kurzer Zeit wieder beendete. Nach einem Aufenthalt in der Nervenheilanstalt namens Préfargier in Neuenberg kehrte Conrad zurück zu Louis Vulliemin, ein Freund der Familie, welcher ihm dabei verhalf zum Sekretär der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz zu werden. Am 28. September 1856 nahm sich seine Mutter das Leben. In den darauffolgenden Jahren reiste Meyer nach München, Paris, Rom, Florenz und Siena und brachte 1864 sein erstes Gedichtsband – Zwanzig Balladen von einem Schweizer – raus. Darauf folgen mit der Zeit weitere Gedichte Meyers wie zum Beispiel Huttens letzten Tage oder Das Amulett. Mit neunundvierzig Jahren heiratet Conrad Ferdinand Meyer schließlich Luise Ziegler, der damals neununddreißigjährigen Tochter des ehemaligen Staatspräsidenten. Die Vermählung brachte Meyer erheblich an Ansehen und Vermögen, aus welchem Grund er ein Haus in Kilchberg kaufte. Nach vier Jahren Ehe bekam das Ehepaar ihre einzige Tochter Camilla. In den Jahren von 1879 bis 1890 brachte Meyer weitere zahlreiche Werke raus, bis er schlussendlich am 28. November 1898 nach bereits schwerer Erkrankung an einem Herzinfarkt in Kilchberg starb (vgl. Pelster 1998 S. 5 – 9).
3. Möwenflug
Das Gedicht Möwenflug geht auf den überaus bekannten Autor Conrad Ferdinand Meyer zurück. Meyer verfasste das Gedicht erstmalig im Jahre 1881. 1883 kam es zu der Veröffentlichung einer späteren Fassung um welche es sich in dieser Seminararbeit handeln wird. Die Entstehungszeit lässt eine Zuordnung zur Literaturepoche Realismus zu. Wie der Titel des Werkes dem Leser/der Leserin bereits zu erkennen gibt, werden darin sich über dem Meer vollziehende Möwenflüge thematisiert. Dabei ist die zentrale Frage, ob Realität und Schein klar zu unterscheiden sind oder ob die scheinbare Realität nur ein Trugbild ist, ausschlaggebend. Im Folgenden wird das Gedicht ins Detail gehend interpretiert. Während zu Beginn ausschließlich der formale Aufbau im Vordergrund steht, wird im weiteren Verlauf ausführlich auf den Inhalt eingegangen. Abschließend findet die sprachliche Gestaltung des Gedichtes Berücksichtigung innerhalb dieser Interpretation.
3.1 Formanalyse
Möwenflug setzt sich aus zwei ungleich langen Abschnitten zusammen, die sich in zwanzig Verse unterteilen. Während sich der erste Abschnitt aus zwölf Verse zusammensetzt, weist der zweite lediglich acht auf. Die Länge der Zeilen innerhalb des Gedichtes lassen sich als mittellang deuten.
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