„A state does not create culture, it just provides the necessary conditions for its
development“. Auf dieses Zitat von V. Kluchevsky beriefen sich auch Sergej
Basov und Andrei Zonin in einem Aufsatz über Kulturmanagement und
versuchten damit deutlich zu machen, welch eigentliches Potential und
Organisationsvermögen sich hinter dem Begriff „Kultur“ verbirgt.
Aber was versteht man unter „necessary conditions“? Wie sind diese aufgebaut
und inwiefern bestehen Verknüpfungen und Überschneidungen? Diese Arbeit
wird sich mit genau diesen Bedingungen, bezogen auf die Deutsche
Kulturaußenpolitik, beschäftigen. Dabei sind in einer Gesellschaft wie der
unseren, in der Technisierung und Bürokratisierung immer weiter Fratze?“, die teilweise ein durchaus kritisches Bild der Kulturaußenpolitik
vermitteln, war vor allem auch das Werk „Auswärtige Kulturpolitik von 1993 -
1996“ sehr hilfreich, da es primär durch Zahlenbelege und verschiedene Beiträge
zu den einzelnen Institutionen eine Vorstellung über die Dimension des weiten
Feldes der deutschen Kulturaußenpolitik zu vermitteln suchte. [...]
voranschreiten, die Institutionen nicht mehr wegzudenken, sie sind quasi die
„Knotenpunkte [die] Mensch und Gesellschaft, Handeln und Kultur
zusammen[halten].“ Deshalb sollen die wichtigsten Institutionen auf diesem
Gebiet hervorgehoben werden, wobei auch Arbeitsmethodik und
Zusammenhänge zwischen Bund und Ländern, Auswärtigem Amt und
Mittlerorganisationen dargestellt werden. Anhand des Goethe-Instituts und des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes wird im Folgenden diese
Arbeitsweise in einem konkreten Beispiel veranschaulicht. Wozu aber überhaupt
Kulturaußenpolitik? Welche Ziele verfolgt sie und in welche Richtung
entwickelt sie sich? Die Frage nach Motivationen und Leitthemen erfordert eine
differenzierte Antwort, da die Aspekte vielschichtig und aus verschiedensten
Perspektiven heraus begründet sind. Die Literaturlage kann hierbei als qualitativ gut gelten, da sich vor allem seit
Anfang der neunziger Jahre, durch die politische Verlagerung des Ost-West-
Gefälles jener Zeit hervorgerufen, neue Problematiken, aber auch neue
Perspektiven der Kulturorganisation in den Blickpunkt rückten. Neben den
Sammelbänden „Wozu deutsche auswärtige Kulturpolitik?“ und „Freund oder
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Struktur der auswärtigen Kulturpolitik
2.2 Richtlinien und Fragestellungen
2.3 Die Aufgaben der Mittlerorganisationen
2.4 Leitthemen auswärtiger Kulturpolitik
3. Schlußbetrachtung
4.Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„A state does not create culture, it just provides the necessary conditions for its development“.[1] Auf dieses Zitat von V. Kluchevsky beriefen sich auch Sergej Basov und Andrei Zonin in einem Aufsatz über Kulturmanagement und versuchten damit deutlich zu machen, welch eigentliches Potential und Organisationsvermögen sich hinter dem Begriff „Kultur“ verbirgt.
Aber was versteht man unter „necessary conditions“? Wie sind diese aufgebaut und inwiefern bestehen Verknüpfungen und Überschneidungen? Diese Arbeit wird sich mit genau diesen Bedingungen, bezogen auf die Deutsche Kulturaußenpolitik, beschäftigen. Dabei sind in einer Gesellschaft wie der unseren, in der Technisierung und Bürokratisierung immer weiter voranschreiten, die Institutionen nicht mehr wegzudenken, sie sind quasi die „Knotenpunkte [die] Mensch und Gesellschaft, Handeln und Kultur zusammen[halten].“[2] Deshalb sollen die wichtigsten Institutionen auf diesem Gebiet hervorgehoben werden, wobei auch Arbeitsmethodik und Zusammenhänge zwischen Bund und Ländern, Auswärtigem Amt und Mittlerorganisationen dargestellt werden. Anhand des Goethe-Instituts und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes wird im Folgenden diese Arbeitsweise in einem konkreten Beispiel veranschaulicht. Wozu aber überhaupt Kulturaußenpolitik? Welche Ziele verfolgt sie und in welche Richtung entwickelt sie sich? Die Frage nach Motivationen und Leitthemen erfordert eine differenzierte Antwort, da die Aspekte vielschichtig und aus verschiedensten Perspektiven heraus begründet sind.
Die Literaturlage kann hierbei als qualitativ gut gelten, da sich vor allem seit Anfang der neunziger Jahre, durch die politische Verlagerung des Ost-West-Gefälles jener Zeit hervorgerufen, neue Problematiken, aber auch neue Perspektiven der Kulturorganisation in den Blickpunkt rückten. Neben den Sammelbänden „Wozu deutsche auswärtige Kulturpolitik?“[3] und „Freund oder Fratze?“[4], die teilweise ein durchaus kritisches Bild der Kulturaußenpolitik vermitteln, war vor allem auch das Werk „Auswärtige Kulturpolitik von 1993 -1996“ sehr hilfreich, da es primär durch Zahlenbelege und verschiedene Beiträge zu den einzelnen Institutionen eine Vorstellung über die Dimension des weiten Feldes der deutschen Kulturaußenpolitik zu vermitteln suchte.[5] Da in diesem von der Abteilung für auswärtige Kulturpolitik herausgegebenen Werk aber naturgemäß ein eher positives Bild der Institutionen entworfen wurde, boten die beiden oben genannten Werke dazu ein gutes Gegengewicht und regten zur eigenen Meinungsbildung an. Die wichtigsten Ergebnisse der verschiedenen Ansichten und Auffassungen bezüglich der auswärtigen Kulturpolitik sollen nun auf den folgenden Seiten dargestellt werden, wobei der beschränkte Umfang der Arbeit eine angemessene und ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema nicht erlaubt.
2. Hauptteil
2.1 Struktur der auswärtigen Kulturpolitik
Der Begriff Kultur im eigentlichen Sinne stammt von dem lateinischen Wort colere, was soviel heißt wie das Feld bestellen, bebauen.[6] Im Ursprung bedeutet das etwas zu pflegen und zum wachsen zu bringen, wobei anschließend die Frucht dieser Bemühungen einer Gesellschaft vermittelt werden soll. Hier lagert der primäre kulturelle Verknüpfungspunkt, denn Kultur und Gesellschaft stehen sich nicht einfach nur gegenüber, sondern wirken symbiotisch aufeinander ein, wie das Beispiel der Eßkultur zeigt: primär dient diese dazu, den Hunger zu stillen, hat aber im Laufe der Kulturgeschichte der Menschheit auch die Befriedigung der Sinne zu vervollkommnen gesucht, wie Tischschmuck, Geschirr oder auch Tafelmusik beweisen. Was hat dies aber nun mit auswärtiger Kulturpolitik zu tun? Auch hierbei geht es um das Zusammenwirken verschiedener kultureller Aspekte, denn nicht nur Regierung und Parlament sind daran beteiligt, sondern es handelt sich vielmehr um eine Gemeinschaftsaufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte.[7]
Die Dachorganisation auf Bundesebene für deutsche Außenpolitik ist das Auswärtige Amt, welches dem Bundesaußenminister untersteht. Die diesem Amt untergeordnete Abteilung für Auswärtige Kulturpolitik ist nun direkt mit der Vermittlung der deutschen Kulturpolitik beauftragt, was in der Praxis auf internationaler Ebene über die Mittlerorganisationen wie Goethe-Institut oder dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geschieht. Auswärtige Kulturpolitik sollte also im Idealfall integrierte und gleichwertige Komponente der Außenpolitik sein, wobei sie die Aufgabe hat, bei Konfliktlösungen als „außenpolitisches“ Instrument zu dienen.[8] Dies kann durch Früherkennung möglicher Konflikte und vor allem auch durch Schaffung von Interesse und Respekt gegenüber anderer Kulturen geschehen. Schon Willy Brandt betonte 1967 die Bedeutsamkeit internationaler Kulturbeziehungen und deren Förderung, indem er von ihr als „dritter Säule“ der Außenpolitik, gleichwertig neben der Sicherheits- und Außenhandelspolitik, sprach.[9]
Auf Länderebene organisiert die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder beispielsweise Schüler- und Lehreraustausch oder auch Hochschulpartnerschaften. Die Konferenz wurde 1948 als Arbeitsgemeinschaft der Kultusminister gegründet und ist hauptsächlich für die kulturelle Zusammenarbeit von Bund und Ländern zuständig. Henning Voscherau betonte in seiner Rede zur dritten Jahrestagung der Deutschen Nationalstiftung im April 1996 in Weimar die überaus große Rolle der Länder, Gemeinden und Bürger in der Kulturaußenpolitik, da diese traditionell stark von Städtepartnerschaften, Fördervereinen oder Festwochen getragen werde. Die Stärke des föderativen Systems, so Voscherau, sei die Breite und das bunte und vielfältige Spektrum der deutschen Kulturarbeit.[10] Gerade die Länder waren es auch, die einen Bundeskulturminister im neuen Kabinett verhindern wollten. Um des „föderalen Friedens willen“ trägt der Staatsminister für Kultur Michael Naumann nun auch nicht den „sensiblen Titel“, übt aber gleichwohl alle Funktionen aus, die einer solchen Institution zugeschrieben sind.[11]
Im Zuge der Europäischen Union darf man jedoch den Aspekt einer gemeinsamen europäischen Kulturpolitik nicht außer Acht lassen. Im Vertrag von Maastricht 1991 wurde erstmals ein Kulturartikel in den EG-Vertrag aufgenommen, der die rechtliche Grundlage für kulturelle Zusammenarbeit schafft und diese darüber hinaus auch fördern soll. Beispiel einer solchen Förderung ist hier die Veranstaltungsreihe Kulturstadt Europas, welche im Jahr 1999 die Stadt Weimar ist.
[...]
[1] Zitiert nach Sergej Basov und Andrei Zonin: Information Base of the Cultural Management. In: Informationspolitik als Kulturpolitik/Information Policy as Cultural Policy. Beiträge einer internationalen Konferenz/ Proceedings of an International Conference Königswinter/Bonn 1992, hgg. von Heiner Schnelling, Monika Segbert und Karl A. Stroetmann, Berlin 1993, S.83.
[2] Wolfgang Lipp: Drama Kultur, Berlin 1994, S.375.
[3] Helmut Schmidt, Henning Voscherau, Wolf Lepenies, Ignatz Bubis: Wozu deutsche auswärtige Kulturpolitik?, Stuttgart 1996.
[4] Hilmar Hoffmann, Kurt-Jürgen Maaß (Hgg.): Freund oder Fratze?, Das Bild von Deutschland in der Welt und die Aufgaben der Kulturpolitik, Frankfurt am Main 1994.
[5] Abteilung für Auswärtige Kulturpolitik des Auswärtigen Amts (Hg.): Auswärtige Kulturpolitik 1993-1996, Offenbach am Main 1997.
[6] Wolfgang Lipp: Drama Kultur, S.264.
[7] Auswärtige Kulturpolitik 1993-1996, S. 6.
[8] Derselbe, S.7.
[9] Zitiert nach Hildegard Hamm-Brücher: Die gefährdete Dimension unserer Außenpolitik. In: Freund oder Fratze?, S. 20.
[10] Henning Voscherau u.a.: Wozu deutsche auswärtige Kulturpolitik?, S.15f.
[11] Mit dem Kabinettskollegen Joschka Fischer hat sich Naumann über einen weitgehenden Einfluß seines Staatsministeriums auf die auswärtige Kulturpolitik und besonders auch auf die Goethe-Institute geeinigt. Vgl.: Jörg Lau: Lauter kleine Projekte. Über die Erfindung eines Mini-Ministeriums für Kultur und eine Alternative zum Holocaust-Denkmal. In: Die Zeit Nr.44 (22. Oktober 1998), S. 60.