Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Philips-Kurve am Beispiel von Deutschland im Vergleich zur EU. Ziel der Arbeit ist die Beantwortung folgender Forschungsfrage: Ist die Phillips-Kurve noch aktuell?
Zur Beantwortung dieser Frage wird nach einer kurzen Betrachtung der theoretischen Grundlagen und Zusammenhänge eine empirische Untersuchung der Arbeitslosenquote und Inflationsrate für EU-Länder im Vergleich zu Deutschland durchgeführt, um Korrelationen herauszuarbeiten. Hierzu werden die Ergebnisse auch grafisch aufbereitet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Definition Phillips-Kurve
2.2 Erweiterungen der Theorie
2.3 Graphische Darstellung
2.4 Kritik an der Theorie
3 Methodik & Datengrundlage
3.1 Genutzte Datengrundlage
3.1.1 Datengrundlage Inflationsrate
3.1.2 Datengrundlage Arbeitslosenrate
3.2 Methodisches Vorgehen
4 Auswertung der Ergebnisse
4.1 Modifizierte Phillips-Kurve EU
4.2 Modifizierte Phillips-Kurve Deutschland
4.3 Modifizierte Phillips-Kurve West-Deutschland
5 Diskussion & kritische Würdigung
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Phillips-Kurve - ursprüngliches Modell
Abbildung 2: eigene Darstellung Inflationsrate EU&DE 2010-2020
Abbildung 3: Arbeitslosenrate EU und Deutschland zwischen 2010-2020
Abbildung 4: eigene Darstellung der modifizierten Phillips-Kurve für EU 2010-2020
Abbildung 5: Empirischer Verlauf der Inflation- und Arbeitslosenrate für EU
Abbildung 6: eigene Darstellung der modifizierten Phillips-Kurve für Deutschland
Abbildung 7: Empirischer Verlauf der Inflation- und Arbeitslosenrate für Deutschland
Abbildung 8: eigene Darstellung der modifizierten Phillips-Kurve West-Deutschland 1970-2000
Abbildung 9: Empirischer Verlauf der Inflation- und Arbeitslosenrate für West-Deutschland
1 Einleitung
1.1. Aktuelle Situation und Problematik
Kurven und Modelle haben einen großen Stellenwert in der Ökonomie, sie ermöglichen es komplexe Sachverhalte und Beziehungen abzubilden, um so Trends und Prognosen entwickeln zu können.1 Dabei verändern sich diese Theorien in der Volkswirtschaft häufig im laufe der Zeit, viele wurden weiterentwickelt und ergänzt, um veränderten Gegebenheiten und wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Auch die Phillips-Kurve wurde dabei in Fachkreisen häufig kontrovers diskutiert und stand in der Kritik nicht mehr zeitgemäß zu sein. Demgegenüber steht allerdings die große Bedeutung in der Makroökonomie. Sie bildet eine der wesentlichen Grundlagen in diesem Kontext und hat einen großen Stellenwert innerhalb der Geldpolitik. Hier dient die Phillips-Kurve der Erklärung von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, damit bildet sie eine der drei zentralen Säulen der Makroökonomie ab.2
1.2. Zielsetzung und Methodik
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich deswegen mit der Philips-Kurve am Beispiel von Deutschland im Vergleich zur EU. Ziel der Arbeit ist die Beantwortung folgender Forschungsfrage:
Ist die Phillips-Kurve noch aktuell?
Zur Beantwortung dieser Frage wird nach einer kurzen Betrachtung der theoretischen Grundlagen und Zusammenhänge eine empirische Untersuchung der Arbeitslosenquote und Inflationsrate für EU-Länder im Vergleich zu Deutschland durchgeführt, um Korrelationen herauszuarbeiten. Hierzu werden die Ergebnisse auch grafisch aufbereitet.
1.3. Aufbau der Arbeit
In Kapitel 2 werden zunächst die theoretischen Grundlagen für die weitere Arbeit geschaffen. Hier erfolgt eine Definition der Phillips-Kurve, es folgt eine Betrachtung der grafischen Darstellung vorhandener Erweiterungen und der Kritik an der Theorie. Kapitel 3 erläutert das methodische Vorgehen der Untersuchung sowie die gesetzten Ziele und gibt einen Überblick über die genutzte Datengrundlage. Der vierte Part dieser Arbeit widmet sich der Auswertung der Ergebnisse, hier soll vor allem auf die gefundenen negativen Zusammenhänge zwischen der Arbeitslosenquote und der Inflationsrate anhand der modifizierten Phillips-Kurve im Untersuchungszeitraum eingegangen werden. Diese Erkenntnisse werden in Kapitel 5 in einem Ausblick weiter ausgebaut, zudem beinhaltet das Kapitel die Diskussionen der Ergebnisse. Außerdem erfolgt ein Fazit und ein Ausblick auf weitere Handlungsfelder und mögliche Ansätze für eine tiefergehende Betrachtung.
2 Theoretische Grundlagen
Im folgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die weitere Betrachtung geschaffen. Es wird zunächst eine Definition der Phillips-Kurve betrachtet, anschließend erfolgt eine Erläuterung der grafischen Darstellung. Hierauf basierend werden vorhandene Erweiterungen der Theorie kurz umrissen. Abschließend wird auf die Kritik an der Phillips-Kurve eingegangen.
2.1 Definition Phillips-Kurve
Die ursprüngliche Phillips-Kurve auch originäre Phillips-Kurve genannt3, beschreibt den theoretischen Zusammenhang von der Inflationsrate und Arbeitslosenquote eines Landes.4 Das Model geht auf den britischen Volkswirtschaftler Alban William Phillips zurück, er analysierte 1958 die Relation zwischen Arbeitslosenquote und Geldlohnsteigerungen in Großbritannien für eine Dauer von ca. 100 Jahren. Er konnte einen statistischen Zusammenhang zwischen den jährlichen Nettolohnsteigerungen und der Arbeitslosenrate nachweisen. Seine Untersuchungen zeigten eine stabile negative und nicht-lineare Relation zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit5, d. h. Jahre mit hohen Lohnsteigerungen liefen mit geringen Arbeitslosenzahlen einher und umgekehrt. Diese Erkenntnisse liegen seiner Theorie zugrunde.6
2.2 Erweiterungen der Theorie
Im Laufe der Zeit wurde die ursprüngliche Theorie mehrfach modifiziert und weiterentwickelt. Grund hierfür war, dass die feste negative Beziehung zwischen Lohn- bzw. Preissteigerungsrate und Arbeitslosenquote aufgrund hoher Inflationsraten keine aussagekräftigen Ergebnisse mehr lieferten. Es haben sich zahlreiche Weiterentwicklungen etabliert, aufgrund des Umfangs der Arbeit können diese hier aber nur kurz aufgezählt und grob umrissen werden. Die späteren Nobelpreisträger Samuelson und Solow modifizierten das bisherige Modell sie entwickelten die Keynesianische Phillips-Kurve.7 Diese Kurve setzt stationäre Erwartungen der Wirtschaftssubjekte voraus. Auch hier wird von einem negativen, nicht-linearen Zusammenhang zwischen der Inflationsrate und der Arbeitslosenrate ausgegangen, jedoch ergänzt durch eine Wahlmöglichkeit zwischen einer geringen Arbeitslosenrate in Verbindung mit einer hohen Inflationsrate oder einer niedrigen Inflationsrate in Verbindung mit einer hohen Arbeitslosenrate.8 „Die Ökonomen ergänzten die Theorie also durch die von den Marktteilnehmern erwartete Inflationsrate, sie geht nun von einer festen gleich gerichteten Beziehung zwischen Nominallohn- und Preisniveauänderungen aus und veränderten die Theorie hin zu einem stabilen Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote“.9 Auch Friedman und Phelps entwickelten hier einen Ansatz die monetarische Phillips-Kurve, sie gingen allerdings nicht von einer stabilen Phillips-Kurve aus, sondern nahmen an, dass Wirtschaftssubjekte ihre Erwartungen aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit im Zeitablauf verändern. Dieser Ansatz war von zentraler Bedeutung in der Neoklassik.10 Darüber hinaus gibt es noch die neoklassische und die empirische Phillips Kurve.11
2.3 Graphische Darstellung
Nachfolgend soll nun auch die grafische Darstellung der Phillips-Kurve betrachtet werden. Dabei wird die ursprüngliche Theorie abgebildet. Hier wird die Inflationsrate im Verhältnis zur Arbeitslosenquote gesetzt, die Phillips-Kurve zeigt die natürliche Arbeitslosenquote im Schnittpunkt:
Abbildung 1:Phillips-Kurve - ursprüngliches Modell [12]
Das Schaubild zeigt denn „Trade-off“ zwischen der Inflationsrate und der Arbeitslosenrate. Ist die Inflationsrate hoch, so ist die Arbeitslosenrate gering. Verringert sich die Inflationsrate, so erhöht sich die Arbeitslosenrate.13
2.4 Kritik an der Theorie
In den vergangenen Jahren gab es aus Fachkreisen immer wieder Kritik an der Aktualität dieser Theorie. Hier wird bemängelt, dass die Kurve aufgrund von Veränderungen innerhalb der Arbeitswelt die wirklichen Gegebenheiten nicht mehr ausreichend abdecken kann. Der größte Kritikpunkt stützt sich dabei auf den zunehmenden Lohndruck der heutigen Zeit dieser Druck basiert auf einem Wandel in der Gesellschaft und sorgt dafür, dass die Inflation nicht mehr Hand in Hand mit mehr Beschäftigung geht sondern zunehmend ausbleibt. Der kausale Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosenquote wäre damit nicht mehr gegeben, was die Aussagekraft der Phillips-Kurve stark einschränkt. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig: sie werden im demografischen Wandel, der zunehmenden Digitalisierung, der Entwicklung von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft sowie im abnehmenden Einfluss der Gewerkschaften gesehen. Ebenso die Globalisierung und die damit verbundenen Einwanderung von häufig günstigeren Arbeitskräften haben hier einen Anteil. Darüber hinaus spielt auch eine Verschiebung der Werte eine Rolle: der Faktor Gehalt ist vielen, auch hoch qualifizierten Mitarbeitern, nicht mehr so wichtig. Der Fokus liegt mehr auf angepassten Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten oder mehr Home-Office. Der Lohn steigt damit insgesamt langsamer.14
3 Methodik & Datengrundlage
Nachfolgend wird die genutzte Methodik und die zugrunde liegende Datengrundlage näher betrachtet. Hierfür werden zunächst die erhobenen Daten sowie die verwendete Quelle erläutert und anschließend wird das genaue Vorgehen dargelegt.
3.1 Genutzte Datengrundlage
Als Datengrundlage werden die Arbeitslosenquoten und Inflationsraten der EU im Vergleich zu Deutschland für den Zeitraum der letzten 10 Jahre betrachtet. Die Zeitreihen werden von Eurostat, einem Statistikportal der Europäischen Kommission bezogen. Für eine einheitliche Datengrundlage wurden hierfür für die EU-Daten die Einstellung 27 EU-Länder gewählt.
[...]
1 Vgl. Vetsch, 2020. o.S.
2 Vgl. Braunberger, 2017. o.S.
3 Vgl. Wohltmann, 2018. o.S.
4 Vgl. Basseler et al., 2006, S. 355.
5 Vgl. Wohltmann, 2018. o.S.
6 Vgl. Steinmann, 1973, S. 105–106.
7 Vgl. Basseler et al., 2006, S. 356.
8 Vgl. Richert, 2007, S. 242-244.
9 Wohltmann, 2018. o.S.
10 Vgl. Richert, 2007, S. 245-247.
11 Vgl. Richert, 2007, S. 254.
12 Vgl. Wohltmann, 2018, Abb. 1. o.S.
13 Vgl. Blanchard/Illing, 2009, S. 215.
14 Vgl. Braunberger, 2017. o.S.