Die Arbeit umfasst grundlegend zwei Teile. Der erste Teil beschäftigt sich mit Heideggers Daseinsanalytik, wobei die Begriffe „Dasein“ und „In-der-Welt-sein“ im besonderen Maße erklärt werden. Im zweiten Teil wird dann die grundlegende Anthropologie Weltes vorgestellt, welche er in den ersten drei Vorlesungen der Vorlesungsreihe dargelegt hat. Welte stützt sich dabei auf Heideggers Begriffserklärungen zu „Dasein“ und „In-der-Welt-sein“. Da die philosophische Sprache Heideggers oft schwer zu verstehen ist, beschränkt sich die Arbeit im Wesentlichen auf die Erkenntnisse seines Denkens, wobei die Grundstruktur seiner Gedankenschritte möglichst klar dargestellt werden soll. Am Ende werden die Erkenntnisse zusammengefasst und in einem Schlusskommentar die Leitfrage beantwortet, ob der Mensch letztlich doch unendlich ist.
Bernhard Welte bezieht sich zu Beginn seiner Vorlesungsreihe „Der Mensch im Spielfeld von Endlichkeit und Unendlichkeit“ explizit auf Heideggers Daseinsanalytik, die er in seinem 1927 erschienenem Buch „Sein und Zeit“ dargelegt hat. Um nun den Grundansatz von Weltes Anthropologie zu verstehen, muss zunächst ein Verständnis für Heideggers Gedanken und Erkenntnisse in „Sein und Zeit“ geschaffen werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. „Sein und Zeit“
2.1 Das Da-Sein
2.1.1 Die Struktur einer Frage
2.1.2 Der ontologische Vorrang der Seinsfrage
2.1.3 Der ontische Vorrang der Seinsfrage
2.1.4 Wie ist das Dasein einer existenzialen Analyse zugänglich?
2.1.5 Die phänomenologische Methode der Untersuchung
2.1.6 Grundlage der Analytik des Daseins
2.2 In-der-Welt-sein
2.2.1 Erste Begriffsbestimmungen
2.2.2 Weltlichkeit der Welt
2.2.3 Innerweltlich Seiendes
2.2.4 Räumlichkeit des Daseins
2.3 Dasein zum Tode
3. Der Mensch im Spielfeld zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit
3.1 Das Dasein als sich transzendierendes In-der-Welt-sein und die Welt als Spielfeld
3.2 Endlichkeit als Grundstruktur des Daseins und als Faktizität
3.3 Unendlichkeit als Idealität des Daseins
4. Zusammenfassende Analyse - Schluss
4.1 Zusammenfassung der Daseinsanalytik Heideggers
4.2 Zusammenfassung der Anthropologie Weltes
4.3 Stellungnahme zur Leitfrage
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bernhard Welte bezieht sich zu Beginn seiner Vorlesungsreihe „Der Mensch im Spielfeld von Endlichkeit und Unendlichkeit“ explizit auf Heideggers Daseinsanalytik, die er in seinem 1927 erschienenem Buch „Sein und Zeit“ dargelegt hat. Um nun den Grundansatz von Weltes Anthropologie zu verstehen, muss zunächst ein Verständnis für Heideggers Gedanken und Erkenntnisse in „Sein und Zeit“ geschaffen werden. Daher umfasst die vorliegende Arbeit grundlegend zwei Teile. Der erste Teil beschäftigt sich mit Heideggers Daseinsanalytik, wobei die Begriffe „Dasein“ und „In-der-Welt-sein“ im besonderen Maße erklärt werden. Im zweiten Teil wird dann die grundlegende Anthropologie Weltes vorgestellt, welche er in den ersten drei Vorlesungen der Vorlesungsreihe dargelegt hat. Welte stützt sich dabei auf Heideggers Begriffserklärungen zu „Dasein“ und „In-der-Welt-sein“. Da die philosophische Sprache Heideggers oft schwer zu verstehen ist, beschränkt sich die Arbeit im Wesentlichen auf die Erkenntnisse seines Denkens, wobei die Grundstruktur seiner Gedankenschritte möglichst klar dargestellt werden soll. Am Ende werden die Erkenntnisse zusammengefasst und in einem Schlusskommentar die Leitfrage beantwortet, ob der Mensch letztlich doch unendlich ist.
2. „Sein und Zeit“
Heidegger stellt zu Beginn seines Werkes fest, dass der Ausdruck „sein“ ohne Schwierigkeiten gebraucht wird. Sein Ziel in „Sein und Zeit“ ist es daher die Seinsfrage sinnvoll zu verstehen. Doch warum stellt sich Heidegger die Frage nach dem Sinn von Sein? Es lässt sich wie folgt erklären: „Wer eine Antwort besitzt, ohne die Frage zu kennen, versteht jene nicht.“1 Er erkennt, dass wir das Wort „sein“ selbstverständlich gebrauchen, ohne dabei nach der Bedeutung von sein zu fragen, folglich kennen wir die Frage nicht und somit verstehen wir „sein“ nicht. In den Worten Hegels lautet es: „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es be kannt ist, nicht er kannt.“2 Im Folgenden wird das Fundament von „Sein und Zeit“ in Grundzügen dargestellt, worin die Kernaussagen von Heideggers Daseinsanalytik enthalten sind.3
2.1 Das Da-Sein 2.1.1 Die Struktur einer Frage
Da es sich bei Heideggers Frage nach dem „Sinn von Sein“ um eine Frage handelt, erläutert er zunächst, wie eine Frage strukturiert ist. Heidegger differenziert zwischen dem Gefragten, dem Erfragten und dem Befragten. Der Fragende wird logisch vorausgesetzt. Er weist darauf hin, dass man im Fragen immer schon etwas von dem weiß, was erfragt wird. In Bezug auf seine eigentliche Frage identifiziert Heidegger das Gefragte mit dem „Sein“, von dem man ein vages Vorverständnis hat. Das Erfragte ist als der bestimmte Sinn von Sein bestimmt und das Befragte muss ein zugängliches Sein sein, dessen Seinsweise erschließbar ist. Folglich muss man sich selbst befragen und anhand dessen, wie man ist, bestimmen, was man ist. Man kann auch nur das eigene Sein bestimmen, da für jemanden alles außerhalb von sich nur Objekte sind, somit undurchsichtig und verschlossen, gleichwohl wie viel man davon auch weiß. Somit wird der Fragende selbst, das Dasein, zum Befragten. Diese Fragestruktur stellt eine strenge Reflexionsbewegung dar und ist zirkulär, allerdings ohne die Lösung vorzugeben, da sich die Frage auf die zirkuläre Struktur der Frage selbst bezieht. Es wird also festgestellt, dass nur ein Dasein selbst sein eigenes Sein auf seine Sinnhaftigkeit befragen kann. Alles was sich im Modus des „nach dem Sinn fragen“ verhält, nennt Heidegger ontologisch.4
2.1.2 Der ontologische Vorrang der Seinsfrage
Der Grund des ontologischen Vorrangs der Seinsfrage entsteht laut Heidegger durch eine Krise der Wissenschaften. Es lässt sich feststellen, dass alle Wissenschaften Grundbegriffe innerhalb ihrer selbst voraussetzen, die nicht näher bestimmt werden und als Basis dienen. Wird ein solcher Grundbegriff in Frage gestellt, so wird die gesamte Wissenschaft in Frage gestellt, wodurch sie in eine Krise gerät, welche gleichsam eine Krise des ontologischen Fundaments dieser Wissenschaft ist. Um sich daraus zu befreien, muss sie nach dem Sinn der eigenen Grundbegriffe fragen. Dazu ist ein ontologisches Denken erforderlich. Fundamentalontologie stellt hierzu Kriterien auf, um eine „nicht deduktiv konstruierende Genealogie der verschiedenen möglichen Weisen von ,Sein'"5 zu leisten. Dies bedeutet, dass nicht von der Theorie auf das Phänomen geschlossen werden soll, sondern anders herum.6
Heidegger möchte hier die Notwendigkeit einer ontologischen Fragestellung aufweisen, um überhaupt irgendetwas in seinem Sein bestimmen oder verstehen zu können. Es wird hier auch schon angedeutet, dass das Empirische bzw. das Phänomenologische wichtiger Ausgangspunkt der ontologischen Frage ist. Diese Ebene nennt Heidegger „ontische“ Ebene.
2.1.3 Der ontische Vorrang der Seinsfrage
Das Ontische bezeichnet Heidegger als den Gegenstand der Ontologie. Dies bedeutet, dass die Ontologie das Ontische auf Sinn untersucht. Dieses Ontische beschäftigt sich mit dem menschlichen Da-Sein, gerade so wie es sich im Alltag vorfindet. Das Da-Sein ist aber sowohl ontisch, weil es „ist“, als auch ontologisch, weil es nach seinem Sein fragt. Somit ist das Dasein ein geeigneter Analysegegenstand für die Frage nach dem Sinn von Sein: „Die ontische Auszeichnung des Daseins liegt darin, daß [sic!] es ontologisch ist“7.8
Er erklärt weiter, dass man „[d]as Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, [...] Existenz [nenn(t)]“9. Daraus folgert er, dass das Dasein ein Seiendes ist, das in der Seinsweise der Existenz „ist“. M.a.W.: „Dasein existiert“10.
Dasein und Existenz sind bis dato aber erst formale Begriffe, die inhaltlich gefüllt werden müssen: „Das Dasein versteht sich selbst immer aus seiner Existenz, einer Möglichkeit seiner selbst, es selbst zu sein oder nicht es selbst zu sein.“11 Heidegger bestimmt diese beiden Modi näher als eigentliches Sein, seinen Möglichkeiten entsprechend, und uneigentliches Sein, seinen Möglichkeiten nicht entsprechend. „Dasein ist je seine Möglichkeit und es hat sie nicht nur noch eigenschaftlich“12. Diese Möglichkeit ist entweder selbstbestimmt oder fremdbestimmt. Das Dasein bestimmt nun seine Existenz in der Weise der Wahl seiner Möglichkeiten. Diese Wahlen sind existenzielle Wahlen und ontische Angelegenheiten des Daseins. Folglich ist das Dasein wesentlich Möglichsein.13
Allerdings ist „das Verständnis der Existenz als der Seinsweise des Daseins nichts existenziell Wichtiges, dieses Verhältnis hat vielmehr existenzialen Charakter und ist eine ontologische Angelegenheit des Daseins“14. „Existenzial“ betrifft also nicht die Existenz selbst, sondern nur deren zu analysierenden Strukturen. Existenzialität bezeichnet den Zusammenhang der Strukturen, durch die sich die Existenz konstituiert. Wenn es nun um eine Wissenschaft von Seiendem gehen soll und um das Aufweisen verschiedener Seinsweisen, dann kann diese Wissenschaft Fundamentalontologie genannt werden, da sie eine existenziale Analyse des Daseins vollzieht.15
2.1.4 Wie ist das Dasein einer existenzialen Analyse zugänglich?
Heidegger konsterniert zunächst, dass sich „das Dasein [...] zwar ontisch nicht nur nahe oder gar das nächste [ist] - wir sind es sogar je selbst. Trotzdem oder gerade deshalb ist es ontologisch das Fernste.“16 Daraus folgt, dass sich das Dasein zunächst phänomenologisch beschreiben muss, um „sich an ihm selbst von ihm selbst her zeigen [zu können]“17, also „in seiner durchschnittlichen Alltäglichkeit“18.
Er erklärt nun, dass der Sinn des Seins des Daseins die Zeitlichkeit ist. D.h. Dasein existiert zeitlich und alle Strukturmomente des Daseins lassen sich im Modus der Zeitlichkeit interpretieren. Dasein ist also wesentlich zeitlich: „Die Zeit ist der Horizont allen Seinsverständnisses“19.20
2.1.5 Die phänomenologische Methode der Untersuchung
Heidegger erklärt, dass wir die fundamentalontologische Frage nach dem Sinn von „Sein“ nicht anders als phänomenologisch angehen können. Heidegger nennt dieses Phänomen das Offenbare, das „Sich-an-ihm-selbst-zeigende“21. Er differenziert das Phänomen von der Erscheinung, welche ein „Sich-nicht-zeigen“22 ist, weil es nur den Anschein haben kann etwas zu zeigen. Das Phänomen hingegen zeigt immer wie es ist. Phänomenologie ist vor allem eine Methode, die „das Sein der Untersuchungsgegenstände, d.h. genauer: deren Weisen zu sein“23, untersucht. Daher ist sie die Methode der Fundamentalontologie, weil diese ihren Untersuchungsgegenstand so beschreiben will, wie er ist.
[...]
1 LUCKNER, „Sein und Zeit“ S.12.
2 HEGEL, Phänomenologie des Geistes, S.35.
3 Vgl. LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.11-14.
4 Vgl. ebd., „Sein und Zeit“, S.14-17.
5 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.11.
6 Vgl. LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.17-19.
7 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.12.
8 Vgl. LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.19.
9 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.12.
10 LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.19.
11 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.12.
12 Ebd., S.42.
13 Vgl. LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.19f.
14 Ebd., S.20.
15 Vgl. ebd.
16 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.15.
17 Ebd., S.16.
18 Ebd.
19 LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.22.
20 Vgl. Ebd., S.21f.
21 HEIDEGGER, Sein und Zeit, S.28.
22 Ebd., S.29.
23 LUCKNER, „Sein und Zeit“, S.26.