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Organisationen als autopoietische Systeme nach Niklas Luhmann

Theoretische Herausforderungen übertragen auf die praktische Unternehmensführung

©2021 Hausarbeit 26 Seiten

Zusammenfassung

Die Arbeit versucht, die Frage zu beantworten, welche Rolle der theoretische Autopoiesis-Ansatz nach Luhmann insbesondere für die praktische Unternehmensführung spielt.

Hierfür wird das zweite Kapitel dieser Arbeit eine Theoriegrundlage zu sozialen Systemen schaffen. Wichtige Begriffe wie System, Autopoiesis und Systemtheorie werden erläutert. Sie werden ebenfalls im Kontext von Luhmanns entwickeltem Verständnis von Organisationen als autopoietische Systeme untersucht. Weitere Studien werden ergänzend herangezogen. Diese konzeptionellen Grundlagen werden im dritten Kapitel angewendet. Hierfür wird untersucht werden, inwiefern das autopoietische Theoriekonzept auf die unternehmerische Praxis übertragen werden kann. Es sollen Antworten zu den gestellten Fragen gefunden und erläutert werden. Abschließend wird das vierte Kapitel die gewonnen Erkenntnisse zusammenfassen und einen Ausblick bieten.

Leseprobe

Inhalt

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Aktuelle Problemstellung
1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit

2. Konzeptionelle Grundlagen sozialer Systeme
2.1. Systeme
2.2. Systemtheorie
2.3. Systemtheorie nach Luhmann und soziale Systeme
2.4. Autopoiesis
2.5. Merkmale autopoietischer Systeme

3. Konsequenzen und Herausforderungen für die Praxis
3.1. Autopoiesis-Merkmale in Unternehmen
3.2. Konsequenzen und Herausforderungen für die Führung von Unternehmen
3.3. Handlungsempfehlungen für die Unternehmensführung

4. Zusammenfassung, Kritik und Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Übersicht Systemarten (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Willemse/von Ameln 2018, 25 & Maurer 2020, 46)

1. Einleitung

1.1. Aktuelle Problemstellung

Unternehmen unterliegen stetigem Wandel und müssen sich ihrer Umwelt anpassen. Durch die Digitalisierung sowie Globalisierung, sind heutzutage Arbeitsteams quer über den Globus verteilt. Trotz räumlicher Distanz soll virtuelle Nähe vermittelt werden. Daraus resultieren neue Anforderungen wie flexiblere Arbeitszeiten oder -umgebungen. Individualisierte Arbeitsbedingungen können die Leistung und Zufriedenheit steigern. All dies wird unter New Work zusammengefasst. Als Konsequenz durch New Work verändern sich Arbeitsweisen in Teams. Vorgesetzte müssen ihren Führungsstil anpassen. Folglich wirkt sich dies auf die Unternehmenskultur aus. (vgl. Xing E-Recruiting Magazin, o.J.) New Work schien vor der Coronapandemie 2020/21 eher ein Modewort zu sein. Doch die Pandemie forderte aufgrund gesetzlicher Bestimmungen in kürzester Zeit Lösungen für die virtuelle Zusammenarbeit in Form von Homeoffice. New Work wurde zum „New Normal“. Viele Unternehmen konnten problemlos aus Homeoffices weiter agieren. Folglich existieren Unternehmen nicht etwa auf Basis von Arbeitsverträgen, Büros oder Menschen in Persona, sondern aufgrund guter (virtueller) Kommunikation.

Zusätzlich wurden Unternehmen bisher oft als statisch betrachtet. Dieses aktuelle Beispiel zeigt jedoch, wie schnelllebig und instabil die Umwelten von Unternehmen (betriebswirtschaftlichen Organisationssystemen) sind. Unternehmen sind gefordert, sich stets an den Wandel anzupassen. Zusätzlich sind neue Rahmenbedingungen am digitalen Arbeitsplatz komplex. Um mit dieser Komplexität und Dynamik umzugehen, bietet die Systemtheorie Lösungen an. Daher ist sie für die Wirtschaftstheorie und -praxis bedeutend. Sie gestattet es ihr, sich rasch an sich ändernde Umweltbedingungen anzupassen, indem sie ein Organisationssystem ganzheitlich betrachtet und nicht nur einzelne Elemente, wie Mitarbeiter oder Führungskraft, fokussiert. Damit eignet sich die Systemtheorie besonders zur Anwendung auf Führungsfragen (vgl. Maurer 2020, 42).

1.2. Ziel und Aufbau der Arbeit

Niklas Luhmanns Fokus war es, eine „ Theorie der Gesellschaft und ihrer Funktionssysteme Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Religion, Kunst, usw. zu entwerfen. [Es] spielt Kommunikation eine große Rolle, sein Hauptinteresse gilt aber nicht der Interaktion, sondern der Funktionsweise sozialer Systeme in gesellschaftlichen Zusammen-hängen “ (Willemse/von Ameln 2018, 23). In seinem systemtheoretischen Ansatz sieht Luhmann Organisationen als autopoietische Systeme an. Dieser Ansatz birgt das Potential eines einheitlichen Rahmenkonzepts für weitere Untersuchungen der modernen Organisationstheorie. (vgl. Magalhaes/Sanchez 2009, 1) Damit stellt er eine der bedeutendsten Überlegungen in diesem Zusammenhang dar. Die Kommunikation der Akteure und resultierende soziale Strukturen sind ihm besonders wichtig. Die autopoietischen Konzepte Kommunikation und Beobachtung spielen dabei wesentliche Rollen.

Nach Luhmann ist eine Organisation „ein System, das sich selbst als Organisation erzeugt.“ (Luhmann 2011, 45) Um zu begründen, wie dies möglich sei, beruft er sich auf die Autopoiesis. Dem Ansatz folgend, konstituieren Kommunikations-Beziehungen Unternehmen; nicht etwa Menschen. Würden sie aus Menschen bestehen, müssten sich Unternehmen ständig neu bilden, sobald ein Akteur (Mitarbeiter oder Manager) das Unternehmen verlässt oder hinzukommt. Doch auch dann bleiben Unternehmen in ihrer Form erhalten und verfolgen weiter den gleichen Zweck. (vgl. Steyrer 1999, 127f.) Folglich zählen Menschen zur Umwelt einer Organisation. Organisationen sowie ihre Strukturen bestehen fort, wenn Manager oder Mitarbeiter kommunizieren und dadurch die Organisation gestalten. (vgl. Berger/Bernhard-Mehlich 2006, 171) Daher wurde der Ansatz der Systemtheorie von einigen Forschern auf die betriebswirtschaftliche Organisationtheorie übertragen (vgl. Ulrich 1968; Kirsch 1972; Fuchs 1973; Malik 2015). Doch ist der Ansatz sehr komplex und theoretisch, weswegen er bisher wenig bekannt ist und nur selten in der Praxis angewendet wird. Um das volle Potential aus dem Theorieverständnis autopoietischer Systeme auszuschöpfen, sollte es näher untersucht werden, welche Konsequenzen sich für die unternehmerische Praxis ableiten lassen. Daher hat die vorliegende Literaturstudie final zum Ziel, die Frage zu beantworten, welche Rolle der theoretische Autopoiesis-Ansatz nach Luhmann insbesondere für die praktische Unternehmensführung spielt. Daraus abgeleitet sollen folgende Modalziele beantwortet werden:

1. ob eine Übertragung des Autpoiesisansatzes aus der Biologie auf soziale Systeme überhaupt möglich ist,
2. welche Merkmale ein autopoietisches System auszeichnen und
3. welche Konsequenzen aus diesem Verständnis resultieren, die auf die praktische Unternehmensführung übertragen werden können.

Im Folgenden wird das zweite Kapitel dieser Arbeit eine Theoriegrundlage zu sozialen

Systemen schaffen. Wichtige Begriffe wie System, Autopoiesis und Systemtheorie werden erläutert. Sie werden ebenfalls im Kontext von Luhmanns entwickeltem Verständnis von Organisationen als autopoietische Systeme untersucht. Weitere Studien werden ergänzend herangezogen. Diese konzeptionellen Grundlagen werden im dritten Kapitel angewendet. Hierfür wird untersucht werden, inwiefern das autopoietische Theoriekonzept auf die unternehmerische Praxis übertragen werden kann. Es sollen Antworten zu den gestellten Fragen gefunden und erläutert werden. Abschließend wird das vierte Kapitel die gewonnen Erkenntnisse zusammenfassen und einen Ausblick bieten.

2. Konzeptionelle Grundlagen sozialer Systeme

2.1. Systeme

Systeme sind „von der Umwelt abgrenzbare, strukturierte Ganzheiten“ (Billmann-Mahecha 2000). Sie bestehen aus einzelnen Elementen, deren Wirkungsverknüpfungen, einer Systemgrenze und einem - zweck (vgl. Bossel 2004; Schreyögg/Geiger 2016, 480). Der Fokus liegt auf dem Inneren: den Systemelementen und des Systemaufbaus. (vgl. Schreyögg/Geiger 2016, 480) Ihre einzelnen Elemente sind meist geordnet – sprich, haben eine Struktur – und stehen in Wechselwirkungen zueinander, welche Wirkungsverknüpfungen bzw. Relationen darstellen. (vgl. Bossel 2004; Feess/Gillenkirch 2018) Die Struktur der Systemelemente stellt deren Organisation dar. Die Systemgrenze zwischen System und Umwelt wird dadurch konstituiert, dass Elemente in höherer Qualität und Quantität miteinander interagieren bzw. deren Relationen zueinander stärker ausgeprägt sind als zu Elementen aus ihrer Umwelt. Generell kann eine solche Systemgrenze physikalisch-räumlicher Natur sein. Im Falle von Sozialsystemen wird eine Systemgrenze durch Sinn- oder Symbol-Relationen gezeichnet im Sinne des Konstruktivismus oder durch eine bestimmte Kognition. (vgl. Feess/Gillenkirch 2018) Die Systemelemente von Organisationen bestimmen deren Eigenschaften und Verhalten. Kennzeichen dieser Organisationselemente werden noch im Verlauf der vorliegenden Arbeit erläutert und ihre Wirkungsverbindungen im Rahmen der Systemtheorie untersucht werden.

2.2. Systemtheorie

Systemtheorien beschäftigen sich mit dem Aufbau von Systemen sowie wie sie sich im Zeitverlauf entwickeln und verhalten. Dabei können unterschiedliche Systemebenen (z.B. Mitarbeiter, Unternehmen oder Markt) betrachtet werden, die sich wechselseitig beeinflussen. Entstanden sind verschiedene Systemtheorien mit je eigenen Definitionen und Modellen, entsprechend der jeweiligen Analyseebene, Fragestellung und Forschungsrichtung. (vgl. Billmann-Mahecha 2000) Alle Ansätze, die die Systemtheorie hervorbrachte, zu denen u.a. der radikale Konstruktivismus, die Chaostheorie oder Kybernetik zählen, können hier nur erwähnt, nicht in Gänze dargestellt werden. Die zu besprechenden Systeme werden jedoch zunächst kurz abgegrenzt. Im Vergleich zeigen sich verschiedene Arten von Systemen, wie in Abb. 1 dargestellt. Auf oberster Stufe lassen sich technische (allo poietische ) von selbsterzeugenden (auto poietischen ) Systemen unterscheiden. Autopoietische Systeme können weiter ausdifferenziert werden in lebende, psychische oder soziale Systeme. Auf autopoietische, soziale Systeme, insbesondere Organisationen fokussiert sich die vorliegende Arbeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Übersicht Systemarten (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Willemse/von Ameln 2018, 25 & Maurer 2020, 46)

Als Begründer der Systemtheorie sei der Biologe Ludwig von Bertalanffy erwähnt. Er stellte in den 1950ern die Systemtheorie der Evolution auf , in der er lebende Organismen als Systeme der Selbststeuerung darstellte. Damit kennzeichnete er die allgemeinen Prinzipien von interagierenden Systemen, wonach sich die Umwelt aus Lebewesen zusammensetze und Umwelt und Lebewesen sich wechselseitig beeinflussen. (vgl. von Bertalanffy 1969) Lebende Systeme sind in Abb. 1 als Unterart autopoietischer Systeme dargestellt. Ihr Operationsmodus sind biochemische Vorgänge. Für soziale Systeme hingegen ist dies Kommunikation. Daher betrachtet Luhmann Menschen – mittels ihrer Gedanken, Gefühle und Körper – als Umwelt des Kommunikationssystems. (vgl. Willemse/ von Ameln 2018, 24ff.; Maurer 2020, 45f.) So können Mitarbeiter eines Unternehmens zwar auch Ehepartner oder Parteimitglied sein – Mensch im biologischen Sinne zu einem System zugehörig. Doch erst wenn sie ihre Gedanken und Gefühle (aus ihrem psychischen System) kommunizieren, werden sie für soziale Systeme relevant und können ihre Umwelt beeinflussen. Nicht-kommuniziert (verbal oder nonverbal) bleiben Gedanken und Gefühle privat. Dies deutet den Ansatz der soziologischen Systemtheorie an, auf den nun näher eingegangen wird.

2.3. Entwicklung der soziologischen Systemtheorie

Die in der Biologie begründete Systemtheorie übertrugen Parsons und Luhmann auf soziale Systeme und begründeten damit die soziologische Systemtheorie. Parsons stellte als erstes die Theorie sozialen Handelns auf. Sie stellt einen strukturell-funktionalen Ansatz dar, welcher gesellschaftliche Strukturen – die Systemstruktur – als gegeben voraussetzt, die durch die Systemfunktionen erhalten werden sollen. Parsons entwickelte diesen Ansatz weiter zu einem systemfunktionalen. Demnach passe sich die Systemstruktur an veränderte Umweltbedingungen an, um das System zu erhalten. (vgl. Parsons 1986)

Daran anknüpfend entwickelte Luhmann den funktional-strukturellen Ansatz. Er untersucht Strukturen, die notwendig sind, um eine Funktion zu erfüllen bspw. in der System-Umwelt-Beziehung. Die Organisationsstruktur wird als Problemlösung betrachtet, die das System nutzt, um seinen Bestand zu sichern, indem die Struktur dazu beiträgt, die Komplexität der Systemumwelt unvollständig zu erfassen, zu verarbeiten und folglich zu reduzieren. (vgl. Luhmann 1999, 39ff.) Die Komplexität zu reduzieren, was für den Systemerhalt relevant schien, wird durch die System-Umwelt-Unterscheidung ermöglicht. Da sich das System auf seine Umwelt beziehe, bedeuten Umweltänderungen für das System neue Probleme, die es verarbeiten muss. Doch die Umwelt ändert sich laufend. Folglich müsse sich auch das System fortlaufend um seinen Erhalt bemühen. Dies könne durch eine einmalig gefundene Lösung nicht von Dauer erledigt werden. Sollte keine Lösung gefunden werden, könnte das System zerfallen. (vgl. ebd.)

Im zuvor vorgestellten funktional-strukturellen Ansatz wirkte die Umwelt auf das System, sprich, ein Unternehmen passte sich an den Markt an. Diesen Ansatz entwickelte Luhmann weiter zum Ansatz der selbstreferentiellen Systeme. Nun versuche sich das System von innen heraus an seine Umwelt anzupassen. Es gehe Beziehungen zur Umwelt ein. Es reagiere aber nicht mehr nur auf seine Umwelt, sondern Umwelt und System interagierten nun. Dadurch entstünden beidseitig Abhängigkeiten. Diese lassen das System seine Umwelt beeinflussen und es autonom werden. Folglich könne ein System gleichzeitig abhängig wie auch unabhängig von seiner Umwelt sein. (vgl. Schreyögg/Geiger 2016, 483; Luhmann 1997, 64) Wie bereits im Ansatz zuvor, setzt sich das komplexe System mit sich selbst auseinander. Es versucht auch jetzt, die Umwelt zu ordnen; Komplexität zu reduzieren. Sie soll verarbeitbar und nutzbar werden. Hierbei wird ein „Innen/Außen-Raster“ erzeugt, das manche Ereignisse erst zu Umweltereignissen werden lässt – aufgrund der Selbstreferenz zum System im Vergleich. Komplexe Systeme seien, laut des selbstreferentiellen Ansatzes, außerdem durch das Merkmal der Autopoiesis gekennzeichnet. (vgl. Schreyögg/Geiger 2016, 484; Luhmann 2020)

So lässt sich festhalten, dass die moderne Systemtheorie als eine „ Theorie selbstreferentieller, „autopoietischer“ Systeme begriffen [werden kann], die zwar immer noch umweltoffen sind, dies aber nur sein können, weil sie gleichzeitig in einem spezifischen Sinne „selbstreferentiell geschlossen“ sind “ (Kirsch/zu Knyphausen 1991, 76). Auch soziale Systeme, sprich Organisationen, können als selbstreferentiell und damit autopoietisch verstanden werden (vgl. Kirsch 1997, 322f. & 327f.). Diesen Ausführungen folgend, geht die vorliegende Arbeit vom zuletzt vorgestellten Ansatz der selbstreferentiellen Systeme aus. Dadurch betrachtet die soziologische Systemtheorie soziale Phänomene als komplexe Systeme, die Wechselwirkungen innerhalb des Systems sowie mit dessen Umwelt berücksichtigen. Eine Analogie zur Biologie könne in Maßen beachtet werden. Denn da soziale Systeme aus Kommunikationen bestehen, können diese weder (wie biologische Systeme) sterben, noch haben sie natürliche, physisch erlebbare Grenzen. Stattdessen sei die Grenze eine soziale Konstruktion (vgl. Schreyögg/Geiger 2016, 483f.) in Form von Kommunikation.

2.4. Autopoiesis

Autopoiesis stammt aus dem Griechischen: autos und poiesis. Autos bedeutet, dass Systemoperationen im System selbst produziert werden (vgl. Luhmann 2020, 112). Poiesis erzeuge von innen heraus ein Werk. Sie will etwas selbst erschaffen. Dies ist ihr Handlungsantrieb – nicht etwa die Freude oder Tugend wie bei der Praxis. Damit bedeutet Autopoiesis so viel wie Selbstherstellung oder Selbst(re)produktion. (vgl. ebd., 107) Eine autopoietische, sich reproduzierende Einheit ist z.B. eine Zelle. Sie differenziert sich bspw. von einer Maschine, die von außen erstellt und angetrieben wird (vgl. Kirsch/zu Knyphausen 1991, 78), und somit allo poietischen Systemen zuzuordnen ist (vgl. Abb. 1).

Erstmalig geprägt wurde der Begriff Autopoiesis (oder auch Autopoiese) von den Biologen Humberto Maturana und Francisco Valera im Zusammenhang mit ihrer Theorie der lebendigen Organisation (vgl. Maturana/Varela 1987). Mit dieser Theorie bezogen sie sich auf strukturdeterminierende Systeme (vgl. Maturana et al. 1980).

Luhmann übertrug den Begriff aus der Biologie auf die Soziologie und entwickelte den Ansatz weiter. (vgl. Kirsch/zu Knyphausen 1991, 85) Er versteht Autopoiesis als „Determination des Zustandes, von dem aus weitere Operationen möglich sind, durch die Operationen desselben Systems“ (Luhmann 2020, 98). Der Fokus liegt auf dem System, das „sein eigenes Werk ist. Die Operation ist die Bedingung für die Produktion von Operationen“ (ebd., 107). Diese Arbeitsweise des Systems, sprich Autopoiesis, konstituiert dieses erst. Dies geschieht durch die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Elementen bspw. indem sie miteinander kommunizieren – zueinander in operationaler Beziehung stehen – und sich und andere Elemente dadurch erst erzeugen oder reproduzieren. Es sorgt so für seinen Fortbestand. (vgl. Willemse/von Ameln 2018, 30; Luhmann 2020, 97; Kirsch/zu Knyphausen 1991, 79; Baecker 2020, o.S.) Demzufolge erzeugt ein „autopoietisches System die Operationen, […] durch das Netzwerk der eigenen Operationen“ (Luhmann 2020, 106). Damit liegt der Fokus nicht mehr auf der Systemstruktur und Grenzbildung, sondern den Elementen, aus denen es konstituiert wird, sowie deren „Verzeitlichung“. Die Elemente werden „als zeitliche Operation begriffen, die fortlaufend zerfallen und unaufhörlich durch die Elemente des Systems selbst reproduziert werden.“ (Schreyögg/Geiger 2016, 484)

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Details

Seiten
26
Jahr
2021
ISBN (eBook)
9783346549518
ISBN (Paperback)
9783346549525
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart – Nachhaltigkeit und Systemisches Management
Erscheinungsdatum
2021 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
Autopoiesis Autopoise Systemtheorie Unternehmensführung Management Organisationstheorien
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Titel: Organisationen als autopoietische Systeme nach Niklas Luhmann