Wie wirksam sind achtsamkeitsbasierte Interventionen, im Speziellen die dialektische behaviorale Therapie, bei der Behandlung von Patienten mit Borderline? Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Persönlichkeitsstörung Borderline und deren geschichtlichen Hintergrund kurz zu erläutern. Weiters sollen achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Psychotherapie abgegrenzt werden und die Wirkung der Interventionen, im Besonderen die Wirksamkeit der DBT bei Borderline-Patienten, analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Borderline- Persönlichkeitsstörung - historische Begriffsbestimmung .
2.1 Borderline und DSM- Klassifikationssystem
2.2 Borderline- Ursachen und Entstehung
3 Achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Psychotherapie-Definition und historischer Rückblick
3.1 Achtsamkeit in der Psychotherapie- Überblick diverser Interventionsmethoden
3.2 Methoden zur Behandlung einer Borderline Persönlichkeitsstörung 8 4 Dialektische behaviorale Therapie nach Linehan (am Beispiel Borderline- Persönlichkeitsstörung)
4.1 Die Rolle des Therapeuten
4.2 Skills- Training
5 Wirksamkeitsforschungen von achtsamkeitsbasierten Therapien
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.
1 Einleitung
Im Einklang mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umgebung leben zu können wird als achtsames Leben beschrieben. Achtsam zu leben heißt auch, dass sich der Mensch selbst akzeptiert. Achtsamkeit und Akzeptanz sind wichtige Begriffe in der Psychotherapie. Eine unterstützende Erfahrung für den Einzelnen ist die Akzeptanz durch andere, beispielsweise in Gruppentherapien. Auch Marsha Linehan, die Begründerin der dialektischen behavioralen Therapie kurz DBT, beschreibt die Gruppentherapie als sehr heilend. (Willberg, 2019, S. 39) Etwa 1,5 bis 3 Prozent der Allgemeinbevölkerung leiden unter den Symptomen, wie das Gefühl von innerer Leere oder Selbstverachtung und Störungen in der Affektregulation, sowie der Regulation von Emotionen. Dies führt zu Phasen eines sogenannten Hochstresses, indem sich die Personen in dauernder Anspannung befinden. Um sich Erleichterung zu schaffen fügen sich Patienten selbst Verletzungen zu oder begehen Suizidversuche. Sie gehören zu den Menschen mit einer diagnostizierten Borderline- Persönlichkeitsstörung (Bronisch & Herpertz, 2016, S. 32).
Die Behandlung von Personen mit einer Borderline- Persönlichkeitsstörung ist mit „normalen“ psychiatrischen Interventionen, wie psychosoziale Interventionen oder soziale Kompetenztrainings wenig bis gar nicht geeignet. In einer Langzeitstudie aus London, bei der Katamnese- Daten ausgewertet wurden, stellte sich heraus, dass 87 Prozent der Patienten 13 Jahre nach einer „normalen“ psychiatrischen Behandlung, weiterhin diagnostische Merkmale des Störungsbildes aufwiesen. Weitaus weniger Personen weisen fünf Jahre nach Abschluss einer mentalbasierten Therapie diagnostische Merkmale einer Borderline- Störung auf. (Bohus, 2019, S. 12) Da normale psychiatrische Interventionen eine geringe bis keine Eignung aufweisen, lässt sich folgende Frage ableiten:
„Wie wirksam sind achtsamkeitsbasierte Interventionen, im Speziellen die dialektische behaviorale Therapie, bei der Behandlung von Patienten mit Borderline?“
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Persönlichkeitsstörung Borderline und deren geschichtlichen Hintergrund kurz zu erläutern. Weiters sollen achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Psychotherapie abgegrenzt werden und die Wirkung der Interventionen, im Besonderen die Wirksamkeit der DBT bei Borderline- Patienten, analysiert werden.
2 Borderline- Persönlichkeitsstörung - historische Begriffsbestimmung
1884 wurde der Begriff „Borderland“ von Hughes benutzt, um Patienten zu beschreiben, deren multilaterale Krankheitssymptomatik eine systemische Einteilung in die vergangenen Krankheitskonzepte erschwerte (Riffert, Kaiser, Sprung, & Streibl, 2019, S. 31).
1938 wurde der Begriff „Borderline“ von Adolf Stern in der wissenschaftlichen Literatur zum ersten Mal verwendet (Bohus, 2019, S. 3). Der Begriff wurde auf den Ursprüngen von Sigmund Freuds entwickelten psychoanalytischen Grundannahmen geprägt. Er ging davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen Neurosen und Psychosen besteht (Bohus, 2019, S. 3).
Bevor Kernberg in den sechziger Jahren durch seine klassische Arbeit „Borderline Personality Organization“ eine Idee von einer speziellen BorderlineOrganisation formte, wurde die Störung einem schizophrenen Formenkreis zugeordnet. Die Borderline- Organisation meint einen „systemischen Begriff von gegliederten, gemeinsam in Beziehung stehenden psychischen Vorgängen“ (Bohus, 2019, S. 3). Dies bedeutet, dass mehrere Symptome auf einmal vorherrschen.
2.1 Borderline und DSM- Klassifikationssystem
Erst 1975 wurde die Borderline- Persönlichkeitsstörung im Klassifikationssystem DSM-III verzeichnet. In einer oft zitierten Arbeit von Gunderson und Singer werden fünf Dimensionen des Störungsbildes genannt. Dazu zählen dysphorische Affekte, impulsive Aktionen, Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen, psychoseähnliche Kognitionen und Anpassungsstörungen im sozialen Bereich. Folgend wurden die Dimensionen um das Merkmal der „instabilen Identität“ erweitert. (Gunderson & Singer, 1975) 1994 wurde das Merkmal der „episodischen, stressabhängigen paranoiden Vorstellungen oder heftigen dissoziativen Symptomen“ in das DSM-IV aufgenommen. Marsha Linehan gelang es 1991, das wesentliche Problem der Borderline- Störung als tiefgreifende Störung der Emotionsregulation zu identifizieren. Mit der dialektischen behavioralen Therapie konnte Linehan erstmals Wirksamkeitsbeweise in der Behandlung von Patienten mit Borderline- Persönlichkeitsstörungen erbringen. Die Therapie zielt dabei auf die Verbesserung der Stresstoleranz durch Achtsamkeit und der Besserung der Fähigkeit, die Emotionen zu regulieren ab. (Bohus, 2019, S. 3)
2.2 Borderline- Ursachen und Entstehung
Die Symptomatik von Borderline- Patienten lässt sich in fünf Bereiche unterteilen. Zu diesen Bereichen gehören Affektregulation und Emotionsregulation, das Selbstbild, die psychosoziale Integration, die kognitive Funktionsfähigkeit und die Verhaltensebene (Bohus 2019, S.3 und Sendera & Sendera, 2016, S. 16f.).
Sendera und Sendera (2019, S. 16) sehen das Hauptproblem der Störung in der Affektregulation, auf die in dieser Arbeit genauer eingegangen wird. Patienten mit dieser Störung haben eine sehr geringe Reizschwelle, die zur Auslösung von Emotionen führen kann, welche sich andauernd auf einem erhöhten Erregungsniveau halten. Sie reagieren meist impulsiver und heftiger als andere Menschen. Diese Zustände führen zu extremen Anspannungen bei Patienten. Heute wird davon ausgegangen, dass Borderline- Patienten unter chronischem Stress leiden und bereits in jungen Jahren posttraumatische Erfahrungen, wie sexuellen Missbrauch, Gewalt oder Vernachlässigung, erlebt haben.
Die Lernfähigkeit der Menschen wird in Phasen des Hochstresses, also in Phasen der extremen Anspannung, deutlich verringert. Personen die unter solchen Spannungszuständen leiden, zeigen häufig selbstschädigende Verhaltensmuster (Rosenthal et al, 2007).
Nach den Leitlinien S3 zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen kann eine Borderline- Störung ab 15 Jahren festgestellt werden (Bohus, 2016, S. 3). Nach Herpertz & Bronisch (2016, S. 31) zählt die Borderline- Störung mit einer Prävalenz von 1,5 Prozent bis 3 Prozent zu den häufigsten Störungen und nimmt eine wichtige Rolle im Bereich der Persönlichkeitsforschung ein, weshalb sich diese Arbeit auch im Speziellen mit der Behandlung dieser Störung mit Hilfe diverser achtsamkeitsbasierter Interventionen und vor allem der DBT beschäftigt.
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