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Die Mode als Hürde der Genderneutralität. Wie unisex ist Unisex?

©2021 Hausarbeit 14 Seiten

Zusammenfassung

In der folgenden Untersuchung wird die Mode in Hinblick ihrer Eignung zur Geschlechterneutralität thematisiert. Dazu wird das Wesen der Mode anhand ihrer historischen Entwicklungen analysiert und der damit verbundene gesellschaftliche Zusammenhang aufgezeigt. Dadurch werden Parallelen zu jüngeren Bewegungen in der
Mode wie der “Unisexkleidung” zu erkennen sein.

Seit Anbeginn der Zeit ist die Thematik der Geschlechter ein reichlich diskutiertes Thema. Zahlreiche literarische Quellen befassen sich mit den ungleichen Machtverhältnissen der Geschlechter. Alte Konstrukte, wie die Binarität, werden hinterfragt und durch neue Lebensformen erweitert. Der Megatrend “Gender Shift” des Zukunftsinstitutes im Jahr 2015 signalisiert die Prägnanz der Diskussion und Notwendigkeit der Akzeptanz neuer Lebensformen.

Es wird zu zeigen sein, dass der Gedanke von Genderneutralität3 nicht mit Mode zu vereinbaren ist, und somit Modetrends, die das beinhalten, nichtig sind. Diese Behauptung gründet sich auf der Grundlage ausgewählter literarischer Quellen der letzten Jahrzehnte. Eine dieser zugrundeliegenden Abhandlungen stammt von der US-Amerikanischen Schriftstellerin Judith Butler, die sich in ihrer Veröffentlichung “Das Unbehagen der Geschlechter”, im Englischen “Gender Trouble”, mit der Wahrnehmung der Geschlechterrollen auseinandersetzt und deren Perzeption kritisch hinterfragt. Dazu bietet sie Denkanstöße bezüglich der vorherrschenden Binarität und des biologischen
Geschlechts.

Diese Thematik wird auch von Barbara Vinken in ihrem Werk “Angezogen: Das Geheimnis der Mode” aufgegriffen. Sie stellt darin den Wandel der Mode dar und beschreibt, nach welchem System sich die Trends der Mode in der Gesellschaft verankern. Aufgrund dieser und weiterer Literaturquellen soll die Hinderlichkeit der Mode im Bezug
zur geschlechterneutralen Wahrnehmung bewiesen werden. Mit Hilfe der vorhandenen Ergebnisse soll die daraus resultierende Erfolglosigkeit von geschlechtsneutralen Modetrends skizziert werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Einführung in Geschlecht und Geschlechtsidentität

2. Mode als Hürde der Genderneutralität
2.1 Das Wesen der Mode als Hinderung einer geschlechtlichen Gleichheit
2.2 Die Konditionierte Wahrnehmung der Mode

3. Wie unisex ist Unisex?

Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Anhang

Einleitung

In der folgenden Untersuchung wird die Mode in Hinblick ihrer Eignung zur Geschlechterneutralität thematisiert. Dazu wird das Wesen der Mode anhand ihrer historischen Entwicklungen analysiert und der damit verbundene gesellschaftliche Zusammenhang aufgezeigt. Dadurch werden Parallelen zu jüngeren Bewegungen in der Mode, wie der “Unisexkleidung” zu erkennen sein.

Seit Anbeginn der Zeit ist die Thematik der Geschlechter ein reichlich diskutiertes Thema. Zahlreiche literarische Quellen befassen sich mit den ungleichen Machtverhältnissen der Geschlechter. Alte Konstrukte, wie die Binarität, werden hinterfragt und durch neue Lebensformen erweitert. Der Megatrend “Gender Shift”1 des Zukunftsinstitutes, im Jahr 2015, signalisiert die Prägnanz der Diskussion und Notwendigkeit der Akzeptanz neuer Lebensformen.2

Es wird zu zeigen sein, dass der Gedanke von Genderneutralität3 nicht mit Mode zu vereinbaren ist, und somit Modetrends, die das beinhalten, nichtig sind.

Diese Behauptung gründet sich auf der Grundlage ausgewählter literarischer Quellen der letzten Jahrzehnte. Eine dieser zugrundeliegenden Abhandlungen stammt von der US-Amerikanischen Schriftstellerin Judith Butler, die sich in ihrer Veröffentlichung “Das Unbehagen der Geschlechter”, im Englischen “Gender Trouble”, mit der Wahrnehmung der Geschlechterrollen auseinandersetzt und deren Perzeption kritisch hinterfragt. Dazu bietet sie Denkanstöße bezüglich der vorherrschenden Binarität und des biologischen Geschlechts.4

Diese Thematik wird auch von Barbara Vinken in ihrem Werk “Angezogen: Das Geheimnis der Mode” aufgegriffen. Sie stellt darin den Wandel der Mode dar und beschreibt, nach welchem System sich die Trends der Mode in der Gesellschaft verankern. Aufgrund dieser und weiterer Literaturquellen soll die Hinderlichkeit der Mode im Bezug zur geschlechterneutralen Wahrnehmung bewiesen werden. Mit Hilfe der vorhandenen

Ergebnisse, soll die daraus resultierende Erfolglosigkeit von geschlechtsneutralen Modetrends skizziert werden.

1. Einführung in Geschlecht und Geschlechtsidentität

Um die Thematik tiefgreifend analysieren und abschließend diskutieren zu können, ist es essentiell, die zugrundeliegenden Begriffe zu definieren, und somit voneinander abzugrenzen.

Der Begriff des Geschlechtes, und dem zugeschriebenen Stellenwert, unterliegt einem ständigen Wandel. Texte, datiert im zweiten Jahrhundert, weisen den monistischen5 Gedanken von nur einem Geschlecht, dem Mann, nach. Dabei tritt die Frau lediglich als “unvollendeter Mann” auf.6 Erst im Mittelalter beginnen Prozesse, die die Frau als, zeitgemäß, eigenständiges Wesen wahrnehmen. In dieser Zweitrangigkeit lässt sich die Grundlage der , bis heute andauernden, politischen und gesellschaftlichen Benachteiligung der Frau erkennen. Die ungleichen Machtverhältnisse von Mann und Frau, in allen Lebensbereichen, dienen schon lange als Katalysator von Emanzipationsbewegungen und lauterwerdenen Forderungen zur Gleichberechtigung. Zudem signalisieren gesellschaftliche Bewegungen eine Entfremdung der klassischen Geschlechter.

In erster Linie ist heute zwischen dem biologischen und grammatischen Geschlecht zu unterscheiden, wie es in der englischen Sprache schon seit Jahrhunderten üblich ist. Nach Auffassung der Sexualwissenschaftler John Money und John Hampson7, beschreibt der Begriff des “Gender” die Geschlechtsidentität eines Individuums und die dazugehörigen Geschlechterrollen. Vergleichsweise beschreibt der Begriff “Sex” das anatomische Geschlecht. Durch die Trennung von biologischem Geschlecht und sozialen Rollen (gender roles) wird impliziert, dass die Geschlechtsidentität eine “kulturelle Konstruktion” (vgl. Butler)8 sei. Somit ist die geschlechtliche Identität weder durch das anatomische Geschlecht begründet, noch ist sie ein fester Zustand. Dieser Beobachtung wurde vor allem in den 1970er Jahren in der zweiten Frauenbewegung Beachtung geschenkt.

Dabei ist bereits bei dieser Einteilung darauf zu achten, dass auch biologische Zuschreibungen und Kategorisierungen, sozialen Prozessen unterliegen (Vgl. Butler)9 und stets als Teil eines Prozesses zu betrachten sind. Selbst das anatomisch gegebene Geschlecht “sex” ist zu hinterfragen, hinsichtlich seiner Entstehung und Veränderlichkeit. Schon schnell wird deutlich: das Konstrukt der vorherrschenden Binarität gilt ebenso anzuzweifeln, wie die kulturell hervorgebrachten Geschlechteridentitäten. Sowohl das biologische Geschlecht, als auch die Geschlechtsidentität ist als Spektrum anzusehen, statt in zwei Kategorien einzuteilen.

Gerade diese Wechselwirkungen von Biologie und Psychologie, werden auch in den Neurowissenschaften aufgewiesen. Dabei werden Beobachtungen beschrieben, die eine Abhängigkeit der Gehirnstruktur mit unserem Verhalten aufzeichnen. Umgekehrt kann auch das Empfinden durch hormonelle Veränderungen beeinflusst werden. All diese Beobachtungen betonen die Dringlichkeit der achtsamen Betrachtung des Geschlechtes. Dies ist stets mit Hinblick auf weitere Kategorien wie Alter, ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung oder auch Weltanschauung zu vollführen.

Zu heutigen Zeiten ist es jedoch notwendig, den Blickwinkel weg von einer normierenden Geschlechterordnung, hin zu Pluralismus10 zu lenken. Dabei ist die Vielfalt von Gender- und Geschlechtsidentitäten, und mit einhergehend eine Begehrensvielfalt, eine Annäherung an die Realität. Durch die Annäherung an reale Verhältnisse wird die Integrität jedes Individuums gewahrt. Eine binäre Einteilung der Geschlechter gibt einen veralteten Rahmen vor, in dem sich viele Menschen heute nicht entfalten können. In den letzten Jahren wurden Ambivalenzen zwischen Geschlecht und Identität deutlich. Hier ist die menschlichen Entwicklung vom Monismus hin zum Pluralismus zu beobachten, die sich gegenüber stehen.

Um die reelle Vertretenheit aller möglichen Stadien des Spektrums abzubilden, wird öffentlich der Wunsch nach einer vollkommen Genderneutralität11 laut. Menschen sollen lediglich anhand ihres Wesens und ihrer Persönlichkeit beschrieben werden und nicht anhand eines künstlich aufrechterhaltenen Geschlechterstigma klassifiziert werden. Diese kann anhand von genderneutraler Sprache, also dem Neutralisieren sonst maskuliner

Begriffe, geschehen. Zusätzlich vertreten Kritiker auch das “Gendern”, bei dem alle Geschlechter sprachlich mit inbegriffen sein sollen, statt Wörter zu neutralisieren. Während, laut Butler, durch Sprache und Gestik auch das Geschlecht beeinflusst werden kann,12 ist zu hinterfragen, inwiefern die Mode, als visuelle Ausdrucksform, eine Rolle in der Entfaltung der geschlechtlichen Identität trägt.

[...]


1 Der Megatrend “Gender Shift” des Zukunftsinstituts beschreibt die Abnahme der gesellschaftlichen Verbindlichkeit von sozialen Rollen und das Aufbrechen von Geschlechterstereotypen. Der Trend beinhaltet den Wandel der bisherigen männlichen gesellschaftlichen Struktur, durch zunehmende Integration der Frau

2 Vgl. Zukunftsinstitut “Megatrend Gender Shift”

3 Der Begriff Genderneutralität beschreibt die grundlegende Gleichbehandlung jeglicher Auftreten Lebensform, mit der sich ein Individuum identifiziert

4 Vgl. Judith Butler in “Unbehagen der Geschlechter”

5 Der Monismus beschreibt die philosophische Theorie, dass alle Phänomene der Welt auf ein einzelnes Grundprinzip zurückzufuhren sind (Vgl.

6 Vgl. Camilla Pinto Luna in “Genderless Fashion: A still Binary Market”

7 Die Sexualpsychologen Money und Hampson untersuchten dies

8 Judith Butler in “Das Unbehagen der Geschlechter”, S.22

9 Judith Butler in “Das Unbehagen der Geschlechter”, S.22

10 Der Begriff des Pluralismus beschreibt, laut Duden, die Vielfalt in einer Gesellschaft herrschenden Ideen, Organisationen und Gruppen, und agiert als Gegensatz zur Theorie des beschriebenen Monismus

11 Der Begriff der Genderneutralität beschreibt hier die vollkommene Gleichbehandlung und Gleichstellung von jeglichen Geschlechtern. Der Einbezug aller Lebensformen, unterstützt durch sprachliche Mittel wie Nennen aller möglicher Formen, auch als “Gendern” bezeichnet, oder das Verwenden geschlechtsneutraler Begrifflichkeiten, ist hier die Norm

12 Butler beschreibt die Sprache als weitere Ebene der Konstruktion von “sex” und “gender”; Sie hinterfragt dabei, inwiefern die Zwangsheterosexualität durch die Sprache vorangetrieben wird und betont die Ausdruckskraft jeglicher Kommunikationsarten

Details

Seiten
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783346556615
ISBN (Buch)
9783346556622
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
AMD Akademie Mode & Design GmbH – Hochschule Fresenius
Erscheinungsdatum
2021 (Dezember)
Note
1.0
Schlagworte
Mode Gender Geschlecht unisex unisextrend geschlechterforschung simmel Judith butler Georg Simmel Sexismus Binarität non-binär Trendforschung Gesellschaft Metrosexualität Pluralismus Modegeschichte
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Titel: Die Mode als Hürde der Genderneutralität. Wie unisex ist Unisex?