Diese Arbeit untersucht Hanna Arendts Werk "Eichmann in Jerusalem". Nach einer Einführung in Arendts Biographie und Denken und einer näheren Betrachtung des Prozesses, ihres davon angefertigten Berichts und der darin vorgenommen Deutung Eichmanns folgt ein Überblick über die Kritik aus den Jahren nach der Veröffentlichung. Dabei soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, inwieweit die jüdische Herkunft Arendts und ihre Positionen zu Judentum und Zionismus eine Rolle in der Auseinandersetzung spielten. Ein besonderer Blick wird auf die Kontroverse mit dem deutsch-israelischen Religionshistoriker Gershom Scholem geworfen, die nicht zu verstehen ist ohne Kenntnis ihrer langjährigen freundschaftlichen Beziehung, die diesem Streit vorausging. Diese Beziehung hat ihren Ursprung und sogleich ihre Prägung in der gemeinsamen Freundschaft zu Walter Benjamin, der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahre 1940 Suizid beging. Eine frühere Auseinandersetzung über Sinn, Wesen und Ziele des Zionismus führte dabei schon in den 1940er-Jahren zu einer deutlichen Diskrepanz in Arendts und Scholems jüdischem Selbstverständnis, die in der Eichmann-Kontroverse erneut aufbrach und auf deren Inhalte und Widersprüche, vor allem vonseiten Scholems, wieder zurückgegriffen wurde. Neben der Historisierung der Kritik innerhalb eines transnationalen Judentums soll zum Schluss auch auf Arendts Reaktion auf die Vorwürfe eingegangen werden und unter dem Aspekt ihres Selbstverständnisses als Jüdin betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hannah Arendt
2.1 Biographie
2.1 Arendts Auseinandersetzung mit Judentum und Zionismus
2.1 Arendts Beziehung zu Gershom Scholem
2.1 Walter Benjamin
2.1 Die Zionismus-Kontroverse
3 Eichmann in Jerusalem
1.1 Der Prozess
2.1 Der Prozessbericht
3.1 Kontroverse Aussagen in „Eichmann in Jerusalem“
4.1 Arendts Eichmann-Deutung unter Berücksichtigung ihrer politischen Theorie
5.1 Arendts Eichmann-Deutung in der NS-Forschung
4 Die jüdische Kritik an Arendt und ihrem Werk unter besonderer Berücksichtigung ihrer jüdischen Herkunft
1.1 Die Kritik - Ein Überblick
2.1 Die Auseinandersetzung mit Scholem
3.1 Die Historisierung der Kritik innerhalb eines transnationalen Judentums
4.1 Die Reaktion Arendts
5 Schluss: Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Hannah Arendt war in Folge ihrer 1951 erschienen Totalitarismusstudie The Origins of Totalitarianism1 bereits eine anerkannte und angesehene politische Philosophin und Theoretikerin, als sie 1961 im Auftrag der US-amerikanischen Nachrichten- und Kulturzeitschrift The New Yorker nach Jerusalem reiste, um dort als Korrespondentin den Prozess gegen den ehemaligen SS- Obersturmbannführer Adolf Eichmann zu beobachten und publizistisch zu begleiten. Das Ergebnis waren fünf Essays, die nacheinander veröffentlicht und 1963 zu einem Buch mit dem Titel Eichmann in Jerusalem: A Report on the Banality of Evil2 zusammengefasst wurden. Entstand schon während der Veröffentlichung der Beiträge eine Kontroverse um deren Inhalte, wurde sie nach Erscheinen des Buches erst recht entfacht.3 Insbesondere Holocaustüberlebende und jüdische Intellektuelle in Israel und den USA fühlten sich von ihrem Bericht massiv angegriffen und sahen in Arendts Thesen und Auslegungen nicht nur eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen und des eliminatorischen Antisemitismus samt eines spezifisch auf Juden konzentrierten Vernichtungswillen, sondern auch eine skandalöse Opfer-Täter-Umkehr. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste sich Arendt als Folge dessen massiver Angriffe als Nestbeschmutzerin erwehren.4 Zahlreiche Reaktionen wurden publiziert, in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, aber auch in Form polemischer Beiträge und auf persönlicher, privater Ebene in Briefen. Ein zentrales Organ der publizistischen Auseinandersetzung war hierbei die Exil-Zeitung Aufbau, die 1934 von deutsch-jüdischen Auswanderern in New York gegründet wurde.
Nach einer Einführung in Arendts Biographie und Denken und einer näheren Betrachtung des Prozesses, ihres davon angefertigten Berichts und der darin vorgenommen Deutung Eichmanns folgt ein Überblick über die Kritik aus den Jahren nach der Veröffentlichung. Dabei soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, inwieweit die jüdische Herkunft Arendts und ihre Positionen zu Judentum und Zionismus eine Rolle in der Auseinandersetzung spielten. Ein besonderer Blick wird auf die Kontroverse mit dem deutschisraelischen Religionshistoriker Gershom Scholem geworfen, die nicht zu verstehen ist ohne Kenntnis ihrer langjährigen freundschaftlichen Beziehung, die diesem Streit vorausging. Diese Beziehung hat ihren Ursprung und sogleich ihre Prägung in der gemeinsamen Freundschaft zu Walter Benjamin, der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahre 1940 Suizid beging. Eine frühere Auseinandersetzung über Sinn, Wesen und Ziele des Zionismus führte dabei schon in den 1940er-Jahren zu einer deutlichen Diskrepanz in Arendts und Scholems jüdischem Selbstverständnis, die in der Eichmann-Kontroverse erneut aufbrach und auf deren Inhalte und Widersprüche, vor allem vonseiten Scholems, wieder zurückgegriffen wurde. Neben der Historisierung der Kritik innerhalb eines transnationalen Judentums soll zum Schluss auch auf Arendts Reaktion auf die Vorwürfe eingegangen werden und unter dem Aspekt ihres Selbstverständnisses als Jüdin betrachtet werden.
Zwar fand das Gros der Kontroverse in direkter Folge der Veröffentlichung statt, jedoch wurde auch in den Jahrzehnten danach, bis zur Gegenwart, weiter darüber publiziert. Und dies nicht nur im Sinne der geschichtswissenschaftlichen Auswertung eines bedeutenden Ereignisses der Nachkriegsgeschichte, sondern auch als Beitrag zur Sache. Neuere Erkenntnisse oder auch historisch-filmische Auseinandersetzungen wie in Margarethe von Trottas Film Hannah Arendt spielen hierbei eine Rolle. Zahlreiche Briefwechsel Arendts wurden in den letzten Jahrzehnten ediert (u.a. mit Gershom Scholem, Karl Jaspers, Mary McCarthy, Martin Heidegger und Kurt Blumenfeld, um nur einige der zahlreichen Korrespondenzen Arendts zu erwähnen),5 die neue Einblicke in die Thematik ermöglichen. Verschiedene Ausgaben mit ausgesuchten Texten und Gesprächen Arendts6 wurden ebenso veröffentlicht wie Auseinandersetzungen mit Biographie und Werk,7 die meist auch die Eichmann-Thematik als gewichtiges Ereignis in Arendts Leben zum Inhalt haben. Veröffentlichungen, die auf wichtigen Neufunden in Archiven basieren8 oder Prozess und Kontroverse aus israelischer Sicht aufarbeiten,9 ergeben Zugang zu ganz neuen Sichtweisen. Dies hat zur Folge, dass zahlreiche Literatur über Arendt im Allgemeinen und die Eichmann-
Kontroverse im Speziellen existiert, die, will man sich dem Komplex Arendt- Eichmann-Scholem mit bestimmter Absicht erkenntnisgewinnend nähern, ausgewertet werden muss.10
2 Hannah Arendt
2.1 Biographie
Hannah Arendt wurde 1906 in eine assimilierte, säkulare jüdische Familie hineingeborgen und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Königsberg. Nach dem frühen Tod des Vaters oblag die Erziehung in den Händen der Mutter, die ihrer begabten Tochter eine umfassende Bildung zukommen ließ.11 Schon früh begann Hannah die große bildungsbürgerlicher Bibliothek ihres Vaters ausgiebig zu nutzen und las bereits in jungen Jahren Werke aus Philosophie und Literatur, u.a. Goethe und Kant.12 Nachdem sie fünfzehnjährig einen Unterrichtsboykott anführte und daraufhin der Schule verwiesen wurde, musste sie das Abitur extern ablegen.13
19.4 schrieb sie sich an der Universität Marburg zum Studium der Philosophie, des Griechischen und der Protestantischen Theologie ein. Dort machte sie bald Bekanntschaft mit Martin Heidegger, als Studentin und Liebhaberin. Eine Bekanntschaft, die ihr weiteres Leben persönlich und intellektuell prägen sollte.14 Bei ihm, so Arendt, konnte man das Denken lernen.15 Um den aus der Affäre entstandenen Problemen aus dem Weg zu gehen, wechselte sie 1926 nach Heidelberg, um dort unter Karl Jaspers, dem sie den Rest ihres Lebens in tiefer Freundschaft verbunden blieb, mit der Arbeit Der Liebesbegriff bei Augustin16 zu promovieren.17 1929 begann sie mit der Arbeit an einer Habilitationsschrift. Darin beschäftigte die sich mit Leben und Werk der aufklärerischen deutsch-jüdischen Dichterin Rahel Varnhagen (1771-1833),18 deren „jüdische Existenz“ sie ins Zentrum der Arbeit stellen wollte19 und damit, auch in Auseinandersetzung mit dem zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Antisemitismus,20 zum ersten Mal zentrale Begriffe zur Judenfrage und der jüdischen Assimilation thematisierte.21
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich Arendts Leben wie für so viele radikal. Schon zuvor begann sie, auch durch den Einfluss ihrer Bekanntschaft mit dem überzeugten Zionisten Kurt Blumenfeld (1884-1963), zusehends in politischen und historischen Zusammenhängen zu denken.22 Nach einer kurzen Verhaftung23 verließ sie Deutschland unverzüglich und erreichte im Herbst 1933 Paris. Dort heiratete sie 1940 Heinrich Blücher (1899-1970), einen ebenfalls geflohenen deutschen Kommunisten.24 Beide verkehrten in Paris in einem Zirkel intellektueller deutschsprachiger Flüchtlinge, dem auch Walter Benjamin angehörte und zu dem sich eine besondere Freundschaft entwickelte.25 Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Frankreich im Jahr 1940 wurden Arendt und Blücher interniert. Durch glückliche Umstände und ein Notvisa gelang jedoch die Flucht die USA.26 Dort nahm Arendt bald eine Tätigkeit für die „Commission on European Jewish Cultural Reconstruction“ an, im Zuge dessen sie 1949 zum ersten Mal wieder nach Europa reiste.27 1951 folgte, aufbauend auf zahlreichen Vorarbeiten,28 die Veröffentlichung ihres polittheoretischen Hauptwerks29 The Origins of Totalitarianism. In den folgenden Jahren folgten Lehraufträge, Anstellungen an mehreren Universitäten30 und zahlreiche weitere Veröffentlichungen.31 Sie starb am 04.12.1975 in ihrer Wohnung in New York an einem Herzinfarkt.32
2.2 Arendts Auseinandersetzung mit Judentum und Zionismus
In der biographischen Skizze wurde bereits auf Arendts säkularen, areligiösen Hintergrund eingegangen.33 Ihre jüdischen Identitäten waren für sie und ihre Mutter etwas Selbstverständliches, dessen sie sich bewusst waren, aber keine größere Aufmerksamkeit schenkten.34 Mit dem zunehmenden Antisemitismus35 und der im Jahre 1926 beginnenden Freundschaft zu Kurt Blumenfeld erwachte jedoch ihr Interesse für den Zionismus und damit einhergehend eine kritische Sicht auf die Situation der Juden in Deutschland36 und deren Bestreben nach Assimilation und Emanzipation, was sich auch in ihrer Arbeit über Rahel Varnhagen widerspiegelte.37 Sie kam zu der Überzeugung, dass den Juden diese Bestrebungen weder den Status einer vollen Integration samt politischer und gesellschaftlicher Anerkennung noch politisches Selbstbewusstsein gebracht hätten,38 Assimilierung somit nur bei vollständiger Aufgabe der jüdischen Identität möglich sei.39 Die damit einhergehenden Veränderungen in Arendts Sicht auf das Judentum und ihre eigene jüdische Identität innerhalb der deutschen Kultur waren elementar.40 Als Reaktion entwickelte sie im Rückgriff auf den französischen Zionisten und Anarchisten Bernard Lazare (1865-1903) zwei sich gegenüberstehende Typen bzw. Verhaltensweisen des Juden, den Parvenu und den Paria. Der Parvenu ist hierbei derjenige Jude, der den Aufstieg durch Assimilation anstrebt, dessen Bestreben von der Mehrheitsgesellschaft aber niemals vollständig gewürdigt und er somit von dieser auch niemals als gleichwertig geachtet wird.41 Diesem gegenüber stellte sie den Paria und bezieht sich dabei unter anderem direkt auf Lazare, den sie einen bewussten Paria nennt,42 und der darunter eine Existenz der Verweigerung und des Außenseitertums samt einer Genese jüdischen Selbstbewusstseins in Form von individueller und kollektiver Revolte sieht.43
Trotz des Einflusses von Blumenfeld, ihrer zionistischen Kritik an der Assimilation44 und der gezielten Tätigkeit für mehrere zionistische
Organisationen45 während ihrer Pariser Jahre46 blieb ihre Einstellung zum Zionismus ambivalent. Einerseits sympathisierte sie mit ihm, ohne von ihm in Gänze überzeugt zu sein, andererseits betrachtete sie ihn aus einer kritischen Perspektive. Vor allem den nationalistischen Ansatz Theodor Herzls sah sie skeptisch,47 eine Übersiedelung nach Palästina lehnte sie für sich ab.48
In New York angekommen, nahm sie rege an den Debatten darüber teil. Insbesondere zwei Aspekte rückten dabei in das Zentrum, zum einen die jüdische Gegenwehr, in der Arendt leidenschaftlich für die Errichtung einer jüdischen Armee plädierte, zum anderen die Gründung eines in Palästina gelegenen jüdischen Staates.49 Voraussetzung eines solchen Staates war für sie die friedliche Koexistenz von Juden und Arabern.50 Insbesondere ihr Artikel Der Zionismus aus heutiger Sicht,51 in dem sie ihre Kritik an der jüdischen Politik und den zionistischen Bestrebungen zusammenfasste, ihre Missbilligung eines nationalstaatlichen Konzeptes vertiefte und in genereller Ablehnung des Nationalismus für eine jüdisch-arabische Föderation plädierte, stieß dabei auf heftigen und weitreichenden Widerspruch innerhalb der jüdischen Welt,52 so auch von Blumenfeld und Scholem.53
2.3 Arendts Beziehung zu Gershom Scholem
Scholem war ebenso wie Arendt deutsch-jüdischer Abstammung. Geboren 1897 in Berlin als Gerhard Scholem, übersiedelte er bereits 1923 nach Palästina, wo er den Namen Gershom annahm und als Religionshistoriker an der Hebräischen Universität lehrte.54 Arendt und Scholem lernten sich 1939 in Paris über den beiderseitigen Freund Walter Benjamin kennen,55 der Arendt an
Scholem empfohlen hatte56 57 und Scholem auch mit ihrer Arbeit über Varnhagen bekannt machte. Zwischen Scholem und Arendt entstand daraufhin eine Freundschaft samt ausgiebigem Dialog, der hauptsächlich auf brieflichem Austausch beruhte..[57] Scholem war Zeit seines Lebens überzeugter Zionist und Gegner der Assimilation, dabei jedoch kein Verfechter des revisionistischen, politischen Zionismus58 sondern eines geistigen, d.h. eines Kulturzionismus, der auf jüdischen Traditionen und Gemeinsamkeiten basierte. Diese Strömung sympathisierte ebenso wie Arendt mit einer binationalen, föderalen Lösung für Palästina.59 Neben dem gemeinsamen Freund Benjamin förderte auch dies die gegenseitige Verbundenheit.60
2.4 Walter Benjamin
Scholem versuchte, seine kulturzionistischen Überzeugungen an Freunde und Bekannte weiterzugeben und sie so für eine Auswanderung nach Palästina zu begeistern. So auch den Philosophen Walter Benjamin, zu dem Scholem eine enge Freundschaft pflegte,61 dessen Übersiedelung nach Jerusalem jedoch vor allem an dessen Unstetigkeit scheiterte.62 Benjamin, ein tragischer Charakter, kam 1892 in Berlin als Sohn einer assimilierten, wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin zur Welt. Sein Leben war geprägt von intellektueller Brillanz einerseits und zahlreichen Rückschlägen andererseits. Das väterliche Vermögen und somit sein Erbe wurde durch Inflation vernichtet, eine universitäre Karriere scheiterte.63 Große finanzielle Probleme, die ihn den Rest seines Lebens begleiten sollten, waren die Folge.64 „Benjamins Leben“ so Arendt, „könne man ohne Schwierigkeiten als eine Folge von [...] Scherbenhaufen erzählen, und es ist kaum eine Frage, dass er selbst es so gesehen hat.“65 Zeit seines intellektuellen Lebens schwankt er zwischen dem Zionismus Scholems und dem Kommunismus, ohne für sich eine Entscheidung treffen zu können.66 Während Arendts Flucht aus dem Pariser Exil in das
[...]
1 Auf deutsch erstmalig 1955 erschienen unter dem Titel: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft. Alle Seitenangaben und Zitate in dieser Arbeit beziehen sich auf die ungekürzte Taschenbuchausgabe, München 2020.
2 Auf deutsch erstmalig 1964 erschienen unter dem Titel: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Alle Seitenangaben und Zitate in dieser Arbeit beziehen sich auf die erweiterte Taschenbuchausgabe, München 2020.
3 Hans Mommsen: Hannah Arendt und der Prozeß gegen Adolf Eichmann, in: Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, mit einem einleitenden Essay und einem Nachwort zur aktuellen Ausgabe von Hans Mommsen, München 2020, (Piper 6478), S. 9-48, hier S. 10.
4 Einen ersten Überblick von meist polemischen Angriffen findet man in Friedrich A. Krummacher (Hrsg.): Die Kontroverse. Hannah Arendt, Eichmann und die Juden, München 1964. Zur Kritik an dieser Sammlung einseitiger Beiträge siehe u.a. Klaus Naumann: Sympathy for the devil? Die Kontroverse um Hannah Arendts Prozeßbericht „Eichmann in Jerusalem“, in: Mittelweg 36 (1994), S. 65-79, hier S. 70.
5 Als Beispiel seien genannt: Hannah Arendt/Karl Jaspers: Briefwechsel 1926 - 1969, hg. von Lotte Köhler u. Hans Saner, München 1985; Hannah Arendt/Mary McCarthy: Im Vertrauen. Briefwechsel 1949 - 1975, mit einer Einführung von Carol Brightman, hg. v. Carol Brightman, München 1995; Hannah Arendt/Gershom Scholem: Der Briefwechsel, hg. v. Marie Luise Knott u. David Heredia, Berlin 2010.
6 Unter anderen: Hannah Arendt/Joachim Fest: Eichmann war von empörender Dummheit. Gespräche und Briefe, hg. v. Ursula Ludz u. Thomas Wild, ungek. Taschenbuchausg., München 2013, (Piper 30411); Hannah Arendt: Wir Juden. Schriften 1932 bis 1966, hg. v. Marie Luise Knott u. Ursula Ludz, München 2019.
7 Insbesondere sei hier genannt das erstmalig 1982 unter dem Titel Hannah Arendt: For Love of the World erschienene biographische Standardwerk von Elisabeth Young-Bruehl. Alle Seitenangaben und Zitate in dieser Arbeit beziehen sich auf die deutschsprachige Ausgabe unter dem Titel: Hannah Arendt. Leben, Werk und Zeit, 3. Aufl., Frankfurt a. M. 2013; Ein weiteres Beispiel ist Benhabib: Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne, erw. Ausgabe, Frankfurt a. M. 2006, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1797).
8 Vor allem Bettina Stangneth: Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Reinbek bei Hamburg 2014, (Rororo 62269).
9 So Tom Segev: Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung, Reinbek bei Hamburg 1995 und Idith Zertal: Nation und Tod. Der Holocaust in der israelischen Öffentlichkeit, Göttingen 2011.
10 Einen Überblick über den Stand der Diskussion um die Jahrtausendwende findet man in Gary Smith (Hrsg.): Hannah Arendt revisited. „Eichmann in Jerusalem" und die Folgen, Frankfurt a. M. 2000, (Edition Suhrkamp 2135).
11 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 43-46.
12 Ebd., S. 72.
13 Ebd., S. 74.
14 Annette Vowinckel: Hannah Arendt. Zwischen deutscher Philosophie und jüdischer Politik, Berlin 2004, S. 13 f.
15 Hannah Arendt: Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt, in: Merkur 23 (1969), S. 893-902, hier S. 894 f.
16 Hannah Arendt: Der Liebesbegriff bei Augustin. Versuch einer philosophischen Interpretation, Berlin 1929, (Philosophische Forschungen 9).
17 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 22.
18 Annette Vowinckel: Hannah Arendt, 2., durchges. u. erg. Aufl., Stuttgart 2014, (Reclams Universal-Bibliothek 19354), S. 9; Zum Nachweis des Werkes selbst, das trotz Fertigstellung 1938 erst 1957 zum ersten Mal veröffentlicht wurde: Hannah Arendt: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik (1957), 6. Aufl., 3. Aufl. dieser Ausg., München 1985, (Serie Piper 230).
19 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 23.
20 Iris Pilling: Denken und Handeln als Jüdin. Hannah Arendts politische Theorie vor 1950, Frankfurt a. M. 1996, (zugl. Dissertation, Technische Hochschule, Darmstadt 1994), S. 108110.
21 Alexandra Popp: Hannah Arendt. Eine Denkbiografie, Stuttgart 2015, S. 215.
22 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 148.
23 Ebd., S. 163-165.
24 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 34 f.
25 Hans-Martin Schönherr-Mann: Hannah Arendt. Wahrheit, Macht, Moral, München 2006, (Beck'sche Reihe 1691), S. 42-44.
26 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 37-39.
27 Ebd., S. 44.
28 Ebd., S. 45.
29 Schönherr-Mann: Hannah Arendt (wie Anm. 25), S. 55.
30 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 60.
31 Eine Bibliographie ihrer Werke findet man in: Hannah Arendt: Ich will verstehen. Selbstauskünfte zu Leben und Werk, mit einer vollständigen Bibliographie, hg. v. Ursula Ludz, Orig.-Ausg., 8. Aufl., München 2020, (Piper 4591), S. 257-341.
32 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 635 f.
33 Ebd., S. 44.
34 Vgl. hierzu die Antworten von Hannah Arendt im Fernsehgespräch mit Günter Gaus am 28.10.1964 in Arendt: Ich will verstehen (wie Anm. 31), S. 46-72, hier S. 52-54.
35 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 27.
36 Pilling: Denken und Handeln (wie Anm. 20), S. 11; Zu Blumenfelds zionistischem Hintergrund und seinem Einfluss auf Arendt siehe Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 119-123.
37 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 139-147.
38 Antonia Grunenberg: Hannah Arendts jüdische Schriften, in: Aus Politik und Zeigeschichte 56 (2006), H. 39, S. 15-21, hier S. 16.
39 Pilling: Denken und Handeln (wie Anm. 20), S. 110.
40 Benhabib: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 35.
41 Grunenberg: Jüdische Schriften (wie Anm. 38), S. 16; Vgl. hierzu auch Arendt: Elemente und Ursprünge (wie Anm. 1), S. 167: „Das Schicksal des durchschnittlichen Juden aber war es, sich nicht entscheiden zu können, von der Gesellschaft aber auch nicht eindeutig zu einer Entscheidung gezwungen zu werden. Die Masse der assimilierten Juden lebte im Zwielicht von Gunst und Ungunst und ahnte nur, daß beides, Erfolg wie Scheitern, unlöslich mit der Tatsache ihres Judeseins verknüpft war. Für sie hatte die Judenfrage jede politische Bedeutung verloren.“
42 Hannah Arendt: Die verborgene Tradition (1944), in: ders., Wir Juden (wie Anm. 6), S. 126153, hier S. 135-138.
43 Grunenberg: Jüdische Schriften (wie Anm. 38), S. 16.
44 Julia Schulze Wessel: Ideologie der Sachlichkeit. Hannah Arendts politische Theorie des Antisemitismus, Frankfurt a. M. 2006, (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1796), S. 58.
45 So rekapitulierte sie im Gespräch mit Günter Gaus: „Wenn man als Jude angegriffen ist, muß man sich als Jude verteidigen. [...] Aber jetzt war die Zugehörigkeit zum Judentum mein eigenes Problem geworden. Und mein eigenes Problem war politisch. Rein politisch! Ich wollte in die praktische Arbeit und - ich wollte ausschließlich und nur in die jüdische Arbeit. Und in diesem Sinne habe ich mich dann in Frankreich orientiert.“ Aus Arendt: Ich will verstehen (wie Anm. 31), S. 59 f.
46 Young-Bruehl: Hannah Arendt (wie Anm. 7), S. 178-181 und S. 218.
47 Schönherr-Mann: Hannah Arendt (wie Anm. 25), S. 108.
48 Pilling: Denken und Handeln (wie Anm. 20), S. 202-204. Pilling bezeichnet Arendt als „nonkonformistische Zionistin“.
49 Grunenberg: Jüdische Schriften (wie Anm. 38), S. 18.
50 Mario Keßler: Zwischen Paria-Existenz und jüdischem Commonwealth. Hannah Arendt über Antisemitismus und Zionismus, in: Utopie Kreativ (2008), S. 646-655, hier S. 648.
51 Hannah Arendt: Der Zionismus aus heutiger Sicht (1945), in: ders., Wir Juden. Schriften 1932 bis 1966, hg. v. Marie Luise Knott u. Ursula Ludz, München 2019, S. 175-216, erstmalig erschienenen unter dem Titel: Zionism Reconsidered, in: The Menorah Journal 33 (1945), S. 162-196.
52 Grunenberg: Jüdische Schriften (wie Anm. 38), S. 18 f.
53 Pilling: Denken und Handeln (wie Anm. 20), S. 265.
54 Marie Luise Knott: Hannah Arendt - Gershom Scholem. Die Konstellation, in: Hannah Arendt/Gershom Scholem: Der Briefwechsel, hg. v. Marie Luise Knott u. David Heredia, Berlin 2010, S. 608-642, hier S. 608.
55 Ebd. S. 614 f.
56 Detlev Claussen: Eine gescheiterte Freundschaft. Hannah Arendts Briefwechsel mit Gershom Scholem, in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums 50 (2011), S. 161168, hier S. 161.
57 Knott: Arendt - Scholem (wie Anm. 54), S. 614-620.
58 Claussen: Freundschaft (wie Anm. 56), S. 164.
59 Vowinckel: Hannah Arendt. Philosophie und Politik (wie Anm. 14), S. 41 f.
60 Claussen: Freundschaft (wie Anm. 56), S. 162.
61 Knott: Arendt - Scholem (wie Anm. 54), S. 613.
62 Zu den Versuchen Scholems, Benjamin zum Erlernen des Hebräischen sowie der Auswanderung nach Israel zu bewegen und ihm dort eine Anstellung an der Hebräischen Universität Jerusalem zu beschaffen, siehe: Gershom Scholem: Walter Benjamin - die Geschichte einer Freundschaft, Frankfurt a. M. 1975, (Bibliothek Suhrkamp 467), S. 171-196.
63 Nadine Werner: Zeit und Person, in: Burkhardt Lindner (Hrsg.): Benjamin-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung, Sonderausg., Stuttgart 2011, S. 3-8, hier S. 3-5.
64 Hannah Arendt: Walter Benjamin. (Essay, 1968/71) (1968), in: Detlev Schöttker/Erdmut Wizisla (Hrsg.): Arendt und Benjamin. Texte, Briefe, Dokumente, Frankfurt a. M. 2006, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1795), S. 45-97, hier S. 49.
65 Ebd. S. 74 f.
66 Kurt Sontheimer: Hannah Arendt. Der Weg einer großen Denkerin, ungek. Taschenbuchausg., München 2006, (Serie Piper 4824), S. 171.