Die vorliegende Abschlussarbeit befasst sich mit einem der zentralen Themenkomplexe der Pflegebranche: dem Qualitätsmanagement. Nach einem kurzen Einstieg in das Thema werden zwei Aspekte des Qualitätsmanagements näher erläutert: qualitätssichernde Prozesse sowie die Pflegevisite. Organisatorische Maßnahmen, die im zweiten Abschnitt behandelt werden, sind in jeweils vier kundenbezogene sowie vier ressourcenbezogene Prozesse unterteilt und stets mit konkreten Beispielen aus der Praxis belegt Anschließend wird im dritten Abschnitt die Pflegevisite als ein weiteres Instrument zur Qualitätssicherung thematisiert. Dabei werden die mit ihr verfolgten Ziele näher erläutert. Zum Schluss werden Vor- und Nachteile der Funktion Qualitätsmanagement besprochen sowie weitere Anregungen für mit ihr verlinkte Forschungsfelder im Bereich der Pflegewissenschaften vorgestellt.
Qualitätsmanagement ist in allen Wirtschaftszweigen vorzufinden und dient an erster Stelle zur Sicherung der Qualität diverser Produkte und Dienstleistungen. Entspricht die Leistung den Erwartungen der Kunden, d.h. die bestmögliche Qualität kann gewährleistet werden, so werden Kunden das Produkt erneut erwerben und bestenfalls auch weiterempfehlen. Das führt zum weiteren Wachstum und Erfolg des Unternehmens. Neben der Kundenzufriedenheit stehen beim Qualitätsmanagement auch andere Aspekte im Vordergrund: Zu diesen gehören u.a. die Wahrung der Mitarbeiterzufriedenheit, die Schaffung effektiver und effizienter Arbeitsprozesse sowie das Zeit- und Ressourcenmanagement.
Inhalt
1. Einleitung
1.1. Einführung in das Qualitätsmanagement
1.2. Definition
2. Thema 1 - Prozesse im Qualitätsmanagement
2.1. Kundenbezogene Prozesse
2.1.1. Erstellung eines Leitbildes (Absatz vor 2.1.1.)
2.1.2. Pflegedokumentation
2.1.3. Beschwerdemanagement
2.1.4. Umgang mit Freiheitsentziehenden Maßnahmen
2.2. Ressourcenbezogene Prozesse
2.2.1. Dienstplangestaltung
2.2.2. Qualitätszirkel
2.2.3. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen
2.2.4. Kostenbudgetierung
3. Thema 2 - Pflegevisite
3.1. Definition
3.2. Ziele
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Abschlussarbeit befasst sich mit einem der zentralen Themenkomplexe der Pflegebranche – dem Qualitätsmanagement. Nach einem kurzen Einstieg in das Thema werden zwei Aspekte des Qualitätsmanagements näher erläutert: qualitätssichernde Prozesse sowie die Pflegevisite. Organisatorische Maßnahmen, die im zweiten Abschnitt behandelt werden, sind in jeweils vier kundenbezogene sowie vier ressourcenbezogene Prozesse unterteilt und stets mit konkreten Beispielen aus der Praxis belegt Anschließend wird im dritten Abschnitt die Pflegevisite als ein weiteres Instrument zur Qualitätssicherung thematisiert. Dabei werden die mit ihr verfolgten Ziele näher erläutert. Zum Schluss werden Vor- und Nachteile der Funktion Qualitätsmanagement besprochen sowie weitere Anregungen für mit ihr verlinkte Forschungsfelder im Bereich der Pflegewissenschaften vorgestellt.
1.1. Einführung in das Qualitätsmanagement
Qualitätsmanagement ist in allen Wirtschaftszweigen vorzufinden und dient an erster Stelle zur Sicherung der Qualität diverser Produkte und Dienstleistungen. Entspricht die Leistung den Erwartungen der Kunden, d.h. die bestmögliche Qualität kann gewährleistet werden, so werden Kunden das Produkt erneut erwerben und bestenfalls auch weiterempfehlen. Das führt zum weiteren Wachstum und Erfolg des Unternehmens. Neben der Kundenzufriedenheit stehen beim Qualitätsmanagement auch andere Aspekte im Vordergrund: Zu diesen gehören u.a. die Wahrung der Mitarbeiterzufriedenheit, die Schaffung effektiver und effizienter Arbeitsprozesse sowie das Zeit- und Ressourcenmanagement.
Auch wenn der Qualitätsgedanke bereits seit den Anfängen der Menschheit eine Rolle spielte, so wurde der Fachbereich der Qualitätssicherung als solcher erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts während der Industrialisierung und dem Anstieg der Massenproduktion, u.a. durch den Ingenieur Frederick W. Taylor und den Unternehmer Henry Ford, thematisiert (vgl. Brüggemann & Bremer, 2020, S. 5). Anfänge der umfassenden standardisierten Qualitätssicherungssysteme können bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückverfolgt werden als britische Unternehmen versuchten, ihre Produktqualität im Zuge der Ölkrisen 1973 und 1979/80 durch ablauforientierte Industrienormen zu sichern. In den 80er Jahren erlangten solche Normen auch international immer mehr an Bedeutung (vgl. Emmerich, 2017, S. 33).
Speziell in der Medizin sowie im Pflegewesen wurden qualitätssichernde Maßnahmen jedoch erst im Jahr 1989 thematisiert. Zwei Gründe spielten dabei eine Rolle: Zum einen verloren Kostenträger und Politiker immer mehr das Vertrauen in das Pflichtbewusstsein der Anbieter von pflegerischen Leistungen; zum anderen stellte die demografische Entwicklung und damit der steigende Bedarf an Pflegedienstleistungen die Pflegeinrichtungen vor neuen Herausforderungen. Um diese adäquat bewältigen zu können und somit stets die bestmögliche Pflegequalität zu gewährleisten, werden gesetzliche Anforderungen an Erbringer von Pflegedienstleistungen bis heute kontinuierlich angepasst (vgl. Geraedts et al., 2011). Die maßgebenden gesetzlichen Vorschriften hierzu sind vorrangig im fünften und elften Sozialgesetzbuch (V und XI SGB) festgehalten.
Meine Wahl fiel auf dieses Thema, da sich das Qualitätsmanagement in allen Bereichen eines Unternehmens wiederfindet, wie z.B. in den Unternehmenszielen, in seinen Grundsätzen sowie darauf aufbauenden Strategien. Dieses bestimmt letztendlich über den Erfolg eines Produktes, einer Dienstleistung und demzufolge auch über das Fortbestehen der Einrichtung selbst. Der Qualitätsgedanke ist heutzutage allgegenwärtig und sollte von allen Mitarbeitern verstanden und gelebt werden.
Die wichtigsten Gründe für eine Auseinandersetzung mit diesem Unternehmensbereich sind die stetig steigenden Kundenerwartungen, höhere Komplexität sowie die sich aktuell zuspitzende Wettbewerbssituation auf dem Markt der Pflegedienstleister. Bezugnehmend auf die Kundenerwartungen ist es nicht mehr ausreichend, schlicht ein gutes Produkt bzw. eine gute Dienstleistung auf den Markt zu bringen: Die Kaufentscheidung wird von weiteren signifikanten Faktoren, wie einem umfassenden, zuverlässigen Service und der Einfachheit der Kaufabwicklung beeinflusst. Unzufriedene Kunden wechseln konsequenterweise zu einem anderen Anbieter, der ihren Bedürfnissen gerecht wird. Die erhöhte Komplexität bezieht sich auf mehrere Aspekte. Durch die steigenden Kundenansprüche werden auch die Dienstleistungen selbst bzw. das begleitende Serviceangebot immer umfangreicher. Dieses wiederum beeinflusst interne Prozesse einerseits und führt andererseits dazu, dass die eigene Produktpalette an externe Regulierungen und Anforderungen kontinuierlich angepasst wird. Beides kann unter Umständen höhere Kosten verursachen. Die Komplexität wird zudem, besonders im Gesundheitswesen, durch die hohe Spezialisierung des Personals beeinflusst (vgl. Brüggemann & Bremer, 2020, S. 1 ff). Weiterhin nimmt der Wettbewerbsaspekt einen enormen Einfluss auf die Wahl des passenden Qualitätsmanagementkonzeptes. Die hohe Anzahl an Wettbewerbsunternehmen führt zur Homogenisierung des Dienstleistungsangebotes und macht es umso schwieriger, sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Dabei kann eine hohe Produktqualität als eine Möglichkeit zur Differenzierung wirken. In diesem Zusammenhang spielt auch die Markttransparenz eine entscheidende Rolle. Heutzutage ist es für potenzielle Kunden einfacher denn je, beispielsweise auf diversen Internetseiten und Foren, Informationen und Erfahrungen anderer Kunden aus erster Hand zu sammeln und verschiedene Unternehmen miteinander zu vergleichen (vgl. Bruhn, 2020, S. 4).
1.2. Definition
Qualität
Der Begriff der Qualität leitet sich von dem lateinischen Wort „qualis“ ab, das „wie beschaffen“ bedeutet. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Qualität die Gesamtheit von Merkmalen einzelner Produkte und Dienstleistungen darstellt. Dabei dient diese als Maßstab für Kaufentscheidungen und stellt einen wichtigen Faktor in Bezug auf die Wettbewerbssituation auf dem Markt sowie die Leistungsfähigkeit eines jeden Unternehmens dar. Gemäß DIN EN ISO 9000 repräsentiert die Qualität den Grad, in dem ein Satz inhärenter, d.h. einer Einheit innewohnender, Merkmale diverse Anforderungen erfüllt. Unter einer Einheit kann eine Tätigkeit, ein Prozess, ein Produkt, eine Organisation oder ein System verstanden werden. Somit kann sich die Qualität sowohl auf konkrete materielle Produkte als auch auf immaterielle Einheiten, wie Dienstleistungen, beziehen (vgl. Brüggemann & Bremer, 2020, S. 3; Emmerich, 2017, S. 14). Anzumerken sei, dass Qualität nichts Absolutes, sondern etwas Relatives darstellt. Sie spiegelt lediglich die Übereinstimmung einer konkreten Einheit mit den vorgegebenen Erwartungen externer und interner Kunden wider. Die Qualität kann nur indirekt, anhand des Grades der Erfüllung einzelner Anforderungen, gemessen werden (vgl. Brüggemann & Bremer, 2020, S. 4).
Qualitätsmanagement
Der Begriff des Qualitätsmanagements setzt sich aus den beiden Begriffen Qualität und Management zusammen. Management stammt ursprünglich vom lateinischen Wort „manus“, „ die Hand“, ab und bedeutet so viel wie „jemanden an die Hand nehmen und diesen führen oder leiten“. Somit werden im Rahmen des Qualitätsmanagements verschiedene Management- und Führungstheorien mit dem Ziel der Verbesserung der Produkt- bzw. Dienstleistungseigenschaften verbunden (vgl. Schmidt, 2010, S. 23).
Demzufolge beinhaltet Qualitätsmanagement „alle Tätigkeiten, welche die Qualitätspolitik, Ziele und Verantwortung festlegen sowie diese im Rahmen des Qualitätsmanagements verwirklichen “ (vgl. Emmerich, 2017, S. 15). Mit anderen Worten, im Rahmen des Qualitätsmanagements werden umfassende Qualitätskonzepte, Businessmodelle sowie Managementstrategien entwickelt, mit dem Ziel, Aufgaben und Verantwortungen so zu verteilen, dass die bestmögliche Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität gewährleistet wird. Darüber hinaus wird Qualitätsmanagement als ein dynamischer Prozess zur ständigen Verbesserung der Qualität angesehen. Hierbei wird oft mit einem sog. PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check und Act) gearbeitet, der auf allen drei Ebenen der Qualität, d.h. der Struktur-, der Prozess- und der Ergebnisqualität seine Anwendung findet.
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen wird dem Qualitätsmanagement eine große Bedeutung zugeschrieben. Hierbei orientiert sich der Qualitätsbegriff vorrangig an der Behandlungs- bzw. der Pflegequalität. Die Hauptaufgabe besteht darin, mögliche Risikofaktoren zu identifizieren und zu verringern sowie sichere Handlungen zu fördern.
Qualitätsmanagement stellt dabei sicher, dass zahlreiche tägliche Aktivitäten der Beteiligten durch angemessene sowie gesetzeskonforme Prozesse unterstützt werden. Es erhöht zudem die Sicherheit der Mitarbeiter, dies führt wiederum zur Reduzierung von Risiken und somit zur Verbesserung der Ergebnisqualität. Mithilfe von standardisierten Qualitätsmaßnahmen, wie bspw. Fort- und Weiterbildungen von Mitarbeitern, sollen die Effizienz sowie Effektivität der Einrichtungen gesteigert werden. Durch die Vermeidung von ineffizienten Prozessen und möglichen Duplikationen kann ein gut funktionierendes Qualitätsmanagementsystem langfristig zu einer Kostenreduktion führen (vgl. Leal & Scheday, 2020, S. 2).
2. Thema 1 - Prozesse im Qualitätsmanagement
Prozesse sind feste Bestandteile eines Qualitätsmanagementsystems. Prozessorientierung ermöglicht die klare Strukturierung und Steuerung von Arbeitsabläufen eines Unternehmens. Gemäß DIN EN ISO 9000 wird ein Prozess als „ein Satz von in Wechselbeziehung oder Wechselwirkung stehenden Tätigkeiten, der Eingaben in Ergebnisse umwandelt“ definiert. Weiterhin kann ein Prozess auch als eine „Abfolge von Tätigkeiten, die zu einem bestimmten Ergebnis führen sollen“ verstanden werden. Das angestrebte Endergebnis aller Prozesse ist dabei die Herstellung eines guten Produktes oder - im Falle von Pflegeeinrichtungen – die Erbringung von Pflegeleistungen, die allen Qualitätsansprüchen gerecht werden (vgl. Brugger-Gebhardt, 2016, S. 9).
Die Gesamtheit aller Prozesse bildet ein System, das neben den wesentlichen Prozessen selbst, sog. Schlüsselprozessen, auch die dazugehörigen Ziele, Verantwortungen sowie Mitteln festlegt. Im Falle von Qualitätsmängeln bei der Leistungserbringung werden nicht die einzelnen Mitarbeiter zur Verantwortung gezogen, sondern es wird geschaut, welche konkreten Prozesse die Fehler verursacht haben. Weiterhin führt Prozessorientierung dazu, dass einzelne Arbeitsabläufe nicht mehr ihrer Funktionsweise nach gegliedert werden, sondern als geschlossene und zusammenhängende Einheiten betrachtet werden (vgl. Emmerich, 2017, S. 48).
Das folgende Kapitel wird sich mit jeweils vier kundenbezogenen sowie ressourcenbezogenen Prozessen auseinandersetzen. Bei den kundenbezogenen Prozessen wird auf das Leitbild, die Pflegedokumentation, das Beschwerdemanagement sowie den Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen näher eingegangen. Dienstplan, Qualitätszirkel, Fort- und Weiterbildungen sowie Budgetplanung werden bei den ressourcenbezogenen Prozessen von Relevanz sein.
2.1. Kundenbezogene Prozesse
Kundenorientierung ist ein unabdingbarer Bestandteil eines Qualitätsmanagementsystems, um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine hohe Kundenzufriedenheit kann durch die Berücksichtigung von Kundenwünschen und Erwartungen in sämtlichen Unternehmensprozessen erzielt werden. Im weitesten Sinne kann unter dem Kundenbegriff jede natürliche Person oder Institution verstanden werden, die an einem Produkt, einer Dienstleistung oder dem Prozess dahinter beteiligt ist. D.h. als Kunden in Pflegeeinrichtungen kommen nicht nur die Besucher einer Tagespflege, Empfänger ambulanter Pflegeleistungen oder Bewohner eines Seniorenheims, sondern auch zahlreiche Dritte wie bspw. Mitarbeiter der Einrichtung, öffentliche Kostenträger und Lieferanten infrage. An dieser Stelle wird zwischen den internen und externen Kunden unterschieden. Interne Kunden, bspw. Mitarbeiter einer Einrichtung, haben in der Regel einen direkten Bezug zu der Dienstleistung, externe Kunden, z.B. Kostenträger, hingegen weisen dazu lediglich eine implizite Verbindung auf (vgl. Emmerich, 2017, S.48 f).
Die nachfolgenden Prozesse beziehen sich jedoch vorrangig auf die direkten Leistungsabnehmer, d.h. die pflegebedürftigen Menschen selbst. Diese bilden den wichtigsten Teil einer Pflegeeinrichtung, denn ohne deren Nachfrage gäbe es keine Notwendigkeit für solche Einrichtungen.
2.1.1. Erstellung eines Leitbildes (Absatz vor 2.1.1.)
Auch wenn die Notwendigkeit eines Leitbildes zunächst nicht direkt ersichtlich scheint, da keine konkreten Problemstellungen, die dadurch gelöst werden sollen, vorhanden sind, so ist es dennoch sinnvoll, ein Leitbild des Unternehmens zu erstellen. Dieses dient in erster Linie als Grundorientierung in Bezug auf Wertvorstellungen einer Einrichtung für die Bewohner, deren Angehörige und Betreuer, die Mitarbeiter, die Heimleitung sowie die Geschäftsführung. Eine Einrichtung wird somit durch ein Leitbild sowohl nach innen als auch nach außen repräsentiert. Für Außenstehende, wie bspw. potenzielle Kunden, Kooperationspartner oder andere Institutionen, vermittelt ein Leitbild den ersten Eindruck über das Unternehmen, indem es kurz die Einrichtungsphilosophie wiedergibt sowie die darin enthaltenden ethischen Normen, Einstellungen und Verhaltensmuster der Mitglieder festlegt. Idealerweise gibt das Leitbild einer Organisation an, woher diese Organisation stammt (Tradition), was sie anstrebt (Vision und Leitziele) sowie welchen Handlungsprinzipien sie sich verpflichtet. In der Regel wird die Erstellung eines Leitbildes von der Geschäftsführung initiiert und unter Beteiligung der Mitarbeiter in einem längeren Prozess erarbeitet.
Ein wesentlicher Bestandteil eines Leitbildes sind Qualitätsanforderungen, die in Form von Leitzielen für einzelne Dienstleistungen der Einrichtung visualisiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Leitziele bestimmen den Zweck einer Organisation, d.h. die Erstellung eines Leitbildes bezieht sich auf langfristige Visionen und weist somit keinen direkten Bezug zum Tagesgeschäft auf. Damit am Ende ein möglichst genaues Bild einer Einrichtung entstehen kann, ist es von enormer Bedeutung, sämtliche Organisationsmitglieder auf allen Ebenen in den Prozess miteinzubeziehen und deren Selbstreflexion zu fördern. Eine umfassende und empirisch begründete Analyse der Einrichtung ist an dieser Stelle jedoch nicht erforderlich.
Die Vorteile bzw. die Notwendigkeit eines Leitbildes werden durch subjektive Wahrnehmung und Bewertung des Unternehmens durch Dritte sowie die indirekte Mitarbeiterführung begründet. An dieser Stelle sei anzumerken, dass sich ein Leitbild an keinen eindeutigen Adressaten bzw. an keine bestimmte Zielgruppe wendet. Daraus resultiert ein Allgemeingültigkeitsanspruch, der die Messung von übergeordneten Zielen auf den konkreten Ebenen maßgeblich erschwert.
Das letztendliche Umsetzungsziel eines Leitbildes ist die Identifikation mit den darin definierten Wertevorstellungen einer Einrichtung sowie ein entsprechendes Verhalten und Handeln aller Einrichtungsmitglieder (vgl. Hanisch, 2019, S. 52 ff). Damit das Leitbild von allen Mitarbeitern verstanden und umgesetzt wird, muss dieses klar und eindeutig formuliert sein. Das Befolgen der darin festgelegten Qualitätsgrundsätze führt letztendlich zur Verbesserung der Ergebnisqualität von Pflegeleistungen (vgl. Leal & Scheday, 2020, S. 151).
Beispiel aus der Praxis
Im Mittelpunkt unserer Tätigkeiten stehen die Bewohner unserer Einrichtung. Unsere Aufgabe besteht darin, den Bewohnern langfristig Heimat und ein Zuhause zu bieten, in welchem sie stets mit qualifizierter Unterstützung ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmendes Leben führen können. Um eine gewisse Normalität zu bewahren, werden Alltagsaktivitäten gemäß gesellschaftlich anerkannten Lebensweisen gestaltet.
Bei der Planung der Lebensgestaltung der Bewohner orientieren wir uns an einem ganzheitlichen Menschenbild, so dass die Individualität, Interessen, Neigungen, Bedürfnisse sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes Einzelnen berücksichtigt werden.
Die Bedürfnisse unserer Bewohner stehen stets an oberster Stelle. Ausgehend von der individuellen Situation bekommt jeder die passende Unterstützung im Alltag. Um das Eingewöhnen zu erleichtern und eine biografieorientierte Betreuung zu ermöglichen, suchen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen. Neben der klassischen Pflege erstreckt sich unser Angebot auf zahlreiche weitere Förderungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für unsere Bewohner.
Unsere Umgangsformen basieren auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen, Toleranz und Freundlichkeit, sowohl im Team, mit den Bewohnern als auch mit außenstehenden Kooperationspartnern. Ein weiterer wesentlicher Aspekt unserer Arbeit bezieht sich auf die Transparenz, die wir gegenüber den Bewohnern, gesetzlichen Betreuern, Mitarbeitern sowie Kostenträgern bewahren.
Das Team setzt sich aus qualifizierten und engagierten Mitarbeitern zusammen. Durch regelmäßige interne und externe Schulungen, Fort- und Weiterbildungen wird dafür gesorgt, dass unser Fachwissen immer auf dem aktuellen Stand ist. Durch das sorgfältige Planen, Durchführen, Überprüfen und Verbessern unseres Angebotes kann stets die beste Pflegequalität gewährleistet werden.
Schließlich soll sich jeder Bewohner bei uns wie zuhause fühlen!
2.1.2. Pflegedokumentation
Die Pflegedokumentation ist ein wesentlicher Aspekt der Qualitätssicherung. Zwei Gründe lassen sich an dieser Stelle für die Pflegedokumentation nennen: Einerseits dient sie zur Leistungserfassung der Einrichtung, andererseits zur Informationssammlung für die Pflegeplanung (vgl. Emmerich, 2017, S. 12).
Eine Pflegedokumentation stellt das vollständige Sammelwerk an Informationen über einen Bewohner dar. (vgl. Emmerich & Müller, 2016, S. 90). Neben den personenbezogenen Daten erfasst es den täglichen Pflege- und Versorgungsablauf. Somit sind tägliche Berichte zur Planerfüllung, Besonderheiten im Alltag des Bewohners, Einträge zum pflegerischen Allgemeinzustand sowie Texteinträge von anderen Berufsgruppen, wie z.B. Physiotherapeuten und Ärzten, wesentliche Bestandteile einer Dokumentation (vgl. Emmerich, 2017, S. 12).
Wie bereits angedeutet, dient die Pflegedokumentation zur Kommunikation unter allen am Prozess beteiligten Parteien und soll dadurch strukturiert sowie für Außenstehende verständlich gemacht werden. Eine sorgfältige Dokumentation ermöglicht es, sämtliche Pflegemaßnahmen und -abläufe nachzuvollziehen. Dies erleichtert vor allem bei einem Schichtwechsel die Aufgabenübergabe an die Kollegen und beugt Missverständnissen vor. Das Festhalten von pflegerischen Maßnahmen erlaubt zudem, die Auswirkungen dieser auf das Wohlbefinden der einzelnen Bewohner besser zu verstehen und ggf. rechtzeitig entsprechende Anpassungen vorzunehmen (ebd.).
Eine sachgerechte Pflegedokumentation spielt auch an der Schnittstelle zwischen den Pflegekräften und Ärzten eine entscheidende Rolle. Grund hierfür ist die Aufgabenüberschneidung zwischen diesen beiden Berufsgruppen. So können bspw. beide Befugnisse über die Verabreichung von Medikamenten, Injektionen und Kathetern besitzen. Eine gute Dokumentationsführung fördert in diesem Zusammenhang einen reibungslosen Arbeitsablauf und ermöglicht ggf. eine schnelle und sachgerechte Reaktion bei unerwarteten Verschlechterungen des Gesundheitszustandes des Bewohners. Infolge eines inadäquaten Informationsaustausches können ggf. auch haftungsrechtliche Ansprüche erhoben werden (vgl. Gleichmann & Tuchel, 2018, S. 77).
Nachfolgend sind die wichtigsten Richtlinien der Pflegedokumentation zusammengefasst:
- Verwenden von dokumentechten Stiften
- Fehler sind so zu verbessern, dass der ursprüngliche Text weiterhin lesbar bleibt
- Nachträgliche Änderungen sind als solche zu kennzeichnen und zu datieren
- Einträge sind eindeutig zu formulieren, so dass alle beteiligten Berufsgruppen diese verstehen
- Formulierungen sind klientenbezogen, wertschätzend, knapp, präzise, transparent und überprüfbar zu formulieren
- Persönliche Wertungen und Interpretationen sind zu vermeiden; Aussagen der Bewohner oder Bezugspersonen sind ggf. als Zitat zu hinterlegen
- Nur das Wesentliche soll erfasst werden
- Die Dokumentation muss möglichst zeitnah erfolgen, insbesondere bei Auffälligkeiten und Abweichungen im Tagesablauf
- Alle Maßnahmenplanungen sind mit Datum und Unterschrift zu versehen
- In gefahrenträchtigen Pflegesituationen muss die Pflegedokumentation möglichst umfangreich und genau erfolgen, um im Schadensfall ggf. aufzuzeigen, dass der Schadenseintritt trotz sachgerechter Pflege unvermeidlich war. Dieses gilt insbesondere bei freiheitsentziehenden Maßnahmen, Einschränkungen in der Nahrungs-und Flüssigkeitsaufnahme, Behandlungspflege einschließlich Hygienemaßnahmen, Medikation, Einsatz von medizinischen Geräten und Hilfsmitteln sowie bei der Durchführung von Prophylaxen (http://docplayer.org/12639563-Kundenbezogene-prozesse-pflege-inhaltsverzeichnis.html, Zugriff: 01.03.2021, 10:00 Uhr).
Beispiel aus der Praxis
Für jeden Bewohner wird eine eigene Pflegeakte angelegt, welche sich aus zahlreichen Dokumenten zusammensetzt. An dieser Stelle werden beispielhaft drei dieser Dokumente angeführt: Stammblatt, Pflegeanamnese sowie Pflegebericht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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