2011 wurde eine Interventionsforschung an einer österreichischen Fachhochschule von Schuster durchgeführt, welche die Optimierung des Arbeitsprozesses einer Arbeitsgruppe über circa ein Jahr hinweg untersuchen sollte.
Ich werde im Rahmen meiner Hausarbeit auf die Ziele, die theoretischen Annahmen und deren Untersuchung auf die Schwierigkeiten des Forschungsdesigns und dem Umgang damit, die Emotionen innerhalb der Intervention und dessen Ausmaß, die Erfolge der Intervention sowie auf die Phasen der Gruppenentwicklung eingehen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ziele, theoretische Annahmen und deren Untersuchung
3 Schwierigkeiten des Forschungsdesigns und der Umgang damit
4 Emotionen innerhalb der Intervention und dessen Ausmaß
5 Erfolg der Intervention
6 Phasen der Gruppenentwicklung
7 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
2011 wurde eine Interventionsforschung an einer österreichischen Fachhochschule von Schuster durchgeführt, welche die „Optimierung des Arbeitsprozesses einer Arbeitsgruppe“ über circa ein Jahr hinweg untersuchen sollte. An dieser Studie war nicht nur Schuster selbst beteiligt, welcher als Moderator agierte, sondern auch ForscherInnen und MitgliederInnen der Organisation. Die Struktur der bereits genannten Organisation war in insgesamt drei hierarchische Ebenen gegliedert, aus denen sich schließlich auch die einzelnen Arbeitsgruppen zusammensetzten, die es zu optimieren galt. Es wurden nicht nur vier Personen aus dem Lehrstuhl für die Forschung herangezogen, sondern auch eine aus der Verwaltung. Zusätzlich bildeten die Beteiligten eine Resonanzgruppe und hielten regelmäßige Reflexionstreffen ab um die bis dato erlangten Erkenntnisse zu besprechen und um auch das weitere Vorgehen zu thematisieren. Während des gesamten Forschungsprozesses wurden insgesamt sechs Sitzungen abgehalten, da die Forschung erst zur dritten Sitzung begann (insgesamt hatte die Arbeitsgruppe also acht Sitzungen). Bei jeder dieser Sitzungen agierte Schuster als Moderator, damit die vorher angestrebte Optimierung unter Leitung erlangt werden konnte. Insgesamt weist der Plan drei Sitzungen der Resonanzgruppe und vier Reflexionstreffen des Forschungsteams. Diese hier vorgenommenen Reflexionen konnten dann in den Prozess der Interventionsforschung mit integriert werden.
Es lässt sich außerdem anmerken, dass vor Beginn der Interventionsforschung eine Forschungsfrage und eine Forschungsaufgabe prozessiert, aufgrund derer die Frage beantwortet werden sollte, wie sich die Arbeitsgruppe im Verlauf der Moderation entwickelt. Die Aufgabe der Interventionsforschung bestand also darin, die Entwicklung der Arbeitsgruppe bezüglich der ihrer psychodynamischen Arbeitsfähigkeit zu optimieren (Schuster, 2016).
Ich werde im Rahmen meiner Hausarbeit auf die Ziele, die theoretischen Annahmen und deren Untersuchung, auf die Schwierigkeiten des Forschungsdesigns und dem Umgang damit, die Emotionen innerhalb der Intervention und dessen Ausmaß, die Erfolge der Intervention, sowie auf die Phasen der Gruppenentwicklung eingehen.
2 Ziele, theoretische Annahmen und deren Untersuchung
Das Ziel dieser Interventionsforschung war es, in gemeinsamer Arbeit mit den MitarbeiterInnen deren eigenen Arbeitsprozesse innerhalb der Organisation nicht nur zu reflektieren und durch eben diese Selbstreflexion an Erkenntnisse über verdrängte oder auch verschobene Probleme zu erlangen. (Schuster, 2016, S. 181)
Eine konkrete Arbeitsgruppe sollte also so moderiert werden, dass Selbstreflexion als „Bestandteil des Arbeitsprozesses stattfand“(Schuster, 2016, S.181). Man wollte so erreichen, dass nicht nur tragfähige, sondern auch nachhaltige Gruppenentscheidungenmöglich werden und dies unter der bewussten Berücksichtigung der gegebenen Linienorganisation. Es sollte also alles in allem eine Optimierung des Arbeitsprozesses der Arbeitsgruppe erreicht werden. (Schuster, 2016, S.181).
Diese Optimierung sollte erreicht werden, indem man die Arbeitsgruppe in einen Zustand gebracht beziehungsweise in einem Zustand gehalten wird, welche Bion(2001) als einen Zustand der Arbeitsgruppe bezeichnete. Um dies zu verstehen muss erläutert werden, was Bion unter dem Begriff der Arbeitsgruppe überhaupt grundlegend versteht. Er unterscheidet zwischen einer Arbeitsgruppe und einer Grundannahmengruppe (Schuster, 2016, S. 182). Unter der Arbeitsgruppe versteht er einen bestimmten Zustand einer Gruppe, die sich „durch eine aufgabenmäßige Realitätsbezogenheit aus[zeichnet], die ihr Arbeitsfähigkeit und Produktivität ermöglicht“(Lazar 2004, S 53). Eine Grundannahmengruppe sei eine Gruppe, welche von Ängsten oder auch angstbehafteten Phantasien dominiert wird (Schuster, 2016, S. 182).
Die Forschung baute auf drei Hypothesen auf. Die erste Hypothese besagte, dass Gruppen nie einen konstanten Zustand haben sondern, dass sie zwischen dem der Grundannahmengruppe und dem der Arbeitsgruppe hin und her wechseln. Dies sei der Grund, weshalb die Moderation einer solchen Gruppe durchaus zur Arbeitsfähigkeit der Gruppe beitragen kann, wenn die gruppendynamischen Aspekte berücksichtigt werden. Die Hypothese zwei sagt aus, dass ein Spannungsbogen zwischen der Organisationsform der Hierarchie (vgl. Schuster 2012) Arbeits- und Projektgruppen, welche zeitlich begrenzt operieren, herrscht. Dieser Spannungsbogen entsteht, weil Widersprüche zwischen den Individuen, der Gruppe und der Organisation immer wieder neu erlebt werden, obwohl diese eigentlich durch hierarchisch, definierte und vorgegebene Rollen innerhalb der Linienorganisation gelöst sind. Laut der dritten Hypothese stellt eine Erweiterung des Rollenbewusstseins der jeweiligen MitarbeiterInnen einen wesentlichen Faktor dar, wenn es um das Lernen einer Organisation geht (Schuster, 2016, S. 182).
Um sich einen besseren Überblick über das Ziel der Forschung und dessen theoretischen Annahmen verschaffen zu können, ist es sinnvoll, das Forschungsdesign genauer zu beleuchten, welches herangezogen wurde, um die vorher festgelegten Ziele zu erreichen.
Das Forschungsdesign war so ausgelegt, dass es den involvierten Personen, also auch den ForscherInnen ganz neue Erkenntnisse bezüglich ihrer Selbst liefern sollte.
Eine Arbeitsgruppe wurde innerhalb der Organisation ausgewählt und über ungefähr ein Jahr hinweg beforscht. Es sollte in diesem Zeitraum die Entwicklung der Arbeitsgruppe beforscht werden und unteranderem durch Moderation gestaltet werden. Es wurde also nicht nur eine Forschungsfrage aufgestellt, sondern auch ein Forschungsaufgabe gestellt (Schuster 2016, S.183).
Die zu beantwortenden Forschungsfrage sollte fragte danach, wie sich die Arbeitsgruppe wohl im Laufe der Moderation entwickle und die passende Forschungsaufgabe war die Optimierung der Entwicklung der Arbeitsgruppe mit Hinblick auf die psychodynamische Arbeitsfähigkeit der Arbeitsgruppe (vgl. Stokes 2009, S. 74-94; vgl. Schuster 2012).
Das Interventionsforschungsdesign bestand aus den im Folgenden aufgeführten Aspekten. Zum einen bestand es darin die Arbeitsgruppe zu moderieren. Diese Moderation sollte durchgeführt werden vom Autor der vorliegenden Arbeit, also von Schuster. Diese hatte den Zweck den Fokus der Gruppe auf die sachebene zu richten, aber sie sollte auch für die Arbeitsfähigkeit aus gruppendynamischer und aus psychodynamischer Sicht sorgen.
Ein weiterer Aspekt war die teilnehmende Beobachtung der entsprechenden Arbeitsgruppe. Diese teilnehmende Beobachtung wurde durchgeführt von einer Forschungspartnerin, welche eine Angestellte der beforschten Organisation war. Sie sollte für die Analyse der Moderation und des Gruppenprozesses Datenmaterial liefern.
Der nächste Aspekt war die Moderation der Resonanzgruppe. Diese sollte ebenfalls von Schuster durchgeführt werden.
Die teilnehmende Beobachtung der Resonanzgruppe wurde ebenfalls von einer Forschungspartnerin durchgeführt. Diese hatte sollte der Verarbeitung von gewonnen Daten dienen, welche im Zuge der teilnehmenden Beobachtung der Arbeitsgruppe gewonnen wurden. Außerdem war die Reflexion des Geschehens innerhalb der Arbeitsgruppe und der Resonanzgruppe und die Reflexion von eigenen Befindlichkeiten ein weiterer Aspekt. Im Rahmen von Reflexionstreffen wurden die Beobachtungen von Arbeitsgruppe und Resonanzgruppe von ForscherInnen verarbeitet, ebenso wie der insgesamte Verlauf der Forschung und die eigenen Befindlichkeiten. Die benannten Treffen dienten nicht nur der Psychohygiene, sondern auch einer theoretisch vertieften Analyse der Geschehnisse.
Die bereits oben benannte Resonanzgruppe sollte der Erweiterung bezüglich der Wahrnehmung der allgemeinen Situation und auch der emotionalen Situation innerhalb der Arbeitsgruppe dienen. Man kann also quasi sagen, dass die Resonanzgruppe nicht nur als eine Art Messinstrument diente, sondern auch dazu, dass in Bezug auf die Intervention die Entscheidungsbasis der ForscherInnen erweitert wurde. Die Zusammensetzung von Arbeitsgruppe und Resonanzgruppe stellte eine Miniatur-Abbildung der Linienorganisation dar. Somit stellte sie auch den Widerspruch von (Arbeits-)Gruppen und von Linienarbeit dar. Insgesamt war die Arbeitsgruppe aus fünf Personen zusammengesetzt, vier von ihnen wurden aus der Lehre herangezogen und eine aus der Verwaltung (Schuster 2016, S.183).
Das Forschungsdesign hatte den Nutzen die Dynamik, welche innerhalb der Arbeitsgruppe während der Interventionsforschung herrschte, fortlaufend zu analysieren sowie die bereits oben genannten Hypothesen zu interpretieren.
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