Seit Jahrhunderten begeistern Märchen die Menschheit. Dabei findet sich diese Gattung über alle Kontinente hinweg und es gibt erstaunliche Parallelen zwischen einzelnen Märchen. So findet man zum Beispiel Figuren wie Rotkäppchen oder Cinderella nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Südamerika. Über all die Zeit ist es dem Märchen stets gelungen, sich den Anforderungen der jeweiligen Epoche anzupassen und dadurch als Gattung zu überleben. Gerade in den letzten zehn Jahren ist es zu einem erstaunlichen Revival des Märchens gekommen. Große Hollywoodfilme und Serien greifen den Märchenstoff auf und interpretieren diesen völlig neu. Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine Transformation von Märchen in Form von einer TV-Serie durch aus gelingen kann. Die didaktische Verwendung im Kontext Schule ist jedoch sehr zweifelhaft, da der zeitliche Aufwand kaum zu bewerkstelligen ist.
Inhaltsverzeichnis:
1.) Einleitung
2.) Cinderella ein Volksmärchen
3.) Die Herkunft des Cinderella Märchens
4.) Once Upon a Time
5.) Cinderella in Once Upon a Time
6.) Einsatz im Deutschunterricht
7.) Fazit
8.) Bibliographie
Abstract
Seit Jahrhunderten begeistern Märchen die Menschheit. Dabei findet sich diese Gattung über alle Kontinente hinweg und es gibt erstaunliche Parallelen zwischen einzelnen Märchen. So findet man zum Beispiel Figuren wie Rotkäppchen oder Cinderella nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Südamerika. Über all die Zeit ist es dem Märchen stets gelungen sich den Anforderungen der jeweiligen Epoche anzupassen und dadurch als Gattung zu überleben. Gerade in den letzten zehn Jahren ist es zu einem erstaunlichen Revival des Märchens gekommen. Große Hollywoodfilme und Serien greifen den Märchenstoff auf und interpretieren diesen völlig neu. Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass eine Transformation von Märchen in Form von einer TV Serie durch aus gelingen kann. Die didaktische Verwendung im Kontext Schule ist jedoch sehr zweifelhaft, da der zeitliche Aufwand kaum zu bewerkstelligen ist.
1.) Einleitung
"Wäre das Märchen medial nicht wandelbar, hätten wir es längst verloren!" 1
Im Rahmen des Seminars, welchem diese Arbeit zu Grunde liegt, wurde bereits der Frage nach gegangen wie das Märchen als literarische Form bis heute bestehen bleiben konnte, beziehungsweise wie es sich auch den neuen Medien anpassen konnte.
Nicht erst seit den von den Brüder Grimm herausgegeben Grimms Märchen, kennen wir Märchen als literarische Form. Grobe Züge von Märchen gibt es schon seit über 5000 Jahren. Geographisch nachvollziehbar und überliefert, sind diese Urformen wenn man so will, aus dem Orient und dem alten Ägypten. So gab es im alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen Götter- und Tiergeschichten. Eine der bekanntesten ist der Osirismythos, welcher die Ermordung des Gottes Osiris zum Thema hat.2
Im antiken Griechenland entstanden etwa um 800 v. Chr. die beiden großen Epen Ilias und Odyssee, welche von Homer verfasst wurden und ebenfalls märchenhafte Elemente, wie zum Beispiel Bestien und Götterwesen beinhalten.3
Selbst die Bibel als eins der ältesten Bücher der Menschheit kennt Geschichten, welche starke Parallelen zu unseren heutigen Märchen aufweisen. So wird im Buch Tobit im Alten Testament die Geschichte eines Mannes erzählt dem es gelingt das Böse durch seinen guten und gerechten Glauben zu besiegen. Dabei kommen in der Novelle als fabelhafte Wesen unter anderem Dämonen vor und es gibt mystische Weissagungen. Die Protagonisten wundern sich über diese aber nicht, sondern nehmen diese, ganz ähnlich wie im Märchen an.
Im 16. Jahrhundert wandelt sich die Form des Märchens erneut. Nun galten Gerechtigkeit im Geschehen als märchenhaft. Als Überlieferung finden sich noch heute die Werke von Giovan Francesco Straparola. Aus den dreiundsiebzig mündlich überlieferten Werken können circa einundzwanzig als Märchen bezeichnet werden, beispielsweise „Der Meisterdieb“ und „Der Tierprinz“. Sein Hauptwerk jedoch nennt sich „Le piacevoli notti“ (deutsch: „Ergötzliche Nächte“).
Im 17. Jahrhundert finden sich dann die Märchen von Giambattista Basile. Seine Märchen weisen bereits häufig Parallelen zu den heute bekannten Grimm Märchen auf, wie zum Beispiel in „Aschenputtel“ oder „Tischlein deck ´dich“. Basiles Hauptwerk ist das „Lo cunto de li cunti, overo lo trattenemiento de peccerille“ (deutsch: „Das Märchen aller Märchen, oder Unterhaltung der Kinder“). Das Werk wurde später in „Il Pentamerone“ umbenannt.4
Die für diese Arbeit wichtigste Neuerung vollzog das Märchen im 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit sammelte der französische Schriftsteller und Beamte Charles Perrault die im bekannten Märchen und verschriftlichte diese. Perrault wurde am 12. Januar 1628 in Paris geboren und starb eben dort am 15. Mai 1703. Als oberster Kulturbeamter am Hofe Ludwig des XIV gelang es im das Märchen in Paris salonfähig zu machen. Zwischen 1691 und 1694 gab er insgesamt drei Märchenbände heraus , nämlich „La Marquise de Saluces ou la Patience de Grisélidis“, „Les Souhaits ridicules“ und „Peau d’Âne“. Er sammelte ähnlich wie später die Brüder Grimm Volksmärchen für die es keinen bestimmten Autor gab und passte sie an den Geschmack des literarischen Publikums in Frankreich an. Sein Publikum liebte dabei die Schlichtheit, Leichtigkeit und eine archaisierende Prosa sowie eine witzige, ironisierende Moral, welche dem Volksmärchen inne war. Im Jahr 1697 entstand aus den vorausgegangen Bänden heraus die „Histoires ou Contes du temps passé“ ( Auch: Contes de ma Mère l’Oye), in der die Märchen Dornröschen, Rotkäppchen, Blaubart, Der gestiefelte Kater, Die Feen, Aschenputtel, Riquet mit dem Schopf und Der kleine Däumling enthalten sind. Später übernahmen die Brüder Grimm nahezu alle von Perraults Werken in ihre Hausmärchen mit Ausnahme des Gedichts „Der gestiefelte Kater“.5
Bereits die Bandbreite der hier nur exemplarisch skizzierten Entwicklung des Märchens zeigt, welche enorme Bedeutung dieser literarischen Gattung auch heute noch zu kommt. Nicht selten sind es Märchen, durch welche Kinder den ersten Kontakt mit Literatur haben. Ganz ähnlich der ursprünglichen Überlieferung, werden diese, da die Kinder noch nicht in der Lage sind selbst zu lesen, von den Eltern vorgetragen. Im Laufe der späteren schulischen Ausbildung nehmen Märchen gerade in der Vorschule oder in der Grundschule eine zentrale Bedeutung ein. Daher ist es für den Bereich der Didaktik so wichtig, sich die Bedeutung des Märchens als literarische Gattung immer wieder deutlich zu machen und dabei auch im Blick zu haben, dass Kinder im öfter mit medialen Aufarbeitungen des Märchenstoffes konfrontiert werden. Aufgabe des Unterrichts muss es dabei sein, auf dieses Vorwissen der Kinder zurück zu greifen und diese möglichst effektiv in den Unterricht einzuweben.
Die hier vorliegende Arbeit möchte daher einen Blick auf die Darstellung der Märchenfigur Cinderella in der ABC Dramaserie "Once Upon a Time" werfen und sich der Frage widmen in wie weit die Aufarbeitung des Märchens im Rahmen des Mediums TV Serie gelungen ist. Die Serie ist aufgrund ihrer Laufzeit von bisher sechs Staffeln nicht als eine momentane Modeerscheinung anzusehen. Da die Betrachtung aller Figuren im Rahmen einer Seminararbeit zu weit ginge, geschieht dies deshalb gezielt an einer Figur. Da Kinder oftmals sehr früh mit Aschenputtel, beziehungsweise Cinderella in Kontakt geraten, eignet sich diese Figur sehr gut, da diese in bisher nur vier Episoden thematisiert wurde.
Zuerst soll jedoch ein Blick auf die unterschiedliche Überlieferung des Märchens bei Perrault beziehungsweise der Brüder Grimm geworfen werden.
2.) Cinderella ein Volksmärchen
Die etymologische Herkunft des Wortes Märchen leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort 'maere' ab. Der Begriff Mär bzw. maere bedeutet dabei soviel wie Geschichte, Erzählung oder Kunde.6
Im 13. - 15. Jahrhundert folgte die Märendichtung einer beispielhaften Erzählform. Dabei zeichnete sich die Form vor allem durch eine reichhaltige Illustration der Erzählung aus, was weit über die bloße Darstellung der zu vermittelnden Moral hinaus ging. Somit tritt neben der lehrhaften Funktion, die Freude am Erzählen beziehungsweise auch der Konstruktion von Sinnkonstruktionen. Somit zielten Mären sowohl auf die traditionelle Dichtungsfunktion der 'delectare' als auch auf die 'prodesse'. Die Erzählkunst und die moralische Erkenntnis waren die Legitimation dieser literarischen Gattung.
Im Mittelpunkt der mittelalterlichen Märchen stand dabei steht die Frage nach den Prinzipien von richtigen beziehungsweise falschem Verhalten. Ursprünglich wurden sie daher am Adelshof später auch beim Stadtpublikum präsentiert.7
Mit der heute bekannten Verkleinerungsform, dem Diminutiv, kam es für das Märchen zu einem Bedeutungsverlust. Bis zu Charles Perrault wurde der Begriff Märchen auf unwahre oder erfundene Geschichten angewandt. Erst das Aufkommen der französischen Feenmärchen im 18. Jahrhundert brachte die Märchen wieder in Mode.
Die heute überlieferten Märchen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen, in Volksmärchen und Kunstmärchen. Hauptmerkmal der Volksmärchen ist, dass diese lange Zeit über nur in mündlicher Tradition überliefert wurden und dadurch auch geformt wurden. Damit einher geht, dass bei Volksmärchen der Autor anonym ist, da diese über viele Jahrhunderte von vielen Menschen geprägt und ausgeformt wurden.
Im Gegensatz dazu sind beim Kunstmärchen die Autoren bekannt. Der Begriff stellt auch keine Wertung hinsichtlich der Qualität des Märchens dar, vielmehr wird damit verdeutlicht das Kunstmärchen von Anfang an genau fixiert wurden.8
Aus dieser Unterscheidung heraus ergibt sich, dass es sich bei Cinderella, beziehungsweise Aschenputtel um ein europäisches Volksmärchen handelt. Sowohl Charles Perrault, als auch die Brüder Grimm haben die Märchen nur gesammelt und diese verschriftlicht.
3.) Die Herkunft des Cinderella Märchens
Wie bereits dargestellt wurde, ist es schwierig die Herkunft eines Volksmärchens genau zu bestimmen. So haben die Brüder Grimm ihre Fassung von Aschenputtel zwar von Charles Perrault übernommen und entsprechend abgewandelt, dieser selbst hat Aschenputtel, bei ihm Cinderella, aber aller Wahrscheinlichkeit nach von Basile. Die Herkunft des Märchens kann jedoch ziemlich genau bis ins 9. Jahrhundert nach China zurück verfolgt werden.
Bei Basile trägt das Märchen noch den Titel die Aschenkatze. Das Märchen beginnt mit der heute bekannten Situation, dass die Mutter von Aschenputtel stirbt und der Vater neu heiratet. Jedoch tötet Aschenputtel auf anraten der Gouvernante die Stiefmutter, diese wird anschließend die neue Stiefmutter und behandelt Aschenputtel genauso schlecht wie die erste Stiefmutter. Der Dank für die Ermordung ist die Verbannung in die Küche
Genau an dieser Stelle setzen die uns heute bekannten Versionen von Aschenputtel an. Diese wird als hilfsloses Mädchen dargestellt, die von ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern unterdrückt wird. Als ein großer Ball angekündigt wird, bekommt Aschenputtel ihren größten Wunsch erfüllt und bekommt kostbare Kleider und Schuhe, um das Fest zu besuchen. Die Geschichte endet schließlich damit das Aschenputtel auf dem Fest einen Schuh verliert und dieser bei einer Schuhprobe wie magisch nur an ihren Fuß passt.9
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1 Schmitt, Christoph: Mündliches und mediales Erzählen. Klischees zum Phänomen filmischer Märchenbearbeitung. In: Kurt Franz und Walter Kahn (Hrsg.): Märchen - Kinder - Medien: Beiträge zur medialen Adaption von Märchen und zum didaktischen Umgang. Baltmannsweiler 2000.
2 http://www.selket.de/von-mythen-und-maerchen/ [04.11.2016].
3 Hölscher, Uvo: Die Odyssee zwischen Märchen und Roman. München 1988, S.33/34.
4 Lüthi, Max: Märchen. Stuttgart 102004, S.47ff.
5 Ebd. S. 49 sowie http://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/657332/was-haben-aschenputtel-und-rotkappchen-mit-charles-perrault-zu-tun#gallery&382&0&657332 [04.11.2016].
6 Henning, Beate: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Tübingen 52007, S. 214.
7 Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006, S.118f.
8 Lüthi, S.4f.
9 https://www.zvab.com/antiquarische-buecher/die-grauenhaften-anfaenge-der-beliebtesten-maerchen/index.shtml?cm_mmc=soc-_-facebook-_-MERCH-_-ZVABFT [29.12.2016].