In der vorliegenden Hausarbeit sollen die Zusammenhänge zwischen der Spannungserzeugungen durch die Kameraeinstellungen des Films "Die Vögel" während der Vogelangriffe und den Motiven dieser Angriffe analysiert werden.
1961 präsentierte sich ein Vogelsterben in Kalifornien, woraufhin ein Buch entstand, durch welches sich Hitchcock inspirieren ließ. Aus diesen Inspirationen resultiere der im Jahr 1963 von Hitchcock produzierte Film "Die Vögel". Wer diesen Film gesehen hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Vogelangriffe auf die Menschheit mit hoher Spannung verfolgt haben. Doch wie wurden diese Szenen und Sequenzen gestalterisch ausgeführt? Auffällig bei diesen Umsetzungen waren die Kameraeinstellungen, welche die Spannungserzeugung unterstützten, teils sogar steigerten. Zudem stellt sich die Frage, welche Beweggründe und Absichten Hitchcock mit den Vogelangriffen auf die Menschheit hatte und was er damit bewirken wollte.
Inhalt
1. EINLEITUNG
2. FILMANAYLSE
2.1 SPANNUNGSERZEUGUNG DURCH DIE KAMERAEINSTELLUNGEN
2.2 MOTIVE DER VOGELANGRIFFE
2.3 ZUSAMMENHANG ZWISCHEN SPANNUNGSERZEUGUNG DURCH DIE KAMERAEINSTELLUNGEN UND DEN MOTIVE DER VOGELANGRIFFE
3. FAZIT
4. LITERATURVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
Alfred Hitchcock. Master of suspense. Einer der bekanntesten Thriller-Regisseure war der Brite Sir Alfred Joseph Hitchcock. Doch wie gelang es ihm, sich an die Spitze der Regisseur-Welt emporzukämpfen und sich von seinen Konkurrenten abzuheben?
Alfred Hitchcock zeichnet sich bis heute dadurch aus, dass er sein Publikum wie kein zweiter in eine atemlose Spannung versetzen kann (vgl. Löffler, 2015).
Hierbei spielt der Begriff ‚Suspense‘ eine große Rolle – ein Begriff, den Alfred Hitchcock prägte: Die Zuschauer seiner Filme bekommen einen Wissensvorsprung, welchen die ahnungslosen Protagonisten nicht besitzen. Hierdurch wird eine enorme Spannung bei den Betrachtern erzeugt, da diese auf ein von ihnen erwartetes Geschehen abzielen. Dennoch wissen sie nicht, wie die Szene verlaufen, beziehungsweise wie diese enden wird.
Doch der alleinige Wissensvorsprung reicht noch nicht aus, um das Publikum emotional in seinen Bann zu ziehen. Daher muss dieses visuell gestalterisch umgesetzt werden.
1961 präsentierte sich ein Vogelsterben in Kalifornien, aus dessen ein Buch entstand, durch welches sich Hitchcock inspirieren ließ. Aus diesen Inspirationen resultiere der im Jahr 1963 von Hitchcock produzierte Film „Die Vögel“. Wer diesen Film gesehen hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Vogelangriffe auf die Menschheit mit hoher Spannung verfolgt haben. Doch wie wurden diese Szenen und Sequenzen gestalterisch ausgeführt? Auffällig bei diesen Umsetzungen waren die Kameraeinstellungen, welche die Spannungserzeugung unterstützten, teils sogar steigerten.
Zudem stellt sich die Frage, welche Beweggründe und Absichten Hitchcock mit den Vogelangriffen auf die Menschheit hatte und was er damit bewirken wollte.
In der vorliegenden Hausarbeit sollen nun die Zusammenhänge zwischen der Spannungserzeugungen durch die Kameraeinstellungen des Films „Die Vögel“ während der Vogelangriffe und den Motiven dieser Angriffe analysiert werden.
2. FILMANALYSE
2.1 SPANNUNGSERZEUGUNG DURCH DIE KAMERAEINSTELLUNGEN
Die Filmanalyse erfolgt durch die Gliederung der Vogelangriffssequenzen in einzelne Einstellungen. Die Einstellungen wiederum beziehen sich auf die Kameraeinstellungen in Form der Einstellungsgrößen und -perspektiven. Gekennzeichnet werden die erwähnten Einstellungen durch fortlaufende Zahlen: die vordere Zahl identifiziert die genaue Vogelangriffssequenz, während die Zahlen nach dem Punkt die eigentlichen Einstellungen aufzeichnen.
Bereits bei dem ersten Vogelangriff, der sich auf Melanie abzielt, wird erkenntlich, welch große Rolle die Kameraeinstellung besitzt und was sie resultierend bewirken kann und das, obwohl dieser Angriff nur drei Sekunden andauert. Zunächst wird eine Möwe während ihres Sturzfluges aus extremer Untersicht gezeigt (1.1), welches eine Spannung erzeugt (vgl. Hickethier 2001: 62). Dieses symbolisiert nicht nur die Unterwürfigkeit Melanies der Möwe gegenüber, sondern auch, dadurch dass der weiße Himmel sehr prägnant im Fokus steht (dargestellt in einer Halbtotale), wie frei diese Möwe ist. Nur durch die Halbtotale gewinnt der Zuschauer einen „räumlichen Plan des Geschehens“ (Bienk 2014: 56). Melanie hingegen ist auf dem Wasser in ihrem Boot ‚gefangen‘ und kann diese Situation somit nicht meiden. Diese Aussagen werden mit der Szene, in der die Möwe davonfliegt (1.3), erneut unterstützt. Hier lässt dich der erste Gegensatz erkennen – und Gegensätze erzeugen Spannung. Der eigentliche Vogelangriff (1.2) hingegen wird in Nahaufnahme gezeigt, wodurch der Angriff für den Betrachter gut erkennbar ist: „Mimische und gestische Elemente stehen im Vordergrund“ (Hickethier 2001: 59), die den Schrecken und Schmerz des Angriffs wiederspiegeln. Dadurch, dass das Geschehen aus der Normalsicht gefilmt wird, befindet sich der Zuschauer auf Augenhöhe mit Melanie (vgl. Faulstich 2008: 121). Somit gelingt es Hitchcock, dass sich der Beobachter emotional angesprochen fühlt, da er sich auf einer Ebene mit Melanie befindet und sich daher gut in sie und ihre Lage hineinersetzen kann. Wie sich erkennen lässt, ist dieser Vogelangriff verhältnismäßig oft geschnitten (je eine Sekunde pro Einstellung), wodurch dieser unruhig und hastig erscheint. Zwar ist dieser Angriff zeitlich gesehen der am häufigsten Geschnittene, doch es lässt sich feststellen, dass in allen weiteren Vogelattacken ebenfalls zahlreiche Schnitte vorhanden sind. Im Vergleich hat der sechste Vogelangriff die längsten, gezeigten Einstellungen, denn diese betragen durchschnittlich 5,408 Sekunden. Diese erwähnten Schnitte entstehen nicht nur durch Perspektiv-, sondern auch durch Kameragrößenwechsel. Hitchcock spielt regelrecht mit dieser Vielfalt an Variationen, wie es sich vorrangig aus der siebten Vogelattacke entnehmen lässt. Hier wird erneut Melanie zum Opfer der Vögel auf dem Dachboden im Hause der Brenners. Durch die ständig wechselnden Kameraperspektiven (z.B. 7.27-7.31) scheint ein Entkommen unmöglich, denn es wirkt, als würden die Vögel Melanie von allen Seiten her angreifen. Dieses wird im Laufe der Sequenz bestätigt, als Melanie zu Boden sinkt und anschließend ihr Bewusstsein verliert. Die Vögel haben sie besiegen können.
Doch spielen auch die Kameragrößen eine bedeutende Rolle: Durch die permanenten Wechsel wirken diese stets wie neue Angriffe auf Melanie, teils sogar aus Sicht der Vögel. Überwiegend kommt in dieser Sequenz die Normalsicht vor. Zu einem bezwecke diese, wie bereits erwähnt, dass die Empathie des Betrachters erregt wird und zum anderen zielt diese Perspektive auf Alltägliches ab, da sie für den Zuschauer zunächst als ‚normal‘, beziehungsweise gewohnt erscheint. Doch die von Hitchcock entwickelte Sequenz ist definitiv nicht alltäglich oder ‚normal‘ – hierdurch kommt ein Kontrast zustande, der ebenfalls zur Spannungserzeugung beiträgt. Zu Beginn und im mittleren Teil der Sequenz sind viele Aufsichten zu verzeichnen. Hieraus lässt sich entnehmen, dass Melanie eingeengt wird und die Vögel sich in einer höheren Position befinden. Das Einengen vollzieht sich hin bis zum Niederzwingen Melanies auf den Boden. Erst ab der Mitte bis hin zum Ende sind immer mehr Untersichten involviert, welche somit das Niederzwingen Melanies bestätigen.
Zu erwähnen ist, dass in dieser Sequenz, dem siebten Vogelangriff, viele Detailaufnahmen vorzufinden sind. Hierdurch erreicht Hitchcock, dass die Konzentration der Betrachter auf eine bestimmte Stelle fokussiert wird (vgl. Hickethier 2001: 61). Aufzufinden sind im Fokus vor allem Melanies Gliedmaßen (z.B. 7.53, 7.55 oder 7.57) welche ursprünglich als Verteidigung dienen könnten. Doch durch die Überlegenheit der Vögel ist Melanie hilflos und nimmt diese Verteidigung nicht wahr, da sie zunehmen schwächer wird. Dieser Prozess erstreckt sich über einen Spannungsaufbau.
Auch ist die Aufsicht in der fünften Angriffsszene von Bedeutung, die somit eingeläutet wird: Es befinden sich viele Vögel am Himmel, die sich oberhalb der Stadt befinden. Der Zuschauer erhalt einen Wissensvorsprung, eine Suspence, und erwartet somit den nächsten Angriff, welchen ihn in eine große Anspannung versetzt.
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