Der Forschungsgegenstand "Jugendsprachen" ist ein historisches Phänomen, das weit in die Sprachgeschichte zurückweist. Bereits 1749 wurde die historische deutsche Studentensprache als erstes Exemplum einer deutschen Jugendsprache dokumentiert. Der Beginn der Sprachforschung im engen Sinn lässt sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts beobachten. Hierbei war das Forschungsziel meist nicht die allgemeine Beschreibung der Sprache, sondern eher der Einfluss der Sondersprache, auf die Allgemeinsprache. Erst zu Beginn des 20. Jahrhundert findet hier ein Umschwung statt und so wird die spezifische Ausdrucksweiße an einen speziellen Raum, eine Zeit und an individuelle Umstände geknüpft. Zusätzlich wird nicht nur noch der reine Wortgebrauch betrachtet, sondern dieser in den sozialen, kulturellen und lokalen Hintergrund gestellt.
Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der gesprochenen Sprache mehr Beachtung geschenkt, was im Zusammenhang mit der Jugendsprache, die ja hauptsächlich im privaten, mündlichen Bereich stattfindet, einen wichtigen Punkt darstellt. Es kann nicht von einer homogenen Jugendkultur gesprochen werden, diese ist von verschiedenen Untergruppierungen geprägt. Somit kann es auch keine einheitliche Jugendsprache geben, vielmehr existieren so viele Jugendsprachen, wie es Subkulturen gibt. Diese verändern sich fortlaufend und beeinflussen die Umgangssprache und Alltagssprache. Es ist ein bekanntes Phänomen der heutigen Zeit, dass die Jugendlichen eine eigene Sprachdynamik und Sprechweise, kurz, Jugendsprache entwickelt haben, die so manchem Sprachpfleger ein Dorn im Auge ist. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Auswirkungen diese Modifikation der deutschen Sprache, auf eben jene hat.
Schon lange ist die Beziehung zwischen Jugendsprache und Standard ambivalent, indem Jugendsprache einerseits als Erneuerung, andererseits als Bedrohung der Gemeinsprache gilt (Neuland 1994). Im Folgenden soll untersucht werden welche Rolle die Jugendsprache im Sprachwandel hat. Wie erzeugen Jugendliche neues Sprachmaterial und wie stark ist der Einfluss der Jugendsprache auf die Umgangssprache wirklich?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Jugendsprache
1.1.1 Verhältnis von Szenesprache, Jugendsprache und Umgangssprache
1.2 Wie entstehen jugendsprachliche Ausdrücke?
2. Sprachzerfall
3. Sprachwandel
3.1 Sprachwandelstufen
3.2 Ursachen des Sprachwandels
3.3 Bedeutungswandel
4. Wie groß ist der Einfluss von Jugendsprache wirklich?
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einleitung
Der Forschungsgegenstand „Jugendsprachen“ ist ein historisches Phänomen, das weit in die Sprachgeschichte zurückweist (Neuland 2001, S. 10). Bereits 1749 wurde die historische deutsche Studentensprache als erstes Exemplum einer deutschen Jugendsprache dokumentiert (vgl. ebd., S. 10). Der Beginn der Sprachforschung im engen Sinn lässt sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts beobachten. Hierbei war das Forschungsziel meist nicht die allgemeine Beschreibung der Sprache, sondern eher der Einfluss der Sondersprache, auf die Allgemeinsprache. Erst zu Beginn des 20. Jahrhundert findet hier ein Umschwung statt und so wird die spezifische Ausdrucksweiße an einen speziellen Raum, eine Zeit und an individuelle Umstände geknüpft. Zusätzlich wird nicht nur noch der reine Wortgebrauch betrachtet, sondern dieser in den sozialen, kulturellen und lokalen Hintergrund gestellt (vgl. Neuland 2008, S. 92-94).
Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der gesprochenen Sprache mehr Beachtung geschenkt, was im Zusammenhang mit der Jugendsprache, die ja hauptsächlich im privaten, mündlichen Bereich stattfindet, einen wichtigen Punkt darstellt. „So sehen viele in der gesprochenen Sprache den Ort und den Motor des Sprachverfalls. Dies insbesondere auch in Gestalt der Jugendsprache und des Sprachgebrauchs der neuen Medien [...]“ (Denkler 2008, S. 83).
Es kann nicht von einer homogenen Jugendkultur gesprochen werden, diese ist von verschiedenen Untergruppierungen geprägt. Somit kann es auch keine einheitliche Jugendsprache geben, vielmehr existieren so viele Jugendsprachen, wie es Subkulturen gibt (vgl. Schlobinski u.a. 1993, S. 93). Diese verändern sich fortlaufend und beeinflussen die Umgangssprache und Alltagssprache. Es ist ein bekanntes Phänomen der heutigen Zeit, dass die Jugendlichen eine eigene Sprachdynamik und Sprechweise, kurz, Jugendsprache entwickelt haben, die so manchem Sprachpfleger ein Dorn im Auge ist. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Auswirkungen diese Modifikation der deutschen Sprache, auf eben jene hat.
Schon lange ist die Beziehung zwischen Jugendsprache und Standard ambivalent, indem Jugendsprache einerseits als Erneuerung, andererseits als Bedrohung der Gemeinsprache gilt (Neuland 1994). Im Folgenden soll untersucht werden welche Rolle die Jugendsprache im Sprachwandel hat. Wie erzeugen Jugendliche neues Sprachmaterial und wie stark ist der Einfluss der Jugendsprache auf die Umgangssprache wirklich?
1.1 Jugendsprache
Jugendliche gelten als starke Nutzer von Nonstandardvarietäten einerseits, als die im Sprachwandel führende Altersgruppe andererseits (vgl. Androutsopoulos 2001, zit. nach Cheshire 1987, Kerswill 1996, Eckert 2000). Innovationen und Sprachwandelprozesse im Sprachgebrauch Jugendlicher, die sich später auf die gesamte Gemeinschaft ausbreiten können, betreffen nicht nur den Lautwandel, sondern auch Grammatikalisierungsprozesse (vgl. Kotsinas 1997 und Androutsopoulos 2000) und natürlich auch den lexikalischen Wandel (wie etwa die Karriere von cool demonstriert).
Bei einer Punkergruppe wurde „eine Fundgrube jugendsprachlicher Merkmale“ in ihren Selbstaufnahmen nach der Bandprobe gefunden, während Aufnahmen einer katholischen Kirchengruppe nur wenige jugendsprachliche Merkmale aufwies (Androutsopoulos 2001, S. 60, zit. nach Schlobinski 1989, S. 13). Daraus lässt sich festhalten, „dass ein normferner, jugendspezifischer Sprachgebrauch am ehesten bei Jugendgruppen mit einer nicht institutionell kontrollierten Kultur zu finden ist.“ (Androutsopoulos 2001, S. 60). Als Sammelbezeichnungen für Sprechweisen Jugendlicher gelten auch die Studentensprache, Szenesprache oder Diskosprache. Ein weiterer Zweig der Jugendsprache ist die Schülersprache. Ebenso wie Jugendsprache lässt sich Schülersprache im Sprachgebrauch von dem „von Lehrlingen, jungen Arbeitern und Angestellten oder auch von Studierenden unterscheiden“ (Neuland 2008, S. 147). Gruppen bilden bestimmte sprachliche Formen heraus, die ihren spezifischen Kommunikations- und Darstellungsbedürfnissen Rechnung tragen. Sie werden aber auch von Außenstehenden als die Marker der Gruppe erkannt (vgl. Augenstein 1989, S. 22). Kennzeichnende Phänomene der Jugendkommunikation sind kreative Sprachspiele, verbale Wettbewerbe und rituelle Beschimpfungen, Frotzeleien und Nachahmungen von sozialen Stereotypen, gruppensprachliche Begriffe und Sprachmuster (vgl. Androutsopoulos 2001, S. 61). Sprachliche Identitätshandlungen werden individuell vollzogen und im Gespräch durch die Beteiligten konstituiert (vgl. Deppermann 1999). Trotzdem sind „sie stets auf Gruppen gerichtet und nur im Hinblick auf diese bedeutungsvoll und interpretierbar“ (Androutsopoulos 2001, S. 63). Solche lokalen Normen sind flexibel und können durch den sozialen Wandel jederzeit neu entstehen. Sie unterscheiden sich von den kodifizierten Normen der Standardsprache (vgl. ebd., S. 63). Um Jugendsprachen analysieren zu können, muss geschaut werden, in welchen sozialen Rahmen sie sich entwickeln und gewohnheitsmäßig verwendet werden. Daher müssen die „jugendkulturellen Szenen bzw. Praxisgemeinschaften, also spezifische Gruppierungen mit gemeinsamen Tätigkeiten und Wissensbeständen“ betrachtet werden (ebd., S. 65). Die Verwendung von jugendsprachlichen Ausdrücken wird weniger, wenn die Sprecher sich nach neuen Prototypen orientieren. Andersrum werden jugendsprachliche Muster weiterverwendet und erneuert, wenn die Sprecher immer noch innerhalb jugendkultureller Zusammenhänge handeln und sich damit identifizieren können (vgl. ebd., S. 74). Das heißt, es ist nicht nur die Altersphase, sondern die soziale Identität und die Lebensumstände, die den Sprachgebrauch während der Jugend prägen (vgl. ebd., S. 74).
1.1.1 Verhältnis von Szenesprache, Jugendsprache und Umgangssprache
Beneke hebt beispielsweise 1985 hervor, dass Jugendsprache ein „Soziolekt“ (Androutsopoulos 1998, S. 33) darstellt. Dieser wird durch verschiedene Gruppen Jugendlicher getragen und ist daher im Bereich der Varietät von Umgangssprache anzusiedeln (vgl. ebd., S. 34). Die Umgangssprache ist die Sprache, die im Alltag und im Umgang mit dem sozialen Umfeld verwendet wird. Dabei wird die Sprache an den täglichen Gebrauch angepasst und oft stark vereinfacht oder verkürzt. Androutsopoulos vertritt die Auffassung, dass Jugendsprache als „Oberbegriff“ zu verstehen ist, „hinter welchem sich eine Vielzahl von gruppen-, regional-, sozial- und geschlechtsspezifischen Differenzierungen“ (ebd.) verbirgt. Er betont, dass Jugendsprache „als (eine) altersspezifische Teilmenge von Umgangssprache“ angesehen werden muss (1998, S.3). Schlobinski u.a. (1993) verwenden die Bezeichnung „jugendlicher Sprechstil“ (Schlobinski u.a. 1993, S. 208) und Henne den Terminus „Jugendton“ (Henne 1986, S. 205).
Wenn Jugendsprache eine selbständige Sprache wäre, die in keinem Zusammenhang zur Standardsprache stehen würde, dann würde sie eine eigene Grammatik, einen differenzierten Wortschatz, sowie normative Geltung hinsichtlich lautlicher, graphischer und grammatikalischer Eigenschaften besitzen (vgl. ebd., S. 208). Die Standardsprache dient, als Grundlage für jugendspezifischen Sprachgebrauch. Passender wäre es von „jugendspezifischen Sprachgebrauch“ zu sprechen. Denn dies würde eine Differenz innerhalb der verschiedenen Jugendgruppen implizieren.
Nach Neuland lässt sich das Verhältnis von Standardsprache zu Jugendsprache durch die „kontrastiven Teilprozesse der Stilbildung und Stilverbreitung“ (Neuland 1998, S. 74) beschreiben. Im „Prozess der Stilbildung“ (ebd.) findet die Abgrenzung von der Standardsprache aufgrund von Neubildungen und Umdeutungen statt. Im Prozess der Stilverbreitung wird die Integration „jugendsprachlicher Elemente in die Standardsprache“ (ebd.) realisiert.
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