Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz deutscher Freikorps im Baltikum sowie in Posen nach dem Ersten Weltkrieg und der zentralen Fragestellung, wie und was zeitgenössische Quellen darüber berichten. Zunächst soll dafür ein kurzer historischer Abriss zu den Ursachen der Aufstellung von Freiwilligenverbänden in diesen Regionen erfolgen, um erste Beweggründe der Freikorpssoldaten nachzuvollziehen. Daran anknüpfend werden jeweils zwei Quellen zu den Kämpfen in beiden Gebieten analysiert, miteinander verglichen und Sekundärliteratur hinzugezogen, um im Rahmen der Hausarbeit ein möglichst breites Feld abzustecken. Den einzelnen Analysen wird immer eine äußere Textkritik vorangestellt, um auf Schwierigkeiten im Umgang mit den Quellen hinzuweisen. Des Weiteren soll während der Diskussion auf die These „Die deutschen Freikorps setzten sich überwiegend aus soldatischen Nationalisten, Monarchisten und Kriegssozialisierten zusammen“ Bezug genommen werden. Die Hausarbeit stellt somit einen Beitrag zur Mentalitätsgeschichte deutscher Freikorps in der Nachkriegszeit dar.
Inhalt
1. Einleitung
2. Freikorps in Posen und Oberschlesien 1918/
2.1 Oberstudienrat Schmitz und sein Kampf gegen „die Polen“
2.2 Dietrich Vogt und sein Erleben des „Grenzschutz Ost“
2.3 Vergleich beider Quellen
3. Freikorps im Baltikum 1919/
3.1 Die Tagebucheinträge des Deutschbalten Alfred Jaskowski
3.2 Der Bericht des Korvettenkapitäns von Steinaecker über einen Angriff der Eisernen Division
3.3 Vergleich beider Quellen
4. Fazit
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1 Quellen
5.2 Literatur
1. Einleitung
Der Erste Weltkrieg endete offiziell am 11. November 1918 mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Wald von Compiègne.1 In diesem gipfelte die Erschütterung über die militärische Niederlage, welche die jahrelangen Hoffnungen auf einen deutschen Sieg endgültig zunichte machte. Vom Deutschen Kaiserreich, was mit Kriegsbeginn 1914 wohl niemand für möglich gehalten hätte, war nicht mehr viel übrig geblieben, denn der Zerfall der monarchistischen Ordnung war zu dieser Zeit bereits weit vorangeschritten.2 Zwischen Revolution und Demobilisierung stellte sich zunehmend die Frage, wie ein kontrollierter Rückzug des Heeres sichergestellt werden und wer die äußeren Grenzen des Reiches noch schützen sowie die Ordnung im Inneren aufrechterhalten könnte. Neben dem sich in Auflösung befindlichen alten Truppen und der Idee einer „republikanischen Volkswehr“ bildeten Freikorps einen dritten Machtfaktor in dieser Hinsicht.3 Diese definiert Bruno Thoß als „[b]ewaffnete Freiwilligenverbände außerhalb des Heeres, die größtenteils aus demobilisierten Soldaten be- standen.“4 Doch wie kam es zur Bildung solcher Einheiten und wer waren die Männer, die sich für diese freiwillig meldeten? Von welchen Motiven wurden sie getrieben, was einte sie, worin unterschieden sie sich und was bewegte sie dazu, unmittelbar nach Kriegsende ihr eigenes Leben zu riskieren?
Um dies zu beantworten, beschäftigt sich die Hausarbeit mit dem Einsatz deutscher Freikorps im Baltikum sowie in Posen nach dem Ersten Weltkrieg und der zentralen Fragestellung, wie und was zeitgenössische Quellen darüber berichten. Zunächst soll dafür ein kurzer historischer Abriss zu den Ursachen der Aufstellung von Freiwilligenverbänden in diesen Regionen erfolgen, um erste Beweggründe der Freikorpssoldaten nachzuvollziehen. Daran anknüpfend werden jeweils zwei Quellen zu den Kämpfen in beiden Gebieten analysiert, miteinander verglichen und Sekundärliteratur hinzugezogen, um im Rahmen der Hausarbeit ein möglichst breites Feld abzustecken. Den einzelnen Analysen wird immer eine äußere Textkritik vorangestellt, um auf Schwierigkeiten im Umgang mit den Quellen hinzuweisen.5 Des Weiteren soll während der Diskussion auf die These „Die deutschen Freikorps setzten sich überwiegend aus soldatischen Nationalisten, Monarchisten und Kriegssozialisierten zusammen“ Bezug genommen werden.6 Die Hausarbeit stellt somit einen Beitrag zur Mentalitätsgeschichte deutscher Freikorps in der Nachkriegszeit dar.
Zur Geschichtsschreibung über Freikorps können zwei Literaturkomplexe ausgemacht werden. Zunächst soll hierbei auf die zeitgenössischen Werke verwiesen werden, welche Tagebücher, Memoiren, Erlebnisberichte oder Sammlungen dieser, aber auch erste Gesamtdarstellungen umfassen. Beispielhaft sei an dieser Stelle auf Salomons Das Buch vom deutschen Freikorpskämpfer und auf Oertzens Die Deutschen Freikorps verwiesen. Dieser Komplex stellt die Grundlage für die Quellenarbeit zur Verfügung. Auf der anderen Seite ist die klassische Sekundärliteratur zu nennen, wobei Schulzes Freikorps und Republik als ein Standardwerk aufgeführt werden muss. Die neuere Geschichtsschreibung widmet sich vor allem kleinteiligeren Studien. Hierzu sollen als Beispiele die Aufsätze Die Kämpfe der deutschen Freikorps 1921 in Oberschlesien sowie Der Feldzug deutscher Freikorps im Baltikum im Jahre 1919 von Bernhard Sauer und Paramilitarismus im gesellschaftspolitischen Neuordnungsprozess von Matthias Voigtmann aufgeführt werden.7
Den ersten Anstoß für die Aufstellung von Freiwilligenformationenen bildete der Hilferuf des Oberbefehlshabers Ost vom 15. November 1918 an das Preußische Kriegsministerium. In diesem bat Prinz Leopold von Bayern um die Deckung seines Rückzuges durch Freikorps, was ihm die Oberste Heeresleitung einen Tag später genehmigte.8 Ziel war es, ein ungeregeltes Abziehen der östlichen Truppen zu vermeiden und sie nicht der Gefahr auszusetzen, „zwischen Ukrainern, roten und weißen Russen sowie alliierten Interventionstruppen aufgerieben zu werden.“9 Während sich die westlichen Truppen bereits am 28. November hinter den Reichsgrenzen befanden, gestaltete sich die Lage des Heeres im Osten daher weitaus komplexer.10 Der Russische Bürgerkrieg und die Ausbreitung des Bolschewismus veranlassten die Entente dazu, deutsche Truppen solange in den östlichen Gebieten zu dulden, bis die von der Roten Armee ausgehende Gefahr beseitigt sei.11 Dabei ging es vor allem auch um die Unterstützung der Entstehung unabhängiger baltischer Staaten: Mit der Annullierung des Friedensvertrages von Brest-Litwosk durch die Waffenstillstandsvereinbarungen forderten die sowjetischen Kommunisten die Rückgabe der russischen Westprovinzen, welche die Deutschen besetzt und eine Abtrennung dieser diktiert hatten.12 Sowohl die westlichen Siegermächte als auch die deutsche Regierung unterstützten jedoch die Bildung selbstständiger baltischer Staaten. Die Hausarbeit konzentriert sich hierbei auf Estland und Lettland, da die späteren Baltikumkämpfe vor allem auf diesem Gebiet ausgetragen wurden.
Auf die Proklamation der unabhängigen Republik Lettland vom 18. November 1918 reagierten die Sowjets mit dem Einmarsch der Roten Armee im Dezember. Dieser wurde nicht nur von einem Teil der ansässigen Bevölkerung unterstützt, die lettische Regierung besaß zu diesem Zeitpunkt keine eigenen Streitkräfte, sodass in kurzer Zeit weite Teile des gesamten Baltikums besetzt wurden.13 Die dort noch stationierte und zur Verteidigung des Gebietes gegen Sowjetrussland verpflichtete deutsche 8. Armee befand sich jedoch weitgehend in Auflösung und leistete aufgrund von Demoralisierung, Kriegsmüdigkeit und dem Wunsch nach Heimkehr kaum Widerstand.14 Am 29. Dezember 1918 kam es deshalb zu einem von der Entente gebilligten Abkommen zwischen August Winnig, dem deutschen Sonderbevollmächtigten für das Baltikum, und der lettischen Regierung zur Anwerbung deutscher Freiwilliger.15 In der Folge strömten Tausende deutsche Männer ins Baltikum, „so daß Anfang März etwa 14 000 Soldaten an der kurländischen Front lagen“, im April bereits rund 40.000.16 Die „Baltikumer“ konnten zu Beginn einige militärische Erfolge verbuchen, jedoch kam es schnell zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung sowie zum sogenannten „Baltenputsch“. Mit der Rückeroberung Rigas scheiterte der sowjetische Vorstoß endgültig, die Rote Armee zog sich aus dem Baltikum zurück und die sowjetische Regierung gab sogar „ihren Anspruch auf diese Staaten auf“.17 Die Anwerbung deutscher Freiwilliger wurde deshalb offiziell eingestellt und die Entente verlangte den Abzug der Truppen. Jedoch verweigerten sich viele „Baltikumer“ einer Heimkehr, was die bereits angespannte Lage weiter verstärkte. Es kam in der Folge zum Bürgerkrieg zwischen „Baltischer Landeswehr“ und Freikorps einerseits sowie lettischen und estnischen Truppen andererseits, welchen die deutschen Freiwilligenverbände letztendlich verloren und Ende 1919 ins Reich zurückkehren mussten.18
Zur gleichen Zeit ereignete sich rund 800 Kilometer westlich ein ähnlich komplexer Grenzkonflikt zwischen Polen und Deutschen: der Posener Aufstand.19 Ausgangspunkt bildete hierbei die Wiederentstehung Polens am 11. November 1918 in Form der Zweiten Polnischen Republik. Als Ursache des Aufstandes sieht Boysen die polnische Unterwanderung der Zivil- und Militärbehörden sowie die Verschwörung polnischer paramilitärischer Gruppen zur Machtübernahme in Posen.20 Auslöser des Aufstandes war dann der Besuch des späteren polnischen Regierungschefs Paderewski am 26. Dezember, worauf es einen Tag später zu Demonstrationen von polnischer wie deutscher seite kam, bevor am Abend die ersten schüsse fielen. Vor allem die uneindeutige Lage nach Kriegsende und der Überraschungseffekt begünstigten die polnischen Aufständischen, welche fortan für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen Provinz in den wiedererstandenen polnischen staat kämpften. Erst im Januar 1919 reorganisierten sich die deutschen Militärs, sodass einzelne Heeresverbände und Freikorps fortan unter der Bezeichnung „Grenzschutz Ost“ versuchten, den Aufstand niederzuschlagen.21 Am 16. Februar 1919 erfolgte in Trier die Verlängerung des Waffenstillstandes, welcher nun auch Bezug auf die Provinz Posen nahm. Darin wurde eine militärische Demarkationslinie, die Hammerstein-Weygand-Linie, als Grenze festgelegt und das Deutsche Reich verpflichtete sich, auf eine Niederschlagung des Aufstandes zu verzichten. Dieser endete deshalb mit einem politischen polnischen sieg, da der Hauptteil Posens noch vor Inkrafttreten der Bestimmungen des Versailler Vertrages faktisch vom Deutschen Reich abgetrennt wurde.22
[...]
1 Das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes stellt online dazu ein Regest des Waffenstillstandsvertrags zur Verfügung: „Waffenstillstand, 1918 November 11 | Vereinbarung über den Waffenstillstand: Einstellung der Feindseligkeiten am 11.11.1918, 11 Uhr, Räumung der besetzten Gebiete einschließlich Elsass-Lothringens innerhalb von fünfzehn Tagen, Ablieferung von schweren Waffen und Transportgerät, Entmilitarisierung und Besetzung des linken Rheinufers einschließlich einiger Brückenköpfe, Rückführung aller alliierten und amerikanischen Kriegsgefangenen, Aufhebung der Friedensverträge von Brest-Litowsk mit Russland und von Bukarest mit Rumänien, Räumung aller besetzten Gebiete an den östlichen Fronten und im Orient, der russischen Gebiete, sobald deren innere Situation es nach dem Urteil der Alliierten zulässt, Reparation der Schäden, Auslieferung der Kriegsflotte, Aufrechterhaltung der alliierten Blockade. [...]“ (Auswärtiges Amt: Der Waffenstillstand von Compiègne).
2 Die immer aussichtsloser werdende militärische Lage der letzten Kriegsmonate sowie die immensen, alle Gesellschaftsteile umfassenden Belastungen führten „zur Aufzehrung der ökonomischen Basis, des sozialen Zusammenhalts und der politischen Legitimität der herrschenden Ordnung“ in Deutschland. (KRUsE: Das Ende des Kaiserreichs).
3 Die Oberste Heeresleitung hatte aufgrund der Rätebewegung die volle Befehlsgewalt über die noch bestehenden Truppenteile zu dieser Zeit verloren. (Vgl. KLUGE: soldatenräte und Revolution, s. 206 - 211). Vor allem „Kriegsmüdigkeit, verstärkt durch die Propaganda der Räte“ führten zum regelrechten Zerfall des Frontheeres. (sCHULZE: Freikorps und Republik, s. 9). Gleichzeitig versuchten revolutionäre Kräfte eine neue streitmacht in Form eines republikanischen und demokratischen Heeres aufzubauen, was jedoch nur in vereinzelten Wehren realisiert werden konnte (Vgl. ebd., s. 13 - 21).
4 THOß: Freikorps. Freikorps werden demnach auch als paramilitärische Einheiten bezeichnet. Die Aufstellung solcher Verbände war aber kein historisches Novum, sondern hatte im Militär bereits eine lange Tradition. (Vgl. sCHULZE: Freikorps und Republik, s. 22 - 23). „Wo und von wem in den Novembertagen das Wort ,Freikorps‘ das erstemal auf die Freiwilligenverbände angewandt wurde, ist mit Sicherheit nicht mehr feststellbar.“ (Ebd., s. 22).
5 Voigtmann verweist hier auf das Problem des „häufig parteinehmende[n] Charakter[s] dieser Quellen. Einerseits sind sie unentbehrlich, müssen aber äußerst kritisch bewertet werden, nicht zuletzt wegen der weitverbreiteten Selbststilisierung und Überhöhung der geschilderten Ereignisse.“ (VOIGTMANN: Paramilitarismus im gesellschaftspolitischen Neuordnungsprozess, S. 134).
6 Mit „soldatischen Nationalisten“ meint die Hauarbeit ehemalige sowie noch aktive Soldaten der deutschen Streitkräfte zu dieser Zeit, bei denen ein übersteigertes Nationalbewusstsein die ideelle Grundlage ihres Einsatzes bildete. Als „Monarchisten“ werden hier Freikorpskämpfer bezeichnet, die eine Revision der Revolution anstrebten und sich als Anhänger der wilhelminischen Monarchie verstanden. Unter dem Begriff „Kriegssozialisierte“ fasst die Hausarbeit Männer, denen aufgrund der Erfahrungen und Erlebnisse im Ersten Weltkrieg eine Rückkehr ins zivile Leben misslang und welche daher nur im Weiterkämpfen und weiterhin Soldatsein einen Sinn für sich sahen.
7 Die vollständigen Angaben der genannten Titel sind im Literaturverzeichnis einzusehen.
8 Vgl. SPRENGER: Landsknechte, S. 39; THOß: Freikorps.
9 SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 25. Schulze meint zudem, dass „die nachrückenden Bolschewisten von den deutschen Grenzen ferngehalten werden [mußten]“, was Sprenger jedoch falsifiziert, da der Roten Armee hierfür die notwendigen Reserven fehlten. (Ebd.; vgl. SPRENGER: Landsknechte, S. 39). Interessant ist außerdem „[d]ie halbe Illegalität, in der die Freikorps entstanden und in der sie immer bleiben sollten [..., was] zur Folge [hatte], daß es keine Zentrale gab, die ihre Organisation in die Hand nahm. Die OHL war froh, wenn sich Offiziere fanden, die auf eigene Verantwortung eine Einheit aufstellten; daraus folgte aber, daß sie von vornherein diese Einheiten nicht fest in der Hand hatte.“ (SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 25).
10 Vgl. KLUGE: Soldatenräte und Revolution, S. 208.
11 „Da [ ] weder England noch Frankreich über eigene Truppen im Baltikum verfügten und auch nicht in der Lage oder gewillt waren, solche dorthin zu schicken, konnten nach Lage der Dinge nur deutsche Truppen den sowjetischenVormarsch stoppen.“ (SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 872). Im Waffenstillstandsvertrag von Compiègne hieß es deshalb, dass die „Räumung aller besetzten Gebiete an den östlichen Fronten“ erst erfolgen soll, „sobald deren innere Situation es nach dem Urteil der Alliierten zulässt“. (Auswärtiges Amt: Der Waffenstillstand von Compiègne).
12 In diesem Punkt stimmten die innenpolitischen Gegner in Russland, weiße sowie rote Kräfte, überein.
13 Für weitere Informationen zur innenpolitischen Lage Lettlands vgl. SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 871 und SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 129.
14 Vgl. SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 130. Der Zeitgenosse Gustav Noske (im „Rat der Volksbeauftragten“ für das Militärwesen zuständig, anschließend Reichswehrminister) schrieb 1920 dazu: „Die 8. Armee [...] war vollständig demoralisiert. Manche Verbände lösten sich von selber auf und erzwangen ihre Abbeförderung. Ungeheure Mengen an Heeresgut wurden von ihnen veruntreut oder der einheimischen Bevölkerung oder den Bolschewisten überlassen. In einigen Fällen erzeugten die bolschewistischen Angriffe eine panikartige Flucht.“ (NOSKE: Von Kiel bis Kapp, S. 175). Neben den regulären deutschen Truppen waren auch im Baltikum Freiwilligenformationen gebildet worden, welche den Rückzug der 8. Armee decken sollten. (Vgl. SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 131). Des Weitern stellten die ansässigen Deutschbalten, die „Oberschicht aus Gutsbesitzern und Adligen [ ], Nachkommen des Anfang des 13. Jh. eingewanderten Ritterordens“, mit der „Baltischen Landeswehr“ ein weiteres militärisches Mittel. (SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 870 - 872). Diese Einheiten waren jedoch zu schwach, um die Rote Armee aufzuhalten bzw. zurückzudrängen.
15 Vgl. SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 872 - 873; SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 132 - 133; SPRENGER: Landsknechte, S. 39. Darin wurde festgelegt, dass Freiwillige, die sich mindestens vier Wochen an der Befreiung Lettlands beteiligten, die Staatsbürgerschaft des Landes auf Antrag erhalten konnten, was wiederum die Voraussetzung für den Erwerb von Siedlungsland darstellte. Letzteres bildete dabei die entscheidende Verlockung für Tausende von Freiwilligen, welche spätestens nach dem Aufruf der Reichsregierung vom 09. Januar 1919 die Anwerbestellen „Baltenland“ aufsuchten. Noske schreibt hierzu: „Aus dem Versprechen der Einbürgerung wurde sehr bald die Zusicherung der Ansiedlung. [.] Dem mutigen Soldaten winkten im Baltikum, wohin schon einmal vor Jahrhunderten deutsche Kolonisatoren gezogen waren, eine neue Heimat in einem schönen zukunftsreichen Lande. Ein baltisches Fieber hat Tausende von Menschen befallen und bewirkt, daß auch dann der Zustrom von Männern nicht zu unterbinden war, als feststand, daß keiner der Träume jemals Tatsache werden würde.“ (NOSKE: Von Kiel bis Kapp, S. 177). „In Wirklichkeit gab es ein Siedlungsversprechen seitens der lettischen Regierung gar nicht.“ (SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 873).
16 SCHULZE: Freikorps und Republik, S. 134. Vgl. SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 878. „Hauptsächlich Männer mit einem bestimmten biographischen Werdegang fühlten sich angesprochen: demobilisierte Offiziere des Ersten Weltkriegs, Kadetten der kaiserlichen Heeresanstalten, die [.] nicht mehr aktiv an den Kampfhandlungen des Weltkrieges teilgenommen hatten, sowie nationalistische Studenten bzw. Schüler und Gymnasiasten.“ (VOIGTMANN: Paramilitarismus im gesellschaftspolitischen Neuordnungsprozess, S. 134).
17 SAUER: Vom „Mythos eines ewigen Soldatentums“, S. 884.
18 Am Ende kämpften deutsche Verbände sogar mit weißrussischen Truppen gemeinsam. Der genaue Ablauf der Baltikumkämpfe ist jedoch nicht von Relevanz für die Hausarbeit. Für vertiefende Informationen vgl. sAUER: Vom „Mythos eines ewigen soldatentums“, s. 876 - 896 sowie sCHULZE: Freikorps und Republik, s. 134 - 201.
19 Dieser wird auch als Großpolnischer Aufstand bezeichnet.
20 Vgl. BOYsEN: Militärischer Verrat und „nationale Tat“, s. 165 - 166. Wie überall in Deutschland hatte auch hier ein Arbeiter- und soldatenrat die Kontrolle übernommen, welcher Anfang Dezember 1918 den Anschluss der Provinz an die polnische Republik forderte.
21 Vgl. sAUER: „Auf nach Oberschlesien“, s. 298. Auch hier veranlasste die Reichsregierung am 09. Januar 1919 einen Freiwilligenaufruf, welchem „einzelne oder ganze Gruppen von Freiwilligen“ folgten. (Vgl. ebd.).
22 Für einen detaillierteren Überblick zum Ablauf des Posener Aufstands vgl. ebd., s. 297 - 300 sowie sCHULZE: Freikorps und Republik, s. 102 - 112.