Das Buch mit dem Titel "DAS IST ALPHA! Die 10 Boss-Gebote" von Felix Blume erschien am 19.September 2018 im RIVA Verlag. Als renommierter Rapper feierte er unter dem Namen Kollegah zahlreiche Erfolge trotz Skandalen und Kritik bezüglich seiner Texte. Insbesondere Vorwürfe über Sexismus und Rassismus stritt er mit dem Argument von künstlerischer Freiheit Gebrauch zu machen ab und verwies darauf, dass er als Rapper lediglich eine Rolle spiele. Als selbsternannter "King", "Imperator" und "Boss" geizt Kollegah nicht mit Superlativen bezüglich seiner künstlerischen Identität. Die Bestseller Lektüre (Media Control 2018) erreichte insbesondere bei einem jungen männlichen Publikum eine große Anhängerschaft, die mit Themen wie Sex, Gewalt, Macht und Drogen bereits durch Kollegahs Rap-Texte in Berührung gekommen sind. Doch inwiefern bricht Kollegah durch den Wechsel des Mediums zur Literatur mit seinen nachgesagten Mustern?
Basierend darauf ist es Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit herauszustellen, wie Männlichkeit und Weiblichkeit in "DAS IST ALPHA!" dargestellt werden. Dabei soll zunächst anhand von Raewyn Connells Theorie zur hegemonialen Männlichkeit eine Grundlage geschaffen werden. Da Macht eine Grundvoraussetzung für Hegemonie darstellt, wird jedoch zunächst der Begriff Macht nach Weber definiert. Im weiteren Verlauf werden auf den Wettbewerb der Männer und die Konstruktion von Männlichkeit nach Michael Meuser, welcher an Connells Gedanken anknüpft, eingegangen und daraufhin als Referenz in der Analyse dienen.
Im Teil der Analyse wird zunächst anhand von einzelnen Textpassagen herausgestellt, was ein „Alpha“ letztlich ausmacht und erläutert, welche Eigenschaften diesem zugeschrieben werden. Daraufhin liegt der Schwerpunkt auf Marker im Text, die das Verhältnis zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit herausstellen sollen. Diese Ergebnisse werden daraufhin auf kompetitive Situationen, die sich in Form von Wettbewerb äußern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Machtdefinition nach Max Weber
2.1 Relationen der Männlichkeit nach Raewyn Connell
2.2 Macht und Männlichkeit
2.2.1 Hegemoniale Männlichkeit
2.2.2 Männlichkeit im Wettbewerb der Männer
3 Hegemoniale Männlichkeit in DAS IST ALPHA!: Die 10 Boss-Gebote
3.1 Wettbewerb als Motiv in „DAS IST ALPHA!“
4.Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Buch mit dem Titel „DAS IST ALPHA!: Die 10 Boss-Gebote“ von Felix Blume erschien am 19.September 2018 im RIVA Verlag. Als renommierter Rapper feierte er unter dem Namen Kollegah zahlreiche Erfolge trotz Skandalen und Kritik bezüglich seiner Texte. Insbesondere Vorwürfe über Sexismus und Rassismus stritt er mit dem Argument von künstlerischer Freiheit Gebrauch zu machen ab und verwies darauf, dass er als Rapper lediglich eine Rolle spiele. Als selbsternannter „King“, „Imperator“ und „Boss“ geizt Kollegah nicht mit Superlativen bezüglich seiner künstlerischen Identität. Die Bestseller Lektüre (Media Control 2018) erreichte insbesondere bei einem jungen männlichen Publikum eine große Anhängerschaft, die mit Themen wie Sex, Gewalt, Macht und Drogen bereits durch Kollegahs Rap-Texte in Berührung gekommen sind. Doch inwiefern bricht Kollegah durch den Wechsel des Mediums zur Literatur mit seinen nachgesagten Mustern?
Basierend darauf ist es Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit herauszustellen, wie Männlichkeit und Weiblichkeit in „DAS IST ALPHA!“ dargestellt werden. Dabei soll zunächst anhand von Raewyn Connells Theorie zur hegemonialen Männlichkeit eine Grundlage geschaffen werden. Da Macht eine Grundvoraussetzung für Hegemonie darstellt, wird jedoch zunächst der Begriff Macht nach Weber definiert. Im weiteren Verlauf werden auf den Wettbewerb der Männer und die Konstruktion von Männlichkeit nach Michael Meuser, welcher an Connells Gedanken anknüpft, eingegangen und daraufhin als Referenz in der Analyse dienen.
Im Teil der Analyse wird zunächst anhand von einzelnen Textpassagen herausgestellt, was ein „Alpha“ letztlich ausmacht und erläutert, welche Eigenschaften diesem zugeschrieben werden. Daraufhin liegt der Schwerpunkt auf Marker im Text, die das Verhältnis zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit herausstellen sollen. Diese Ergebnisse werden daraufhin auf kompetitive Situationen, die sich in Form von Wettbewerb äußern.
2. Machtdefinition nach Max Weber
Macht lässt sich als ein soziales Konstrukt verstehen, welches in jedem gesellschaftlichen Bereich manifestiert ist, wenn verschiedene Interessen aufeinandertreffen. Zudem lässt sich Macht als Fähigkeit einer Person verstehen, die Denken und Handeln von Individuen und Gruppen so beeinflusst, dass diese nach den Werten der Macht ausübenden Person agieren. So ist beispielsweise zur Aufrechterhaltung hierarchischer Verhältnisse die Demonstration sowie Anwendung von Macht dringend notwendig.
Eine der einflussreichsten Definitionen des Terminus im soziologischen Kontext stammt von Max Weber, der Macht u.a. wie folgt beschreibt: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“ (vgl. Weber 1972, S. 28). Für diese Definition ist der Fokus auf die Volition des bzw. der Machtausübenden besonders wichtig, welche sich jeglichem Widerstand entgegensetzt, unabhängig davon, welche Konsequenzen dies haben kann. Betont wird dies dadurch, dass Macht innerhalb dieser Definition als soziologisch amorph gilt. Dementsprechend kann potentiell jedes Individuum Macht erlangen, insofern Volition vorhanden ist. In diesem Zusammenhang ist anzuführen, dass Weber Macht obligatorisch für einen Staat sieht. Weiter schreibt er Macht folgende Eigenschaft zu: „[…] die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden“ (ebd., S. 28). Plausibel ist damit der Umstand, dass Weber Gewalt als eine Ressource von Macht darstellt. Denkbar ist dabei sowohl physische als auch psychische Gewalt oder auch im engeren Sinne die staatliche Gewalt.
Der Begriff der Macht wird in Relation zu dem der Herrschaft gestellt. Damit die Herrschaft ausgeübt werden kann, wird Disziplin benötigt, die von Weber im direkten Zusammenhang wie folgt definiert: „Disziplin soll heißen die Chance, kraft eingeübter Einstellung für einen Befehl prompten, automatischen und schematischen Gehorsam bei einer angebbaren Vielheit von Menschen zu finden“ (ebd., S.28).
An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen Macht und Herrschaft deutlich: Herrschaft geht zwangsläufig mit Disziplin einher. Macht jedoch kann ohne eine derartige Bedingung ausgeübt werden. Dementsprechend kann Macht in einem gewissen Maß potentiell von jedem Akteur ausgeübt werden. Im Unterschied dazu ist Herrschaft den Individuen vorenthalten, die eine hierarchisch höhere Position innerhalb der jeweiligen Gesellschaft erreicht haben.
2.1 Relationen der Männlichkeit nach Raewyn Connell
Eine allgemein gültige Definition von Männlichkeit ist im soziologischen Diskurs nicht zu erkennen. Es besteht jedoch Konsens darüber, dass das biologische Geschlecht (sex) anatomisch zu definieren sei. Das soziale Geschlecht (gender) hingegen basiert zwar auf der körperlichen Konstitution des Individuums, welches sich nach aktueller Geschlechterforschung unterschiedlich gestaltet. Dies beruht zunächst auf der Annahme einer selbst konstruierten Identität, welche sich beispielsweise als feminin oder maskulin determinieren lassen. Die Zuschreibung dieser Eigenschaften erfolgt auf gesellschaftlicher Ebene. Zu verstehen ist das Geschlecht demnach als „interaktiv hergestellte soziale Praxis“ (vgl. Lenz 2012, S. 318) und erlaubt Konstruktionen wie maskuline Frauen, feminine Männer oder andere Identifizierungen (Connell 2013, S. 23). Nach Connell ist Männlichkeit als „eine Position im Geschlechterverhältnis“ (Connell 2015, S. 124) zu verstehen. Demnach legt sie nahe Männlichkeit nicht als Objekt zu definieren, sondern den Fokus auf die „Prozesse und Beziehungen“ der Geschlechter untereinander zu legen (vgl. ebd.). Ausgehend von dieser Annahme beschreibt sie, dass Kategorien der Männlichkeit als dynamisch zu verstehen sind, sodass sie „nicht zu einer bloßen Charaktertypologie erstarrt“ (ebd., S.130).
Diverse Formen und Beziehungen zwischen Männlichkeiten werden von Connell ebenfalls differenziert. Maßgeblich dabei ist, dass es sich nicht lediglich um Lebensstile handelt, die man bei belieben einnimmt, sondern dass der entscheidende Faktor die soziale Realität sei, welche die Auslebung einer Art von Männlichkeit bestimmt (vgl. ebd., 130). Die Position innerhalb des Geschlechterverhältnisses wiederum besteht aus Praktiken, die „Auswirkungen […] auf die körperliche Erfahrung, auf Persönlichkeit und Kultur“ haben (ebd. S.124). Dabei betont Connell, dass die Gefahr einer Vereinfachung bestehe, wenn man Beispielsweise von einer „schwarzen-Männlichkeit“ oder einer „Arbeiterklassen-Männlichkeit“ ausgehe (ebd. 129). Zur Differenzierung der Beziehungen zwischen Männlichkeiten und der Geschlechterordnung stellt sie die Kategorien Hegemonie, Unterordnung und Komplizenschaft und Marginalisierung vor (vgl. ebd. 134).
Ursprünglich stammt das Konzept der Hegemonie von Antonio Gramsci und bezeichnet eine gesellschaftliche Dynamik, die durch eine Führungsposition in der Gesellschaft besetzt und verteidigt wird.
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