Ziel dieser Arbeit ist es, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Benennungssysteme des Alten Reiches und die des deutschsprachigen Raumes herauszuarbeiten und zu analysieren. Dafür müssen zuerst die verschiedenen Namensarten im Altägyptischen beziehungsweise Deutschen einzeln näher ausgeführt werden, um anschließend einen Vergleich dieser beiden durchführen zu können. Danach soll ermittelt werden, welche Rolle altägyptische Namen im heutigen österreichischen Raum spielen und in welches Benennungssystem diese zugeordnet werden können.
„Nenn es dann, wie du willst,
Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch“ Vers (V. 3453- 57) Goethe, Faust, der Tragödie erster Teil
Das Zitat scheint im deutschsprachigen Raum zu der heutigen Zeit, in welcher Namen nach Kriterien der individuellen Namensbedeutung und des Wohlklangs vergeben werden, immer mehr der Realität zu entsprechen. Ganz anders verhielt sich dies in den antiken Hochkulturen, besonders in der ägyptischen Hochkultur, in welcher der Name von größter Wichtigkeit im Diesseits, aber auch im Jenseits war. Um den großen Unterschied in der Bedeutsamkeit des Namens ganzheitlich erfassen zu können, ist es von Nöten, die komplexen Benennungssysteme der beiden Kulturen genauer zu analysieren und zwischen den verschiedenen Namensformen zu differenzieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Namensgebung und Namensbezeichnung im Alten Reich
2.1 Basilophore Namen
2.2 Theophore Personennamen
2.3 Element Ka
3. Typologie und Benennungssysteme im deutschen Sprachraum
3.1 Typologie und Benennungssysteme bei Familiennamen
3.1.1 Familienname als Rufname
3.1.2 Familiennamen nach Herkunft
3.1.3 Familienname nach Wohnstädte
3.1.4 Familiennamen aus Berufs-, Amts- und Standesbezeichnungen
4. Gebundene Namensgebung AR vs. Deutschsprachigen Raum
4.1 Nachbenennung in der Familie
4.2 Hagiologische Namengebung
4.3 Patennamen
5. Ungebundene Namensgebung AR vs. Deutschsprachigen Raum
5.1 Religiöse Namen
5.2 Idolnamen
5.3 Gedenknamen
5.4 Schmucknamen
5.5 Vornamen als Bindungsglied
5.6 Demonstrativnamen
6. Ägyptische Vornamen in Österreich
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Nenn es dann, wie du willst,
Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch“ Vers (V. 3453- 57) Goethe, Faust, der Tragödie erster Teil
Das Zitat scheint im deutschsprachigen Raum zu der heutigen Zeit, in welcher Namen nach Kriterien der individuellen Namensbedeutung und des Wohlklangs vergeben werden, immer mehr der Realität zu entsprechen. Ganz anders verhielt sich dies in den antiken Hochkulturen, besonders in der ägyptischen Hochkultur, in welcher der Name von größter Wichtigkeit im Diesseits, aber auch im Jenseits war.
Um den großen Unterschied in der Bedeutsamkeit des Namens ganzheitlich erfassen zu können, ist es von Nöten, die komplexen Benennungssysteme der beiden Kulturen genauer zu analysieren und zwischen den verschiedenen Namensformen zu differenzieren.
Ziel dieser Proseminararbeit ist es, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Benennungssysteme des Alten Reiches und die des deutschsprachigen Raumes herauszuarbeiten und zu analysieren. Dafür müssen zuerst die verschiedenen Namensarten im altägyptischen bzw. deutschen einzeln näher ausgeführt werden, um anschließend einen Vergleich dieser beiden durchführen zu können. Danach soll ermittelt werden, welche Rolle altägyptische Namen im heutigen österreichischen Raum spielen und in welches Benennungssystem diese zugeordnet werden können. Abschließend sollen die Ergebnisse dieser Arbeit in Form eines Fazits zusammengefasst werden.
2. Namensgebung und Namensbezeichnung im Alten Reich
Der Name im altägyptischen Reich hatte eine wichtige Bedeutung für die Menschen, denn dieser bot ihnen nicht nur Schutz im Diesseits, sondern war auch eine Voraussetzung für ein Weiterleben nach dem Tod. Die Bewahrung der Grabnahmen und anderen Memorialen war für die altägyptische Kultur ein Garant für ein Weiterleben nach dem irdischen Dasein.
Über die Namengebung und mit deren verbundenen Bräuchen gibt es in der älteren ägyptischen Literatur keine Überlieferungen. Wann und von wem eine/r Ägypter/in einen Namen erhalten hatte und aus welchem Grund, ist aufgrund fehlender Aufzeichnungen nicht mehr nachvollziehbar. Die einzigen Hinweise darauf liefern zwei Quellen, welche aus den mythologischen Sphären des Neuen Reiches stammten. In einem Gespräch zwischen dem Sonnengott „Re“ und seiner Tochter „Isis“ teilt der Gott ihr folgendes mit: „ mein Vater hat meinen Namen erdacht “ und im Verlauf des Gespräches berichtet er des Weiteren „ mein Vater und meine Mutter haben mir meinen Namen gesagt. Er ist im Leibe verborgen bei der Geburt, damit keinem Zauberer oder Zauberin Macht geben werde “ (Möller 1927, S.30).
Aus diesen mythologischen Berichten lässt sich herleiten, dass die Namensgebung in der Spätzeit unmittelbar nach der Geburt durch entweder den Vater oder die Mutter geschieht. Diese Annahme bietet gleichzeitig eine Erklärung für belegte Namen des Alten Reiches, die in Zuge der Geburt entstanden sein dürften z.B. „ ein Kind für mich! “ oder „ ein Sohn ist es! “. Der Geburtsname ist jedoch nicht der einzige Name, welcher ein/e Ägypter/in erlangte, sondern es konnten noch weitere Namen im Laufe des Lebens angenommen werden. Diese lassen sich unter „Staatsnamen“ zusammenfassen und deuten aufgrund ihrer Inhalte darauf hin, dass sie erst nach der Geburt hinzugefügt wurden z.B. „ der Schreiber “ oder „ der Alte “ (Scheele-Schweitzer 2014, S. 19f).
Wie bereits festgestellt werden konnte, wird der erste Name für gewöhnlich bereits bei der Geburt vergeben. Im Alten Reich kommt es jedoch auch vor, dass eine Person mehrere Namen trägt. Es lässt sich hierbei folgendes Schema beobachten: Es wird zwischen „schönem“ und „großem“ Namen unterschieden, wobei es sich bei letzterem wahrscheinlich um den Hauptnamen (Geburtsnamen) zu handeln scheint (vgl. Ranke 1935, S. 6). Der zweite Name, auch „schöner“ oder seltener „kleiner“ Name, kann mit den Rufnamen gleichgesetzt werden. Dieser entsteht entweder durch die Abkürzung aus dem großen Namen oder wird durch einen unabhängigen Wortnamen gebildet (Vittmann 2002, S. 96). Ein/e Ägypter/in des Alten Reiches besitzt somit einen großen Hauptnamen und einen schönen Rufnamen, auch als Kosenamen bezeichnet. Neben diesen zwei Namen ist es möglich, dass noch ein weiterer hinzugefügt wird. Der Dritte ist der sogenannte „Staatsname“ und wird erst im Erwachsenenalter erlangt. Die Grundlage für diesen bildet der Name des derzeit herrschenden Königs (vgl. Scheele-Schweitzer 2014, S. 22).
Bei der Namensgebung lassen sich mehrere Konzepte voneinander unterscheiden: Zuerst zu nennen sind die geburtsbegleitenden Ausrufe, die ebenfalls das Eltern-Kind-Verhältnis beschreiben z.B. „ ein Sohn für seinen Vater! “ oder „ geliebte Tochter “ (Scheele-Schweitzer 2014, S. 23). Des Weiteren lässt sich zwischen ungebundenen und gebundenen Personennamen unterscheiden, wobei sich bei letzterem das Verwandtschaftsverhältnis herauslesen lässt. So war es im Alten Reich üblich, dass der Name des Vaters vor dem männlichen Nachkommen vorangestellt wird. Häufig findet sich auch die Bezeichnung „(Name des Sohns) erzeugt von (Name des Vaters) und „(Name des Sohns) geboren von (Name der Mutter)“ (vgl. Ranke 1935, S. 9). Die ungebundene Namensgebung weist im Gegensatz zu der gebundenen keine Doppelverwendung von Namen in den nachfolgenden Generationen auf, da diese stets innerhalb der Familie verändert wurde (Scheele-Schweitzer 2014, S. 23).
2.1 Basilophore Namen
Die basilophoren Personennamen lassen sich in zwei Kategorien unterscheiden, nämlich jene, die ausschließlich aus dem Königsnamen bestehen und jene, die weitere Zusätze enthalten (Vittmann 2002, S. 97). Zur Zeit des Alten Reiches gibt es zahlreiche Überlieferungen, in welchem die Namen der regierenden Könige in die Personennamen miteingebaut wurden. Diese können mithilfe durch weitere Zusätze näher ausgeführt werden: Beispielsweise ist es möglich, dass der König mit einer Gottheit gleichgesetzt wird vgl. „ Horus ist der König “ oder „ der Herr des Lebens ist Pepi “. Vereinzelnd finden sich auch Nachweise der Namen „ der Geliebt der Maat ist Sahure “, in welchen der König von den Gottheiten geliebt wird. Ebenfalls lässt sich ein Namenszusatz, der über die Situation der Könige Aufschluss gibt, beobachten. Beispielsweise werden die Königsnamen mit folgenden Aussagen verbunden: „ Gutes ist hinter Cheops “ oder „ Ihi ist der Schutz des Pepi “. Zuletzt können die verschiedenen Gottheiten auch als Besitz des Königs bezeichnet werden: „ die Maat gehört dem König “ oder „ die Kas gehört Isesi “ (Scheele-Schweitzer 2014, S. 115f).
Bei den basilophoren Personennamen ist es ebenfalls möglich, dass in diese sowohl Götter- als auch Königsnamen miteingebunden werden. Dabei lässt sich folgendes Konzept beobachten: Der Name des Gottes steht hinter dem Namen des Königs, um diesen zu schützen, z.B. „ Ihi ist der Schutz des Pepi “, oder „ der Geliebte des Gottes ist Isesi “. Scheele-Schweitzer deutet an dieser Stelle an, dass die Könige, genauso wie ihre Untertanen, abhängig von dem Schutz und der Liebe der Götter seien (Scheele-Schweitzer 2014, S. 118).
2.2 Theophore Personennamen
Die theophoren Personennamen sind im Alten Reich häufiger vertreten als die basilophoren Personennamen. Diese Namensgruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie entweder durch ein Theonym, also dem Eigennamen einer Gottheit, oder Epitheton gebildet werden. Gottesnamen ohne Epitheta waren im Vergleich zu der Spätzeit sehr häufig im Gebrauch (vgl. Vittmann 2002, S. 87). Die meistvertretenen Götternamen waren unter anderem „Ptah“ mit 146 Einbindungen, gefolgt von „Re“ mit 81 Nennungen und „Hathor“ der 43-mal eingebunden wurde. Ebenfalls in größerer Menge vorhanden waren die Namen der Götter „Sodann“, „Horus“, „Chnum“, „Anubis“, „Nebti“, „Sobek“ und „Anubis“ (Scheele-Schweitzer 2014, S. 107f). In der Spätzeit wurden die Namen der alten Hochgottheiten wie „Chnum“, „Sobek“, „Re“, „Isis“, „Thot“ gemieden und es wurden stattdessen zahlreiche kleinere und unbekanntere Gottheiten in die Personennamen miteingebaut. Ebenfalls in größerer Zahl vertreten, sind die theophoren Personennamen mit Verknüpfung eines Epitheton. Der Name „Horus“ erschien nicht nur als reiner Personenname, sondern auch in Form von Bildungen wie „ Horus der Falke “ oder auch „ schöner/guter Horus “ (vgl. Vittmann 2002, S. 87).
Wie bei den basilophoren Personennamen können die theophoren Personennamen durch Zusätze näher ausgeführt werden. Es muss zwischen drei Kategorien unterschieden werden: Erstens kann die nähere Beschreibung der Eigenschaften der Gottheiten z.B. „ groß ist Re “, „ stark ist Sobek “, „ Horus ist beseelt “ erfolgen. In der zweiten Kategorie werden die Handlungen des Gottes angeführt, wobei der Namensträger die Rolle des Rezipienten einnimmt: „ Ptah kommt zu mir “, „ Möge Min mich schützen “, „ den Re am Leben erhalten hat “. Zuletzt tritt der Gott allein als Handelter auf z.B. „ Ptah löste “, „ möge Horus leben “, „ Chnum dauert “ (Scheele-Schweitzer 2014, S. 109f).
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