Diese Hausarbeit handelt von der Krise der Menschlichkeit als prägendes Element in postapokalyptischen Filmen. Eine Analyse anhand von "Blade Runner" aus dem Jahr 1982 und "Blade Runner 2049" von 2017.
Als Einstieg werden Krisen im Film im Allgemeinen behandelt. Als nächste Punkte werden die Apokalypse im Film, die postapokalyptischen Filme und Geschichte der postapokalyptischen Filme ab 1970 beschrieben. Der nächste Punkt handelt von den beiden Blade Runner Filmen. Darauf folgen die religiösen Motive in postapokalyptischen Filmen am Beispiel von Blade Runner und die Krise der Menschheit, des Menschseins und der Menschlichkeit in den Blade-Runner-Filmen.
Im Film findet man alle möglichen Arten von Krisen unterhaltsam, von der Lebenskrise wie in Eat, Pray, Love (2010) bis hin zum Weltuntergang wie in The Day After (1983). Warum sind Krisen ein so beliebtes Motiv in Filmen? Und was macht gerade postapokalyptische Filme zum populären Genre?
Inhalt
Krisen im Film
Apokalypse im Film
Postapokalyptische Filme
Geschichte der postapokalyptischen Filme ab 1970
Die Blade-Runner-Filme
Blade Runner
Blade Runner 2049
Religiöse Motive in postapokalyptischen Filmen am Beispiel von Blade Runner
Krise der Menschheit, des Menschseins und der Menschlichkeit in den Blade-Runner- Filmen
„Menschlicher als der Mensch“
Menschsein: Die Seele
Krise der Menschlichkeit als prägendes Element in postapokalyptischen Filmen
Literaturverzeichnis
Krisen im Film
Filme lassen uns in andere Welten eintauchen. Gerne auch in welche, in denen es Kämpfe und Krisen gibt. Für ein paar Stunden reisen wir dann durch Mittelerde, liefern uns Schlachten im Weltall oder kämpfen gegen Zombies. Im Film finden wir alle möglichen Arten von Krisen unterhaltsam, von der Lebenskrise wie in Eat, Pray, Love (2010) bis hin zum Weltuntergang wie in The Day After (1983). Warum sind Krisen ein so beliebtes Motiv in Filmen? Und was macht gerade postapokalyptische Filme zum populären Genre?
Der Duden definiert Krisen als: „schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins“.
Krisen konfrontieren Gesellschaften mit einem Beobachtungs- und Darstellungsproblem. Der Film als zentrales, kulturelles Reflexionsmedium kann gesellschaftliche Krisendynamiken und Krisenereignisse vorstellbar, darstellbar und auch antizipierbar machen.1
Die Apokalypse ist vielleicht die größte Krise der Menschheit. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit Krisen im postapokalyptischen Film anhand der beiden Blade Runner Filme.
Apokalypse im Film
Im ursprünglichen, religiösen Sinn steht die Apokalypse für das Gericht Gottes am Ende der Welt, das zur Erlösung führt. In den meisten Endzeitfilmen hingegen steht die Apokalypse für eine Zerstörung der Welt, die „ultimative Krise“ im Film.
„Der Unterschied zwischen dieser Art von zeitgenössischem, postapokalyptischen Film und der christlichen Idee der Apokalypse besteht also darin, dass er die Frage der Erlösung vernachlässigt und auf die postapokalyptische Situation als wirkliche Krisensituation fokussiert“ (Ahrens, 2017, S. 72). Die Ursache einer Apokalypse, die für sich in Anspruch nimmt, das Schicksal der gesamten Erde zu prägen, können „universale Kategorien“ wie beispielsweise Gott sein. Seit der neueren Geschichte genügt ein Blick auf die Welt. Spätestens seit der Erfindung nuklearer Waffen „hat dieser globale Anspruch [der Apokalypse] seine physikalische Legitimierung und der Begriff „Weltuntergang“ für uns eine konkrete Bedeutung“2.
In Filmen kann die Apokalypse und damit die Postapokalypse als spezifisches Narrativ gesehen werden, welches den von dieser Krise ausgehenden Transformationsprozess beschreibt3. Die Krise ist der Ausgangspunkt des Films und keineswegs das Ende, es gibt „die grundlegende Gewissheit, dass es kein Ende der Geschichte des Menschen geben wird“ (Ahrens, 2017, S. 76).
Postapokalyptische Filme
„The Apocalypse is in fashion” (Weber, 2015, S.9). Seit dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki, als offensichtlich wurde, dass Menschen wirklich die Macht haben, das Leben auf der Erde auszulöschen, wird die Apokalypse und das Leben danach, die Postapokalypse, zu einem Topos in Filmen. Dass in der Zeit des Kalten Krieges ein Atomkrieg eine reale Gefahr darstellte, verlieh diesem Filmgenre besondere Relevanz.
Film „should have become the vehicle for deploying visions of the end of all visibility and for providing material for imagining the unimagable” (Weber, 2015, S.9).
Die postapokalyptische Welt ist eine Welt, die schon zerstört ist.4 Meist geht das Setting davon aus, dass die Apokalypse durch eine nukleare Katastrophe ausgelöst wird5. Dieses nukleare Szenario ist häufig mit weiteren technologischen und sozialen Phänomenen verknüpft oder wird dadurch ersetzt.6
Eine besondere Konjunktur - in der Literatur ebenso wie im Film - erleben dabei in den vergangenen
Jahren dystopische Narrationen, in denen gegenwärtig befürchtete soziale und technologische Risiken
in zumeist krisenhafter Form die imaginierte zukünftige Wirklichkeit bestimmen. In diesen
soziokulturellen Schreckbildern werden dabei auch immer wieder die ungewollten und
unkontrollierbaren Nebenfolgen naturwissenschaftlicher Forschung und Technologie thematisiert.
(Farzin 2017, S.51)
Filme wie Andrew Niccols GATTACA (1997) oder Steven Spielbergs Minority Report (2002) thematisieren zum einem die Möglichkeiten der Genforschung und zum anderen die Zukunft von Sicherheits- und Überwachungssystemen. Das Ganze wird häufig in „autoritäre Kontrollgesellschaften“ wie in George Orwells 1984 eingebettet.7
More often than not it is the latter and the moral standpoint of the film reflects the question: Do we
stay the course of our present society - will diverting from the present form of society, ideology,
politics, and so on, bring forth a more dystopian society? Or, will not changing the present state of
things result in a more dystopian future? (Flisfeder 2017, S. 106)
„(D)er postapokalyptische Film (artikuliert) eine jeweils zeitgenössische Perspektive, über die eine bis dato noch unbekannte Zukunft reflektiert wird, indem sie die Gegenwart in Vergangenheit verwandelt“ (Ahrens, 2017, S.72). Für die apokalyptische Erzählung gilt: „Sie ist immer Vorausschau, Prophezeiung und Imagination des
Drohenden, das noch nicht stattgefunden hat“ (Busse, 2000, S. 138). Krisen im Film können also als Reflexionsmedium für Rezipienten dienen.
Bei den Blade Runner Filmen verbinden sich zwei Szenarien. Zum einen ist die Erde durch Umweltverschmutzung fast unbewohnbar und lebensfeindlich geworden. Es leben nur noch wenige Menschen auf der Erde, der Rest ist auf andere Planeten geflüchtet.
Das zweite Szenario ist die Bedrohung durch den technischen Fortschritt. Menschen züchten sogenannte Replikanten, welche eine Art moderne Sklaven darstellen und für die Menschheit andere Planeten erschließen und eine Zivilisation aufbauen. Sie sind den Menschen in fast allem überlegen ob Intelligenz oder körperliche Kraft. Allerdings besitzen sie eine auf wenige Jahre beschränkte Lebensdauer. Der Job der Blade Runner ist es rebellierende Replikanten zu jagen und auszuschalten.
Geschichte der postapokalyptischen Filme ab 1970
Meistens gibt es in der postapokalyptischen Welt nur weniger Überlebende welche gegen monströse Feinde kämpfen müssen (zum Beispiel Terminator 2: Judgement Day, James Cameron, 1991), die über eine zerstörte Welt herrschen (zum Beispiel The Matrix, Andy und Larry Wachowski, 1999 oder auch Die Tribute von Panem - The Hunger Games, Garry Ross, 2012)8 9 10 „oder aber von mafiotischen Banden unterdrückt werden, welche einige skrupellose Überlebende als neue, post-apokalyptische soziale Regimes installiert haben“ (Ahrens, 2017, S. 72) ein Beispiel hierfür wäre der Ende der 1970er Jahre erschienene Klassiker unter den postapokalyptischen Filmen und Endzeitfilmen: Mad Max (George Miller,1979).
Die Katastrophenfilme aus den vom Kalten Krieg geprägten 1970er und 1980er Jahren thematisieren vor allem die von Menschen gemachte Gefahr der atomaren Aufrüstung[910]. Beispiele hierfür sind War Games (John Badham, 1982) oder The Day After (Nicholas Mayer, 1983).
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges sind die Gefahren beziehungsweise die Auslöser der Apokalypse häufig Naturkatastrophen wie Tornados und Vulkanausbrüche. Oder sie kommen aus dem All in Form von Kometen oder Außerirdischen. Bekannte Beispiele hierfür sind Independence Day (Roland Emmerich, 1996) oder The Fifth Element (Luc Besson, 1997).11
Ab den 1980er Jahren lässt sich im Genre der postapokalyptischen Filme eine Veränderung der Hauptprotagonisten feststellen.
[...]
1 Lim & Ziegler (2017, S. 1)
2 Busse (2000, S. 13-14)
3 Ahrens (2017, S. 72)
4 Ahrens (2017, S. 71)
5 Krenz (2010)
6 Farzin (2017, S. 51)
7 Farzin (2017, S. 51)
8 Ahrens (2017, S. 72)
9 Busse (2000, S. 168)
10 Krenz (24. Februar 2010)
11 Busse (2000, S. 168)