Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der postmigrantischen Gesellschaft. Innerhalb des Essays wird der Frage nachgegangen: „Was verbirgt sich hinter dem Konzept der postmigrantischen Gesellschaft? Um sich mit dieser Thematik auseinandersetzen zu können, wird zunächst der Ursprung des Begriffs „postmigrantisch“ einbezogen. Anschließend kann man auf die Grundlagen übergehen. In diesen wird erläutert, ab wann man von einer postmigrantischen Gesellschaft sprechen kann und was dies für eine Gesellschaft bedeutet. Darauffolgend knüpfe ich an der empirischen Realität und den Narrationen in Deutschland an und erläutere diese. Zudem werde ich mich in dem Kontext mit dem Integrationsbegriff beschäftigen, ihn erklären und mit dem Paradigmenwechsel in Verbindung setzten. Abschließend werde ich ein Fazit zu meiner untersuchten Fragestellung ausformulieren. Hierbei wird das Konzept der postmigrantischen Gesellschaft zusammengefasst.
Wer sind wir? Was macht uns aus? Wer gehört zu uns? Fragen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Rede ist von der nationalen Identität. Die Identität des Volkes. Die Identität der Deutschen. Sich immer weiter polarisierende Debatten hinterfragen die Integrationsfähigkeit und Zugehörigkeit der Menschen mit Migrationshintergrund. Politische Bewegungen wie die der AfD, „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“(PEGIDA), Identitäre Bewegung etc. bekommen immer mehr an Zulauf. Die Republik diskutiert und verhandelt über die eigene Identität. Deutschland steht vor einem großen Schritt in seiner Integrationspolitik. Ein Blick auf Deutschlands Ballungsgebiete genügt, um zu erkennen, dass Deutschland längst heterogen ist. Doch wie kann sich unser Land auf diese Diversität einstellen? Können wir schon von einem neuen Deutschland sprechen? Ein Land, das sich nun neu aufstellen muss? Ein Land, das von Migration geprägt ist? Schließlich sind laut der neusten Daten des Statistischen Bundesamts allein 2017 insgesamt 1,2 Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ursprung des Begriffs „postmigrantisch“
3. Grundlagen der postmigrantischen Gesellschafft
4. Empirische Realität vs. Narrationen
5. Der etablierte Integrationsbegriff und der Paradigmenwechsel
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wer sind wir? Was macht uns aus? Wer gehört zu uns? Fragen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Rede ist von der nationalen Identität. Die Identität des Volkes. Die Identität der Deutschen. Sich immer weiter polarisierende Debatten hinterfragen die Integrationsfähigkeit und Zugehörigkeit der Menschen mit Migrationshintergrund. Politische Bewegungen wie die der AfD, „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“(PEGIDA), Identitäre Bewegung etc. bekommen immer mehr an Zulauf. Die Republik diskutiert und verhandelt über die eigene Identität. Deutschland steht vor einem großen Schritt in seiner Integrationspolitik. Ein Blick auf Deutschlands Ballungsgebiete genügt um zu erkennen, dass Deutschland längst heterogen ist. Doch wie kann sich unser Land auf diese Diversität einstellen? Können wir schon von einem neuen Deutschland sprechen? Ein Land, das sich nun neu aufstellen muss? Ein Land, das von Migration geprägt ist? Schließlich sind laut der neusten Daten des statistischen Bundesamts allein 2017 insgesamt 1,2 Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert (BAMF 2018, S. 9).
Dennoch streiten sich noch immer Politiker und Medien, wenn es um die Frage geht, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei. Migranten erlangen immer größere Sichtbarkeiten. Die Anzahl der Politiker und Politikerinnen, Nachrichtensprecher und Nachrichtensprecherinnen mit einem Migrationshintergrund wächst stetig. Eliteberufe sind längst auch von Migranten positioniert. Nichtsdestotrotz scheinen nicht alle Bürger von der Entwicklung begeistert zu sein. Diese Unstimmigkeit scheint Deutschland in zwei Lager zu spalten. Migrationsforscher stellen sich in dem Kontext die kritische Frage, wer denn nun wirklich integriert ist. Naika Foroutanl, eine etablierte Migrationsforscherin bestrebt eine Wende in der Integrationspolitik. Sie fordert auf, Integration neu zu definieren und spricht in diesem Kontext von einer postmigrantischen Gesellschaft.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der postmigrantischen Gesellschaft. Innerhalb des Essays wird der Frage nachgegangen: „Was verbirgt sich hinter dem Konzept der postmigrantischen Gesellschaft?“ Um sich mit dieser Thematik auseinandersetzen zu können, wird zunächst der Ursprung des Begriffs „postmigrantisch“ einbezogen. Anschließend kann man auf die Grundlagen übergehen. In diesen wird erläutert, ab wann man von einer postmigrantischen Gesellschaft sprechen kann, und was dies für eine Gesellschaft bedeutet. Darauffolgend knüpfe ich an der empirischen Realität und den Narrationen in Deutschland an. Zudem werde ich mich in dem Kontext mit dem Integrationsbegriff beschäftigen, ihn erklären und mit dem Paradigmen- wechsel in Verbindung setzten. Abschließend werde ich ein Fazit zu meiner untersuchten Fragestellung ausformulieren. Hierbei wird das Konzept der postmigranti- schen Gesellschaft zusammengefasst.
Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit sind zum größten Teil die Forschungsergebnisse von Naika Foroutan
2. Ursprung des Begriffs „postmigrantisch“
Der Begriff des Postmigrantischen stammt ursprünglich aus der Kulturszene und wurde im Kontext des Berliner Theaters Ballhaus Naunynstraße von Shermin geprägt. Anschließend wurde der Begriff ab 2010 „als neue, explorative Akteures- und gesellschaftsanalytische Perspektive verwendet“ (Foroutan 2016, S.230; Tewes / Gül 2018, S. 8f).
3. Grundlagen der postmigrantischen Gesellschafft
Die Zahl der Begriffe, die mit dem Präfix ,Post‘ anfangen häufen sich in den letzten Jahrzehnten an. Wir sprechen oft über Begriffe wie Postmodern, Postfeminismus und Postkolonialismus. Diese Postbegriffe beinhalten kein Ende einer Ära. Es wird vielmehr auf die Nachwirkungen verwiesen, so auch in der Postmigrantischen Gesellschaft. Der Fokus liegt hierbei auf dem Zeitpunkt nach erfolgter Migration. Dies bedeutet nicht, dass es keine Migration mehr gibt. Sondern, dass sich viel mehr der Blick auf die Gesellschaft richtet, die sich ab dem Zeitpunkt, in der sie als Einwanderungsland anerkannt wird, transformiert und neugestaltet. Untersucht wird also, wie sich das migrantische auf die Gesellschaft einwirkt (Foroutan 2016, S.232; Foroutan 2015a, o.S.).
Deutschland kann als postmigrantisch beschrieben werden, wenn Zugehörigkeit, Identität, Partizipation und Chancengerechtigkeit, durch zunehmender Heterogenität neu ausgehandelt werden müssen. Durch die Verteilung von Machtressourcen, die nun auch Minderheiten zur Verfügung stehen, entsteht eine „Konfliktdynamik“ (Canan / Foroutan 2016, S.17) innerhalb der Gesellschaft (Canan / Foroutan 2016, S.17; Foroutan 2015a, o.S.).
„ Das Bestreben, diese Gleichwertigkeit in strukturelle, kulturelle, soziale und emotionale Gleichbehandlung und Anerkennung umzusetzen, kennzeichnet die postmigran- tische Gesellschaft “ (Canan / Foroutan 2016, S.17).
In postmigrantischen Gesellschaften werden also Strukturen, Kulturen und Kommunikationsformen erschaffen, die ohne Impulse durch Migration kaum denkbar wären. Der gesellschaftliche Wandel muss in eine heterogene Grundstruktur politisch anerkannt werden. Ein - und Auswanderungen müssen als Phänomen anerkannt werden, die Deutschland massiv prägen. Strukturen, Institutionen und Politische Kulturen müssen nachholend an die Migrationsrealität angepasst werden (Foroutan 2015a, o.S.; Canan / Foroutan 2016, S.17).
„ Postmigrantische Gesellschaften sind Aushandlungsgesellschaften “ (Canan / Forou- tan 2016, S.19). Sie sind geprägt von Ambivalenzen. Sichtbarkeiten und Repräsentanzen von Migranten und Migrantinnen nehmen zu, und führen zu Spannungen. Auf der einen Seite erlangen Migranten zunehmend Positionen im öffentlichen Raum, auf der anderen Seiten, nehmen die Gegenbewegungen zu. Rassismen und Diskriminierung werden in der Gesellschaft offener thematisiert. Ambiguitätsintolerante Gruppen wie rechtspopulistische Parteien erhalten immer mehr an Zulauf. Es kann gesagt werden, dass umso mehr Positionen Migranten sowie ihre Nachkommen erlangen, desto stärker, beziehungsweise präsenter werden die Gegenbewegungen (Canan / Forou- tan 2016, S.18f.).
Naika Foroutan fordert eine eindeutig post-migrantische Perspektive, bei der sich die Bundesregierung nicht nur auf Migranten konzentriert, sondern auf jene Gruppen, die schwach sind, sich von Staat und Demokratie entfremden, weil ihnen alle Aufstiegschancen fehlen (Foroutan 2015a, o.S.).
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l Naika Foroutan ist Sozialwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. Zu den Schwerpunkten ihrer For- schungs- und Migrationsforschung gehören Themenfelder Migration, Integration und Transformation von Einwanderungsländern; Islam-und Muslimbilder in Deutschland; Identität und Hybridität. Naika Foroutan ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, u.a. erhielt sie 2011 den Berliner Integrationspreis undim Jahr 2012 den Wissenschaftspreis der Fritz-Behrens-Stiftung für exzellente Forschung (BM o.J., o.S.).