Das Portfolio entstand im Rahmen der Qualifizierung für die Tätigkeit als Lehrer in Berufssprachkursen. Inhalt des Portfolios gemäß Vorgaben vom BAMF nach Modulen sind Einstiegsreflexion, Grundlagen der Berufspädagogik, Berufsbezogene linguistische Kompetenz, Förderung des selbstständigen Sprachenlernens und arbeitsmarktrelevanter Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter, Didaktik und Methodik im berufsbezogenen Deutschunterricht, Evaluieren, Prüfen, Testen, Digitale Kompetenz, Aufgaben, Rollen und professionelles Handeln der Lehrkräfte in Berufssprachkursen, Interkulturalität und Integration in den Arbeitsmarkt und eine Abschlussreflexion
Inhaltsverzeichnis
Einstiegsreflexion
Modul 1: Grundlagen der Berufspädagogik
Modul 2: Berufsbezogene linguistische Kompetenz
Modul 3: Förderung des selbstständigen Sprachenlernens und arbeitsmarktrelevanter
Schlüsselkompetenzen im Erwachsenenalter
Modul 4: Didaktik und Methodik im berufsbezogenen Deutschunterricht
Modul 5: Evaluieren, Prüfen, Testen
Modul 6: Digitale Kompetenz
Modul 7: Aufgaben, Rollen und professionelles Handeln der Lehrkräfte in Berufssprachkursen
Modul 8: Interkulturalität und Integration in den Arbeitsmarkt
Abschlussreflexion
Literatur / Quellen
Einstiegsreflexion
Mein Name ist Klaus Tietgen. Ich komme gebürtig aus Hamburg. Mein Abitur habe ich mit den Leistungskursen Deutsch und Mathematik abgelegt. Meine Schulzeit war von mehreren Sprachaufenthalten in England begleitet. Nach dem Abitur habe ich zunächst in Oldenburg das Grundstudium mit den Fächern Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik absolviert. Während des Grundstudiums habe ich mit einem Sprachkurs mit Spanisch angefangen und auch das Latinum nachgemacht, das ich für die Prüfungen in Geschichtswissenschaft benötigte. In Germanistik habe ich zunächst Kurse in Didaktik und der Bewertung von Prüfungsleistungen belegt. Mein Hauptstudium in Hamburg ging mit einem Schwerpunktwechsel der Fächer einher - neben dem Hauptstudienfach Geschichte kamen jetzt Politikwissenschaft und Spanisch als Nebenfächer dazu - das Germanistikstudium habe ich nicht fortgesetzt. Schwerpunkt in Spanisch war Linguistik. Den intensiven Spracherwerb habe ich auch mit einem Studiensemester in Spanien fortgesetzt. Direkt nach dem Studium begann ich meine Berufspraxis jedoch in der Wirtschaft. Dazu zählen mehrjährige Tätigkeiten im Verkauf von Elektronik- und EDV-Artikeln und in verantwortlicher Stellung als Projektleiter bei einem großen Dienstleister. Entsprechende Fortbildungen umfassten auch Schulungen in BusinessEnglisch, so dass ich mein Niveau in Englisch weiter steigern konnte, wie es auch für die Berufspraxis notwendig war. Mit dem Ziel eines Einstiegs in das Lehramt an berufsbildenden Schulen beendete ich jedoch meine bisherige Berufstätigkeit bei einem Dienstleister und studierte in Tübingen noch einmal, diesmal spanische Romanistik als Hauptfach, unterAnerkennung meiner Leistungen aus Hamburg, Oldenburg und Cadiz. Im Rahmen dieses Studiums befasste ich mich umfassend mit der Didaktik im Lehramt. Außerdem belegte ich Kurse in Italienisch (Mittelkurs) und legte dort erfolgreich Prüfungen ab. Nach Abschluss dieses Studiums begann ich den Vorbereitungsdienst am Lehrerseminar in Freiburg, die Praxis wurde an dem beruflichen Gymnasium in Lahr durchgeführt. Meine Unterrichtsfächer waren Spanisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Am Seminar lernte ich Konzepte des Blended Learning kennen, die in der Lehrerausbildung umgesetzt wurden. Nach 1,5 Jahren musste ich den Vorbereitungsdienst aber abbrechen. Parallel war ich in der Erwachsenbildung tätig. So habe ich ein Jahr in Kehl Schulungen fürALG II- Empfänger durchgeführt und mich dabei zum Bewerbungstrainer und Vermittler für Arbeit fortgebildet.
Nach einem Wohnortswechsel nach Karlsruhe habe ich als Bildungsbegleiter für Jugendliche in der Berufsvorbereitung gearbeitet. Ich setzte meine Arbeit als Lehrer und Trainer in der Erwachsenenbildung fort, zunächst in Deutsch-, Englisch- und Spanischkursen bei einem privaten Bildungsträger. Ich konnte parallel die Ausbilder- Lizenz von der Handwerkskammer in Karlsruhe erreichen. Seit 2016 arbeite ich beim AAW e.V. in Rastatt als Dozent und Kursleiter. Meine Kurse sind: DAZ/DAF (Integrationskurse, Alphabetisierung, A1 - B2, DeuFöV), EDV (Grundfähigkeiten in MS-Office, u.a.), Bewerbungstraining und Coaching, Deutsch für den Hauptschulabschluss (HASA), Allgemeinbildung für die BvB (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme). Meine berufliche Tätigkeit war von wichtigen Fortbildungen begleitet: Didaktikder Erwachsenenbildung, Regularien für BAMF-Kurse, Didaktik der Alphabetisierungskurse. Arbeitssicherheit, EDV, MS-Teams. Seit 2021 bin ich Beauftragter für Arbeitssicherheit in Rastatt. Den forcierten Übergang zum onlineUnterricht seit März 2020 habe ich für die Geschäftsstelle Rastatt mit begleitet, zunächst mit online-Tutorien über das VHS-Portal. Danach verlagerten wir unsere Kurse auf MS-Teams, wobei die Konferenzen an Bedeutung gewannen. Weitere Unterrichtserfahrung habe ich seit 2019 über meine Tätigkeit als Kursleiter bei der VHS Rastatt. Dort habe ich bislang Integrationskurse gegeben. Natürlich habe ich für die Integrationskurse auch die Orientierungskurse durchgeführt, d.h. die Vorbereitung auf die Prüfung Leben in Deutschland.
Aus diesen Ausführungen ergeben sich meine Lehrkompetenzen. Tatsächlich verfüge ich über langjährige und umfangreicheUnterrichtserfahrungund übereine umfassende Bildung, insbesondere auch im sprachlichen Bereich. Neben einer Methodenvielfalt hat sich vor allem ein positiver und empathischer Zugang zu den Kursteilnehmern und Kursteilnehmerinnen bewährt, den ich aber meistens natürlich entwickle. Leider steht mir in der Regel nur ein sehr kurzes Zeitfenster für die Unterrichtsvorbereitung zur Verfügung, da ich in Vollzeit tätig bin und bis zu 9 UE am Tag unterrichte, manchmal sogar mehr. Daher muss ich die Kurse in der Regel spontan halten, dies auf Grundlage der vorhandenen Arbeitsmaterialien. Allerdings verfüge ich über einige fertige Stundenkonzepte, so dass ich spezielle Arbeitsformen auch kurzfristig implementieren kann, z.B. ein Gruppenpuzzle zum Thema Vorstellungsgespräch.
Von meinen Kollegen kann ich oft Ideen übernehmen, wir tauschen uns auch in Materialien und Konzepten aus. Meine Kollegen entwickeln im Unterricht ihren persönlichen Stil, der oft sehr inspirierend ist und mir daher auch Ideen liefert und Vorgehensweisen vermittelt. Allerdings mangelt es an Möglichkeiten der Hospitation, so dass die Möglichkeiten des Voneinander-Lernens doch limitiert bleiben. Die Freude am Unterricht ergibt vor allem aus dem zwischenmenschlichen Kontakt und der Sinnhaftigkeit des Tuns. Dies wird ja auch durch die Teilnehmer reflektiert, die sich oft dankbar zeigen. Die Lehrtätigkeit ist auf jedem Niveau anspruchsvoll, aber in den B2-Kursen kommt noch die Ebene der komplexen Spracherklärung dazu, die für mich sehr reizvoll ist.
Meine Erfahrungen inDidaktik und Methodikhabe ich bereits dargestellt. Daher sind mir auch wesentliche Theorien des Spracherwerbs vertraut. Handlungsorientiert ist mein Unterricht im Prinzip, da ich die Lebenswelt und Bedürfnisse meiner Teilnehmer berücksichtige und, vor allem auch bei auftretenden Problemen, diese auch dazu befrage. Allerdings bietet nicht jeder Inhalt die Möglichkeit handlungsorientierten Unterrichts, und externe Vorgaben sind hinderlich, da z.B. bestimmte Inhalte vermittelt werdenmüssen,die die TN aber nicht interessieren. Zuletzt waren die Bedingungen der Pandemie das größte Problem für eine Diversität der Unterrichtsmethoden. Wir waren, soweit Präsenzunterricht stattfand, gehalten, diesen als Frontalunterricht zu gestalten.
Diese Rahmenbedingung betreffen auch dieSozialformen.Unter normalen Bedingungen setze ich aber alle Sozialformen bewusst ein. Im Fremdsprachenunterricht gerne die Partnerarbeit, die ein hohe Dichte in der Kommunikation bietet.
Bezüglich derMotivationder Teilnehmer ist es meine Erfahrung, dass eine intrinsische Motivation die zentrale Voraussetzung für den Lernerfolg ist. Diese kann vor allem gestützt und erhalten werden, indem z.B. regelmäßige Erfolgserlebnisse Teil des Unterrichts sind: Der Unterricht sollte immer lösbare Aufgaben enthalten. Solche können oft nur durch binnendifferenzierten Unterricht erreicht werden, also indem alle Teilnehmer „mitgenommen“ werden. Ebenso müssen (unvermeidbare) Misserfolge eingeordnet und aufgefangen werden. Extrinsisch kann die Motivation gesteigert werden, indem etwa auf Termine hingewiesen wird. Wichtiger istjedoch die Vorgabe von Methoden und Wegen zum eigenständigen Lernen. Es kommt jedoch vor, dass es TN völlig an Eigenmotivation mangelt - dies lässt sich in der Regel kaum oder gar nicht beheben. Es kann manchmal sein, dass dieBedürfnisse und Interessen der Kursteilnehmendengar nicht auf ein erfolgreiches Bestehen des Kurses ausgerichtet sind. Dies sind z.B. TN, die gegen ihren Willen am Kurs teilnehmen, die nur Schwierigkeiten mit den Behörden vermeiden wollen, nur aus finanziellen Gründen im Kurs sind, deren Lebensplanung nichts mit den Kurszielen zu tun hat. Solchen Bedürfnissen kann eine Lehrperson kaum oder nicht gerecht werden.
Das zentrale Ziel in den Berufssprachkursen ist in der Regel das Bestehen der Prüfung. Die TN brauchen B1 oder B2 für die berufliche Integration. Die tatsächlich erreichte Sprachfertigkeit rückt da oft in den Hintergrund, trotz ihrer Notwendigkeit im Beruf. Es verbleibt bei der Lehrkraft, diese Problematik zu vermitteln, evtl, auch mit
Rollenspielen oder Szenarien. Die besten Schüler sind oft die, die auch noch C1 brauchen oder machen wollen, da sie bei B2 nicht das Ende sehen.
Die Methoden und Wege zum eigenständigen Lernen sind die Basis für dieLernstrategien.Hier versuche ich, den Teilnehmenden ein breites Spektrum zu vermitteln, unter Berücksichtigung traditioneller und neuer Medien. In der Regel verfügen die TN über Smartphones, so dass sich Lernapps gut einbinden lassen. Die eigenständige Fehlerkorrektur ist zentral in Vermeidung von Demotivierung trotz Fehlern.
MeineKurs- und Unterrichtsplanungrekurriert bedingt durch o.g. Zeitmangel zunächst auf die Auswahl eines geeigneten Lehrwerks. Allerdings ergänze ich die Bücher üblicherweise durch Materialien, Szenarien, Gruppenarbeiten, Exkursionen und Rollenspiele, die die drei Dimensionen des Spracherwerbs in Berufssprachkursen abbilden. Meine Kompetenzen im Bereich Linguistik und Sprachbewusstsein habe ich hoch bewertet, da ich diese über einen langen Bildungs- und Berufsweg erworben habe. Bezüglich Prüfung habe ich noch keine Prüferlizenz von Telc, führe jedoch die vorgesehenen Evaluationen, Prüfungen und Test in meinen Kursen durch und bereite auf die Prüfungen vor. Die Vorbereitung benötigt der Erfahrung nach einen zeitlich großzügigen Vorlauf. MeineMedienkompetenzist umfassend für alle Bereich traditioneller und neuer Medien. Ebenso können Sie aus meinen Schilderungen entnehmen, dass ich über umfangreiche Arbeitserfahrung außerhalb des Unterrichtens verfüge. Durch meine Studieninhalte und internationale Kontakte schätze ich auch meineinter- und transkulturelle Kompetenzhoch ein.
Meine Ziele für die BSK waren eine Erweiterung und Vertiefung meiner Kompetenzen in allen relevanten Bereichen des Lernens von Sprachen in Berufssprachkursen. Ebenso der kollegiale Austausch und damit auch der Austausch von Arbeitsmaterialien sowie Informationen rund um die Sprachkurse.
Der Beruf meiner Wahl ist der eines kaufmännischen Berufs, in diesem Fall der der Tourismuskauffrau. Die Wahl auf diesen Beruf traf ich deshalb, weil ich derzeit verstärkt in BSK auf B2 Niveau unterrichte und dieses Niveau für diesen Beruf natürlich mindestens erzielt werden muss. Damit konnte ich auch alle Praxis- und Erprobungsphasen dem zu erzielenden Sprachniveau angemessen durchführen.
Modul 1: Grundlagen der Berufspädagogik
Als PER-Phase zu Modul 1, Grundlagen der Berufspädagogik, wählte ich ein individuelles Interview. Es schloss sich unmittelbar an die Durchführung des Moduls an. Da ich in Karlsruhe in der Südstadt W05nhaft bin, bot sich ein Interview mit einer
Person aus meiner Nachbarschaft an. Die Südstadt ist traditionell geprägt durch ein Milieu von Einwanderern und Menschen mit Migrationshintergrund. Insbesondere italienischstämmige Menschen wohnen dort, und so ist auch meine Bekannte eine Italienerin, die ihre Kindheit sowie ihre Schul- und Berufsausbildungszeit in Italien verbracht hatte. So war es eine Annahme, dass die Bekleidung einer Position im Öffentlichen Dienst als Tourismusreferentin bei der Stadt Karlsruhe zunächst mit der Überwindung großer Sprachbarrieren verbunden war. Der Beruf ist nicht an eine akademische Ausbildung geknüpft, sondern in Deutschland eine dreijährige Ausbildung zur Tourismuskauffrau, für die rechtlich keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben ist. Es werden aber in der Regel Personen mit Hochschulreife zur Ausbildung angenommen1.
Die Berufsausbildung in Italien ist üblicherweise nicht betrieblich gebunden. So erfolgt die Ausbildung im Bereich Tourismus und Handel in der Sekundarstufe an berufsbildenden Schulen: Einmal an „Istituti Tecnici“ mit fünf Schuljahren, die eine gehobene berufliche Qualifikation und auch die Hochschulreife (diploma di maturita) vermitteln, zum zweiten an „Istituti Professional/", die innerhalb von drei Jahren Kenntnisse auf der Stufe einer Berufsfachschule vermitteln und deren Abschluss etwa einem Gesellenbrief entspricht. Es bestehen auch verschiedene Möglichkeiten, mit der Hochschulreife einen Masterstudiengang im Bereich Tourismus zu belegen2.
Dies prägte also des Weiteren meine Erwartungshaltung bezüglich der möglichen Berufsausbildung und Abschlüsse meiner Bekannten.
Bei der Befragung gab es jedoch keinerlei Sprachbarriere - ich konnte ihr den Bogen für das Interview sogar vorab zum Ausfüllen geben, da sie die Fragen eigenständig beantworten konnte. Das eigentliche Interview bestand dann eher aus Rückfragen bezüglich der gegebenen Antworten.
Allerdings ergab sich aus dem Interview relativ schnell eine Auflösung bezüglich der Sprachkompetenz meiner Gesprächspartnerin. Sie ist über 60 Jahre alt, hat in Italien das Abitur gemacht und danach Literaturwissenschaft studiert. Ihre Fremdsprache war Deutsch. Da sie außerdem Englisch spricht, konnte sie die sprachlichen Anforderungen dieses Berufes vollständig erfüllen. Sie hatte in dem Rahmen die EU-
Sprachprüfung abgelegt, was in etwa dem aktuellen C1 entspricht. Zudem hat sie später in Wiesbaden eine Dolmetscher- und Übersetzerprüfung (Deutsch-Italienisch) abgelegt. Somit kann man bezüglich der Tätigkeit als Tourismuskauffrau von einem Quereinstieg sprechen.
Nach einer Phase beruflicher Selbstständigkeit als Lehrerin, Übersetzerin und Dolmetscherin in Deutschland lief ihr Einstieg zunächst ganz regulär über eine Bewerbung. Sie hat Stellen in Eigeninitiative recherchiert, zudem bekam sie Vermittlungsvorschläge von der Arbeitsagentur.
Die Stelle bei der Stadt Karlsruhe bekam sie nach einer Blindbewerbung in einem regulären Bewerbungsverfahren. Nach dem Vorstellungsgespräch erfolgte zunächst eine befristete Anstellung, die später in eine Festanstellung mündete.
Neben den positiven Erfahrungen mit den Vorzügen einer angemessen bezahlten und sicheren Anstellung im Öffentlichen Dienst sprach sie auch über negative Erfahrungen, die aber eher auf Führungskrisen und Schwierigkeiten mit Vorgesetzten basieren. Sie sprach in dem Zusammenhang von einem cholerischen und aggressiven Chef. Doch es ergaben sich keine Schwierigkeiten, die aus Problemen mit der Fremdsprache resultiert hätten. Daher hat sich das Beispiel als eines erwiesen, bei dem bereits im Vorfeld die denkbaren Probleme im Spracherwerb gelöst waren. Die typische Berufsausbildung in diesem Bereich hat auch keine Rolle gespielt. Szenarien des Spracherwerbs für diesen Bereich können also nur bedingt abhängig von diesem Beispiel betrachtet und entwickelt werden.
Modul 2: Berufsbezogene linguistische Kompetenz
Das gewählte Textbeispiel ist eine Initiativbewerbung auf eine Stelle als Projektleiter bei einem Verlag (siehe Anhang). Es ist somit eine praxisrelevante, typische Textform, die für das Berufsleben und die Bewerbungsphasen der Kursteilnehmer von höchster Bedeutung ist.
Damit bezieht man sich sowohl auf allgemeinsprachliche wie auf berufsbezogene Kompetenzen entsprechend den Lernzielkatalogen aus dem GER. Der gewählte Text war nach unserer Einschätzung in erster Linie für das Niveau B2 geeignet, bedingt auch für B1. Ich werde hier den Fokus auf den Unterricht im Kurs B2 richten3. Allgemeinsprachlich heißt das demnach für B2 u.a., die TN sollen in der Fertigkeit „Schreiben“ „klare und detaillierte Texte schreiben und darin Informationen wiedergeben“. Außerdem ist es ein Lernziel, „längere Texte aus dem eigenen Fachgebiet grammatikalisch und orthografisch weitestgehend korrekt, kohärent und in sich schlüssig zu formulieren“. In diesem Fall sind das der eigene Lebenslauf, Stärken, Fähigkeiten, und Kompetenzen in einem stark normierten sprachlichen Feld, welches Bewerbungsschreiben typischerweise darstellen.
Berufsbezogen ist die Kompetenz im Bereich Arbeitssuche und Bewerbung angesiedelt, untergeordnet bei „die eigenen Bewerbungsunterlagen zusammenstellen“. Sie ist noch weitergehend, wobei die Kompetenz sicher auch die Fähigkeit vieler Muttersprachler übersteigt: Demnach sollen die TN auf dem Niveau B2 selbstständig ein klares, gut strukturiertes Bewerbungsschreiben verfassen können und sich dabei effektiv schriftlich ausdrücken. Strategische Kompetenzen sind folgende: (Der Teilnehmer) „kann mit berufsbezogenen Textsorten umgehen, er kennt die entsprechenden sprachlichen Konventionen und kann sie auch selbst anwenden. Er kann eigene Erfahrungen, Qualifikationen, Arbeitsergebnisse etc. situationsangemessen und adressatenorientiert darstellen.“
Zum Vergleich: Aufdem Niveau B1 sollen die Lernenden abschließend ein unkompliziertes Bewerbungsschreiben verfassen können, wobei einzelne kürzere Teile in linearer Abfolge verbunden werden. Hierfür kann der Text sicherlich nur einen Einstieg geben.
Nach der Einschätzung des Textes bezogen auf den Lernzielkatalog haben wir die Frage behandelt, welche Möglichkeiten der Text zurVermittlung bietet (Wortschatz, Strukturen). Wir haben mit dem Brief einmal die Strukturen eines formellen Briefs, die damit einzuüben sind, sprich die Gestaltung eines Briefs nach DIN 5008. Weitere Merkmale sind die typischen Elemente und Redemittel einer Initiativbewerbung. Die texttypischen Abschnitte einer Bewerbung lassen sich entdecken und aufzeigen, i.e. Anrede, Einleitung, Beschreibung der Qualifikationen, persönliches Profil (Stärken), Abschluss (Bitte um ein Bewerbungsgespräch) und Grußzeile.
Allgemeinsprachlich könnten mit dem Text typische grammatische Strukturen entdeckt, erarbeitet bzw. wiederholt werden. Beispiele sind Infinitivkonstruktionen mit und ohne zu, das Modalverb + Infinitiv, Nebensatzkonstruktionen (konditionale NS mitwenn, Relativsätze, Doppel-Konnektoren). SpeziellfürBewerbungsschreiben ist es grammatisch gesehen die Verwendung von Indikativkonstruktionen an Stelle von besser passenden irrealen Wunsch- oder Bedingungssätzen mit Konjunktiv II.
Im letzten Bereich haben wir überlegt, wie die Vorgehensweise im Unterricht sein könnte. Dabei kamen wir zu folgendem Ablauf:
[...]
1https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index;BERUFENETJSESSIONID=AbKuO2IUKCAZgzPgDlauK HZgStUq9mq6WlhNUHz8R0AZaLhk-6eZ!1047824738?path=null/kurzbeschreibung&dkz=93277
2 https://it.wikipedia.org/wiki/lstituto professionale in Italia
https://www.fipe.it/formazione/studenti-e-docenti/rete-istituti-alberghieri-e-centri-di-alta-formazione/la- formazione-turistica-in-italia.html
3 Vgl.: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/lntegration/Berufsbezsprachf-ESF-BAMF/BSK-
Konzepte/lernzielkatalog-spezial-und-basisberufsspracf7 urse.pdf?_ blob=publicationFile&v=2