Als Anerkennung für die überdurchschnittliche Belastung und als Zeichen der Wertschätzung war in der Vergangenheit immer wieder die Rede von der Auszahlung sogenannter Corona-Prämien, die letztendlich im Setting Krankenhaus auch teilweise erfolgte. Wirkt sich die Zahlung einer Corona-Prämie in diesem Kontext dann positiv auf die intrinsische Motivation von Pflegekräften aus?
Dieser Frage soll im Laufe dieser Arbeit nachgegangen werden. Dazu soll zu Anfang die Corona-Prämie im Setting Krankenhaus in ihren Grundzügen dargestellt werden. Daraufhin folgt eine Erläuterung des Begriffs Motivation mit der Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Dabei wird der Fokus auf der intrinsischen Motivation liegen, da diese vorrangig zur Ergreifung der Tätigkeit als Pflegekraft beiträgt. Im nachfolgenden Kapitel wird die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan als Erklärungsgrundlage für Motivation herangezogen. Im Zuge dessen werden die kognitive Evaluationstheorie und einige Annahmen über Belohnungen dargestellt. In Kapitel 5 werden kontroverse Studien erläutert, deren Diskussion sich anschließt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Corona-Prämien im Krankenhaus
3 Begriffsdefinition Motivation, Bedürfnis, Anreiz
3.1 Extrinsische Motivation
3.2 Intrinsische Motivation
4 Self-Determination Theory von Deci und Ryan
4.1 Autonomie, Kompetenz, Verbundenheit
4.2 Kognitive Evaluationstheorie
5 Erkenntnisse zum Korrumpierungseffekt
6 Diskussion
7 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Der Beginn der Corona-Pandemie hat in vielen Lebensbereichen erhebliche Veränderungen mit sich gebracht. Es haben sich nicht nur Einschränkungen in der Freizeitgestaltung und zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben, sondern auch Veränderungen der Arbeitssituation und der Arbeitsbedingungen. Arbeitsplatzverlust, Kurzarbeit, Homeoffice, veränderte Umgebungsbedingungen oder ein verändertes Arbeitsaufkommen beeinflussen seit Beginn der Pandemie das Leben jedes Einzelnen.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten in den letzten Monaten Beschäftigte im Gesundheitswesen, z.B. Pflegekräfte, Rettungskräfte und die Ärzteschaft, die sich täglich der hohen Belastung und dem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzten. Unter den erschwerten Bedingungen die Motivation und die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, stellt eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar.
Als Anerkennung für die überdurchschnittliche Belastung und als Zeichen der Wertschätzung war in der Vergangenheit immer wieder die Rede von der Auszahlung sogenannter Corona-Prämien, die letztendlich im Setting Krankenhaus auch teilweise erfolgte. Laut Hommel (2020, S. 2) sind von den rund 450000 im Krankenhaus tätigen Pflegenden aber längst nicht alle für die Zahlung der ersten Prämie berücksichtigt worden. Wirkt sich die Zahlung einer Corona-Prämie in diesem Kontext dann positiv auf die intrinsische Motivation von Pflegekräften aus?
Dieser Frage soll im Laufe dieser Hausarbeit nachgegangen werden. Dazu soll zu Anfang die Corona-Prämie im Setting Krankenhaus in ihren Grundzügen dargestellt werden. Daraufhin folgt eine Erläuterung des Begriffs Motivation mit der Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Dabei wird der Fokus auf der intrinsischen Motivation liegen, da diese vorrangig zur Ergreifung der Tätigkeit als Pflegekraft beiträgt. Im nachfolgenden Kapitel wird die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan als Erklärungsgrundlage für Motivation herangezogen. Im Zuge dessen werden die kognitive Evaluationstheorie und einige Annahmen über Belohnungen dargestellt. In Kapitel 5 werden kontroverse Studien erläutert, deren Diskussion sich anschließt. Abschließend erfolgt auf Grundlage der dargestellten Forschungsergebnisse ein Fazit, ob die Prämie im Hinblick auf die Motivation als sinnvoll erachtet werden kann.
2 Corona-Prämien im Krankenhaus
Mitte 2020 wurden die ersten Corona-Prämien an Mitarbeitende der Pflege im Krankenhaus ausbezahlt. Laut des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK Nordwest e.V., 2020, o. S.) erfüllten zu dem Zeitpunkt nur etwa 433 der 1600 Krankenhäuser in Deutschland überhaupt die Voraussetzungen für den Anspruch auf einen solchen Bonus für die Belegschaft. Dabei mussten die krankenhausinternen Betriebs- und Personalräte noch differenzieren, wem überhaupt ein Bonus zustehen sollte und wem nicht. Dabei wurden in einer neuen Pressemitteilung des DBfK Nordost e.V. (2021, o. S.) bereits Missstände angesprochen, die sich auf eine besonders ausgeprägte Minderberücksichtigung von Auszubildenden bei der Zahlung der Corona-Prämie bezieht. Außerdem war der Bonus für diejenigen Pflegenden vorgesehen, die „Pflege am Bett“ leisten (Hommel, 2020, S.2). Damit ist lediglich die Rede von Pflegepersonen auf bettenführenden Stationen. Ausgegliedert sind dabei bereits Mitarbeitende in Notaufnahmen und Funktionsabteilungen, die aber ebenfalls ein Plus an Belastung durch die Pandemie zu verzeichnen hatten.
Auch die nächste Bonus-Auszahlung, die Ende 2021 beschlossen wurde, lässt auf sich warten, da erst sorgfältig abgewogen werden soll, wer zum Erhalt berechtigt ist (Schmedt, 2022, S. 51).
3 Begriffsdefinition Motivation, Bedürfnis, Anreiz
Motivation ist als hypothetisches Konstrukt zu verstehen, das nicht direkt beobachtbar ist, sondern aus der Situation, der Person selbst und dem daraus resultierenden Verhalten erschlossen werden muss (Becker-Carus & Wendt, 2017, S. 486). Laut Rheinberg und Vollmeyer (2019) handelt es sich dabei um „die aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand bzw. auf das Vermeiden eines negativ bewerteten Zustandes“ (S. 17f). Becker-Carus und Wendt (2017, S. 486) ergänzen, dass es um das aktive Ingangsetzen, Aufrechterhalten und Durchführen von Aktivitäten geht, wobei stets einer Handlungsintention gefolgt wird.
In diesem Zusammenhang sind auch Bedürfnisse, Anreize und Motive von Bedeutung.
„Bedürfnisse bezeichnen Prozesse, die für das Überleben, das Wachstum und das Wohlbefinden eines Organismus nötig sind“ (Hess, 2018, S. 28). In dieser Hausarbeit wird unterschieden zwischen physiologischen und psychologischen Bedürfnissen. Physiologische Bedürfnisse sichern das Überleben aller Individuen und müssen regelmäßig erfüllt werden, wie z.B. Hunger oder Durst (Heckhausen & Heckhausen, 2018, S. 4) Als psychologische Bedürfnisse identifizierten Deci und Ryan (2000b, S. 233ff.) Kompetenz, Autonomie und Zugehörigkeit, auf welche im Zuge der Selbstbestimmungstheorie näher eingegangen wird. Für die Autoren stellen diese Bedürfnisse eine Notwendigkeit dar, um Integrität, psychologisches Wachstum und Wohlbefinden zu erreichen. Sie sind der Auffassung, dass Bedürfnisse an sich angeboren sind, die Ausprägung der Bedürfnisse allerdings durch lerngeschichtliche Ereignisse beeinflusst wird.
Unter Anreizen versteht man situative Reize und Objekte, die das Potenzial besitzen, durch zielgerichtete Handlungen zur Befriedigung eines für die Person relevanten Motivs zu führen (Schmalt, 2021, o. S.). Motive sind also weiterführend als Bevorzugung bestimmter Anreizklassen zu deuten, beispielsweise im Hinblick auf Macht, Leistung oder Anschluss (Rheinberg & Vollmeyer, 2019, S. 21). Bei Bedürfnissen, Motiven und Zielen handelt es sich um personenbezogene Faktoren, bei den Anreizen handelt es sich um situationsbedingte Gegebenheiten. Die Interaktion aller Faktoren steuert die Motivation und führt letztendlich zu zielgerichteten Handlungen.
3.1 Extrinsische Motivation
Es existiert die extrinsische Motivation, die zum tragen kommt, wann immer eine Tätigkeit nicht um ihrer selbst willen, sondern aufgrund externer Anreize ausgeführt wird. Bei diesen Anreizen kann es sich um materielle Belohnungen, drohende Bestrafung oder auch Bewertungen der Gesellschaft in Form von Noten, Lob oder Tadel handeln. Bleiben die erwarteten Konsequenzen aus, so wird die Motivation zur Ausführung dieser Tätigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach bei der extrinsischen Form nicht mehr vorhanden sein (Brandstätter et al., 2018, S.113). Wenn ein Arbeitnehmer von seinem Arbeitgeber nicht bezahlt wird, wird er seine Aufgaben vermutlich nicht weiter ausführen.
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