In den Erziehungswissenschaften wird kein anderes Thema so oft diskutiert wie die Intelligenz und die Erblichkeit von Intelligenz. Die Arbeit setzt sich mit der erblichen Intelligenz und den daraus resultierenden Bildungserfolgen auseinander. Hierbei steht neben der genetisch bedingten Intelligenz auch die Umwelt im Fokus.
Die Arbeit teilt sich generell in zwei Teile. Im ersten Teil soll vor allem der genetische Aspekt von Bildung untersucht werden, im zweiten Teil soll dies auf den Schulerfolg übertragen werden. Die Herleitung im ersten Teil erfolgt, indem zu-nächst die Erblichkeit anhand der bestehenden Studienlandschaft untersucht werden soll. Hier gab es in den letzten Jahren Fortschritte, da neuere verhaltens- und entwicklungsgenetische Ansätze entwickelt worden sind. Hierbei wird speziell auf dem Genom und Umwelt Wechselspiel eingegangen.
Im zweiten Teil soll dies nun auf den Bildungserfolg übertragen werden. Dies erfolgt anhand von Studien, die den Zusammenhang zwischen Schulleistungen und Intelligenz näher betrachten. Auch hierzu werden neueste Studien herangezogen, die aber im Punkt 4.1. speziell mit den gewählten Variablen Alter und Sozialschicht der Familien den Einfluss der Intelligenz auf den Bildungserfolg näher betrachten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Intelligenz: Bedeutung und Messung
3. Erblichkeit von Intelligenz: das Zusammenspiel von Genom und Umwelt
4. Auswirkung der Intelligenz auf den Bildungserfolg
4.1. Bildungserfolg im Kontext des Alters und Sozialschicht
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den Erziehungswissenschaften wird kein anderes Thema so oft diskutiert wie die Intelligenz und die Erblichkeit von Intelligenz. Bis heute gibt es keine konkreten Aufschlüsse und keine einzige allgemeingültige Definition über diese beiden Begriffe. In der Wissenschaft ist der Begriff Intelligenz bis heute umstritten und verfügt über eine hundert Jahre lange Geschichte, in der es oft zu Meinungsunterschieden gekommen ist. So wenig sich die Wissenschaft über diesen Begriff einig ist, so bildet er dennoch die wichtigste Grundlage für die Ermittlung der Leistungen und Bildungserfolge von Menschen.
Rund elf Millionen von Schülern durchlaufen dieses Jahr das Schulsystem. Ihr Bildungserfolg hängt oftmals, so S. J. Ceci und W. M. William, von dem erblichen Teil der Intelligenz ab (Ceci & Williams 1997). Deswegen setzt sich die vorliegende Hausarbeit mit der erblichen Intelligenz und den daraus resultierenden Bildungserfolgen auseinander. Hierbei steht neben der genetisch bedingten Intelligenz auch die Umwelt im Fokus.
Die Arbeit teilt sich generell in zwei Teile. Im ersten Teil soll vor allem der genetische Aspekt von Bildung untersucht werden, im zweiten Teil soll dies auf den Schulerfolg übertragen werden. Die Herleitung im ersten Teil erfolgt, indem zunächst die Erblichkeit anhand der bestehenden Studienlandschaft untersucht werden soll. Hier gab es in den letzten Jahren Fortschritte, da neuere verhaltens- und entwicklungsgenetischen Ansätze entwickelt worden sind. Hierbei wird speziell auf den Genom und Umwelt Wechselspiel eingegangen.
Im bereits erwähnten zweiten Teil soll dies nun auf den Bildungserfolg übertragen werden. Dies erfolgt anhand von Studien, die den Zusammenhang zwischen Schulleistungen und Intelligenz näher betrachten. Auch hierzu werden neueste Studien herangezogen, die aber im Punkt 4.1. speziell mit den gewählten Variablen Alter und Sozialschicht der Familien den Einfluss der Intelligenz auf den Bildungserfolg näher betrachten.
Die Arbeit endet mit dem Fazit, in dem die aufgegliederten Punkte nochmal resümiert werden.
2. Intelligenz: Bedeutung und Messung
Die Intelligenzforschung ist ein Forschungsbereich der Psychologie und hat eine über 100 Jahre lange Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich zum ersten Mal Sir Francis Galton mit der Intelligenzforschung. Er ging davon aus, dass für die Intelligenz eines Menschen die physiologischen Merkmale wie Sehschärfe, Muskelkraft etc. verantwortlich sind. Diesbezüglich führte er Tests durch, indem er die Sinne und das menschliche Gedächtnis prüfte. Auch wenn seine Aussage zum Teil stimmt, weiß man heute durch neuere Befunde, dass die physiologischen Merkmale alleine nicht zum Bildungserfolg beitragen. Jedoch war sein Anhaltspunkt entscheidend für die weitere Intelligenzforschung (Stern & Grabner 2013, 103-104).
Im Jahr 1927 wurde der Begriff general intelligence, kurz g-Faktor, von dem britischen Psychologen Charles Spearman geprägt. Dieser generelle Faktor beschreibt die allgemeine Intelligenz des Menschen. Ergänzt wurden die g-Faktoren durch spezifische Begabungsfaktoren specific factor (kurz: s-Faktoren). Diese Faktoren werden stark von den g-Faktoren beeinflusst und bestimmen die besonderen und spezifischen Leistungen eines Menschen. Spearmans Grundaussage für diese Faktoren ist, dass alle intellektuellen Leistungen des Menschen auf die allgemeine Intelligenz (g-Faktor) zurückzuführen sind. Seine Aussage bestätigten zahlreiche Studien und sahen den g-Faktor als eine Grundlage für die Bildungserfolge (Lohaus, Vierhaus & Maass 2010, 120).
Darüber hinaus untersuchte Anfang des 20. Jahrhunderts der Psychologe Alfred Binet im Auftrag des französischen Bildungsministeriums die bildungsresistenten Kinder in den Schulklassen. In seiner Studie wurden mit allen Kindern in den Klassen für jede Altersgruppe Intelligenztests durchgeführt. Diese Tests beinhalteten allgemeine Aufgaben wie das Ablesen der Uhrzeit, Zahlenordnungsaufgaben oder allgemeine Aufgaben über Verständnisfragen. Forscher lieferten mit den Ergebnissen dieser Tests das Intelligenzalter jedes Kindes und setzten das Intelligenzalter mit dem Lebensalter des Kindes in Beziehung. Somit konnten die Forscher ermitteln, ob der Schüler und Schülerinnen kognitiv in der Lage war, in einer normalen Schule zu bleiben, oder ob der Schüler eher für eine Sonderschulbildung besser geeignet war und eine besondere Förderung bekommen sollte (Stern & Grabner 2013, 104). Insofern hat Binet nicht nur den ersten Intelligenztest durchgeführt, er bildete dadurch auch die Basis für die Ermittlung des Intelligenzquotienten (IQ). Der IQ-Wert wurde im Jahr 1912 von dem deutschen Psychologen William Stern geprägt. Er ermittelte den IQ-Wert folgendermaßen: IQ = (Intelligenzalter durch Lebensalter) multipliziert mit 100. In Folge neuer Studien hat sich jedoch herausgestellt, dass diese Definition zur Ermittlung des Intelligenzquotienten nicht akzeptabel ist, da laut der Definition von Binet bei einer Steigerung des Lebensalters auch die Leistungen der Menschen steigen müssen, was aber laut neuerer Studien nicht der Fall ist. Heute orientiert man sich an die folgende Definition des IQ-Wertes: IQ = 100 + 15 [ (x - M) / s]1. Die Definition ermittelt jede Abweichung einer Testperson vom Mittelwert einer Stichprobe. Nach dieser Definition resultiert eine Normalverteilung, in der 70% der Menschen zwischen den IQ-Werten 85 - 115 liegen. Wer einen IQ-Wert unter 70 hat, zählt zu den Minderbegabten. Wer einen Wert höher als 130 hat, zählt zu den Hochintelligenten (Stern &Grabner 2013, 105).
3. Erblichkeit von Intelligenz: Das Zusammenspiel von Genom und Umwelt
In den modernen Gesellschaften gilt das Verständnis nach dem meritokratischen Prinzip: Jede Person erhält die Möglichkeit, unabhängig dessen sozialer Herkunft, die Chance, einen beruflichen Bildungsabschluss zu erreichen. Außerdem besitzt jeder, je nach seiner erbachten Leistung, den Anspruch auf einen Erwerb von Einkommen. Somit wird in den modernen Leistungsgesellschaften der Reichtum nicht nur vererbt, sondern jeder bekommt die Möglichkeit, eine hohe berufliche Qualifikation zu erwerben und somit auch später eine hohe berufliche Position zu erlangen (vgl. Becker & Hadjar 2009, 35-36). Jedoch stellt sich nach den international vergleichenden PISA-Studien heraus, dass das meritokratische Prinzip die Chancengleichheit nicht zwanghaft erfüllt und dass das Prinzip sich somit als „Illusion“ (vgl. Bourdieu & Passeron 2005, zit. nach. Möller 2015, 13) erwiesen hat. Viele Bildungssoziologen begründen die Unterstellung der Chancengleichheit damit, dass es
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1 x= Leistungswert im Intelligenztest; M= Mittelwert; s= Standardabweichung