Ziel dieser Arbeit soll sein, zu klären, ob Kuba durch den Einfluss in Angola wie zum Beispiel durch die medizinische Versorgung lediglich eine selbstlose Hilfe leistete oder eben durch das Engagement in jenem afrikanischen Staat ideologische oder ökonomische Ziele verfolgte. Jenes stellt gleichzeitig die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit dar. Diesbezüglich befasste sich bereits die Historikerin Christine Hatzky mit jener Thematik und fokussierte vor allem die finanziellen Gewinne, welche Kuba durch seine Unterstützungen verzeichnete. Dass Kuba sich als ein geographisch isolierter Akteur durch solche Aktionen lediglich Verbündete schaffen wollte, meint jedoch Jorge Dominguez. Hingegen vertritt der Historiker Piero Gleijeses die gegenteilige Meinung, Kuba habe jene Unterstützungen weniger aus pragmatischen, sondern idealistischen Motiven organisiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Quellenkritik zu “Castro - dos Santos, 17. März 1984“
2.1 Die äußere Kritik
2.2 Die innere Kritik
3 Die humanitäre Hilfe Kubas in Angola
3.1 Die Insel der Jugend
4 Der kubanische Internationalismus
5 Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Da Portugal im Zuge der Nelkenrevolution 1974 seine verbliebenen Kolonien abtrat, wurde Angola unabhängig. Allerdings kam es infolgedessen zu bewaffneten Auseinandersetzungen der angolanischen Befreiungsgruppen MPLA, FNLA sowie UNITA um die Vorherrschaft in Angola. 1975 trat Kuba aktiv in den Konflikt ein und unterstützte die kommunistische MPLA militärisch und leistete humanitäre Hilfe. Somit wurde das Drittweltland Kuba durch eine transkontinentale Intervention zu einem Global Player. Die Bezeichnung Drittweltland meint hierbei die Zugehörigkeit zum dritten Machtblock im Kalten Krieg.1
Ziel dieser Arbeit soll sein, zu klären, ob Kuba durch den Einfluss in Angola wie zum Beispiel durch die medizinische Versorgung lediglich eine selbstlose Hilfe leistete oder eben durch das Engagement in jenem afrikanischen Staat ideologische oder ökonomische Ziele verfolgte. Jenes stellt gleichzeitig die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit dar. Diesbezüglich befasste sich bereits die Historikerin Christine Hatzky mit jener Thematik und fokussierte vor allem die finanziellen Gewinne, welche Kuba durch seine Unterstützungen verzeichnete.2 Dass Kuba sich als ein geographisch isolierter Akteur durch solche Aktionen lediglich Verbündete schaffen wollte, meint jedoch Jorge Dominguez. Hingegen vertritt der Historiker Piero Gleijeses die gegenteilige Meinung, Kuba habe jene Unterstützungen weniger aus pragmatischen, sondern idealistischen Motiven organisiert.3
Beginnen wird diese Arbeit mit einer Analyse von Akten, welche eine Konversation zwischen Fidel Castro, Rodolfo Puente Ferro sowie Jose Eduardo dos Santos darlegen. Diese Quelle wurde gewählt, da sie zunächst Erläuterungen in Bezug auf die zentrale Fragestellung zulässt und die humanitäre Hilfe Kubas in Angola umfangreich beleuchtet. Im darauffolgenden dritten Kapitel wird anschließend das zivile Engagement Kubas in ganz Afrika dargestellt, wobei sich diese Ausführungen im späteren Verlauf noch auf Angola spezifizieren und dort vor allem die medizinische Unterstützung Kubas beschreiben. Hierbei wird sich wiederholt der Thematik gewidmet, ob sowie inwiefern Kuba am Engagement in der gesamten Dritten Welt und speziell in Angola verdiente. Erweitert wird jener thematische Bereich der zivilen Hilfen Kubas mittels des Subkapitels “Die Insel der Jugend“. Dies stellt ein Bildungsprogramm der Kubaner für angolanische Schüler auf einer kubanischen Nebeninsel dar, wobei hier die Frage der politischen Indoktrinierung beantwortet werden soll. Mit dem Kapitel des kubanischen Internationalismus schließt die Arbeit final ab.
2 Die Quellenkritik zu “Castro - dos Santos, 17.03.1984“
In den folgenden zwei Subkapiteln werden formale sowie inhaltliche Angaben der Quelle genannt und interpretiert.
2.1 Die äußere Kritik
Der hier zu behandelnde Quellenauszug gehört der Kategorie der schriftlichen Quellen an.4 Als Quellenart trifft jene der Akten zu, welche der historischen Hilfswissenschaft der Aktenlehre zugeteilt sind. Die Aktenlehre kann partiell autonom, teilweise auch im Verbund mit der Urkundenlehre innerhalb der Diplomatik sowie der Paläographie der Neuzeit auftreten.5 Des Weiteren gehören Akten den Überresten und nicht den Traditionen an.6 In diesem Fall bedeutet dies, dass jene Akten als Quelle unmittelbar von der Vergangenheit berichten und nicht wie die Tradition von einem Bild des Vergangenen. Per Definition wird unter ihnen eine Sammlung von Dokumenten des Rechts und der Gesetzgebung, der Verwaltung, innerstaatlicher Verhältnisse, außerstaatlicher Beziehungen sowie des Krieges und Friedens verstanden.7 Die Quelle “Castro - dos Santos“ fügt sich dabei den letzten drei Punkten der Begriffserklärung. Innerhalb der Zuordnung als Akten gibt es weitere spezifischere Subgattungen. So trifft hierbei die Form des Protokolls zu.8 Akten werden hauptsächlich in Archiven aufbewahrt, so auch in diesem Fall. Dabei erhielt der Historiker Piero Gleijeses als einzige ausländische Person während der Post - 1959 - Phase einen Zugang zum kubanischen Staatsarchiv und veröffentlichte Fotokopien der bearbeiteten Akten.9
Zu datieren ist diese Quelle auf den 17. März 1984 und wäre damit nah am Ende des Kalten Krieges zu verordnen. Allerdings fällt jenes Jahr nicht in die spezifische Endphase des Kalten Krieges, welche erst 1985 mit der Entspannungs - sowie Reformpolitik Gorbatschows begann.10 Die Phase vor 1985 - beginnend mit dem Ende der 1970er Jahre - stellt hingegen einen zeitlichen Abschnitt der wiederholten Aufrüstung dar.11 Hinsichtlich des konkreten Militäreinsatzes in Angola wäre die Quelle ebenso relativ nah am Ende zu verorten.12 Dabei resultierte das zu behandelnde Gespräch aus dem Abkommen von Lusaka 16.02.1984. Jenes fand zwischen den beiden Staaten Angola sowie Südafrika statt. Es besagte, dass die südafrikanischen Streitkräfte der SADF nicht mehr über Namibia in den südlichen Teil Angolas einfallen dürfen und Angola im Gegenzug die kubanischen Truppen nicht mehr in diesem Grenzgebiet operieren lässt. Das Problem war nun, dass Angola ohne eine direkte Partizipation Kubas das Abkommen unterzeichneten, obwohl ein Militärabkommen von 1978 zwischen eben diesen beiden Staaten besagte, dass Kuba über jegliches Vorgehen von Angola informiert werden soll. Ein Monat nach dem Abkommen von Lusaka, am 17.03.1984, fand sich zur Klärung dieses Problems eine angolanische Delegation in der Hauptstadt Kubas ein.13
Die Quelle, welche jenes Treffen thematisch darlegt, verweist jedoch nicht direkt auf einen Autor. Es wird lediglich auf die Teilnehmenden Fidel Castro, Jose Eduardo dos Santos sowie Rodolfo Puente Ferro hingewiesen. Jene waren bei aller Wahrscheinlichkeit nicht die Schriftführer dieser Akten, sondern nur die aktiven Sprecher. Da auch kein Originaldokument vorliegt, muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Autor um einen nicht weiter bekannten Sekretär handelt. Weil der Schreiber lediglich Wiedergegebenes festhielt, ist jegliche anderweitige Motivation außer dem Erfüllen seiner Aufgabe eher auszuschließen. Demnach ging er nicht selektiv vor und war ebenso geschult mit dem Umgang von Informationen. Final wäre noch anzumerken, dass Aussagen hinsichtlich der Textsicherung sowie der formalen Prüfung der Echtheit nicht vorgenommen werden können, da die Originalakten nicht zur Verfügung stehen, sondern lediglich eine Überlieferung des Quelltextes.
2.2 Die innere Kritik
Zu Beginn der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Quelle sollte betont werden, dass zum vollkommenen Verständnis keine Begriffe wie Fremdwörter oder dergleichen erklärt werden müssen. Einzig und allein bedürfen die drei sprechenden Akteure dieser protokollierten Konversation Rodolfo Puente Ferro, Fidel Castro sowie Jose Eduardo dos Santos einer näheren Ausführung. Fidel Castro wurde am 13.08.1926 in Biran auf Kuba geboren und starb am 25.11.2016 in Havanna. Castro führte im Zuge der kubanischen Revolution eine militärische Einheit an, die am Sturz des Diktators Fulgencio Batista beteiligt war. Es folgte sein Aufstieg zum Staatsoberhaupt Kubas. Sein Wirken veränderte den Inselstaat grundlegend, indem er Kuba in ein sozialistisches Land überführte. Er regierte bis 2006.14 Jose Eduardo dos Santos wurde hingegen am 28.08.1942 im angolanischen Luanda geboren. Er war seines Zeichens in der Zeit von 1979 bis 2017 Präsident von Angola und damit Nachfolger Agostinho Netos,15
[...]
1 Vgl. Hatzky, Christine: Kubaner in Angola. Süd - Süd - Kooperation und Bildungstransfer 1976 - 1991,
München 2012, S. 74.
2 Vgl. Hatzky: Kubaner in Angola, S. 207.
3 Vgl. Chomsky, Aviva: A History of the Cuban Revolution, Malden [u. a..] 2015, S. 84.
4 Vgl. Rohr, Christian: Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung, Wien [u.a.] 2015, S. 19.
5 Vgl. Rohr: Historische Hilfswissenschaften, S. 215.
6 Vgl. Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Hilfswissenschaften, Stuttgart
2012, S. 81.
7 Vgl. Brandt: Werkzeug des Historikers, S. 81.
8 Vgl. Brandt: Werkzeug des Historikers, S. 105.
9 Vgl. Gleijeses, Piero: Visions of Freedom. Havana, Washington, Pretoria, and the Struggle for Southern Africa
1976 - 1991, London 2013, S. 15.
10 Vgl. Black, Jeremy: The Cold War. A Military History, London 2015, S. 199.
11 Vgl. Black: The Cold War, S. 179.
12 Vgl. Meyns, Peter: Konflikt und Entwicklung im südlichen Afrika, Opladen 2000, S. 72 - 73.
13 Vgl. Gleijeses, Piero: Kuba in Afrika 1975 - 1991, in: Greiner, Bernd / Müller, Christian / Walter, Dierk
[Hrsg.]: Heiße Kriege im Kalten Krieg, Hamburg 2006, S. 492 - 493.
14 Vgl. Leonard, Thomas M.: Castro and the Cuban Revolution, London 1999, S. 91 - 92.
15 Vgl. Saunders, Chris: Die Überwindung der Krise in Angola und Namibia 1988, in: Greiner, Bernd / Müller,