Die Hausarbeit untersucht, ob Warnungen bei Massenpaniken, die durch verschiedene Kommunikationsformen übermittelt werden, unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen haben. In besonderen Gefahrenlagen ist es wichtig, die Bevölkerung zu warnen und mit den Betroffenen eine geeignete Kommunikation aufzubauen.
Durch die Verwendung unterschiedlicher Methoden, wie zum Beispiel der Kommunikation mittels verschiedener Ausdrucksformen, der nonverbalen Kommunikation oder durch Soziale Medien, können Warnungen an die Betroffenen der Gefahrenlage erfolgen und deren Verhalten gegebenenfalls beeinflusst werden.
Anhand der Onlinestudie des ARD/ZDF lässt sich erkennen, dass 71 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung unterwegs eine Onlinenutzung durchführen. Dieses Ergebnis kann sich als interessant für die Übermittlung von Warnhinweisen via Social Media darstellen, da hierdurch eine große Reichweite der Kommunikationswirkung auf das Verhalten der Betroffenen erzielt werden könnte.
Weitergehend stellt sich nun die Frage, wie die verschiedenen Methoden der Kommunikation in besonderen Gefahrenlagen, am Beispiel einer Massenpanik, Einfluss auf das Verhalten der Betroffenen zeigen. Daraus können weitergehende Einsatzkonzepte entwickelt und geschult werden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund von Katastrophen und Krisen
2.1 Definition Katastrophe
3. Theoretischer Hintergrund Massenpanik
3.1 Definition und Einteilung von Massenpanik
4. Theoretischer Hintergrund Kommunikation
4.1 Definition Kommunikation
4.2 Wirkung von Kommunikation
5. Theoretischer Hintergrund Verhalten
5.1 Definition Verhalten
5.2 Verhaltenshinweise für die Bevölkerung bei Notfällen
6. Gegenüberstellung der Interventionen zur Warnung
6.1 Wirkung von Nonverbale Kommunikation
6.2 Wirkung verschiedener Ausdrucksformen
6.3 Wirkung von sozialen Medien
7. Diskussion
8. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Paniktypen (Gasch, 2011, S. 438)
Abbildung 2: Einfache schematische Darstellung des Kommunikationsmodell (Ebert, 2018, S.21)
Abbildung 3: Die vier Seiten (Aspekte) einer Nachricht. Ein psychologisches Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation (St. Pierre & Hofinger, 2014, S, 231)
Abbildung 4: Horizontale Betrachtung von Verhaltenssequenzen (Parfy et al., 2003, S. 13)
Abbildung 5: Warnmultiplikator (BBK,2019)
Abbildung 6: Beispiel Notausgangsbanner (allbuyone, 2019)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die Kernfrage, die in dieser vorliegenden Hausarbeit konsultiert wird, lautet: „Katastrophenereignis Massenpanik - Besitzen Warnungen bei Massenpaniken, die durch verschiedene Kommunikationsformen übermittelt werden, unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen?“
In besonderen Gefahrenlagen ist es wichtig die Bevölkerung zu warnen und mit den Betroffenen eine geeignete Kommunikation aufzubauen. „Während die Länder in Deutschland für die Warnung bei Katastrophen und allgemeinen Gefahrenlagen zuständig sind, obliegt die Warnung vor den besonderen Gefahren eines Verteidigungsfalls dem Bund“ (BBK, 2019). In Paragraph Sechs des Zivilschutz- und die Katastrophenhilfegesetzes (ZSKG) ist die Warnung der Bevölkerung geregelt (Bundesamt für Justiz, 2009).
Durch die Verwendung unterschiedlicher Methoden, wie zum Beispiel der Kommunikation mittels verschiedener Ausdrucksformen, der nonverbalen Kommunikation oder durch Soziale Medien, können Warnungen an die Betroffenen der Gefahrenlage erfolgen und deren Verhalten gegebenenfalls beeinflusst werden.
Anhand der Onlinestudie des ARD/ZDF lässt sich erkennen, dass 71 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung unterwegs eine Onlinenutzung durchführen (ARD/ZDF-Onlinestudie, 2018). Dieses Ergebnis kann sich als interessant für die Übermittlung von Warnhinweisen via Sozialen Medien darstellen, da hierdurch eine große Reichweite der Kommunikationswirkung auf das Verhalten der Betroffenen erzielt werden könnte.
Weitergehend stellt sich nun die Frage, wie die verschiedenen Methoden der Kommunikation in besonderen Gefahrenlagen, am Beispiel einer Massenpanik, Einfluss auf das Verhalten der Betroffenen zeigen. Möglicherweise zeigt eine der verschiedenen Vorgehensweisen eine sehr gute Wirkung, weshalb weitergehende Einsatzkonzepte entwickelt und geschult werden sollten.
Die Ausarbeitung der Hausarbeit wurde methodisch mittels Literaturanalyse durchgeführt. Durch Recherche der verschiedenen Literaturen, konnte ein Fazit zum Thema herbeigeführt werden.
Der theoretische Hintergrund zu Katastrophen wird unter Punkt Zwei erörtert, sowie eine mögliche Definition des Begriffs der Katastrophe gegeben.
Verschiedene Ursachen einer Massenpanik sowie die Definitionen der Begriffe Masse, Panik und Massenpanik werden in Punkt Drei genauer unterschieden. Des Weiteren werden Massenpaniken in drei Situationen eingeteilt und genauer beleuchtet.
Eine mögliche Bedeutung des Wortes Kommunikation, sowie dessen Wirkung ist das Kernthema in Punkt Vier.
Unter Punkt Fünf wird das Wort Verhalten definiert, sowie Verhaltenshinweise für Notfallsituationen erörtert, die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe herausgegeben wurden.
In Punkt Sechs werden die verschiedenen Interventionsformen zur Warnung der Bevölkerung gegenübergestellt und beschrieben. Genauer werden hier die Wirkungen der Nonverbalen Kommunikation, der Nutzung verschiedener Ausdrucksformen sowie der Sozialen Medien beleuchtet.
Eine Diskussion, wie auch ein Fazit zum Ergebnis werden in Punkt Sieben und Acht durchgeführt.
2. Theoretischer Hintergrund von Katastrophen und Krisen
Der Begriff Katastrophe ist seit dem 16. Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch bekannt. In Frankreich werden furchtbare Ereignisse in die Begriffe catastrophes sowie désaster unterschieden, die jedoch einige unterschiedliche Hintergründe haben. Der Begriff catastrophes soll die Sünde, Schuld sowie Strafe oder Gnade durch das Obwalten göttlicher Fügung darstellen. Auf der anderen Seite stellt désaster ein schlimmes Ereignis in Kombination von Himmelskörpern, Gestirnen und Geschick da. Inwiefern der Begriff Katastrophe in Deutschland Anklang gefunden hat, lässt sich mutmaßlich darauf zurückführen, dass Martin Luther ausschlaggebend war. In deutschen Wörterbüchern wird der Begriff Katastrophe auf seine Herkunft aus Griechenland zurückgeführt (Dombrowsky, 1989).
Das Wort Katastrophe wird weitergehend gerne auch als Metapher eingesetzt. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass diese Aussagen keine tatsächliche Katastrophe darstellen. „Im alltäglichen Sprachgebrauch wird als Katastrophe bezeichnet, was dem Erwünschten mißrät [sic], dem Erwarteten querläuft[…]“ (ebd., 1989, S. 43). Umgangssprachlich wird dies auch als Missgeschick bezeichnet und lässt sich am Beispiel einer schlechten Note in einer Klausur beschreiben. Nachfolgend wir der Begriff der Katastrophe durch das Hessische Brand- und Katastrophenschutzgesetz definiert.
2.1 Definition Katastrophe
Das Hessische Brand- und Katastrophenschutzgesetz definiert im dritten Abschnitt des Gesetzes unter dem Paragraphen 24 die Begriffsbestimmung der Katastrophe.
Ein Ereignis, das die notwendige Versorgung der Bevölkerung gefährdet, das Leben oder die Gesundheit von Menschen oder Tieren gefährdet sowie die natürliche Lebensgrundlage und wichtige Sachwerte zerstört oder so stark beeinträchtigt, wird als Katastrophe bezeichnet. Weitergehend wird definiert, dass bei solch einer Situation die Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes erforderlich sind, um geeignete Maßnahmen einleiten zu können (HBKG, 2014).
3. Theoretischer Hintergrund Massenpanik
Gibt es tatsächlich Massenpanik oder ist dies nur ein weitverbreiteter Mythos? Viele Forscher stellen sich diese Frage und versuchen den Begriff genauer zu definieren. Um ein tatsächliches Verhalten von Betroffenen bei solch einer Situation genauer darzustellen, werden verschiedene Notfallsituationen mit einer großen Anzahl von Personen simuliert und ausgewertet. Weitergehend wird hierbei versucht mögliche Präventionsmaßnahmen zu erstellen und zu schulen, um im Ereignisfall besser intervenieren zu können. Bisher gibt es keine Einheitliche Definition von Massenpanik. (Fritsch, 2010). Nachgehend werden die Begriffe Masse, Panik sowie Massenpanik genauer beleuchtet.
3.1 Definition und Einteilung von Massenpanik
Der Begriff Masse, in Bezug auf die Menschenmasse, wird als eine zeitlich befristete, spontane sowie unorganisierte Ansammlung von Menschen beschrieben. Die teilnehmenden Personen haben ein gleichgerichtetes Ziel und meist nur flüchtigen Kontakt zueinander. In der Definition des Begriffs der Masse ist keine absolute Anzahl an Teilnehmer zu erkennen, jedoch spricht man von mindestens zwölf Personen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass nicht jede Ansammlung eine Masse darstellt. Erst das Eintreten eines plötzlichen Ereignisses, welches das Interesse der anwesenden Personen auf sich zieht, führt dazu, dass eine Masse entsteht (Zacherle, 2009). Einige Studien zeigten ebenfalls, dass aus antisozialen Theorien, wie deren von Le Bon (2016) oder Freud (2017) später einige Mythen entstanden sind. Beispielsweise führten sie Theorien an, dass Massen immer einer Gefahr ausgesetzt wären und permanent die Kontrolle zu verlieren drohen (Zacherle, 2009; Le Bon, 2016; Freud, 2017). Ein wichtiger Faktor, damit keine Panik in einer Masse entsteht, ist eine gute Stimmungslage sowie ein Gefühl gut aufgehoben zu sein. Durch diese entstehende Homogenität wird das Ausbrechen einer Panik nahezu auf den Faktor Null reduziert (Zacherle, 2009).
Wie Zacherle (2009) beschreibt, ist der Begriff Panik als Schrecken, kopflose oder plötzliche Schreckstimmung sowie starke Angst eines Einzelnen oder einer Gruppe von Menschen in gefährlichen oder vermeintlich gefährlichen Situationen definiert. Weitgehend werden Planlosigkeit, chaotische Fluchtreaktionen, fehlende vernünftige Überlegungen, sowie Steigerung der Erregung, als Reaktionen einer Panik bei Menschen beschrieben.
„Es handelt sich für den Betroffenen um ein »unbekanntes Elementarerlebnis«. Dabei steht die biologische Selbsterhaltung im Vordergrund, alle höheren menschlichen Fähigkeiten treten zurück“ (Gasch, 2011, S. 435).
Des Weiteren wird Panik in verschiedene Formen und Situationen, bezugnehmend auf einzelne Personen oder einer großen Masse, unterteilt (Abb.1). Das Auftreten von individueller Panik wird in zwei Reaktionsformen differenziert, zum einen der Agitiertheit, mit Anzeichen von paradoxen Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Weinen oder Schreien und zum anderen in Freezing, der sogenannten Schockstarre. „Welche Form bei welchem Menschen jedoch bei welchem Ereignis eintritt, ist schwer vorherzusagen“ (Gasch, 2011, S. 438).
Massenpanik kann als psychische Ansteckung bezeichnet werden und wird in offene, geschlossene und Flaschenhalssituationen klassifiziert. Wird von einer offenen Situation der Massenpanik gesprochen, besteht nach dem Eintreten eines Ereignisses genügend Raum zur Flucht (Beispiel: Flugzeugunfall Rammstein). Im Gegensatz zur geschlossenen Situation, in der die Opfer keine Möglichkeit einer Flucht in einen Nebenraum haben (Beispiel: Lawinenunglück). Die Flaschenhalssituation stellt die gefährlichste Situation der Panik dar. Die Möglichkeit einer Flucht besteht, jedoch nur durch eine begrenzte Anzahl an Ausgängen, weshalb die Schwelle für ein mögliches Ausbrechen einer Panik sehr gering ist (Beispiel: Brand in einer Diskothek).
Angesichts dieser Problematik der Flaschenhalssituation sind einige Präventionsmaßnahmen unausweichlich. Maßnahmen zur Verhinderung können Kennzeichnungen von Flucht- und Rettungswege, Vorinformationen, Vorbereitung Technischer Mittel oder Festlegungen von Verantwortlichkeiten beim Aufsichtspersonal sein (ebd., 2011).
Weitergehend kann mittels Computersimulationen oder Schwarmversuchen von Tieren das Phänomen der Massenpanik erforscht werden. Hierbei zeigten Untersuchungen, dass Einzelpersonen in der Lage sind, direkt im Umfeld befindliche Personen zu beruhigen oder unkontrollierte Massen in eine Richtung, z.B. zu den Notausgängen, zu lenken. Des Weiteren besteht die Möglichkeit diese Simulationen zu nutzen, um vorhersagen zu können, wie ein eine Evakuierung aussehen könnte. (Gehrke, 2011).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Paniktypen (Gasch, 2011, S. 438)
Nachfolgend werden die laut Perry & Lindell (2003) vier verschiedene Faktoren beschrieben, die zusammenkommen müssen, damit ein Ausbruch einer Panik in einer Masse auftritt. Hierbei ist zu erwähnen, dass es sich um subjektive Beurteilungen der Betroffenen handelt und nicht um vorliegende objektive Situationsfaktoren.
1. Wahrnehmung einer direkten und ernsten Gefahr
2. Begrenzte Anzahl von Fluchtwegen
3. Einschätzung einer Notwendigkeit einer Flucht
4. Mangelhafte Informationslage (Perry & Lindell, 2003; Fritsche, 2010)
Anhand der obenstehenden Anzeichen lässt sich erkennen, dass eine Panik in einer Masse ausgebrochen ist. Die Betroffenen Personen versuchen stätig sich schneller fortzubewegen, weshalb Berührungen und Körperkontakt immer häufiger werden. Einige Engstellen, sowie Hindernisse werden unkoordiniert passiert, daraus resultieren lange Anstauungen vor Ausgängen.
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