Es soll die Frage beantwortet werden, wie die aktuelle coronabedingte Bibliothekskultur ist. Bei dieser Untersuchung handelt sich um eine ethnografische Studie; daher wird die Ethnografie als Forschungsmethode genutzt und demzufolge qualitative Sozialforschung betrieben. Die zugrunde liegenden Daten werden mittels teilnehmender Beobachtung in der Universitätsbibliothek gewonnen.
Der Aufbau dieser Forschungsarbeit gestaltet sich wie folgt: Im zweiten Kapitel findet eine theoretische Einführung in die Themen Bibliothek und Lernumgebung statt, da Bibliotheken auch Orte des Lernens sind. Anschließend widmet sich Kapitel drei dem aktuellen Forschungsstand sowie den bisherigen Debatten im Forschungsfeld. Kapitel vier behandelt das Forschungsvorgehen: Nach einer theoretischen Einführung in die Methode der Ethnografie-Arbeit wird deren praktische Umsetzung in Bezug auf Sample, Feldzugang, Protokollierung sowie Auswertung der Ethnografie-Arbeit im Rahmen dieser Forschungsarbeit beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine kurze Reflexion der eigenen Forscherrolle. Als Nächstes widmet sich Kapitel sechs der Darstellung der Ergebnisse und im Kapitel sieben findet deren theoretische Einordnung statt. Die Arbeit schließt mit einem zusammenfassenden Fazit, in dem die wichtigsten Erkenntnisse dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Thematische Einführung
2.1 Bibliotheken - Orte der Begegnung
2.2 Lernumgebung
3 Forschungsstand
3.1 Forschungsstand über anregende Umgebungen für das Lernen
3.2 Forschungsstand über die Nutzung von Bibliotheken
4 Darstellung der Forschungsvorgehen
4.1 Theoretische Einführung in die Ethnografie
4.2 Praktische Umsetzung des Forschungsvorgehens
4.2.1 Sample und Feldzugang
4.2.2 Protokollierung
4.2.3 Vorgehen bei der Auswertung
5 Reflexion der eigenen Rolle
6 Darstellung der Ergebnisse
7 Bibliotheken als Orte des Lernens und der Begegnung
8 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
1 Einleitung
Ein Blick auf die historische Entstehungsgeschichte der Bibliotheken zeigt, dass Bibliotheken bereits vor vielen Jahren als Orte sozialer Begegnungen galten (vgl. Mai, K.- R. 2016, S. 66/ vgl. Barbian, J.-P. et al. 2019, S. 22). Bibliotheken wandelten sich mit der Zeit zu Orten, an denen Menschen aufeinandertreffen, um soziale Praktiken durchzuführen, z.B. gemeinsam zu lernen (vgl. Engelkenmeier, U. 2018, S. 13ff.). Diese Funktion von Bibliotheken als Orte des Lernens und der sozialen Begegnung besteht bis heute. Die Bibliothekskultur war also lange durch soziale Begegnungen und soziale Praktiken wie gemeinsames Lernen geprägt. Zwischen November und Dezember 2019 begann dann in China die Corona-Pandemie, von wo aus sie sich über die gesamte Welt verbreitete. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Auflagen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie umgesetzt. Dadurch waren zahlreiche gesellschaftliche Bereiche von Einschränkungen betroffen (vgl. Kröll, W. et al. 2020, S. 7). Die erheblichsten Einschränkungen erfuhren die Menschen im Bereich der sozialen Kontakte durch die weitreichenden Kontaktbeschränkungen (vgl. ebd., S. 7ff.). Von diesen Veränderungen waren auch die Bibliotheken betroffen, denn sie konnten durch die Kontaktbeschränkungen nicht wie gewohnt benutzt werden.
Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit die Bibliothekskultur während der Corona-Pandemie untersucht. Es soll die Frage beantwortet werden, wie die aktuelle coronabedingte Bibliothekskultur ist. Bei dieser Untersuchung handelt sich um eine ethnografische Studie; daher wird die Ethnografie als Forschungsmethode genutzt und demzufolge qualitative Sozialforschung betrieben (vgl. Beuchling, O. 2015, S. 7). Die zugrunde liegenden Daten werden mittels teilnehmender Beobachtung in der Universitätsbibliothek gewonnen.
Der Aufbau dieser Forschungsarbeit gestaltet sich wie folgt: Im zweiten Kapitel findet eine theoretische Einführung in die Themen Bibliothek und Lernumgebung statt, da Bibliotheken auch Orte des Lernens sind. Anschließend widmet sich Kapitel drei dem aktuellen Forschungsstand sowie den bisherigen Debatten im Forschungsfeld. Kapitel vier behandelt das Forschungsvorgehen: Nach einer theoretischen Einführung in die Methode der Ethnografie-Arbeit wird deren praktische Umsetzung in Bezug auf Sample, Feldzugang, Protokollierung sowie Auswertung der Ethnografie-Arbeit im Rahmen dieser Forschungsarbeit beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine kurze Reflexion der eigenen Forscherrolle. Als Nächstes widmet sich Kapitel sechs der Darstellung der Ergebnisse und im Kapitel sieben findet deren theoretische Einordnung statt. Die Arbeit schließt mit einem zusammenfassenden Fazit, in dem die wichtigsten Erkenntnisse dargestellt werden.
2 Thematische Einführung
Bibliotheken stellen eine Lernumgebung dar. Daher findet in diesem Kapitel eine theoretische Einführung in die Themen Bibliothek (Kapitel 2.1) sowie Lernumgebung (Kapitel 2.2) statt.
2.1 Bibliotheken - Orte der Begegnung
Eine Bibliothek ist ein Gebäude, in dem eine plangemäß angelegte Bücheransammlung vorhanden ist (vgl. Strauch, D. & Rehm, M. 2011, S. 50f.). Ein Synonym für „Bibliothek“ ist „Bücherei“, jedoch hat sich über die Jahre der Begriff „Bibliothek“ gegenüber „Bücherei“ durchgesetzt, so dass ersterer heutzutage gebräuchlicher ist. Er ist umfassender und beschreibt alle Arten von Bücheransammlungen (vgl. ebd., S. 52). Bibliotheken sind Institutionen, in denen Literatur, z.B. in Form von Büchern, für Menschen zur Benutzung gesammelt und aufbewahrt werden. Neben Büchern werden dort viele weitere Medien mit unterschiedlichen Inhalten angeboten, wie beispielsweise Tonkassetten, CDs und elektronische Medien (vgl. Strauch, D. & Rehm, M. 2011, S. 50f.). Im Laufe der Zeit hat sich das Bibliothekswesen in zwei große Bereiche gegliedert: öffentliche sowie wissenschaftliche Bibliotheken. Zu den öffentlichen Bibliotheken zählen z.B. die Stadt- und Gemeindebibliotheken und zu den wissenschaftlichen Bibliotheken die Universitäts-, Staats- und Spezialbibliotheken (vgl. ebd., S. 51).
Mit dem von Johannes Gutenberg erfundenen Buchdruck entstand eine neue Kommunikationsform, die Wissenskommunikation. Sie erfolgte mittels Büchern und Flugblättern und fand in Universitäten statt, also an Orten, an denen gebildete Menschen zusammentrafen, z.B. Professoren, Magister und Studenten. Sie informierten sich durch Bücher über die Welt, denn Bücher stellten relevante Wissensspeicher dar (Mai, K.-R. 2016, S. 66) und an den Universitäten war durch die angeschlossenen Bibliotheken ein leichter Zugriff auf Bücher möglich. Bibliotheken erfüllen drei Hauptfunktionen: Sie sind ein „Speicher für das kulturelle oder wissenschaftliche Gedächtnis, kultisch-herrschaftlicher bzw. hegemonialer Ort, Werkstatt und Instrument zur Beförderung menschlicher Erkenntnisse“ (Strauch, D. & Rehm, M. 2011, S. 51). Das heißt, Bibliotheken fungieren als „Gedächtnisinstitutionen, Wissensspeicher und Aufbewahrungsort“ und haben somit „Bildungs- sowie Kulturfunktion“ (Engelkenmeier, U. 2018, S. 13).
Bibliotheken übernahmen seit jeher das Sammeln, Ordnen und Bereitstellen von vielfältigen Informationen. Darüber hinaus rückte mit der Zeit ihre Rolle als „Treffpunkte oder gesellschaftliche Orte“ (Engelkenmeier, U. 2018, S. 13) sowie Orte der Wissensvermittlung in den Vordergrund, so dass Bibliotheken immer mehr als Orte des Lernens und gesellschaftlicher Handlungen bzw. Prozesse betrachtet werden (vgl. ebd., S. 15).
Neben dem privaten Zuhause und der Arbeitsstelle stellt die Bibliothek einen sogenannten „dritten Ort“ dar. Damit ist ein Ort gemeint, an dem zwischenmenschliche, also soziale Prozesse stattfinden (vgl. Barbian, J.-P. et al. 2014, S. 22). Unabhängig davon, welche Veranstaltungen eine Bibliothek anbietet und an welche Altersklasse sie sich richtet, „Bibliotheken sind zu einem Ort geworden, an dem sich Menschen treffen, austauschen, gemeinsam etwas erleben und gestalten“ (ebd., S. 22). Bibliotheken müssen sich aktiv an die Bedürfnisse aller Nutzer*innen anpassen und dies nach außen transportieren, weil sie kommunikationsfördernde und handlungsanstiftende Orte darstellen, an denen Menschen aktiv handeln. Dies machen sie z.B., indem sie mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen kooperieren und sich vernetzen (vgl. Rickum, B. & Weis, J. et al. 2019, S. 5f.).
2.2 Lernumgebung
In der Pädagogik nahm die Lernumgebung im Vergleich zu der Didaktik lange Zeit eine untergeordnete Funktion ein. Inzwischen jedoch werden der Lernumgebung sowie den damit verbundenen Voraussetzungen und Gegebenheiten eine sehr bedeutende Rolle beim Lernen zugeschrieben (vgl. Unger, A. 2014, S. 83). Das sogenannte didaktische Dreieck beschreibt, welche Faktoren den Lehr-/Lernprozess beeinflussen. Es setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Stoff, Lehrperson sowie Lernende*r, die in einer Wechselwirkung zueinander stehen (vgl. ebd.). Menschen sind zeitliche sowie räumliche Wesen, da ein Mensch „sich seine Umwelt räumlich aneignet und diese zu einer Umgebung macht“ (ebd., S. 84). Lernumgebungen sind nicht statische, sondern individuelle Räume, die somit von jedem Menschen unterschiedlich selbst gestaltet werden. Dies geschieht jedoch immer in einem institutionellen Rahmen (vgl. Unger, A. et al. 2014, S. 85f.).
Heutzutage rücken die Lernumgebung und die Lernbedingungen immer mehr in den Fokus, weil das selbstgesteuerte Lernen an Bedeutung gewinnt. Da selbstgesteuertes Lernen auch in Bibliotheken stattfindet, werden diese zu immer wichtigeren Lernorten. Bibliotheken sind informelle Lernräume (vgl. Schelling, T. 2011, S. 335). Dort finden unterschiedliche Handlungen, wie konzentriertes Arbeiten sowie interaktives und kommunikatives Lernen, [5]
statt. Eine Bibliothek muss als Lernort unterschiedlichen Lernsituationen sowie individuellen Lernbedürfnissen nachkommen, um ihre Funktion zu erfüllen (vgl. ebd.). Daneben gilt die Bibliothek auch als sozialer Treffpunkt (vgl. ebd.).
Nachdem nun in zwei Unterkapiteln eine theoretische Einführung in das Thema erfolgt ist, setzt sich Kapitel 3 mit den bisherigen Debatten im Forschungsgebiet auseinander.
3 Forschungsstand
Dieses Kapitel gliedert sich in zwei große Abschnitte; im ersten Abschnitt wird der Stand der Forschung zum Thema Lernumgebung dargestellt. Daraufhin behandelt der nächste Abschnitt den Stand der Forschung zu dem zweiten wichtigen Thema, der Bibliotheksnutzung. Da bislang keine Studien zu Lernumgebungen sowie kaum Studien zur Bibliotheksnutzung während der Corona-Pandemie vorliegen, beziehen sich die Erkenntnisse zumeist auf die Zeit vor der Corona-Pandemie.
3.1 Forschungsstand über anregende Umgebungen für das Lernen
Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Erfolg von Lernenden, somit auch Studierenden, beeinflussen. Untersuchungen zeigen, dass die Lernumgebung eine sehr bedeutende Rolle für den Lernerfolg spielt, auch wenn sie teils vernachlässigt wird. Die Lernumgebung hat einen signifikanten Einfluss auf die Begeisterung und die Motivation im Lehr- und Lernprozess (vgl. Scott-Webber, L. et al. 2021, o. S.). Studien belegen, dass die Lernumgebung „das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Motivation, das Lernen und studentische Leistungen“ (ebd.) positiv beeinflusst. Dennoch gab es lange keine repräsentativen Studien, die sich genauer mit der Frage befassen. Um diese Forschungslücke zu beheben, entwickelte ein Forscher*innenteam mit dem Namen Steelcase Learning aus Kanada ein Befragungsinstrument, das „Active Learning PostOccupancy Evaluationsinstrument (AL-POE)“ (ebd.). Dieses Instrument erfasst die „Auswirkungen des Designs von Vorlesungs- und Seminarräumen auf die Begeisterung und das Engagement der Studierenden am Lehr- und Lernprozess“ (ebd.).
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