Diese Arbeit beinhaltet einen Unterrichtsentwurf zum Thema Kurzgeschichten und setzt sich mit dem Text "Das Fenstertheater" von Ilse Aichinger auseinander.
Kompetenzerwartung am Ende der Einheit
Fachlich:
Die Lernenden können:
die Kurzgeschichte in eigenen Worten wiedergeben, die Verhaltensweisen der Figuren nachvollziehen und beurteilen, zur Kurzgeschichte eine Talkshow gestalten und durchführen, sich in die literarischen Figuren und Rollen hineinversetzen und ein Konfliktgespräch entwickeln und argumentativ sprechen
Überfachlich:
Sozialkompetenz: Kooperation und Teamfähigkeit. Die Lernenden halten sich an Regeln und Absprachen. Sie können sich konstruktiv in die Gemeinschaft einbringen und mit ihren Gruppenpartnern kooperativ arbeiten.
Umgang mit Konflikten. Die Lernenden können ihre Meinung in Konflikten vertreten und ihre Position begründen.
Die Lernenden können sich kreativ mit dem Text auseinandersetzen, indem sie sich in die Rolle der Figuren hineinversetzen und ihr Empathieverständnis fördern, die Handlungsweise der literarischen Figuren nachvollziehen und ihre sich daraus entwickelnde Position mit Argumenten begründen.
Inhaltsverzeichnis
1. Darstellung des Unterrichtsvorhabens im Überblick
1.1 Begründete didaktisch-methodische Darstellung der Unterrichtseinheit im Prozessmodell...
1.2 Bezug zu Bildungsstandards, Kern- und Fachcurriculum
2. Analyse der Lerngruppe
2.1 Lernbedingungen..
2.2 Lernvoraussetzungen
3. Didaktisch-methodische Begründungen zur Stunde.
Anhang
Anhang 1 Literaturangaben.
Anhang 2 Tabellarischer Verlaufsplan der Unterrichtsstunde
Anhang 3 Kompetenzraster...
Anhang 4 Materialien
1.2 Bezug zu Bildungsstandards, Kern- und Fachcurriculum
Die vorliegende Unterrichtseinheit„Kurzgeschichten“kann im hessischen Kerncurriculum dem InhaltsfeldText-/Medienformenzugeordnet werden. Die genannten Lernziele sind durch die Bildungsstandards Hessen zu begründen. Zudem bezieht sich dieses Inhaltsfeld, verankert im hessischen Kerncurriculum, auf die KompetenzbereicheLesen und Rezipieren – mit literarischen und nichtliterarischen Texten/Medien umgehen. Die Schule besitzt für die Jahrgangsstufe 9 noch kein schulinternes Curriculum für das Fach Deutsch. Die Schülerinnen und Schüler sollen am Ende der Unterrichtsstunde das Lernziel erreichen, sich kreativ mit einem Text auseinanderzusetzen, indem sie die literarischen Figuren aus der Kurzgeschichte wahrnehmen, sich in diese hineinversetzen, deren Verhaltensweisen begründet darstellen und somit ein Gefühl für Empathie bekommen. Die genannten Lernziele orientieren sich an das InhaltsfeldText-/Medienformen. Das kooperative Lernen in den Gruppenarbeiten, das gegenseitige Zuhören und Sprechen sowie das Vortragen der Ergebnisse fördert die Selbstkompetenz, insbesondere dieKooperation und Teamfähigkeit. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten kooperativ miteinander. Hier tauschen sie innerhalb der Gruppen ihre Ideen und Gedanken aus. Zudem entwickeln sie dadurch eine allgemeine Teamfähigkeit.1 Die Sprachkompetenz für den Bereich Leseverstehen wird gefördert, indem sie die Handlungsweise der literarischen Figuren aus der Kurzgeschichte nachzuvollziehen und sich in diese hineinversetzen. Diese Vorgehensweise wird in der Unterrichtsstunde handlungsorientiert gestaltet, stattfindend von der Lehrkraft. In Gruppen finden sie sich zusammen und erarbeiten ihre Ergebnisse zunächst selbstständig und daraufhin gemeinsam innerhalb der Gruppe. Hierbei wird ebenso ihre personale Kompetenz (Selbstregulierung) gefördert:„Sie steuern und reflektieren ihre Arbeitsprozesse von ihren kognitiven und psychischen Voraussetzungen her.“2Anhand der Reflexionsphase während der Ergebnisphase wird dieKommunikationskompetenzder Schülerinnen und Schüler gefördert, indem sie kommunikative Prozesse reflektieren.
2. Analyse der Lerngruppe
2.1 Lernbedingungen
Die Unterrichtseinheit „Wir lernen Kurzgeschichten kennen“ findet in der Klasse 9R der X-Schule in X-Stadt statt. In dieser Klasse unterrichte ich eigenverantwortlich seit dem ersten Halbjahr X mit vier Stunden Deutsch wöchentlich. Die Klasse setzt sich aus X Lernenden (X Schülerinnen und X Schülern) zusammen. Zuvor hatte ich leider nicht die Gelegenheit, die Klasse in der Hospitationsphase kennenzulernen, da ich aufgrund der Covid-19-Pandemie zur Risikogruppe gehörte und diese Phase für mich wegfiel. Dementsprechend fällt es mir etwas schwer, die Lerngruppe bislang intensiver kennenzulernen und für eine längere Zeit beobachten zu können, jedenfalls jeden einzelnen Lernenden beurteilen zu können. In der Kennenlernstunde äußerten einige Schülerinnen und Schüler den Wunsch, den Deutschunterricht kreativ, abwechslungsreich und möglichst nicht in Frontalunterricht zu gestalten. Diesem Wunsch versuche ich in der Unterrichtsstunde sowie in der ganzen Unterrichtsreihe nachzukommen, indem wir viel mit kooperativen und handlungsorientierten Lernmethoden arbeiten werden, sofern es die aktuellen Verhaltensregeln bezüglich der aktuellen Covid-19-Pandemie erlauben. Des Weiteren fragte ich in der Kennenlernstunde, wer der Lernenden gerne Bücher beziehungsweise Texte und Geschichten liest, hierzu hat sich niemand gemeldet. Dem versuche ich entgegenzuwirken, indem ich eine spannende Kurzgeschichte „Das Fenstertheater“ von Ilse Aichinger für den Deutschunterricht ausgewählt habe, womit die Lernenden die Möglichkeit bekommen, handlungsorientiert zu arbeiten. Produktionsorientiert arbeiten die Lernenden in der Doppelstunde vor dem Unterrichtsbesuch, indem sie eine Skizze zur Kurzgeschichte verfassen und die Beobachtungsperspektiven der Figuren gegenüberstellen. Das produktionsorientierte Verfahren werde ich mit den Lernenden aus dem Grund bereits vor dem Unterrichtsbesuch behandeln, da die Unterrichtszeit von 45 Minuten leider nicht mehr Zeit gibt. In der Klasse 9R sind unterschiedliche Leistungsniveaus sowie verschiedene Kulturen und Religionen vertreten. Die meisten Lernenden haben einen Migrationshintergrund, wodurch einige von ihnen noch sprachliche Unsicherheiten aufzeigen. Hierauf wird während der Stunde Rücksicht genommen, denn Schüler X sind erst seit vier bis fünf Jahren in Deutschland. Nur Schüler X haben keinen Migrationshintergrund und sind deutschsprachig aufgewachsen. Seit dieser Woche ist eine neue Mitschülerin dazugekommen und konnte sich aufgrund ihrer sehr wenigen Deutschkenntnisse bislang leider nicht in die Klassengemeinschaft integrieren.
2.2 Lernvoraussetzungen
Die Klasse 9 ist eine lebhafte Klasse und die Atmosphäre zwischen einigen Schülerinnen und Schülern scheint gut zu sein. Im Unterricht zeigen sie grundsätzlich ein gutes Sozialverhalten. Allerdings sind einige Lernende nicht bemüht, sich sowohl in die Klassengemeinschaft als auch in den Unterricht zu integrieren und sich somit sehr zurückziehen. In den Doppelstunden bisher waren sie mir gegenüber aufgeschlossen und haben mich als Lehrkraft wahrgenommen. Zudem bin ich gerne in dieser Klasse, sodass ich denke, dass wir ein gutes Verhältnis zueinander aufbauen werden. Die Schülerinnen und Schüler sind offen für verschiedene Arbeitsformen. Schüler X wollen häufig schon während Erklärungen von Arbeitsaufträgen Nachfragen stellen, auf die ich jedoch erst später eine Antwort geben werde, um den Fokus auf die Erklärung zu richten. Jedoch versuche ich nicht auf jede Nachfrage eine inhaltliche Antwort zu geben, sondern sie eher zum eigenständigen Überlegen oder nochmaligen Durchlesen der Aufgabenstellung oder des Textes zu befähigen, damit sie sich das selbstständige Arbeiten aneignen können. Bei offenen Arbeitsformen, wie z. B. Gruppen- oder Partnerarbeiten ziehen sich einige Lernende zurück oder führen private Gespräche. Fast die Hälfte der Lerngruppe zeigen eher ein schwaches Leistungsniveau auf. In den Gruppenarbeiten kommen sie nicht auf viele Ideen. Daher wird durch Hilfeverweise, Glossar oder Tipps auf den jeweiligen Arbeitsblättern differenziert. Erwähnenswert ist, dass ich leider nicht die Möglichkeit habe, den Klassenraum mit inhaltlichen Posts, gemeinsam vereinbarten Regeln oder mit transparenten Lernzielen zu gestalten, da es uns Lehrkräften aufgrund der nicht fertiggestellten Bauarbeiten nicht erlaubt ist, die Wände oder Fenster zu bekleben. Dies finde ich persönlich aufgrund der objektiven Wahrnehmung und des transparenten Unterrichts für die Lernenden etwas schade. Allerdings werden sie durch Stehkarten auf dem Lehrerpult auf die aktuelle Arbeitsmethode (Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit) von mir hingewiesen. Zudem habe ich vor allem für die Lernenden, die aufgrund ihrer bislang kurzen Aufenthaltsdauer in Deutschland noch Ausdrucks- und Sprachschwierigkeiten in der deutschen Sprache haben, Formulierungs- und Satzanfangshilfen an die Akustikwände gehängt. Zudem habe ich in dem Raum kaum Ablagefläche.
3. Didaktisch-methodische Begründungen zur Stunde
Die Kurzgeschichte „Das Fenstertheater“ (1949) von Ilse Aichinger habe ich als Textgrundlage für den Unterrichtsbesuch im Fach Deutsch nicht nur ausgewählt, weil es sich um eine spannungsreiche und sprachlich einfach strukturierte Kurzgeschichte handelt, sondern auch aus dem Grund, dass die Lernenden vermutlich den Umstand von sensationslüsternen und neugierigen Menschen am Fenster aus ihrem eigenen privaten Alltagsleben kennen und dieses Verhalten in Zukunft hinterfragen werden.
Bevor ich mit dem Einstieg aus der vergangenen Stunde starte, werde ich die Lernenden begrüßen und den Besuch vorstellen. Dies dient dem respektvollen, höflichen, ritualisierten Umgang zwischen den Lernenden und der Lehrkraft bzw. dem Besuch. Zunächst frage ich die Klasse im Einstieg, welche Kurzgeschichte sie in der vorherigen Deutschstunde kennengelernt haben und worum es in dieser Geschichte geht. Über die Einstiegsphase im Plenum wird den Lernenden das Vorwissen zur Kurzgeschichte. Einige können bereits eine Geschichte in eigenen Worten wiedergeben, wodurch sich ihre Mitschülerinnen und Mitschülern an den Stundeninhalt letzter Stunde erinnern können. Sollten sich die Schülerinnen und Schüler nicht an den Inhalt erinnern, wird die Lehrkraft vereinzelt Anstöße geben. Zu Unterrichtsbeginn sitzen die Lernenden an fünf Gruppentischen. Diese Gruppen sind jedoch nicht festgelegt – hierbei werden die Schülerinnen und Schüler von der Lehrkraft in fünf heterogene Gruppen aufgeteilt, wodurch sie sich daraufhin mittels bunter zugehöriger Karten in einer Gruppenfindungsphase befinden. Die Schülerinnen und Schüler finden sich nun mit ihren Gruppenmitgliedern zusammen. In jeder Gruppe arbeiten sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zusammen. Dies dient dem Prinzip der Heterogenität, da somit ein gegenseitiges Lehren und Lernen stattfinden kann. Zudem lässt sich bei heterogenen Gruppenarbeiten eine Differenzierung hervorheben. Homogene Gruppen wurden bewusst vermieden, da hierbei die leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler nicht voneinander profitieren. Zudem wurde versucht, verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler, die sich schnell ablenken lassen und sich daher nicht konzentrieren können, auf die fünf Gruppen zu verteilen, um ihnen eine gute Lernatmosphäre zu bieten. Zunächst erläutert die Lehrkraft, was die Schülerinnen und Schüler heute erarbeiten werden und teilt die Arbeitsblätter aus. Ebenso wird erläutert, dass sie in der heutigen Unterrichtsstunde eine Talkshow zur Kurzgeschichte planen, gestalten und anschließend durchführen sollen. Die Kriterien einer Talkshow sind ihnen bekannt. Diese können sie für ihre Arbeitsphase nutzen. Eine Schülerin/Ein Schüler wiederholt den Arbeitsauftrag. Der Arbeitsauftrag wird wiederholt, damit alle Schülerinnen und Schüler abgleichen können, ob von allen die gleiche Aufgabenstellung verstanden wurde.
Nach der Einzelarbeitsphase erfolgt das Think-Pair-Share-Prinzip, bei dem die Schülerinnen und Schüler nach zunächst selbstständiger Erarbeitung nun in den Gruppen zu einem Austausch untereinander gelangen. In der Arbeitsphase arbeiten leistungsschwache und leistungsstarke Lernende zusammen. Die Arbeitsblätter wurden je nach Leistungsniveau individualisiert und in drei Stufen differenziert, da in der gesamten Lerngruppe die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sehr unterschiedlich sind. Aus diesem Grunde wurde von der Lehrkraft eine Differenzierung als nötig gesehen. Das Think-Pair-Share-Prinzip bzw. die Sozialform wurde bewusst gewählt, da hierbei die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, erst einmal für sich selbst Ideen zu sammeln und diese daraufhin mit ihren Mitlernenden zu teilen. Das Prinzip dient außerdem dazu, dass jeder Lernende spricht, gesammelte Ideen und Gedanken vorstellt und die anderen Gruppenmitglieder zuhören. Somit sprechen und hören die Lernenden zu. In der Ergebnisphase werden die aus der Arbeitsphase erarbeiteten Argumente der Gruppen präsentiert, indem die Lernenden der jeweiligen Gruppe ihre Rolle in einer Talkshow vorspielen. Die Sprecherkarte für die zu spielende Rolle in der Talkshow werden von der Lehrkraft erst im Laufe der Arbeitsphase auf die Gruppentische gelegt. Die Sprecherkarten werden bewusst nicht von Beginn an die Rollen verteilt, da sich sonst leistungsschwache Schülerinnen und Schüler nicht aktiv in den Gruppenarbeiten beteiligen. Die Talkshow dient dazu, das Verständnis und Gefühl für Empathie sowie die Perspektivübernahme der Schülerinnen und Schüler zu fördern. In der Arbeitsphase versuchen sie, sich in die literarischen Figuren hinzuversetzen und argumentativ zu begründen, ob der Einsatz der Polizei in der Kurzgeschichte gerechtfertigt war oder nicht. Des Weiteren werden sie dazu geleitet, sich im Rahmen mit einem Text kreativ auseinanderzusetzen und anhand der Talkshow zu sprechen und sich gegenseitig zuzuhören. Die Zuschauerinnen und Zuschauer, der Rest der Lerngruppe, erhält mit den Arbeitsblättern einen fachlichen Beobachtungsbogen für die Talkshow. Hierbei haben sie die Aufgabe, eine Rolle aus einer anderen Gruppe zu beobachten und dessen Gründe für den gerechtfertigten Polizeieinsatz zu notieren.
Anhang 1 Literaturangaben
- Hessisches Kultusministerium (Hrsg.):Bildungsstandards und Inhaltsfelder.Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I – Realschule. Deutsch.
- Spinner, K.:Kurzgeschichten– Kurze Prosa. Grundlagen. Methoden. Anregungen für den Unterricht.
Anhang 2 Übersicht über das Unterrichtsvorhaben in tabellarischer Form
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Vgl.: Hessisches Kultusministerium (Hrsg.): Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I. Realschule. Deutsch.
2 Vgl.: Hessisches Kultusministerium (Hrsg.): Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I. Realschule. Deutsch.