Wie kann es nachvollziehbar gemacht werden, was Menschen jeglichen Alters geprägt hat und ihr Handeln beeinflusst, oder wie sie auf gewisse Situationen reagieren? Welche Methoden kommen dafür in welcher Weise zum Einsatz, um diesen Fragen nachzugehen und was muss dabei bedacht werden? Diesen Fragen soll unter anderem in dieser Arbeit nachgegangen werden. Des Weiteren werden die speziellen Merkmale und Prinzipien der qualitativen Forschung beschrieben, sowie auf die Vor- und Nachteile beziehungsweise Herausforderungen, welche mit dieser verbunden sind, hingewiesen. Zudem wird ein kurzer Überblick über die Erhebungsmethoden gegeben, welcher jedoch allgemein gehalten wird, da die einzelnen Methoden aufgrund des begrenzten Rahmens nicht tiefergehender erläutert werden können. Abschließend soll dann ein Resümee anhand der vorausgehenden Kapitel die Arbeit abrunden.
Gliederung
1. Einleitung
2. Qualitative Forschung
3. Merkmale und Prinzipien
3.1 Gutekriterien
3.2 Erhebungsmethoden - Allgemein
3.3Vorgehensweise qualitativer Forschung
4. Vorteile
5. Herausforderungen und Nachteile
6. Fazit
1. Einleitung
Qualitative Forschung ist als eine der „methodischen Saulen in der empirischen Sozialforschung“ anzusehen (vgl. Steinke 1999, S. 9). Dennoch besteht uber sie keine eindeutige, allgemeingultige Definition, stattdessen beinhaltet sie vielmehr eine Reihe von verschiedenen Methodologien und Forschungsverfahren, welche es genauer zu beschreiben gilt (vgl. ebd., S.15). Bei der qualitativen Forschung steht die Lebenswirklichkeit der untersuchten Personen im Vordergrund, da diese so nahe wie moglich in den Blick genommen werden soll, um damit den Menschen und sein Denken besser verstehen zu konnen (vgl. Helfferich 2004, S. 100).
Im Jahre 1970 wurden die qualitativen Methoden erstmals verstarkt aus den USA importiert und hinsichtlich ihrer „methodologischen Grundlagen diskutiert“. Erst aus der Kritik an der Vorgehensweise der quantitativen Forschung entwickelte sich der qualitative Ansatz heraus (vgl. Bortz und Doring 2006, S.302). Hierbei wurde jedoch zunachst die Meinung vertreten, dass die qualitativen Methoden gegenuber den quantitativen Methoden nicht wissenschaftlich genug vorgehen. Jedoch sind quantitative Methoden nicht geeignet, wenn es zu erforschen gilt, warum jemand so und nicht anders handelt. Solche Fragen lassen sich mithilfe derer nicht ausreichend beantworten, weshalb die qualitative Forschung an dieser Stelle hinzugezogen werden muss (vgl. Schreier 2009, S.179f.). Dennoch wurden erst 1980 auch in Deutschland Fachbucher zur qualitativen Forschung verfasst und diese als „eigenstandige Disziplin“ angesehen. Dies geschah vor allem aufgrund der Entwicklung eigenstandiger Forschungsmethoden (vgl. Bortzund Doring 2006, S.306).Auch wenn die Kritiken gegenuber der qualitativen Forschung heute noch nicht vollkommen aus der Welt geschaffen sind, kann doch festgehalten werden, dass sie sich mittlerweile etabliert und „den Status einer paradigmatischen ,normal sciene‘ erlangt hat“ (Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S.13). Ihre Aktualitat erlangt sie seit dem Jahre 2000 vor allem bei Untersuchungen sozialer Zusammenhange, da Umstande wie die „Auflosung alter sozialer Ungleichheiten in die neue Vielfalt der [...]Lebensstile und Lebensweisen eine neue Sensibilitat“ verlangen (Flick 2004, S.12). Denn die bisherigen, klassischen Methoden, bei denen Fragestellungen und Hypothesen aus theoretischen Modellen abgeleitet und empirisch uberpruft werden, zielen an der Diversitat der heutigen Untersuchungsgegenstande vorbei (vgl. ebd.). So hat sich die qualitative Forschung erst in den letzten Jahren zu einem breiten Feld entwickelt, besonders im sozialwissenschaftlichen Bereich gibt es kaum noch ein Forschungsgebiet, in dem sie nicht, zumindest teilweise, zum Einsatz kommt(vgl. Flick, V. Kardorff et al. 2008, S.13).
Wie kann es also nachvollziehbar gemacht werden, was Menschen jeglichen Alters gepragt hat und ihr Handeln beeinflusst, oder wie sie auf gewisse Situationen reagieren? Welche Methoden kommen dafur in welcher Weise zum Einsatz, um diesen Fragen nachzugehenund was muss dabei bedacht werden? Diesen Fragen soll unter anderem in dieser Arbeit nachgegangen werden. Des Weiteren werden die speziellen Merkmale und Prinzipien der qualitativen Forschung beschrieben, sowie auf die Vor- und Nachteile beziehungsweise Herausforderungen, welche mit dieser verbunden sind, hingewiesen. Zudem wird ein kurzer Uberblick uber die Erhebungsmethoden gegeben, welcher jedoch allgemein gehalten wird, da die einzelnen Methoden aufgrund des begrenzten Rahmens nicht tiefergehender erlautert werden konnen. AbschlieBend soll dann ein Resumee anhand der vorausgehenden Kapitel die Arbeit abrunden.
2. Qualitative Forschung
Das Beschreiben und Analysieren von Menschen unterschiedlichen Alters in sozialen Kontexten, von „biographische[n] oder episodische[n] Verlaufe[n] , Arbeitsablaufe[n] oder institutionelle Kontexte und Bedingungen“ ist wie bereits vorausgehend erwahnt, typisch fur einen qualitativ arbeitenden Forscher. Dabei geht es ihm um Interaktions- und Sozialisationsprozesse, die Sichtweisen der untersuchten Personen und deren Handlungs- und Deutungsmuster (vgl. Bennewitz 2010, S.44).
Die qualitative Forschung setzt es sich daher vor allem zum Ziel, moglichst von „innen heraus“ die Lebenswelt der handelnden Menschen aus deren Sicht heraus zu beschreiben und die Bedeutung sozialen Handelns herauszufinden (vgl. Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S.14). Sie geht davon aus, dass jede menschliche Handlung eine bestimmte Bedeutung fur die betroffene Person hat und aufgrund dieser Bedeutung letztendlich gehandelt wird (vgl. Steinke 1999, S.16). Aufgrund dessen lassen sich Fragen nach dem Erleben des Menschen oder nach den Grunden, warum jemand so und nicht anders handelt, erforschen (vgl. Schreier 2009, S.179). Dabei wird sich an dem „Alltagsgeschehen und dem Alltagswissen der Handelnden im Forschungsfeld“ orientiert (Helfferich, 2004, S.100). Zielfuhrend ist es hierbei, durch die Abbildung der subjektiven Sicht der Befragten deren individuelle Wirklichkeit zu verdeutlichen, um damit mogliche Grunde fur deren Handeln nachvollziehbar zu machen (vgl. Berger 2010, S.112). Es werden weder Wirklichkeiten lediglich abgebildet, noch will die qualitative Forschung sich damit selber als etwas Besonderes hervorheben. Stattdessen nutzt sie gerade dieses Besondere oder Fremde als Erkenntnisquelle, um dann anschlieBend in der „Reflexion das Unbekannte im Bekannten und Bekanntes im Unbekannten als Differenz wahrnehmbar [...] [zu machen] und damit erweiterte Moglichkeiten von (Selbst-) Erkenntnis eroffnet.“ (Flick, V.Kardorff et. al. 2008, S.14).
So will sie dazu beitragen, dass „soziale Wirklichkeiten“ besser verstanden werden und ebenso die Aufmerksamkeit fur „Ablaufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale“ erhohen (Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S.14). Dabei achtet die qualitativen Forschung vor allem auf die „starke Anwendungsorientierung in ihren Fragestellungen und Vorgehensweisen“ (Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S.13). Daher ist eine wesentliche Besonderheit der qualitativen Forschung mit der Art und Weise der Datenerhebung und insofern auch mit Prozessen der Erkenntnisgewinnung verbunden, worauf im Verlauf dieser Arbeit noch naher eingegangen wird (vgl. Bennewitz 2010, S.47).
Sie unterscheidet sich deswegen auch stark von anderen Forschungsmethoden, welche lediglich mit Zahlen und stark standardisierten Methoden vorzugehen pflegen und eher objektivistisch und weniger individuell ausgerichtet sind (vgl. Wilson 1973, zit. n. Flick, V. Kardorff et. al. 2008, 17). Letztendlich kann sich die qualitative Forschung so ein deutlich konkreteres Bild vom Forschungsgegenstand machen, beispielsweise wenn dargestellt werden soll, was es bedeutet, arbeitslos zu sein (vgl. Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S.17). Sie beschaftigt sich folglich mit Fragen wie: „Welches sind die konkreten Folgen von Arbeitslosigkeit und wie werden sie individuell und in einer lokalen Gemeinschaft verarbeitet?“ (ebd., S.14). Dies zu erforschen ware mit einer standardisierten Befragung nicht moglich (vgl. ebd., S.17).
3. Merkmale und Prinzipien
Da die qualitative Forschung wie bereits geschrieben sehr vielfaltig ist, soll nun auf spezifische Merkmale dieser eingegangen werden. Denn trotz der Verschiedenheit lassen sich gewisse Merkmale bestimmen, welche all die qualitativen Vorgehensweisen gemeinsam haben.
Eine wesentliche Besonderheit der qualitativen Forschung ist mit der Art und Weise der Datenerhebung verbunden, weshalb nachfolgend deren Eigentumlichkeiten hierbei erlautert werden (vgl. Bennewitz 2010, S.47).
Wie schon zu Beginn beschrieben zeichnet sie sich zunachst vor allem dadurch aus, dass bei ihr vor allem die Bedeutung von Ereignissen fur den Menschen, seinem Erleben und auch den Grunden fur sein Handeln im Mittelpunkt der durchzufuhrenden Forschung steht (vgl. Schreier 2009, S.186). Weiterhin handelt sich bei der Anwendung der qualitativen Methoden immer um ein empirisches Vorgehen, es findet also stets eine Datenerhebung statt (vgl. Schreier 2009, S.186). Jedoch geht sie dabei stets interpretativ vor, indem sie ihren „Sinn durch Interpretation und Bedeutungszuweisung konstruiert und nicht objektiv vorgegeben auffasst“ (Berger und Luckmann 1974, zit. n. Lamnek und Krell 2016, S.44). Zudem handelt sie naturalistisch: Ihr Untersuchungsfeld ist die naturliche Welt, welche mit naturalistischen Methoden arbeitet, also menschliches Verhalten unter naturlichen Bedingungen untersucht und beschreibt (vgl. Schatzmann, und Strauss 1973, zit. n. Lamnek und Krell 2016, S.45).
Des Weiteren handelt die qualitative Forschung laut Helfferich vor allem nach dem Prinzip der Offenheit (vgl. Helfferich 2004, S. 100). HeiBt, sie ist hinsichtlich des untersuchten Forschungsgegenstandes auBerst offen in ihren Zugangsweisen oder auch den Gegebenheiten (vgl. Wilson 1973, zit. n. Flick, V. Kardorff et. al. 2008, S. 17).
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