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Eine Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Indikatoren am Beispiel Spanien. Eine Untersuchung des europäischen Landes unter dem Einfluss der aktuellen Covid-19 Pandemie

©2022 Hausarbeit 16 Seiten

Zusammenfassung

In den vergangenen Jahren stellte sich die Weltwirtschaft diversen Herausforderungen. Bei retroperspektiver Betrachtung unterscheidet sich die anhaltende, pandemische Krise wesentlich in einem Aspekt von den vorherigen Krisen: Sie traf die Europäische Union unvorbereitet. In etwas mehr als einem knappen Jahrzehnt würde sowohl die Europäische Union als auch die gesamte Weltwirtschaft von zwei einschneidenden Krisen eingeholt. Dabei hatte die Wirtschaftsgemeinschaft innerhalb der EU mit der Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vermeintlich an Stabilität gewonnen. Die Staaten bewiesen in einer Reihe von Maßnahmen die Fähigkeit im Umgang mit derartigen Krisen. Dies war auch zwingend notwendig. Bei Betrachtung des deutschen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf seit 1990 wären die Bürger*innen ohne die Krise etwa 70 Prozent (%) wohlhabender.

In Südeuropa war der Umgang mit der Finanzkrise sehr unterschiedlich. Spanien und Portugal galten als Vorzeigeländer mit Erfolgen durch Strukturreformen. Auf der iberischen Halbinsel überzeugte die spanische Wirtschaft mit einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von 3,2 % bis 2017. Spanien profitierte dabei von getroffenen Reformen, die vor allem auf dem Arbeitsmarkt ergriffen wurden. Trotz positiver Bilanzen im Export hatte Spanien mit einer hohen Arbeitslosenquote zu kämpfen. 2016 betrug diese im Jahresdurchschnitt etwa 20 %. Auch wenn die Zahl zunächst ungewöhnlich hoch erscheint war sie ein Fortschritt um 6 % im Vergleich zu den vorausgegangenen Jahren. Die EU- Kommission schätzte in den folgenden Jahren ein Absenken der Quote auf 16 % als realistisch ein. Durch den Ausbruch der Coronapandemie konnte der Trend nicht fortgesetzt werden. Ende 2020 lag die Arbeitslosenquote weiterhin um die 16 %. Dies lag unter anderem am Einbruch der spanischen Wirtschaft durch die pandemischen Folgen. Spanien verzeichnete den stärksten Wirtschaftseinbruch innerhalb der europäischen Union mit knapp 11 %.

Wie die ersten Zahlen belegen, hat die Pandemie in die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Länder eingegriffen. Diese Arbeit wird sich im Zuge dessen auf den Teil der gesamtwirtschaftlichen Indikatoren von Spanien konzentrieren und mögliche Lösungsansätze aus der vermeintlichen, wirtschaftlichen Sackgasse aufzeigen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definitionen
2.1 Covid-19 Pandemie
2.2 Wirtschaftliche Indikatoren

3 Untersuchung der aktuellen, gesamtwirtschaftlichen Situation
3.1 Analyse wirtschaftlicher Indikatoren
3.2 Wirtschaftliche Einordnung Spaniens in Europa
3.3 Einfluss der Covid-19 Pandemie

4 Empfehlungen
4.1 Wirtschaftliche Möglichkeiten innerhalb der europäischen Union
4.2 Lösungsansätze aus der Covid-19 Pandemie

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In den vergangenen Jahren stellte sich die Weltwirtschaft diversen Herausforderungen. Bei retroperspektiver Betrachtung unterscheidet sich die anhaltende, pandemische Krise wesentlich in einem Aspekt von den vorherigen Krisen: Sie traf die europäische Union unvorbereitet (Landeszentrale für politische Bildung, o.J.). In etwas mehr als einem knappen Jahrzehnt würde sowohl die europäische Union als auch die gesamte Weltwirt­schaft von zwei einschneidenden Krisen eingeholt. Dabei hatte die Wirtschaftsgemein­schaft innerhalb der EU mit der Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vermeintlich an Stabilität gewonnen. Die Staaten bewiesen in einer Reihe von Maßnahmen die Fähigkeit im Umgang mit derartigen Krisen (Landeszentrale für po­litische Bildung, o.J.). Dies war auch zwingend notwendig. Bei Betrachtung des deut­schen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf seit 1990 wären die Bürger*innen ohne die Krise etwa 70 Prozent (%) wohlhabender. Auch das Einkommensniveau im Vergleichsjahr 2018 hätte bereits 2011 erreicht werden können (Spiegel, 2018). Was zunächst dras­tisch erscheint wird mit Blick auf südliche Staaten innerhalb der Union verheerender. Dort lag das Einkommen 2018 auf dem Einkommensniveau von 1999 (Spiegel, 2018). Die Regulierung der Banken durch striktere Regeln und die Einigung auf einen verbind­lichen Schuldenabbau waren zwei von adäquaten Schritten in die richtige Richtung. Im Zuge dessen galt die Wirtschaftskrise in vielen EU-Staaten weitestgehend überwunden (Landeszentrale für politische Bildung, o.J.)

In Südeuropa war der Umgang mit der Finanzkrise sehr unterschiedlich. Spanien und Portugal galten als Vorzeigeländer mit Erfolgen durch Strukturreformen. Auf der iberi­schen Halbinsel überzeugte die spanische Wirtschaft mit einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von 3,2 %bis 2017. Spanien profitierte dabei von getroffenen Reformen, die vor allem auf dem Arbeitsmarkt ergriffen wurden (IW, 2017). Trotz positiver Bilanzen im Export hatte Spanien mit einer hohen Arbeitslosenquote zu kämpfen. 2016 betrug diese im Jahresdurchschnitt etwa 20 %. Auch wenn die Zahl zunächst ungewöhnlich hoch er­scheint war sie ein Fortschritt um 6 % im Vergleich zu den vorausgegangenen Jahren (IW, 2017). Die EU- Kommission schätzte in den folgenden Jahren ein Absenken der Quote auf 16 % als realistisch ein. Durch den Ausbruch der Coronapandemie konnte der Trend nicht fortgesetzt werden. Ende 2020 lag die Arbeitslosenquote weiterhin um die 16 % (Idealista, 2021). Dies lag unter anderem am Einbruch der spanischen Wirtschaft durch die pandemischen Folgen. Spanien verzeichnete den stärksten Wirtschaftsein­bruch innerhalb der europäischen Union mit knapp 11%.

Wie die ersten Zahlen belegen, hat die Pandemie in die wirtschaftliche Entwicklung ein­zelner Länder eingegriffen. Diese Arbeit wird sich im Zuge dessen auf den Teil der gesamtwirtschaftlichen Indikatoren von Spanien konzentrieren und mögliche Lösungs­ansätze aus der vermeintlichen, wirtschaftlichen Sackgasse aufzeigen.

2 Definitionen

Die Fragestellung enthält Begriffe, die zunächst definiert werden. Auf Basis der Definiti­onen werden sich die Analyse als auch die Handlungsempfehlungen verständlicher ge­stalten.

2.1 Covid-19 Pandemie

Die Covid-19 Pandemie (Corona Pandemie) findet Ihren Ursprung in der chinesischen Stadt Wuhan. Bei der festgestellten Coronavirus-Krankheit bilden die Coronaviren eine große Familie von Krankheitserregern, die von einer normalen Erkältung bis hin zu schweren Krankheitsverläufen führen können (World Health Organization, o.J.). Das 2019 erstmals aufgetretene und in 2020 durch den Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus der Weltgesundheitsorganisation als gesundheitliche Notlage definierte Vi­rus war zuvor beim Menschen noch nicht identifiziert worden (World Health Organization, o.J.).

Die Corona Pandemie ist die seit Jahrzehnten größte globale Gesundheitskrise. Weltweit gab es 276.436.319 (Stand 26.12.2021) bestätigte Coronafälle (World Health Organiza­tion, 2021). Als Coronafall werden Personen bezeichnet, die nachweislich positiv auf das Virus getestet wurden (Infektionsschutz, 2021). Für mehr als fünf Millionen Menschen endete die Ansteckung tödlich (World Health Organization, 2021). Es veränderte sich im Zuge der Pandemie nicht nur die gesamtwirtschaftliche Situation. Mit dem Ausbruch ver­änderte sich auch das globale Alltagsleben der Bevölkerungen in den einzelnen Län­dern. Kontaktbeschränkungen zu Mitbürger*innen sowie Einhaltungen von Atemhygiene durch Mund-Nasen-Bedeckungen sind nur zwei von vielen Empfehlungen, die den Bür- ger*innen als Schutz für die eigene Gesundheit und zum Schutz der anderen empfohlen wurden (World Health Organization, 2021).

2.2 Konjunkturindikatoren

Konjunkturindikatoren sind als wirtschaftliche Größe zu verstehen. Sie erkennen und messen Schwankungen der Konjunktur. Konjunkturelle Indikatoren werden in drei Arten unterteilt: Früh-, Präsenz- und Spätindikatoren (Gabler Wirtschaftslexikon, 2020). Als Frühindikatoren werden Größen bezeichnet, die der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mit zeitlichem Abstand vorauseilen. Sie sind somit geeignet, um frühzeitige Änderungen der konjunkturellen Entwicklung anzuzeigen. Präsenzindikatoren sind Größen, die die aktuelle Konjunktursituation darstellen. Mit Spätindikatoren sind Größen gemeint, die be­reits eine vollzogene Entwicklung anzeigen (Gabler Wirtschaftslexikon, 2020).

Konjunkturelle Indikatoren sind aufgrund der Übermittlung von Zahlen und Vergleichs­werten für die Beurteilung einer Volkswirtschaft wichtig. Für Unternehmen sind die Werte ebenfalls von großer Bedeutung, insbesondere bei anhaltenden Planungszyklen. Unter­nehmen des sekundären beziehungsweise tertiären Sektors gestalten ihre langfristigen Planungen in Abhängigkeit zur Konjunktur (BWL-Lexikon, o.J.). Auch der Staat profitiert von der Prognose, Beschreibung und Analyse der Kennzahlen. Anhand dieser ist es den einzelnen Staaten möglich, Grundlagen für die Gestaltung einer Konjunkturpolitik zu ge­stalten. Die Konjunkturpolitik ist das Bestreben eines Staates wirtschaftliche Maßnah­men zu ergreifen. Diese zielen darauf ab, ein verbessertes Wirtschaftswachstum zu er­zielen und das Preisniveau zu festigen (BWL-Lexikon, o.J.).

3 Untersuchung der aktuellen, gesamtwirtschaftlichen Situa­tion

Nach Schaffung einer theoretischen Grundlage widmet sich dieses Kapitel der detaillier­teren Untersuchung der wirtschaftlichen Situation von Spanien. Im Fokus wird der Zeit­raum ab der zweitjüngsten Krise stehen, sprich der Finanzkrise 2008/2009. Eine Analyse der wirtschaftlichen Indikatoren ist im Zuge dessen unabdingbar. Nach der Analyse wer­den die ermittelten Ergebnisse in den europäischen Kontext gesetzt. Der Einfluss der Pandemie wird in diesem Kapitel ebenfalls untersucht.

3.1 Analyse wirtschaftlicher Indikatoren

Die internationale Finanzkrise traf die spanische Wirtschaft hart. Mit Erreichen der Krise wurde die fehlende Struktur innerhalb der Wirtschaft deutlich. Eine Kredit- und Immobi­lienblase sowie eine hohe Privatverschuldung sind nur zwei von vielen aufgebauten Un­gleichgewichten (IW, 2019). In den Folgejahren verloren die Iberer das Vertrauen in die eigene Regierung. Die Schuldenstandquote verdoppelte sich von 40 % des Bruttoin­landsprodukts (BIP) auf 85 %. Das Finanzsystem stand am Rande der Insolvenz und musste in Folge dessen Hilfeleistungen aus dem Euro-Rettungsschirm (ESM) beantra­gen (IW, 2019). Das sonst durchaus positive BIP fiel in den Folgejahren in den negativen Bereich. Dieser Trend konnte erst 2014 gebrochen werden (Hans Böckler Stiftung, 2019). Zwischen 2015 und 2017 stieg der BIP um mehr als 3 %. Der positive Trend des spanischen BIPs lag mit dem Anstieg über 3 % per anno deutlich über dem Durchschnitt im Euroraum (IW, 2019). Hintergrund der Trendwende sind unter anderem Einschnitte in das Arbeitsrecht. Durch die niedrigeren Löhne konnten niedrigere Preise und somit die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Aus der Zunahme der Exporte konnten weitere Arbeitsstellen geschaffen werden (Hans Böckler Stiftung, 2019). Bei Betrachtung der Entwicklung der Im- und Exporte über die Finanzkrise hinaus überwiegen erst seit der Finanzkrise die Exporte. Der Aufschwung ist bei Berücksichtigung der innerpolitischen Situationen mehr als erstaunlich. Spanien bewies politische Instabilität, die sich jedoch kaum in der Wirtschaft widerspiegelte (IW, 2019). Für die Arbeitslosen­quote hatte dies einen positiven Einfluss. Diese konnte von 2014 in den folgenden fünf Jahren um mehr als 10 % auf knapp 14 % gesenkt werden (Laenderdaten, o.J.). Die spanische Arbeitslosenquote ist seit Aufzeichnung überdurchschnittlich hoch im Euro­raum. Der historisch höchste Wert wurde 2013 mit 26,1 % gemessen. Im Durchschnitt liegt die Arbeitslosenquote seit 1991 bei über zehn % (Laenderdaten, o.J.).

3.2 Wirtschaftliche Einordnung Spaniens in Europa

Bevor eine wirtschaftliche Einordnung vorgenommen wird, ist es sinnvoll, zunächst auf weitere Fakten einzugehen. Spanien ist mit 505370 Quadratkilometern der zweigrößte Staat der europäischen Union. Nur Frankreich mit seinen Übersee-Départements ist grö­ßer (Statista, 2022). Trotz der Flächengröße liegt Spanien mit 10,6 % der Gesamtbevöl­kerung der Europäischen Union nur auf Platz vier. Italien, Deutschland und Frankreich stellen eine höhere Bevölkerungsquote dar (Statista, 2021). Insgesamt leben etwa 447 Millionen Menschen in Europa und erreichen eine Erwerbstätigenquote von 73 % (Sta­tistisches Bundesamt, 2022). Mit Beginn der Finanzkrise kehrten die Iberer teilweise über das Erwerbsniveau der neunziger Jahre. Nach der Jahrtausendwende konnte zunächst ein positiver Trend verzeichnet werden. Nach 2008 stieg diese allerdings drastisch und erreichte 2013 den historischen Höchststand (Statista, 2022). Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) hatte drastische Anstiege nicht zu verzeichnen. Vielmehr blieb die Arbeitslosenquote nahezu stabil. Von 2008 auf 2009 stieg die Arbeitslosenzahl um 100.000 an und erreichte den vorläufigen Höchststand mit einer Arbeitslosenquote in Höhe von 8,1 % (Bundeszentrale für politische Bildung, 2021). Bei Betrachtung der ge­samten Union lag Spanien ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Während die 27 EU- Staaten eine Arbeitslosenquote von 9 % zu verzeichnen hatten lag Spanien knapp bei der doppelten Quote (Eurostat, 2012).

Bei Betrachtung der Wirtschaftlichkeit lohnt an dieser Stelle der Blick auf das BIP. Ver­glichen auf dem jeweiligen Anteil pro Kopf in US-Dollar lag Spanien 2009 bei 32131,38 (Statista, 2022). Deutschland lag vergleichsweise bei 42230,43 (Ceic, o.J.). Da Deutsch­land eine deutlich höhere Bevölkerung vorzuweisen hat, ergibt der Blick auf einen wei­teren Vergleichswert Sinn. Die Europäische Union wies 2009 auf einen BIP pro Kopf von 33503,49 auf (Ceic, o.J.). In den Folgejahren konnten die Iberer die Durchschnittsmarke nicht knacken. Bis zum Ausbruch der Covid-19 Pandemie blieben die Spanier bei der BIP Betrachtung pro Kopf in US-Dollar unter der europäischen Union (Statista, 2022). Während die BRD trotz eines zwischenzeitlichen Rückganges im 2015 einen starken positiven Trend zu verzeichnen hat, entwickelte sich der spanische BIP stagnierend (Sta­tista, 2021). Die stärkste gewachsene Wirtschaft der späten 1990er und der frühen 2000er verlor rasant ihre wirtschaftliche Stellung in Europa (Bundeszentrale für politische Bildung, 2019). Zwar befand sich 2017 das spanische Königreich weiterhin unter den zehn stärksten Nationen in der Union. Allerdings sank der Anteil des BIPs auf 7,6 %. Vergleichbare Nationen bauten ihren Anteil aus (Bundeszentrale für politische Bildung, 2019). Trotz der, vergleichsweise, überschaubaren Entwicklungen schafften die Iberer als eine von wenigen Nationen eine Trendwende. Diese hielt zunächst bis kurz vor der pandemischen Situation an (Hans Böckler Stiftung, 2019). Unter Berücksichtigung der innerpolitischen Situation und einer Vielzahl von Neuwahlen, unter anderem aufgrund von Korruption, ist die Entwicklung dennoch positiv zu betrachten. Auch eine anhaltende Regierungsbildung sowie eine Minderheitsregierung konnte dem Trend nicht schaden (Institut der deutschen Wirtschaft, 2019). Expert*innen hofften vor dem Ausbruch der Pandemie auf eine anhaltende Stabilität und das Absenken von politischen Turbulenzen. Die Ungleichgewichte vor und in der zweitjüngsten Krise schienen auf politischer Ebene keine Lehre zu sein. Die einhergehende Regierungslosigkeit und das Zurückstellen von ökonomischen Fragen drosselten die Entwicklungen bis 2019 (Institut der deutschen Wirtschaft, 2019).

3.3 Einfluss der Covid-19 Pandemie

Der Ausbruch der Covid-19 Pandemie traf kein europäisches Land so hart wie das spa­nische Königreich. Im zweiten Quartal 2020 stürzte das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni um historische 18,5 % ein. Der direkte Vergleich zum Vorjahr erscheint noch drastischer: Das Minus lag bei 22,1 % (Handelsblatt, 2020). Der Einbruch ist unter an­derem an den Neuinfektionen in der ersten Welle der Pandemie festzumachen. Mit täg­lichen Neuinfektionen jenseits der zehntausender waren die Iberer im Frühjahr 2020 das am stärksten betroffene Land (Nordlb, 2021). Die bis dahin anhaltende Katalonien-Krise rückte im Zuge der Pandemie in den Hintergrund. Das Land erlebte zuvor Massende­monstrationen in der nordöstlichen Region des Landes. Ziel war die Unabhängigkeit und das Abspalten der spanischen Region vom Zentralstaat Spanien (Landeszentrale für po­litische Bildung Baden-Württemberg, o.J.). Die Wirtschaftsleistung hinkte weitestgehend aufgrund eines wichtigen Sektors. Der Tourismussektor spielt auf der iberischen Halbin­sel eine wichtige Rolle. 2019 steuerte der Sektor etwa 12 % zum Bruttoinlandsprodukt dazu. Im Ausbruchsjahr der Pandemie 2020 brach der Tourismussektor allein um 70 % ein (Nordlb, 2021). Durch das Ausbleiben von circa (ca.) 40 Millionen Touristen fehlten im direkten Konsum 50 Milliarden Euro (Konrad Adenauer Stiftung, 2020). Die anhal­tende Reduzierung der spanischen Staatsverschuldung war mit Erreichen der Pandemie ad acta gelegt. Für den bis 2019 rücklaufenden Wert prognostizierte der IWF für 2021 einen sprunghaften Anstieg auf rund 120 % des BIPs. Das spanische Königreich wies in 2020 bereits die vierthöchste Staatsverschuldung in der EU auf (Nordlb, 2021). Doch nicht nur der Staat arbeitete in der Verlustzone. Gemäß einer Studie der spanischen Zentralbank arbeiteten etwa 58 % aller Unternehmen im negativen Bereich. Auch der Liquiditätsbedarf betrug im ersten Halbjahr 2020 123 % und erreichte somit das Niveau der Jahrtausendwende (Konrad Adenauer Stiftung, 2020).

Mit dem Ausbruch konnte der positive Trend der Arbeitslosenquote ebenfalls nicht ge­halten werden. Zum Ende der ersten Jahreshälfte 2020 verzeichnete das spanische Kö­nigreich eine Quote von 24,7 %. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit stieg rapide an. Mit 32,9 % war Spanien im Mai 2020 Schlusslicht in Europa (Konrad Adenauer Stif­tung, 2020).

Erst der zweiten Jahreshälfte 2021 konnte ein positiver Trend verzeichnet werden. War die grundsätzliche Entwicklung im ersten Quartal noch um mehr als 4 % rückläufig, er­folgte ab dem zweiten Quartal die ersehnte Trendwende. Mit einem Zuwachs in Höhe von 19,8 % konnte das stärkste Wachstum der Geschichte verzeichnet werden (Wirt­schaftskammer Österreich, 2021). Insbesondere Ausrüstungsinvestitionen und die Im­porte waren maßgeblich für die Trendwende. Auch die nicht unerhebliche Tourismus­branche trug ihren Teil bei. Die Sommersaison 2021 brachte knapp zwölf Millionen aus­ländische Touristen ins Land. Die imposante Wachstumsrate zum Vorjahr in Höhe von 131 % wird mit Blick auf das Rekordjahr 2019 gedämmt. Die Besucherzahl von 2021 liegt 59 % unter den Rekordwert (Germany Trade & Invest, 2021). Auch wenn sich ins­gesamt die Wirtschaft über einen moderaten Anstieg in der zweiten Jahreshälfte freuen durfte drosseln steigende Preise den Wachstumsmotor. Das verarbeitende Gewerbe blickt auf hohe Preise und kann sich im Zuge dessen nur unzureichend mit Material ver­sorgen. Die damit verbundenen Verbraucherpreise ziehen nicht nur in dem genannten Gewerbe an. Im Oktober ereilte das spanische Königreich eine Inflation um die 5,4 %. Ein Wert in dieser Höhe wurde letztmalig Ende der Neunziger gemessen (Germany Trade & Invest, 2021).

4 Empfehlungen

Nachdem die spanische Wirtschaft näher betrachtet wurde und einzelne Indikatoren beispielhaft innerhalb der europäischen Union verglichen wurden, wird sich diese Arbeit nun Handlungsempfehlungen widmen. Diese sollen hauptsächlich die Möglichkeiten in­nerhalb der europäischen Union aufzeigen und Lösungsansätze aus der pandemischen Sicht beschreiben. Aufgrund der Fülle an Möglichkeiten werden nur ein überschaubarer Teil der Möglichkeiten und Lösungsansätze aufgezeigt.

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Details

Seiten
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783346656032
ISBN (Buch)
9783346656049
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Fresenius; Köln
Erscheinungsdatum
2022 (Juni)
Note
1,3
Schlagworte
Gesamtwirtschaftliche Indikatoren Spanien Covid-19 Pandemie Corona BIP Bruttoinlandsprodukt Konjunkturindikatoren Wirtschaftskrise Europa
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