Einzelberatung bei Übergewicht. Langfristige Ernährungsumstellung
Abschlussarbeit B-Lizenz Ernährungsberater
Zusammenfassung
Meine Abschlussarbeit ist eine Ernährungsberatung – Einzelberatung Übergewicht. Die fachgerechte Ausarbeitung dieses Ernährungskonzeptes erstreckt sich über den Zeitraum von 3 Monaten. Da Frau Müller eine fiktive Person ist, werde ich mich an einigen Stellen der Ausarbeitung nur mit theoretischen Grundlagen bzw. fiktiven Daten befassen können.
Die Ausarbeitung wird folgende Schwerpunkte umfassen: Anamnese (Allgemeinanamnese; Lebensstil- und Umfeldanamnese; Bewegungsverhalten; Gesundheitsanamnese; Biometrische Daten) und Ernährungsverhalten.
Außerdem erfolgt eine Analyse der Fehler im Essverhalten (Vergleich IST-Soll-Zustand, Optimierungsmöglichkeiten des Essverhaltens (Empfehlungen; Anpassung der Nahrungszusammenstellung), die Definition von Ziele und die Rückfallprophylaxe (Kontroll- und Feedbackgespräche).
Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Informations- und Erst- bzw. Anamnesegespräch
3. Anamnese
3.1 Allgemeinanamnese
3.2 Lebensstil- und Umfeldanamnese
3.3 Bewegungsverhalten
3.4 Gesundheitsanamnese
3.5 Biometrische Daten
3.5.1 Anthropometrische Daten
3.6 Berechnung der ernährungsrelevanten IST-Werte
3.6.1 Berechnung des Grundumsatzes (Ruhe-Nüchtern-Umsatz)
3.6.2 Berechnung des Leistungsumsatzes und des Gesamtenergieumsatzes
3.6.3 Berechnung des Gesamtenergiebedarfs
4. Zielsetzung
5. Ernährungsprotokoll
5.1 Auswertung Ernährungsprotokoll
5.2. Energie-, Vitamin- und Mineralstoffzufuhr Ernährungsprotokoll 7 Tage
5.2.1 Fettzufuhr
5.2.2 Kohlenhydratzufuhr
5.2.3 Eiweißzufuhr
5.2.4 Flüssigkeitszufuhr
5.2.5 Vitamin- und Mineralstoffzufuhr
6. Empfehlungen zur Ernährung und Bewegung
6.1 Optimierungsempfehlung Flüssigkeit
6.2 Optimierungsempfehlung Fett
6.3 Optimierungsempfehlung Kohlenhydrate und Ballaststoffe
6.4 Optimierungsempfehlung Eiweiß
6.5 Optimierungsempfehlung Mikronährstoffe
6.6 Optimierungsempfehlung Bewegung und Sport
6.7 Optimierungsempfehlung Mahlzeiten
6.8 Zusammenfassung Ernährungsempfehlungen und Zielsetzung
7. Feedbackgespräch
7.1. Feedbackgespräch nach vier Wochen
7.2 Feedbackgespräch nach acht Wochen
7.3 Feedback- und Abschlussgespräch nach zwölf Wochen
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
9.1 Internetquellen
9.2 Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Gewichtsprobleme sind für viele Einwohner der westlichen Industrienationen in der heutigen Zeit zum Alltag geworden.1 Aber auch weltweit ist eine starke Zunahme an Übergewicht zu beobachten, und zwar in allen Altersgruppen. Dies kommt zum einen vom Überangebot an Nahrungsmitteln und zum anderen durch Bewegungsmangel verknüpft mit Stress im Beruf und Alltag. Nicht selten essen wir zu viel, zu fett und/oder zu süß. Für Sport nach der Arbeit hat man keine Zeit oder keine Lust mehr, weil man nahezu ausgepowert vom Alltagsstress ist. In den letzten gut zweieinhalb Jahren kam noch ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor dazu, die Corona-Pandemie.
Hat die Pandemie Einfluss auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten und damit auch auf das Gewicht genommen? Diese Frage untersuchte eine Studie der Technischen Universität München (TUM).2 In dieser Studie wurden 1001 Erwachsene im Alter zwischen 18 – 70 Jahren befragt.
„Die Hauptergebnisse sind:
- Etwa ein Drittel der befragten Erwachsenen gab an, mehr zu essen,
überwiegend ungünstige Lebensmittel/Mahlzeiten. Seelische Belastung
förderte ein ungünstiges Essverhalten.
- 39 % haben im Mittel 5,6 kg zugenommen, betroffen waren vor allem
jüngere Menschen mit Übergewicht oder Adipositas.
- Mehr als die Hälfte (52 %) gab an, sich weniger zu bewegen, vor allem bei
seelischer Belastung und hohem BMI.
- Alter, Geschlecht, Bildung, BMI und seelische Belastung sind starke
Einflussfaktoren für Ernährung und Bewegung.“3
In diese Gruppe der Erwachsenen fällt auch meine Klientin Frau Berta Müller, die schon immer etwas übergewichtig war und jetzt in den letzten zwei Jahren nochmals ca. 7 kg zugenommen hat und mit einem BMI von 29,4 fast an der Schwelle zu Adipositas steht.
Meine Abschlussarbeit ist eine Ernährungsberatung – Einzelberatung Übergewicht. Die fachgerechte Ausarbeitung dieses Ernährungskonzeptes erstreckt sich über den Zeitraum von 3 Monaten. Da Frau Müller eine fiktive Person ist, werde ich mich an einigen Stellen der Ausarbeitung nur mit theoretischen Grundlagen bzw. fiktiven Daten befassen können.
Die Ausarbeitung wird folgende Schwerpunkte umfassen:
- Anamnese (Allgemeinanamnese; Lebensstil- und Umfeldanamnese; Bewegungsverhalten; Gesundheitsanamnese; Biometrische Daten)
- Ernährungsverhalten; Ernährungsprotokoll 7 Tage und Auswertung; Berechnung des IST-Zustandes; Berechnung des SOLL-Zustandes
- Analyse der Fehler im Essverhalten (Vergleich IST-Soll-Zustand)
- Optimierungsmöglichkeiten des Essverhaltens (Empfehlungen; Anpassung der Nahrungszusammenstellung)
- Ziele definieren
- Rückfallprophylaxe (Kontroll- und Feedbackgespräche)
- Fazit
2. Informations- und Erst- bzw. Anamnesegespräch
Das Informationsgespräch dient dem ersten Austausch von Informationen und dem Kennenlernen zwischen Ernährungsberater und Klient. Meist ist es ein Telefongespräch, in dem der Klient den ersten Kontakt zum Ernährungsberater (im Text abgekürzt als EB) sucht. Der Ernährungsberater stellt sich kurz vor, die Intension des Klienten wird abgefragt und erste Fragen bezüglich Wünschen/Zielen und Befürchtungen werden geklärt. Für die Schaffung einer vertrauensvollen Basis zur Beratung ist gegenseitige Sympathie die wichtigste Eigenschaft. Besteht hier eine Antipathie wird eine Beratung erfolglos verlaufen.4
Frau Müller meldet sich telefonisch bei mir und äußert ihren Wunsch etwas an ihrer Ernährung ändern zu wollen, da sie sich in ihrer Haut überhaupt nicht mehr wohl fühlt und sie keine passende Hose mehr in ihrem Kleiderschrank hat außer der Jogginghose. So könne sie nicht zur Arbeit gehen, schließlich ist sie Chefassistenz in einer großen Firma. Die Tage im Homeoffice sind gezählt und deshalb möchte sie jetzt beginnen an der Veränderung ihrer Ernährung zu arbeiten. Generell stört sie ihr Gewicht schon länger, sie möchte einfach wieder fitter werden und ihre Lebensqualität verbessern. Ihr Wunsch ist es mindestens 10 kg an Gewicht abzunehmen. Da sie aus früherer Erfahrung weiß, dass sie es nicht allein schafft, möchte sie gern professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ich erkläre ihr, dass es in erster Linie auf ihre aktive Mitarbeit ankommt, der Berater ihr jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht, wir gemeinsam Ziele und den Weg dorthin erarbeiten werden und diese Ziele regelmäßig kontrollieren und ggf. anpassen werden. Zum Schluss kläre ich Frau Müller noch über die Kosten auf und biete ihr an einen Kostenvoranschlag zu erstellen. Ein paar Tage später meldet sich Frau Müller und vereinbart einen Termin zum Erstgespräch.
Damit hat Frau Müller den ersten Schritt gemacht, denn nur wenn ein Klient aus eigenem Antrieb heraus eine Veränderung in Angriff nehmen will, kann sie gelingen. Der EB begleitet seinen Klienten in dieser Zeit, steht ihm für Fragen zur Verfügung, gibt Feedback mit Verbesserungsvorschlägen, regt zur Reflexion und zur Aktion an.
Bei unserem ersten Treffen stellen wir schnell eine gegenseitige Sympathie fest, welche für die nächsten Wochen/Monate der Zusammenarbeit unabdingbar ist, denn nur wenn „die Chemie stimmt“ wird der Klient die Arbeit und die Vorschläge des Ernährungsberaters annehmen.
Frau Müller füllt mir noch die Beratungsvereinbarung, welche den Datenschutz, die Schweigepflicht und den Unterschied zwischen Ernährungsberatung und Ernährungstherapie beinhaltet aus, während ich mir Ihre Anamnese anschaue.
Berta Müller ist 42 Jahre alt, ledig und Chefsekretärin in einer großen Firma. Sie steht ihrem Vorgesetzten rund um die Uhr auch außerhalb ihrer Arbeitszeit zur Verfügung, sollte dies notwendig sein. Sie gibt an daher auch keine Zeit für Sport zu haben. Frau Müller hat keine körperlichen Beschwerden, fühlt sich jedoch oft schlapp und müde. In letzter Zeit ist sie sehr nachdenklich, teilweise frustriert und niedergeschlagen. Die lange Isolation, dass allein sein in der Zeit der Coronapandemie, ist für sie ein Grund dafür. Daher rührt ihrer Meinung nach auch der vermehrte Verzehr von Süßigkeiten und Chips. Da sie die letzten Monate im Homeoffice verbracht hat ist sie sogar noch seltener vor die Tür gekommen als sie das ihren Angaben nach schon ohnehin tut. Sie ist Nichtraucherin. Ihr Arbeitsweg zur Firma beträgt ca. 7 km, dafür nutzt Frau Müller normalerweise den Bus. Das Essen in der Kantine möchte sie in keinem Fall aufgeben, weil sie dort regelmäßig ihre beste Freundin auf einen kurzen Ratsch trifft. Deshalb freut sie sich auch schon wieder darauf in die Firma zum Arbeiten zu gehen. Voller Stolz erzählt sie mir, dass sie sich erst kürzlich ein neues Fahrrad zugelegt hat, denn sie möchte sich definitiv wieder mehr bewegen und sieht Rad fahren als eine für sie in Frage kommende sportliche Möglichkeit an. Ich bestätige Frau Müller in Ihrer Entscheidung zu mehr Bewegung. Berta Müller isst regelmäßig drei Mahlzeiten am Tag, hinzu kommen noch diverse über den Tag verteilte Snacks. Am liebsten trinkt sie Cola oder Saft, denn das hat Geschmack, nicht so wie Wasser, das mag sie gar nicht. Auf die Frage ob sie glaubt, dass sie sich gesund ernährt, antwortet sie mit nein. Ihr Essverhalten beantwortet sie mit „es geht so“, da sie ihre Abendmahlzeit meist vor dem Fernseher zu sich nimmt und morgens während der Arbeit frühstückt.
Als Ziel gibt sie an gern mindestens 10 kg abnehmen zu wollen, körperlich aktiver zu werden und sich gesünder ernähren zu wollen. Ich bitte Frau Müller sich bis zum nächsten Termin Gedanken zu machen, mit welchen kleinen Teilzielen wir ihre Hauptziele erreichen können. Zum Schluss gebe ich ihr noch als Hausaufgabe das Ernährungsprotokoll mit und bitte sie mir dieses ausgefüllt eine Woche vor unserem nächsten Termin zukommen zu lassen. Ich rate Frau Müller beim Arzt eine umfassende Labordiagnose der Blutwerte machen zu lassen, um eventuelle Stoffwechselstörungen auszuschließen. Ebenso bitte ich sie mir, wenn möglich, den Speiseplan der Kantine zukommen zu lassen.
3. Anamnese
Die Anamnese dient dazu, die IST-Situation des Klienten festzustellen, also die momentane Situation, in der sich der Klient gerade befindet. Der Berater bekommt somit einen Einblick in die individuelle gesundheitliche Verfassung, den Lebensstil, das Bewegungsverhalten und die biometrischen Daten.
Ganz wichtig ist der Einblick in das Ernährungsverhalten des Klienten:
- warum esse ich,
- wann esse ich,
- wo esse ich,
- was habe ich gegessen und
- wie habe ich mich gefühlt.
Aus all diesen Informationen kann der EB dann Schlussfolgerungen ziehen in welchem Bereich Handlungsbedarf besteht und wird gemeinsam mit dem Kunden Ziele und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele festlegen. Am besten kann man die Informationen zur Allgemeinanamnese über einen Fragebogen5 abfragen.
3.1 Allgemeinanamnese
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Allgemeinanamnese Berta Müller
3.2 Lebensstil- und Umfeldanamnese
Die Lebensstil- und Umfeldanamnese gibt uns einen Einblick in die Lebensumstände des Klienten. Ist er verheiratet, welchen Beruf übt er aus, wie ist Arbeits- und Freizeit verteilt, welches Stresslevel hat der Klient. Wie viel wird geschlafen und ist der Schlaf ausreichend? Raucht der Klient oder trinkt er Alkohol, wenn ja wie viel/oft? Dies ist deshalb wichtig, damit wir in der Beratung dem Klienten sinnvolle und fachgerechte Tipps und Ratschläge geben können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Umfeld- und Lebensstilanamnese Berta Müller
Wie Frau Müller im Erstgespräch erzählt, arbeitet sie bei einer großen Firma als Chefsekretärin in Vollzeitanstellung. Die Homeofficezeit ist nun vorbei und sie muss wieder täglich ins Büro. Da sie in ihrem Job die rechte Hand des Chefs ist, kommt es oft zu Überstunden. Sie wird auch manchmal noch am Abend vom Vorgesetzten kontaktiert. Dies führt dazu, dass sie abends nie wirklich abschalten kann, und sie fühlt sich müde, schlapp und ist gestresst. Sie ist froh, wenn sie abends einfach nur auf dem Sofa liegen und fernsehen schauen kann. Da sie ihre beste Freundin aufgrund des Homeoffice und der Coronaregelungen nur sehr selten sieht, telefoniert sie ein bis zweimal pro Woche mit ihr und isst nebenbei Chips oder Süßes. Meine Frage ob sie raucht, verneinte sie.
Frau Müller ist ledig und wohnt im 8. Stock eines Hochhauses, zu ihrer Wohnung nimmt sie immer den Fahrstuhl.
Ihren Schlafrhythmus und die Schlafdauer beschreibt Berta Müller als konstant. Sie geht regelmäßig zwischen 22:00 Uhr und 22:30 Uhr ins Bett und schläft ca. 8 Stunden. Sie hat bereits ein paar Diäten ausprobiert doch nach jeder Diät folgte der Jo-Jo-Effekt.
3.3 Bewegungsverhalten
Hier wollen wir von unserem Klienten etwas über sein tägliches Bewegungsverhalten erfahren und ob er zusätzlich Sport betreibt. Wenn ja welche Art von Sport und wie oft in der Woche. Dies ist wichtig zu wissen, da sich durch Sport der Gesamtenergieverbrauch der Person verändert und bei der Berechnung dessen berücksichtigt werden muss. Mehr Bewegung/Sport bedeutet einen höheren täglichen Kalorienverbrauch, da der Körper mehr Energie benötigt.
Aus der Anamnese wissen wir, dass Berta Müller keinen Sport betreibt. Durch die Pandemie hat sich nach ihren Angaben ihr Bewegungsverhalten im Vergleich zu davor verschlechtert. Früher ist sie viel mit ihrer Freundin draußen im Grünen gewesen, sie haben sich regelmäßig zu langen Spaziergängen getroffen, haben Ausflüge gemacht. Durch die Homeofficesituation fehlte auch noch die tägliche Bewegung zur Arbeitsstelle und zurück.
3.4 Gesundheitsanamnese
Hier geht es darum den Gesundheitszustand des Klienten abzufragen. Es werden relevante Vorerkrankungen abgefragt, familiäre Erkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Medikamenteneinnahme etc.. Auch ist eine ärztliche Untersuchung bezüglich eventuell vorliegender Stoffwechselerkrankungen sinnvoll. Denn eine Ernährungsberatung ist immer eine präventive Maßnahme und geht von einem stoffwechselgesunden Menschen aus. Sollte sich bei der Auswertung der Gesundheitsanamnese eine Stoffwechselerkrankung herausstellen, liegt es im Verantwortungsbereich des Ernährungsberaters den Klienten an einen Facharzt zu vermitteln, der dann entscheidet, ob der Patient eine Ernährungstherapie braucht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Auszug Gesundheitsanamnese mit internistischen Daten Frau Müller
Bei Frau Müller liegen keine bedenklichen Erkrankungen vor. Ihr Blutdruck liegt im hochnormalen Bereich. Der Bereich für einen normalen Blutdruck liegt bei 120-129/80-84 mmHg6. Da Frau Müller angibt, dass ihr Vater an Bluthochdruck leidet, welcher medikamentös behandelt wird, sollte hier durch gezielte Ernährungsumstellung ein normaler Blutdruck angestrebt und durchaus auch erreichbar sein. Hoher Blutdruck kann vererbbar sein aber auch durch falsche Ernährung entstehen. Er ist ein hoher Risikofaktor für Arteriosklerose, Schlaganfall, Herzinfarkt- und insuffizienz. Von Seiten der Ernährung her wirken auf den Blutdruck unabhängig voneinander folgende Faktoren ein: Alkoholkonsum, zu hohe Kochsalzzufuhr und eine zu hohe Kalorienzufuhr. Es können auch noch andere Ursachen in Betracht kommen wie: zu wenig Bewegung, Stress über einen längeren Zeitraum oder das Schlafapnoe-Syndrom.7
Erwähnt sei noch, dass ein zu hoher Kochsalzkonsum nicht zu Bluthochdruck führt aber bei bestehendem Bluthochdruck auf eine Kochsalzreduktion zu achten ist! Ebenfalls eine große Rolle spielen die Höhe und Art der Fettzufuhr und der Kalium-, Kalzium- und Magnesiumgehalt der Nahrung.8
Blutdruck-Normalwert-Tabelle WHO
Einteilung der Blutdruck-Normalwerte laut WHO (Weltgesundheitsorganisation):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Einteilung der Blutdrucknormalwerte WHO Quelle: https://www.blutdruckdaten.de/lexikon/blutdruck-normalwerte.html
Um einer Hypertonie entgegenzuwirken, sollten die folgenden Maßnahmen umgesetzt werden:9
- Übergewicht reduzieren durch Ernährungsumstellung mit Kaloriendefizit
- Kochsalzgehalt auf < 6 g/Tag senken
- Alkoholkonsum auf < 20 g/Tag einschränken
- Fett als Energiezufuhr 30 % davon je 10 % gesättigte, einfach gesättigte und mehrfach gesättigte Fettsäuren zu sich nehmen, bevorzugt pflanzliche Fette
- Hohe Zufuhr von Ballaststoffen, Kalium, Kalzium, Magnesium und Vitaminen
3.5 Biometrische Daten
Die biometrischen Daten unterscheidet man in anthropometrische Daten (messbare Daten) und internistische Daten (körperinterne Daten). Diese Daten lassen sich durch Messen und Wiegen erheben und man kann im Verlauf der Beratung anhand der Daten dem Klienten den Fortschritt sichtbar machen, z.B. Körpergewicht, Bauchumfang oder Körperfettgehalt. Das „sichtbar machen“, also das Visualisieren hat einen psychologischen Einfluss auf den Klienten, es kann sich als positiver Verstärker auswirken, wenn man vor Augen gehalten bekommt, wie z.B. 4 kg in Form von Butterstücken oder Wasserflaschen aussehen.
Zu den anthropometrischen Daten gehören: Körpergröße, Körpergewicht, Body-Mass-Index (BMI), Taillen-Hüft-Verhältnis (WHR, Waist-to-Hip-Ratio) sowie das Körperfett. Zu den internistischen Daten gehören u.a. Blutdruckwerte und die Herz-Ruhe-Frequenz. Diese Daten haben wir uns bereits im Punkt 3.4. näher angeschaut.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: IST-Zustand Frau Müller Biometrische Daten
3.5.1 Anthropometrische Daten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: BMI Klassifikation Erwachsene
Für eine schnelle Berechnung in der Praxis kann man sich z.B. aus der Apotheke eine BMI-Scheibe besorgen oder man benutzt ein Nomogramm. Bei einem Nomogramm ist auf der rechten Achse die Körpergröße und auf der linken Achse das Körpergewicht angegeben. Verbindet man beide Daten mit einem Lineal kann man an der Scala in der Mitte den BMI ablesen.10
Als Referenzwert lt. WHO (Weltgesundheitsorganisation) gilt ein BMI von 18,5 – 24,9 = Normalgewicht.11
Demnach hat Frau Müller mit einem Wert von 29,4 Präadipositas, sprich leichtes Übergewicht.
Allerdings spielen bei der Berechnung des BMI viele Faktoren eine Rolle. Dazu gehören neben Körpergröße und Körpergewicht auch das Alter, Geschlecht, Körperzusammensetzung und mögliche Erkrankungen. Mit zunehmendem Alter ist eine Zunahme des Körpergewichtes zu beobachten, Grund sind Stoffwechselverschiebungen (Muskelabbau und Fettaufbau). Daher verschiebt sich auch das Optimum für den BMI ab dem 35. Lebensjahr etwas nach oben.
Der BMI sollte bestenfalls immer mit einer Körperfettmessung verbunden werden, da er als alleiniger Wert nur bedingt aussagekräftig ist, denn ob ein Gewicht schädlich ist, hängt vom Körperfettanteil ab und diesen berücksichtigt der BMI nicht. Ein Sportler z.B. kann einen hohen BMI aufgrund seiner hohen Muskelmasse haben, bei älteren Menschen unterschätzt der BMI den Fettanteil, da Muskelmasse im Alter abnimmt. Ebenso kommt es bei kleinen Personen häufiger dazu, dass sie als übergewichtig gelten und sehr große Personen werden eher zu selten als übergewichtig eingestuft.
Ein gutes Maß, um die Fettverteilung am Körper festzustellen ist das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang (WHR, Waist-to-Hipp-Ratio). Hierbei wird die Hüfte und die Taille in cm gemessen und dann der Taillenumfang durch den Hüftumfang geteilt.
Wenn ein geringes Übergewicht vorliegt, ist es immer sinnvoll diesen Wert zu bestimmen, um eine bessere Beurteilung einer notwendigen Gewichtsreduktion vornehmen zu können.
WHR = Taillenumfang in cm / Hüftumfang in cm12
Zielwerte für das Umfangverhältnis (WHR) ist bei Männern < 1 und bei Frauen < 0,85. Zielwerte für den Taillenumfang sind bei Männern < 94 cm und bei Frauen < 80 cm.
Ebenso wichtig ist es den Bauchumfang zu messen. Bei Männern sollte dieser unter 102 cm und bei Frauen unter 88 cm liegen.
Ob man ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II oder Bluthochdruck hat, hängt im Wesentlichen von der Fettverteilung ab.
Besonders gefährdet ist der sogenannte „Apfeltyp“, hier sammelt sich das Fett vorwiegend im Bauchbereich an. Diese Form nennt man auch die androide (zentrale, viszerale) Form. Fett, welches sich im Bauchraum ablagert, gilt als gesundheitlich problematischer als Fett an anderen Körperstellen, weil es sich stärker auf den Stoffwechsel auswirkt. Eine androide Fettverteilung liegt bei einem Umfangverhältnis von >1 bei Männern und >0,85 bei Frauen vor.
[...]
1 Auf Grund der besseren Lesbarkeit ist die Arbeit in der männlichen Form geschrieben. Wenn nicht ausdrücklich gekennzeichnet beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.
2 Pressemitteilung „Corona befeuert eine andere Pandemie“ – TUM https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/36713 vom 02.06.2021
3 Power Point Präsentation EKFZ vom 02.06.2021 https://www.ekfz.tum.de/fileadmin/PDF/PPT__EKFZ_und_Forsa_2_Final.pdf
4 Sofern keine anderen Quellenangaben gemacht werden, basieren die Informationen für diese Arbeit auf dem Inhalt der Skripten der Academy of Sports: „Grundlagen der Ernährung“, „Grundlagen der Nährstoffe“, „Ernährungsberatung“
5 Beispielfragebogen von der Academy of Sports siehe Anhang
6 Siehe Abbildung, Seite 7 Blutdruckwerte
7 Vgl. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/ursachen-risikofaktoren.html
8 Lehrskript Ernährungsberatung, Kap. 2.1.2.2
9 Lehrskript Ernährungsberatung, Kap. 2.1.2.2
10 Lehrskript Academy of Sports „Grundlagen der Ernährung“ Seite 55
11 Lehrskript Academy of Sports „Grundlagen der Ernährung“ Seite 56
12 Skript Academy of Sports „Grundlagen Ernährung“ Seite 60