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Depressive Erkrankungen in Zeiten der Covid-19-Pandemie

©2022 Hausarbeit 15 Seiten

Zusammenfassung

In Deutschland erkranken laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (2021) jährlich 27,8 Prozent der Erwachsenen an psychischen Erkrankungen. Das entspricht 17,8 Millionen Menschen. Die häufigsten Erkrankungen sind Angststörungen (15,4%) und affektive Störungen, die in unipolare Depression (9,8%) und bipolare Depression (8,2%) unterteilt werden (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V., 2021). Damit zählen psychische Erkrankungen zu den vier wichtigsten Ursachen für Einschränkungen in der Gesundheit und verringern die Lebenserwartung von Betroffenen um ungefähr 10 Jahre (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V., 2021).

Die Jahre 2020 und 2021 waren aufgrund der Covid-19-Pandemie einschneidende Jahre in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens. Daher beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Einflüssen der Pandemie auf depressive Erkrankungen. Dabei geht sie auf die Neuerkrankungen in Deutschland ein und behandelt nicht die möglichen Veränderungen bei bereits erkrankten Patientinnen und Patienten. Dafür wird zu Beginn ein Grundstein für das Verständnis dieser Erkrankung gelegt und das Krankheitsbild beschrieben sowie die Prävalenz und die Risiko- und Schutzfaktoren dargestellt. Darauf folgt die Darlegung der Lage vor der Covid-19-Pandemie und die Veränderungen durch diese. Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert und münden in einen Ausblick.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Depressionen als Krankheitsbild
2.1 Prävalenz
2.2 Risiko- und Schutzfaktoren

3. Depressive Erkrankungen vor der Covid-19-Pandemie

4. Einfluss der Pandemie auf Depressionen

5. Diskussion

6. Ausblick

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In Deutschland erkranken laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (2021) jährlich 27,8 Prozent der Erwachsenen an psychischen Erkrankungen. Das entspricht 17,8 Millionen Menschen. Die häufigsten Erkrankungen sind Angststörungen (15,4%) und affektive Störungen, die in unipolare Depression (9,8%) und bipolare Depression (8,2%) unterteilt werden (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V., 2021). Damit zählen psychische Erkrankungen zu den vier wichtigsten Ursachen für Einschränkungen in der Gesundheit und verringern die Lebenserwartung von Betroffenen um ungefähr 10 Jahre (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V., 2021).

Die Jahre 2020 und 2021 waren aufgrund der Covid-19-Pandemie einschneidende Jahre in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens. Daher beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Einflüssen der Pandemie auf depressive Erkrankungen.

Dabei geht sie auf die Neuerkrankungen in Deutschland ein und behandelt nicht die möglichen Veränderungen bei bereits erkrankten Patientinnen und Patienten.

Dafür wird zu Beginn ein Grundstein für das Verständnis dieser Erkrankung gelegt und das Krankheitsbild beschrieben sowie die Prävalenz und die Risiko- und Schutzfaktoren dargestellt. Darauf folgt die Darlegung der Lage vor der Covid-19-Pandemie und die Veränderungen durch diese. Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert und münden in einen Ausblick.

2. Depressionen als Krankheitsbild

Depressionen gehören zu den affektiven Störungen und lassen sich in die unipolare und bipolare affektive Störung einteilen (Caspar, Pjanic & Westermann, 2018, S. 55). Unipolare Depressionen bezeichnen eine episodisch verlaufende psychische Störung, dessen Kernsymptome sich in psychischer Niedergeschlagenheit, beziehungsweise Traurigkeit zeigen, die durch eine Beeinträchtigung der Gefühls- und Stimmungslage entstehen (Wirtz, 2020). Darüber hinaus treten auch Symptome in den Bereichen der Motivation, Kognition, dem Verhalten und dem Körper auf. Diese äußern sich beispielsweise in Form von Energieverlust, Antriebs- und Interessenverlust, verminderte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, einem sozialen Rückzug, psychosomatischer Unruhe, Gewichts- und Appetitverlust und Schlaflosigkeit (Caspar, et al., 2018, S. 56). Besonders große Auswirkungen haben depressive Erkrankungen auf die Schule oder den Beruf und soziale Kontakte.

Bipolare Depressionen treten ebenfalls episodisch auf. Während bei unipolaren Störungen lediglich depressive Episoden auftreten, wechseln sich bei bipolaren Störungen depressive und manische Episoden ab (Caspar et al., 2018, S. 58). Die depressiven Episoden äußern sich durch die oben genannten Symptome, während manische Phasen einen affektiven Zustand von freudig-euphorischer oder gereizter Stimmung beschreiben. Sie äußern sich unter anderem durch Hyperaktivität, ein vermindertes Schlafbedürfnis, Rededrang und Ideenflucht (Caspar et al., 2018, S. 57).

Die vorliegende Hausarbeit wird im Verlauf einen besonderen Schwerpunkt auf die Auswirkungen auf unipolare Störungen legen.

2.1 Prävalenz

Die Prävalenz depressiver Störungen nimmt seit den 1940er Jahren zu. Weltweit erleben 20 Prozent der Bevölkerung mindestens eine depressive Episode. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer (Wirtz, 2020). Depressive Erkrankungen treten häufig mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Am höchsten ist die Komorbiditätsrate bei Angststörungen, Substanzstörungen und somatoforme Störungen. Weiterführend treten sie auch mit körperlichen Erkrankungen auf, darunter beispielsweise Diabetes, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfällen und neurodegenerative Erkrankungen (Wirtz, 2020).

2.2 Risiko- und Schutzfaktoren

Um an einer Depression zu erkranken, gibt es Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen.

Demnach gibt es genetisch vulnerable Individuen, die grundsätzlich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung mitbringen. Im Zusammenspiel mit äußeren Faktoren, wie beispielsweise einem Verlust, einer Trennung oder Überforderung wird das Auftreten einer depressiven Störung bedingt (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 24).

Zusätzlich belegen mehrere genetisch epidemiologische Studien eine gewisse genetische Vererbung. So haben Angehörige ersten Grades ein 50 Prozent höheres Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zu erkranken. Generell wird davon ausgegangen, dass Alterationen auf verschiedenen Genen affektive Störungen beeinflussen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 24).

Ein weiterer Risikofaktor umfasst die Stressreaktion, beziehungsweise die Stressbewältigung. Diese hat einen entscheidenden Einfluss auf die beteiligten Neurotransmitter, die bei einer affektiven Störung wirken. Die Kontrollierbarkeit der Stressquelle hat eine entscheidende Rolle. Fällt diese in den Bereich der erlernten Hilflosigkeit und ist demnach unkontrollierbar, führt dies zu Überforderung und hat depressionsäquivalentes Verhalten als Folge (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 24).

Ein Separationsexperiment zeigt weiterführend, dass depressiven Patientinnen und Patienten als Kinder zwei- bis dreimal so häufig Verlusterlebnisse widerfahren sind, was darauf schließen lässt, dass Trennungsverluste eine höhere Vulnerabilität bedingen und im späteren Leben zu Depressionen führen können (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 25).

Auch das psychodynamische Modell besagt, dass depressive Menschen eine höhere Trennungsempflindlichkeit aufweisen, die ihren Ursprung in der Kindheit hat. Dadurch entwickelt sich im Erwachsenenalter eine ständige Abhängigkeit von wichtigen Bezugspersonen oder eben das Gefühl von Beziehungslosigkeit und Einsamkeit (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 25).

Laut dem verstärkungstheoretischen interpersonellen Erklärungsmodell hat der Wegfall von Belohnungen, die das Wohlbefinden positiv beeinflussen, einen Einfluss auf die Erkrankung an Depressionen. Dieser Wegfall mündet in einen Rückzug von Verhaltensweisen, der alternative Verstärkerquellen unerreichbar macht. Besonders einflussreich ist der Verlust sozialer Verstärkung (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 25).

Abschließend beschreiben kognitionspsychologische Hypothesen, dass depressive Störungen auf dysfunktionalen Einstellungen und negativen automatischen Gedanken über sich selbst und die Umwelt beruhen (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, 2015, S. 25).

Anschließend an die Übersicht der Risikofaktoren folgt nun die Darstellung verschiedener Schutzfaktoren.

Schutzfaktoren werden in der Psychologie auch „Resilienz“ genannt. Der Begriff stammt aus dem lateinischen und bedeutet „abprallen“ oder „zurückspringen“. In der Psychologie und Medizin beschreibt der Begriff die „seelische Widerstandskraft“, also die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung oder Rückgewinnung der psychischen Gesundheit (Helmreich & Lieb, 2015, S. 52).

Resilienz wird beschrieben als dynamisch, situationsspezifisch und multidimensional (Helmreich & Lieb, 2015, S. 53).

Auch wenn die Resilienz häufig mit den Risikofaktoren in Verbindung gebracht wird, ist sie nicht als Gegenpol, sondern als eigenständiges Konstrukt zu betrachten (Helmreich & Lieb, 2015, S. 54).

Als Schutzfaktoren gelten laut Helmreich und Lieb (2015) positive Emotionen, Optimismus, Hoffnung, Selbstwirksamkeitserwartung, also das Vertrauen in sich, Anforderungssituationen eigenständig zu bewältigen und abschließend die soziale Unterstützung (Helmreich & Lieb, 2015, S. 54). Darüber hinaus werden Kontrollüberzeugung, Coping, Selbstwertgefühl, Kohärenzgefühl, Hardiness, Religiosität und Spiritualität als Schutzfaktoren diskutiert (Helmreich & Lieb, 2015, S. 54). Allerdings sind diese Faktoren nicht belegt und stellen im Fall eines Fehlens möglicherweise Risikofaktoren dar (Helmreich & Lieb, 2015, S. 54).

3. Depressive Erkrankungen vor der Covid-19-Pandemie

Um eine Vergleichbarkeit des Einflusses der Covid-19-Pandemie auf depressive Erkrankungen zu ermöglichen, werden im Folgenden die Prävalenzentwicklungen der letzten Jahre dargestellt.

Zur Untersuchung depressiver Symptomatiken bei Erwachsenen in Deutschland untersuchten Bretschneider, Kuhnert und Hapke von November 2014 bis Juli 2015 24.016 Personen in Deutschland. Davon 13.144 Frauen und 10.872 Männer (Bretschneider, Kuhnert & Hapke, 2017, S. 82). Zu diesem Zeitpunkt lag die Prävalenz an einer Depression zu erkranken bei 10,1 Prozent, wobei Frauen häufiger erkrankten (11,6%) als Männer (8,6%) (Bretschneider et al., 2017, S. 82).

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen, so sind junge Frauen am häufigsten betroffen, ältere Menschen ab 65 Jahren hingegen am seltensten (Bretschneider et al., 2017, S. 83). Neben den altersabhängigen Unterschieden weisen die Ergebnisse deutliche Unterschiede in den Bildungsgruppen auf. Demnach sind Personen, die einer unteren Bildungsgruppen angehören, häufiger erkrankt (14,8%), während die Prävalenz bei Personen der oberen Bildungsgruppe deutlich geringer ist (5,8%) (Bretschneider et al., 2017, S. 83).

Abschließend stellen Bretschneider, Kuhnert und Hapke (2017) regionale Unterschiede fest. So sind Frauen in Berlin und Brandenburg (jeweils 14,6%) nahezu doppelt so häufig betroffen wie Frauen in Thüringen (7,4%). Bei Männern hingegen sind die Prävalenzen im Saarland (11,4%) und Nord-Rhein-Westfalen (10,9%) deutlich höher als beispielsweise in Bayern (5,7%) (Bretschneider et al., 2017, S. 84). Diese regionalen Unterschiede liegen den unterschiedlichen Ausprägungen der Alters- und Sozialstruktur zugrunde (Bretschneider et al., 2017, S. 85). Möglicherweise können auch die räumlichen Verteilungen von Risiko- und Schutzfaktoren ein Grund für die Abweichungen der Ergebnisse sein (Bretschneider et al., 2017, S. 85).

Eine aktuellere Studie untersuchte von April 2019 bis September 2020 23.001 Personen (Heidemann, Scheidt-Nave, Beyer, A, Baumert, Thamm, Maier, Neuhauser, Fuchs, Kuhnert, & Hapke, 2021, S. 4). Die Gesamtprävalenz an Depressionen zu erkranken liegt bei 8,3 Prozent, wobei Frauen mit 8,8 Prozent wie auch in der vorangegangenen Studie häufiger betroffen sind als Männer mit 7,5 Prozent (Heidemann et al., 2021, S. 9). Die Ergebnisse weisen einen Altersunterschied in beiden Geschlechtern auf. Am häufigsten betroffen sind Frauen in der Altersgruppe von 18-29 Jahren (11,8%). Die Prävalenz ist bei Männern im Alter von 65-79 Jahren am geringsten (4,4%). Generell zeigen Personen in dieser Altersgruppe seltener depressive Symptomatiken (Heidemann et al., 2021, S. 9).

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Details

Seiten
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783346663504
ISBN (Buch)
9783346663511
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Erscheinungsdatum
2022 (Juni)
Note
1,0
Schlagworte
Covid-19-Pandemie Corona Depressionen Depressive Erkrankungen
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