Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Analyse auf das Erzählschema des Doppelwegs bezogen auf die Artusromane "Erec" und "Erec et Enide". Sind die beiden Romane in ihrem Schema komplett identisch oder gibt es Unterschiede, die vom stereotypen Doppelweg abweichen? Erec, geschrieben von Hartmann von Aue, ist wohl einer der bekanntesten Artusromane, angelehnt an den Roman "Erec et Enide" von Chretien de Troyes.
Zu Beginn wird der Begriff Erzählschema definiert und Bezug auf die Romane von Chretien und Hartmann genommen. Dabei steht der Doppelweg als Erzählschema im Fokus. Dazu werde ich kurz die Thesen von Kuhn, Fromm und Haug aufzeigen und eventuelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Um das Erzählschema der beiden Romane zu vergleichen, betrachte ich die die Szenen des Verligens und die Königskrönung am Artushof, also Anfang und Ende des zweiten Handlungszyklus. Dabei wird der Versuch unternommen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Thema Erzählschema herauszuarbeiten. Zusätzlich wird darauf eingegangen, ob die Szenen in ein typisches Erzählschema passen oder ob es Unstimmigkeiten gibt. Zum Schluss werde ich meine Ergebnisse noch einmal kurz zusammenfassen und mit einem Fazit abschließen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Definition Erzahlschema
3. Der Doppelweg
3.1 verligen
3.2 Konigskronung
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die folgende Hausarbeit beschaftigt sich mit der Analyse auf das Erzahlschema des Doppelwegs bezogen auf die Artusromane „Erec“ und „Erec et Enide“. Sind die beiden Romane in ihrem Schema komplett identisch oder gibt es Unterschiede, die vom stereotypen Doppelweg abwei- chen? Erec, geschrieben von Hartmann von Aue, ist wohl einer der bekanntesten Artusromane, angelehnt an den Roman „Erec et Enide“ von Chretien de Troyes. Zu Beginn wird der Begriff Erzahlschema definiert und Bezug auf die Romane von Chretien und Hartmann genommen. Da- bei steht der Doppelweg als Erzahlschema im Fokus. Dazu werde ich kurz die Thesen von Kuhn, Fromm und Haug aufzeigen und eventuelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Um das Erzahlschema der beiden Romane zu vergleichen, betrachte ich die die Szenen des Ver- ligens und die Konigkronung am Artushof, also Anfang und Ende des zweiten Handlungszyklus. Dabei wird der Versuch unternommen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Thema Erzahl- schema herauszuarbeiten. Zusatzlich wird darauf eingegangen, ob die Szenen in ein typisches Erzahlschema passen oder ob es Unstimmigkeiten gibt. Zum Schluss werde ich meine Ergebnisse noch einmal kurz zusammenfassen und mit einem Fazit abschlieBen.
2. Definition Erzahlschema
Im mittelalterlichen Erzahlen spielte schematisches schriftliterarisches Erzahlen eine wichtige Rolle. „Ein Schema bezeichnet in der Narratologie spezifische Abfolgen von Handlungen.“1 Diese Syntagmen werden auf stereotype Handlungsmuster fur Textgruppen oder Gattungen untersucht. Um herauszufinden ob Texte solche Erzahlschemata aufweisen, mussen sie konkret rekonstruiert werden.
„Das Erzahlschema faBt die wichtigsten handlungsfunktionalen Elemente der in einem Text darge- stellten Fabel (.histoire'; /" Plot) zusammen und wird vom Medium und der spezifischen Gestaltung (.discours') der Darstellung unterschieden. Wahrend sich der Begriff ,Plot' auf die Handlungsstruktur einzelner Texte bezieht, bezeichnet Erzahlschema stereotype Handlungsmuster, die uber einen indivi- duellen Text hinaus fur Textgruppen oder Gattungen charakteristisch sind.“2
Um ein Erzahlschema zu entwickeln, gibt es „drei idealtypische Moglichkeiten“3. Eine davon ist es, alle Texte als Grundlage zu nehmen und so ein gemeinsames Schema herauszuarbeiten. Dieses Schema musste allerdings mit vielen Abweichungen umgehen, da aus allen Texten der Mit- telwert genommen wird. So ist es schwierig, diesem Schema einzelne Texte zuzuordnen und zu vergleichen. In der zweiten Moglichkeit wird einer der Texte als „Prototyp“4 gesehen, der als Norm fur die spateren Texte fungiert. Da mittelalterliche Texte haufig nicht exakt datiert werden konnen, kann es schwierig werden den altesten zu finden und ihn zu einem Prototyp zu ernennen. Ein „Idealtypus“5 geht diesem Problem aus dem Weg. Da sich die einzelnen Uberlieferungen beispielsweise durch kulturelle Muster in Details unterscheiden, wird ein Idealer Ablauf konstru- iert, der nicht auf einem einzelnen Prototyp basiert. Ist ein Schema erst einmal erstellt, so ist es fur den Rezipienten wesentlich einfacher, sich den Text zu merken, da dieser mit anderen Hand- lungsmustern verglichen werden kann. Das heiBt aber nicht, dass Texte einfach stumm wiedergegeben werden. Zum Beispiel liefern Abweichungen und Auslassungen den Texten im mittelalterlichen Wiedererzahlen ganz besondere literarische Kreativitat.6
3. Der Doppelweg
Der Begriff „Doppelweg“7 wurde erstmals 1969 von Hans Fromm, in Anlehnung an den „dopp- leten Cursus“8 von Hugo Kuhn benutzt. Der Doppelweg ist ein wichtiger Bestandteil der Gattung Artusroman im Hinblick auf das Erzahlschema. Hugo Kuhn hat sich mit den Moglichkeiten be- fasst, Erec als Erzahlschema zu konstruieren. Kuhn hat den Erec Roman von Chretien als Proto- typ ausgewahlt. Dadurch lassen sich die Texte von Hartmann und Chretien sehr gut auf Unter- schiede und Gemeinsamkeiten unterscheiden.
„Im Mittelpunkt steht ein allein ausziehender Held, der eine nach dem Prinzip von Steigerung und Korrektur angelegte zweifache Reihe von Aventiuren (DOPPELWEG, DOPPELTER CURSUS) zu durchlaufen hat, in der er sich als Individuum und am Ende als Glied der Gesellschaft erfahrt. Aus- gangspunkt ist eine als Aventiure erscheinende Provokation der Idealitat des Artushofes, die durch den Ritter bewaltigt wird, was zu einer nur scheinhaften Harmonie fuhrt. Auf einer zweiten Aventiure- Fahrt wird in gestufter Form die endgultige Integration des Helden erreicht.“9
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1 Schulz, Armin: Erzahltheorie in mediavistischer Perspektive. Studienausgabe. 2., durchgesehene Auflage. Berlin, Boston: De Gruyter 2015. S.184.
2 Martinez, Matias: Erzahlschema In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. Von Klaus Weimar u.a. Berlin, New York 1997, S. 506.
3 Schulz (2015) S.188.
4 Ebd. S.189.
5 Ebd.
6 Vgl. ebd. S.186f.
7 Fromm, Hans: Doppelweg. In: Werk-Typ-Situation. Studien zu poetologischen Bedingungen in der alteren deutschen Literatur. Hrsg. von Ingeborg Glier. (u.a.) Stuttgart 1969.
8 Kuhn, Hugo: Erec, in: Festschrift fur Paul Kluckhohn und Hermann Schneider, Tubingen 1948, S.134.
9 Mertens, Volker: Artusepik. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. Von Klaus Weimar u.a. Berlin, New York 1997, S. 153 - 156.