Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen Risiko und Unwissenheit am Beispiel der Plastikschwierigkeiten zu analysieren. Daher wird sich der erste Teil der Arbeit mit einer genauen Definition dieser beiden Begriffe befassen. Darüber hinaus werden die Probleme bei der Entwicklung, Produktion und Nutzung von Kunststoffen dargestellt und unter Bezugnahme auf Risiko und Unwissenheit erläutert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Begriff des Risikos
3. Die Bedeutung von Nichtwissen
4. Das Plastikproblem
4.1. Die Entwicklung und Entstehung von Kunststoff
4.2. Erfolg von Plastik? Vor- und Nachteile
4.3. Veranderung ist notig
5. Fazit
6. Literatur
Abstract
The aim of this paper is to analyse the connection between the two terms, risk and nescience, with the example of plastic difficulties. Therefore the first part of the assignment will deal with an accurate definition of those two terms. Furthermore the problems with development, production and utilization of plastic will be illustrated and explained, referring to risk and nescience.
1. Einleitunq
Bei all den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Veranderungen, die momentan auf der ganzen Welt passieren und die in den Medien Tag taglich gezeigt werden, scheint das Thema Umwelt und die Auswirkungen, die sich durch die neuen Veranderungen ergeben, sehr in den Hintergrund geruckt zu sein. Dabei ist kaum ein Thema stets so aktuell und wohl eines derwichtigsten, das uns alle betrifft, die Natur. Schlie&lich geht es dabei um unseren Lebensraum und um unsere Zukunft. Die Umweltproblematik fuhrt schon seit vielen Jahren, als ein zentrales Thema der Offentlichkeit, immer wieder zu Konflikten. Denn die okologische Problematik betrifft fast jeden Bereich des Lebens. Dazu gehoren die Politik, die Medien, die Technik, die Wirtschaft, die Wissenschaft, die Kultur und naturlich auch das Alltagsleben selbst. Das Umweltproblem hat sich durch seine strukturellen Wandlungsprozesse und durch das beschleunigte wirtschaftliche Wachstum langst zu einem globalen Thema entwickelt, welches die gesamte Menschheit betrifft. Die, durch den Menschen verursachten, Umweltprobleme, wie sie durch z.B. Atomkraft, FCKW Oder Plastik entstanden sind und die, sich dadurch verandernden, Lebensraume sind nicht nur Themen von Natur- und Ingenieurswissenschaften, sondern auch der Kultur- und Sozialwissenschaften. Denn das Thema birgt sowohl Auswirkungen auf das soziale, als auch auf das gesellschaftliche Leben. Deswegen befasst sich die Soziologie in diesem Bereich besonders mit den sozial produzierten okologischen Problemen und den gesellschaftlichen Reaktionen auf okologische Probleme. Diese Reaktionen und die folgende Akzeptanz der Umweltveranderungen sind auch stark kulturell bedingt. Auch die Folgen und Nebenfolgen von Handlungen einzelner Individuen sind Bestandteil der Umweltsoziologie. Ebenfalls ein Thema der Umweltsoziologie sind die immer grower werdenden Risiken und das sich dadurch steigernde Nichtwissen. Was genau man unter diesen beiden Begriffen versteht, wie sie zustande kommen und welche Auswirkungen sie haben, soil nun im Folgendem genauer erlautert werden. Die beiden Begriffe sollen am Beispiel des Problems der Herstellung und Entsorgung von Plastikmull detailliert dargestellt werden.
2. Per Begriff des Risikos
Wohl kaum ein Begriff wurde so oft in Zusammenhang mit umweltbezogenen Problemen und Gefahrdungen aufgegriffen, wie der des Risikos. Das Risiko scheint eine wichtige thematische Begrenzung fur okologische Probleme darzustellen. Um Aspekte dieser Grenze besser erfassen zu konnen, soil zuerst die Risikobegrifflichkeit genauer dargelegt werden.
Der Risikobegriff gewann erstmals an Bedeutung durch die gro&flachige Nutzung von offensichtlich storungsanfalligen und gesellschaftlich umstrittenen Technologien (vgl. Wehling 2011: 531). Erste Konflikte und Verwendungen des Begriffs Risiko traten in den Umweltbewegungen der 1970er und 1980er Jahre auf, welche durch schwerwiegende Unfalle, nuklearer, industrieller und chemischer Art, ausgelost wurden, wie z.B. der Atomunfall in Tschernobyl. Darauffolgend wurde der Begriff von vielen verschiedenen Disziplinen aufgegriffen, wie z.B. von der Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften, den Ingenieurswissenschaften und spater auch von den Sozialwissenschaften. Hier wurde der Begriff Risiko als ein mogliches zukunftiges Schadensereignis verstanden, dass objektiv bestimmbar und rational kalkulierbar ist. Risiken wurden dann spater von der Soziologie auch als etwas sozial Konstruiertes verstanden.
Der Soziologe Ulrich Beck hat in seinem Werk „Risikogesellschaft“ von 1986 die These formuliert, dass durch die gesellschaftliche Produktion von Reichtum und die Entwicklung von immer neueren Technologien, es zu einer immer gro&eren Unsicherheit uber deren Auswirkungen und damit zu einer wachsenden Anzahl an Risiken kommt. Fur Beck entstehen okologische Risiken vor allem aus den unbeabsichtigten und unvorhergesehenen Nebenfolgen wissenschaftlich technologischen Handelns. Diese Risiken sind besonders in einer Zeit wie unserer hoch, weil sie ein riesiges globales Ausmaft und eine sehr hohe Intensitat annehmen konnen. Aber auch, weil sie meistens unkontrollierbar und ihre Auswirkungen oft nicht mehr umkehrbar sind. Deswegen formuliert Beck hier sehr treffend, dass Risiken uns mit positiven Oder negativen Grunden bzw. Argumenten verkauft Oder vermittelt werden und sich die Definitionen von Risiken mit dem sozialen Wandel der Gesellschaft andern.
Auch Niklas Luhmann bezieht zum Thema Risiko Stellung. Er behauptet, dass durch die Etablierung und die Ausweitung des Risikobegriffs, die Entscheidungsabhangigkeit von der Zukunft stetig wachst. Damit wird auch der Wunsch grower, dass man die Unwissenheit und Offenheit, der bis jetzt gemachten Erfahrungen, einschrankt Oder versucht ganz zu vermeiden. Luhmann spricht hier von einer „Doppelstruktur des Risikokonzepts". Der Fokus wird einerseits auf mogliche unerwunschte Folgen unseres Handelns gelenkt und andererseits wird gleichzeitig versucht, diese Folgen kalkulierbar und greifbar zu machen (vgl. Boschen 2012: 318). Besondere Bedeutung gewinnt fur Luhmann die Unterscheidung der beiden Begriffspaare, Risiko und Gefahr, sowie Entscheidende und Betroffene, wobei Risiko und Gefahr nicht komplett voneinander getrennt werden konnen. Unter „Gefahrdung“ versteht man dabei, dass „etwas Bestehendes durch menschliche Handlungen in seinen Eigenschaften Oder seinem Bestand bedroht wird" (Martens 1999: 91). Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Bedrohung absichtlich herbeigefuhrt wurde. Diese Begriffe setzt er so in Zusammenhang, dass der Entscheidende durch seine eigene Entscheidung, ein kalkuliertes und fur ihn (wahrscheinlich) mit Vorteilen behaftetes Risiko eingeht. Fur die Betroffenen hingegen, ist es eine durch die Entscheidung anderer zugemutete Gefahr, auf die man selbst einfach keinen Einfluss hat. Dieser Vergleich zeigt sehr treffend wie okologische Debatten entstehen konnen und man kann ihn allgemein gut auf Probleme unterschiedlichster Art in der Gesellschaft anwenden. Risiken werden aus der Sicht dieses Standpunktes nicht mehr als unvermeidbare Einflusse von au&erhalb gesehen, sondern den menschlich getroffenen Entscheidungen von Individuen Oder Institutionen zugeschrieben.
Mit dem Begriff Risiko wird also impliziert, dass die moglichen Handlungs- und Entscheidungsfolgen, die eintreten konnten, grundsatzlich bekannt sind, selbst wenn nicht alle Einzelheiten vorhersehbar sind. Schadensereignisse sind im Allgemeinen berechenbar, auch wenn man nicht wissen kann ob, wann und in welchem Ausmaft sie eintreten werden. Au&erdem hangt das Risikowissen auch sehr von der kulturellen Wahrnehmung ab, ebenso wie von den fachspezifischen Objektivitatsma&staben. Wir entscheiden immer nach dem neuesten Stand unseres Wissens, aber ein Irrtum kann naturlich immer auftreten. Dieser wird vielleicht auch erst in z.B. 3 Jahren sichtbar, wenn wir einen vollkommenen anderen Wissensstand haben. Das bedeutet also, dass auch unerwartete Folgen miteinberechnet werden mussen. Deswegen sollte man auch versuchen die bereits eingetreten negativen sowie positiven Erfahrungen der Vergangenheit uber Umweltbelastungen und Gesundheitsgefahrdungen mit einzuberechnen. Auch sie konnen zu einem neuen Erkenntnisgewinn beitragen. Zusammengefasst kann man also feststellen, dass okologische Probleme Ergebnisse „komplexer, fortlaufender Wechselwirkungen zwischen sozialen Praktiken und okologischen Dynamiken" sind (Wehling 2011: 534). Weiterhin unterscheidet man jetzt zwischen Risiko und Restrisiko. Das Restrisiko ist der Teil an unerwarteter Gefahrdung, der trotz jeglichen Kalkulationen und unter Benutzung der modernsten Technologien, nicht ausgeschlossen werden kann. Ein anderer Begriff fur das obengenannte Restrisiko ist das Nichtwissen. Was genau Nichtwissen ist und wie es zustande kommt wird nun im nachsten Abschnitt naher dargestellt.
3. Die Bedeutunq von Nichtwissen
Im Bereich des Nichtwissens beschaftigt sich die Soziologie im Grunde damit wie Nichtwissen in der Wissenschaft entsteht, durch die Wissenschaft hergestellt und wie in der Gesellschaft darauf reagiert wird. Durch die immer neuer und moderner werdenden Technologien wird die Forschung sehr vereinfacht und schnell vorangetrieben. Dadurch wird aber auch ein rasches Wachstum an Wissen gefordert. An sich ist die Zunahme von Wissen naturlich nichts Negatives. Durch das Wachstum von Wissen vermehrt sich aber auch die Unsicherheit und das Nichtwissen uber mogliche Risiken. Schlie&lich ist es einfach nicht umsetzbar alle moglichen Folgen und Nebenfolgen zu kalkulieren, wenn sie vorher noch nie eingetreten sind bzw. es sie vorher noch gar nicht gab. Nichtwissen meint hier sozusagen ein „Noch-Nicht-Wissen“. Das Nichtwissen wird durch diese Dynamik laufend vergro&ert und reproduziert. Es ist somit ein Nebenprodukt der Erzeugung von Wissen und ist als eine Folge der immer starker uberhandnehmenden Technisierung unseres gesellschaftlichen Lebens zu sehen.
Auch fur die Politik und die gesellschaftliche Offentlichkeit steigt die Bedeutung und Gewichtung des Themas „Nichtwissen der Wissenschaft". Schlie&lich wird unser Leben auch immer starker abhangig von wissenschaftlichen Innovationen gemacht. Diese neuen Erfindungen erleichtern unser Leben in vielen Bereichen erheblich und es ist einfach nicht mehr vorstellbar, ohne sie zu leben.
[...]